24.11.19 von 20:00 bis 21:00
Es ist keine Fanfiction, obwohl mich das Fate Fandom hier sehr inspirierte.
Wer's nicht kennt, umso besser. ;-)
Der Text kann zu Verständnisproblemen und etwaige WTF-Momente führen. Ich entschuldige mich im Vorfeld schon mal dafür.
»Wenn du um mich weinst, verrätst du dich«, murmelte er in blondes Haar, das selbst jetzt einen leichten Blumenduft verströmte und ihm wieder einmal vor Augen hielt, dass die zierliche Gestalt an seiner Brust einer Frau gehörte. Er hatte es fast schon vergessen, aber nun, da sie mit Tränen in den Augen zu ihm hinaufschaute und ihr Schwert vergessen irgendwo im Staub lag, brannte sich dieser Anblick in sein Gedächtnis wie ein unauslöschbares Brandzeichen.
Er wusste bereits seit Langem, dass er verloren war. Ein Mann, der sich nach einer Frau verzehrte, die unerreichbar für ihn blieb. Ihm rang der bloße Gedanke ein leises Lachen ab, dass er und Lancelot mehr gemeinsam hatten, als er es je für möglich gehalten hatte.
Eine lose Strähne aus ihrem Haar strich er mit letzter Kraft hinter ihr Ohr und schenkte ihr ein Lächeln.
»Ich kann dir jetzt nichts mehr aus Holz schnitzen, um dich aufzuheitern. Als großer Bruder habe ich wohl versagt, aber so sehr du mich manchmal um den Verstand bringst, ich bereue nichts. Aber du musst jetzt stark sein.«
Wie nie zuvor in ihrem Leben musste sie für ihre Ritter, ihrem Volk, der König sein, den das Land brauchte. Er konnte ihr mit keinem weiteren Rat mehr zur Seite stehen, außer einem vielleicht, doch den wagte er nicht zu äußern. Das Recht dazu hatte er nie besessen.
Seine geliebte kleine Ziehschwester, Artoria Pendragon, Frau seines Herzens ... er seufzte schwer. Für unheilbare Wunden hatte er Berühmtheit erlangt und fiel ihr jetzt zum Opfer.
Der kleine Bastard schaffte es wirklich, ging ihm durch den Kopf, während sein Körper langsam aber sicher jedes Gefühl verlor. Seine Linke lag inzwischen reglos neben ihn. Nur seine Augen gehorchten ihm noch, sodass er den Blick über die Gefolgsleute gleiten ließ, die mit Artoria gekommen waren. Um Mordred aufzuhalten, brauchte es weitaus mehr. Gerade jetzt musste er an der Seite seines Königs sein, aber das Schicksal hatte andere Pläne mit ihm und so blieb ihm nur, darauf zu hoffen, dass sie sich im nächsten Leben wiederfanden.
Vielleicht konnte er ihr dann seine Gefühle gestehen, weil es nichts mehr zwischen sie gab. Keine Ideale, für die sie ihr eigenes Glück opferte. Sie wären nur ein Mann und eine Frau, die ihm mit einer einzelnen Träne das Herz in tausend Stücke zerriss.
Du bist ein Narr, Kay. Es gab so viele Damen auf der Welt, um deren Hand er hätte bitten können, doch er wusste, dass er nie glücklich mit einer von ihnen geworden wäre. In diesem Moment, wo sie beide schwach waren und er ihre Lippen auf seiner Stirn spürte, starb er glücklicher, als er es zu Lebzeiten je gewesen war.
Er fühlte sie erneut, kurz bevor er aus einem tiefen Schlaf erwachte. Allein auf einer Wiese lag er unter strahlendblauem Himmel und lauschte dem Zirpen der Grillen. Über ihn beugte sie sich mit einem feinen Lächeln auf den Lippen.
»Es ist lange her«, erklärte er, während er ihre Erscheinung in sich aufnahm. Sie trug statt einer Rüstung, unter der sie ihr wahres Geschlecht verbarg, ein schlichtes Kleid. Es erinnerte ihn an eines, das sie damals im Hause seines Vaters getragen hatte. Als weder das Schwert Excalibur noch der Titel des Königs existierten.
»Ich weiß«, gestand sie mit einer weichen Stimme, wie er es eine Ewigkeit nicht mehr vernommen hatte, »es tut mir leid.«
»Ist das ein Traum?«
Wenn dem so sein sollte, wollte er nie wieder erwachen. Er bereute den Weg nicht, den sie gemeinsam eingeschlagen hatten, aber das hier kam seinen Herzenswunsch so nahe, dass er verweilen wollte.
»Ich weiß es nicht. Ich bin eben erst erwacht und fand dies auf meinem Schoß.«
Sie zeigte ihm mehrere Bilder von einer Schar Ritter, die sich um einen einzelnen Mann versammelten. Es war so weit verblichen, dass sich kein einziges Gesicht erkennen ließ, aber er wusste sofort, dass links und rechts von der Person Lancelot und er ihre Schwerter emporhielten.
»Die Ritter der Tafelrunde.« Ein letztes Mal vereint, um ihren Treueschwur gegenüber ihrem König geltend zu machen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er in ihr Gesicht blickte.
»Ich bin wohl neben Lancelot und Mordred der Schlechteste deiner Ritter gewesen. An jenem Tag, als ich dir die Treue schwor, tat ich es nicht für König Arthur. Ich schwor bei meinem Leben, dass ich meine kleine Ziehschwester vor allem beschütze und ich habe elendig versagt. Schon allein, weil ich ahnte, dass ich dich längst nicht mehr als meine Schwester sah.«
Sie sagte lange nichts, was er als Zeichen nahm, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte. Wenigstens hatte er es endlich sagen können und brachte schweren Herzens Abstand zwischen ihnen. Erst, als er ihre Hand auf seinem Arm spürte, neigte er sich ihr wieder zu.
»Ich wusste es«, gestand sie zu seiner eigenen Verwunderung, »ich sah es dir an, als ich Guinevere zu meiner Frau machte. Als Mordred als mein Sohn auf der Bildfläche erschien und zu meiner Schande kann ich dir nichts geben, was meine Taten wieder gut macht oder gar rechtfertigt. Ich habe deine Liebe verraten. Ich verdiene sie ebenso wenig wie meine Ritter.«
»Du bist nur ein Mensch, so sehr du auch dagegen anzukämpfen versucht hast. Meiner Liebe bist du auf ewig würdig«, entgegnete er mit einem wohligen Gefühl im Bauch, weil sie ihn nicht direkt abwies. Es bestand wohl Hoffnung, die er beim Schopfe packte und ihre Lippen mit seinen bedeckte. Zumindest, bis ihm bewusst wurde, dass es womöglich ihr Erster war.
Du bist wirklich ein Narr, Kay.
Endnotes: Ja, Kind Arthur ist hier eine Frau. Artoria Pendragon, die sich als Mann ausgibt und so Guinevere heiratet und einen Sohn zeugt (nicht gebärt).
Ich wollte schon immer eine Geschichte schreiben, in der Kay mehr für sie empfindet als geschwisterliche Gefühle.