nachgeschrieben am 30.01.20 von 17:00 bis 17:50
»Wie wäre es mit einem Hobby?«
Jack schaute von seinem Glas voll Scotch auf und sah sich in der Wohnung um, den sein bester Freund sein Heim nannte. Überall hing, lag oder stand Nippes herum. Er kam sich fast vor wie auf einem Flohmarkt.
»Pfähle mich mit dem Barhocker, auf dem ich sitze, wenn ich je auf die Idee kommen sollte, wie du all diesen Firlefanz zu sammeln. Verdammt noch mal, Llew, was sollen die ganzen Gläser voller Dekosand!«
Sein Freund nippte an seinem Lieblingsdrink, Bloody Mary, ehe er dem gewaltigen Wandregal Beachtung schenkte.
»Nun, es ist eine riesige Wand und die Bücher, die dort standen, habe ich gespendet. Ich brauchte einen Ersatz.«
Und Llew fiel nur Dekosand ein. Manchmal zweifelte Jack an dem Verstand seiner Leute. Beide Unsterbliche sahen sich an, bis einer die Stille durchbrach.
»Das ist ein überaus dämlicher Spleen.«
»Für dich«, antwortete Llew mit einem Lächeln, bei dem seine Eckzähne aufblitzten. Vorsicht war geboten und Jack wollte die Gastfreundschaft nicht aufs Spiel setzen. Er wusste nicht, wo er sonst hinsollte.
»Du hast hoffentlich nicht auch das zweite Bett verschenkt. Könnte einen Platz für die Nacht gebrauchen.«
»Will deine Familie immer noch nichts von dir wissen?«
»Nein.«
Der Vampir konnte es ihnen nicht übelnehmen, nachdem er sich aus purem Egoismus in die Unsterblichkeit gestürzt hatte. Alles nur, um keine Verantwortung für das Familienunternehmen zu tragen.
»Wie war das bei dir, Llew? Auch überall entfernt worden?«
Sein Gegenüber nippte erneut an seinem Bloody Mary, ehe er sich seine Fingernägel besah. Eine Geste, die Jack noch nie bei ihm gesehen hatte.
»Ich war etwas emotional nach der Verwandlung. Verständlich, wenn man in seinem eigenen Sarg erwacht. Daraufhin habe ich meine Familie aus dem Kreis der Lebenden entfernt.«
Dieser Mann setzte nun alles daran, seine vier Wände mit Dekoartikeln vollzustopfen. Jack wusste nicht, ob es angemessen war, laut loszulachen. Er beließ es bei einer gemurmelten Entschuldigung, bevor er sich dem Scotch widmete.
Llew kicherte derweil vor sich hin.
»Ja, das waren noch Zeiten.«
Jack rannen bei den Worten Schauder des Grauens über den Rücken. In den Jahren wollte er nicht geboren worden sein.
»Du bist mir irgendwie lieber, wenn du über Nippes redest.«
»Du meinst wohl eher, dass ich dir weniger Angst mache«, entgegnete Llew mit einem wissenden Lächeln, »noch einen Drink?«
Da sagte er nicht nein.