nachgeschrieben am 09.12.19 von 9:00 bis 9:50
»Dein Verlobter ist tiefgefroren.«
Er hatte ihr keine andere Wahl gelassen. Ihr alles genommen, was ihr heilig gewesen war. Am Fußboden lag ihr zersplitterter Eiskristall, den sie seit ihrer Geburt an einer Kette um den Hals getragen hatte.
Sie spürte noch immer die Berührungen dieses Mannes auf ihrem ganzen Körper und wollte sich dafür am liebsten die Haut von den Knochen reißen. Sterbliche wussten eine Göttin nicht mehr zu würdigen, wenn sie eine gebändigt hatten.
»Glaubst du etwa, dass ich mir dieses Benehmen gefallen lasse?«
Ihr gebührte Respekt. Sie war die Herrin des ewig währenden Winters, was sie diese erbärmlichen Geschöpfe in dieser verfluchten Stadt auch spüren lassen würde. Sie brauchte nur einen Moment, um sich wieder zu besinnen. Ihr Bruder war da keine Hilfe, der ihren erkalteten Verlobten grinsend umrundete.
»Nein, ich kenne dich doch. Soll ich die Stadt in Schutt und Asche legen?«
Verlockender Gedanke, aber sie hatte ihre eigenen Pläne.
»Ich werde diese Stadt unter Eis und Schnee begraben.«
Die Sterblichen sollten vor ihrem neuen Thron knien und dort um Gnade flehen. Es wurde Zeit, dass sie ihnen das Fürchten lehrte. Sie hatten eine Göttin entehrt. Sie verdienten kein besseres Schicksal.