06.10.2019 von 23:40 bis 00:22
»Teds rote Cowboystiefel gehen gar nicht. Da können sie noch so Schwupoki geprüft sein.«
»Ich würde mir an der Stelle eher Sorgen machen, wenn er Pumps im Schrank hätte.«
Glucksend nahm ich ein Stück Pizza aus der Schachtel und rollte es zusammen, bevor ich es mir genüsslich in den Mund stopfte. Meine Mitbewohnerin aß währenddessen ihr Sushi fein säuberlich mit Stäbchen. Dumm nur, dass ihr die Hälfte des Ingwers immer aufs T-Shirt fiel. Ein bisschen Algensalat und Wasabi hatten sich dort schon verewigt.
Jeden Mittwoch schauten wir uns die Serie How I met your mother an. Das war ein Ritual, für das wir unseren übrigen Freunden absagten, wenn sie uns zu einem Drink einluden. Es gab nur Madeleine und mich.
»Du meinst, so wie du?«
Ihr Grinsen registrierte ich am Rande, während ich mir eine Coladose öffnete. Es gab nichts zu meiner Verteidigung zu sagen und Abstreiten ging auch nicht, da sie das Paar mit eigenen Augen gesehen hatte. Ich hatte Madeleine nur nie gesagt, warum da ein Paar roter Pumps im hintersten Winkel meines Kleiderschranks versteckt waren.
»Eve wollte nie einen Verlobungsring haben«, erklärte ich, spielte nebenbei mit dem Öffner an der Dose, »es hätte alles Mögliche sein können, aber es wurden rote Schuhe. Verlobungsschuhe sozusagen.«
Mir war diese seltendämliche Idee nicht wirklich peinlich. Letzten Endes waren es nur rote Schuhe, von denen jeder einen bekommen hätte, wenn das Schicksal nicht manchmal einem böse mitspielte.
Diese Geschichte kannte Madeleine und sie kuschelte sich an meine Schulter, weil ich vermutlich aussah wie drei Tage Regenwetter. Dabei schmerzte der Gedanke an Eve nicht einmal so sehr. Wir hatten jede Minute unserer Zeit voll ausgelebt. Selbst, als es mit ihr zu Ende ging. Ich ihre kalten Finger noch immer in meiner Hand spürte, wenn ich die Erinnerung daran zuließ.
»Und ich dachte, du arbeitest heimlich als Dragqueen«, seufzte Madeleine und ich musste lachen, so absurd war der Gedanke.
»Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Ich bin in etwa so langweilig wie der gute Ted.«
Ein paar meiner Freunde waren aber genauso durchgeknallt wie seine. Meine Freundin hatte das Zeitliche gesegnet, bevor sie meine Frau werden konnte. Ich nahm einen Schluck Cola, um den bitteren Geschmack im Mund loszuwerden. Eve hatte ich versprochen, nie im Selbstmitleid zu baden. Nicht wegen ihr oder unserer verlorenen Zeit, weil das wiederum vergeudete Minuten waren, in denen ich Schönes erleben konnte.
»Wie viele Schuhe hast du eigentlich?«, wollte ich von Madeleine wissen, die spitzbübisch zu mir aufschaute.
»Einige, aber keine roten Pumps. So viel kann ich dir verraten.«
»Dann bestimmt rote Cowboystiefel«, neckte ich sie, obwohl sie vom besagten Schuhwerk nichts hielt. Sie setzte sich auch schon mit einem entrüsteten Laut auf.
»Nur in der Hölle würde ich solche Dinger tragen!«
»Okay.«
Wieder gluckste ich. Madeleine kicherte.
Wir kuschelten uns erneut aneinander, und in solchen Momenten wusste ich, dass einfach alles am Ende gut werden würde.