10.11.2019 von 18:00 bis 18:30
Seufzend nippte ich an meinem Cider.
»Bis eben fand ich Hugh Jackman als Van Helsing heiß, aber ...«
»Jetzt, wo er um seine Geliebte heult, ist er für dich komplett unsexy geworden«, erklärte mein Mitbewohner Jackson, »du solltest ihn bemitleiden. Er hat seine Angebetete umgebracht.«
»Als hätte er mit ihr je glücklich bis ans Ende seiner Tage werden können. Er ist Van Helsing und zufälligerweise heißt er Gabriel. Was glaubst du, worauf das abzielt?«
Jackson tat, was er immer an dieser Stelle machte: Er schaltete den Fernseher aus und holte sich ein Bier, weil er ohne Alkohol meine Ausschweifungen nicht ertrug. Dabei legte ich es nicht einmal darauf an, den Allwissenden zu präsentieren.
»Weißt du, das nächste Mal leihe ich mir ›Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen‹ aus. Den kannst du mir dann auch madig machen.«
»Dafür sorgt die Story schon«, entgegnete ich pikiert, »aber Dorian Grey und Tom Sawyer sind heiß.«
Das reichte aber nicht, um den Film besser zu machen. Der ist einfach nur mies. Wie konnte Jackson den gut finden?
»Ich schaue mir den nur gern wegen Dr. Jekyll an. Manchmal fühle ich mit ihm, weißt du? Wenn ich mit dir einen Filmabend mache, stehe ich kurz davor, mich in Mr Hyde zu verwandeln.«
Ich streckte ihm die Zunge heraus. Wir beide wussten, dass er trotzdem immer wieder einen mit mir Nervenzwerg veranstaltete.
»Du liebst es doch.«
Jackson stimmte mir tatsächlich zu, während er sich neben mich setzte.
»Ja, ich muss dich lieben, sonst hätte ich dir schon vor Jahren das Kissen ins Gesicht gedrückt, bis du nicht mehr atmest.«
Langsam schwenkte ich mein Glas mit dem Cider. Wenigstens hatte er es endlich zugegeben, dass er mich mochte.
»Du bist wirklich Dr. Jekyll und Mr. Hyde.«