Prompt vom 13.05., nachgeschrieben am 26.09.
~ Straßendrabble ~
In den Keller unter dem Haus zog er sich jeden Abend zurück, wenn der Mond hoch am Himmel stand. Niemand störte ihn, war er mit den Jahren als sonderbar und unheimlich verschrien.
Die Leute hatten nicht unrecht mit ihren Vermutungen, was er ihnen nie ins Gesicht sagen würde. Wie sein Vater immer zu sagen pflegte: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Sein Vater war ein schlauer Mann gewesen und ihm alles beigebracht. Gemeinsam hatten sie den Keller gebaut.
Es war der perfekte Ort für ihre gemeinsame Leidenschaft, die sie einander näher brachte.
Im diffusen Licht einer Lampe betrachtete er die Auswahl an farbenfrohen Kleidern. Allesamt schön in Hüllen aneinandergereiht hingen sie an einem Ständer. Sie verströmten einen zarten Rosenduft, von dem sie beide fasziniert waren. Vielleicht versuchte er sich an einem anderen Parfüm, das seinen künftigen Angebeteten mehr zusagte. Lilie vielleicht oder Flieder ... er würde es ausprobieren. Er musste es.
Seine Füße bewegten ihn vorbei an den alten Schminktisch seiner Mutter zu den Vitrinen in der Ecke. Das Herzstück des Kellers, in das er mit seinem Vater viel Zeit und Liebe investiert hatten. Ein seliges Lächeln umspielte seine Lippen, als er vor dem Meisterwerk seines alten Herren stehen blieb.
Schneewittchen mit ebenholzschwarzem Haar und apfelroten Wangen versprühte ihren ganz eigenen Charme, dem er von der ersten Sekunde an, verfallen war. Seine Augen wurden es nie müde, sie anzusehen.
Er hatte nur welche für sie.