Tosende Wellen sich meterhoch türmen
Und brechen am tödlichen Kliff.
Blitze und Winde aufs Festland einstürmen,
Fegen durch Gräser und Riff.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Durchbrich das Ungewetter!
Jedes Schiff ist eine Motte
Und du ihr Lebensretter!
Donner grollt aus allen Himmeln,
Wolken bilden dichte Front,
Dort wo wilde Wasser wimmeln,
Funkeln Schuppen am Horizont.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Strahle wie die Sonne!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Folgt dir voller Wonne!
Regen peitscht das Glas brutal,
Wandelt sich zu rohem Eis
Und das Fenster schreit vor Qual,
Zerplatzt zu Scherben, glitzernd weiß.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Sei ein Hoffnungsschimmer!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Die du leitest immer!
Dunkle Wassermassen lassen
Schöne Wesen durch die Gischt,
Denn die Leiber, glänzend nassen,
Sind halb Frau, halb Fisch im Licht.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Vernichte Finsternis!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Preist deinen Schein gewiss!
Glockenklarer Seegesang
Kommt aus ihren Mündern
Und dem Sturm wird Angst und Bang,
Ein Ständchen allen Sündern.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Sei der sichere Hafen!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Darfst sie nicht bestrafen!
Und die Stimmen trägt der Wind,
Die melodiöse Spure,
Durch Gezeiten hin geschwind,
Durch alle Himmelsflure.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Harr den gar Verirrten!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Dein Licht soll sie bewirten!
Die Töne schwimmen schmiegend,
Schwingen sich empor,
Den Turme sanft besiegend,
Umschlingt der Nixenchor.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Locke Freund und Feinde!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Sei für sie Gemeinde!
Dringen durch den Rahmen,
Wo das Glas sich einst befand
Und sie nie durch kamen,
Bis Eis es übermannt.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Drehe deine Runden!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Du heilst ihre Wunden!
Nun ist es ihnen gelungen,
Prompt geht es auf die Jagd,
Nur einmal schief gesungen,
Wäre schon verzagt.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Stoße an den Himmel!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Durchleuchte das Gewimmel!
So schlängelt sich das Liede
Durch jeden dunklen Raum,
Bis in die Schlafesschmiede
Des Wärtersohnes Traum.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Sprich erhellend Segen!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Die Winde sie wegfegen!
Der Junge steckt im Wandel,
Vom Knaben nun zum Mann,
Drum braucht es keinen Handel,
Es zieht ihn jäh in Bann.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Heller noch als Blitze!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Sucht nach deiner Hitze!
Wie von Zauberei betört,
Von diesen sinnlich Stimmen,
Kaum sein Ohr die Pracht gehört,
Entbehrt es ihm den Sinnen.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Bist doch Zufluchtsstätte!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Dass dein Licht sie rette!
Ohne Arg und Unbehagen
Den Linnen barsch entflieht,
Von nackten Füßen fortgetragen,
Es ihn dem Bett entzieht.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Prange über Steinen!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Erbetet Schutze, deinem!
Er steigt nun heiter Stufen,
Er hört mehr als er sieht,
Er folgt gehorsam Rufen,
Ahnt nicht, was geschieht.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Scheine ohne Pause!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Die du führst nach Hause!
Die starke Hand erwärmt,
Der kalten Türe Griff,
Die noch den Weg versperrt,
Zum Lampenhaus, zum Riff.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Künde in die Ferne!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Die dich sichtet gerne!
Er stößt sie auf behände,
Der Sturm schlägt ihm entgegen,
Er warnt ihn vor dem Ende,
Ein unerhörter Segen.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Verteile deine Gaben!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Für die du höchst erhaben!
Sekunde jagt Sekunde,
Der Junge ist durchnässt,
Doch braucht es keine Stunde
Bis er sein Leben lässt.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Weis' den Weg zur Bucht!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Blendend deine Wucht!
Er tritt sanft ans Geländer
Und streckt die Arme aus,
Die Haare wehen wie Bänder,
Ein Tod in Saus und Braus.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Erheitere den Abend!
Jedes Schiff ist eine Motte!
An deiner Güte labend!
Blitze zucken, Donner knallt,
Regen hämmert gar fatal,
Dem Meer gehört der Junge bald,
Da bleibt ihm keine Wahl.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Bezwinger aller Schatten!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Die dich darf begatten.
Nun krallt er sich ans Eisen
Und klettert hoch beherzt,
Die Nixen wollen speisen
Und das ist nicht gescherzt.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Sei ein lichter Heiland!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Bringe sie zum Eiland!
Er blickt berückt hinunter,
Wo Fels und Fluten warten,
Er lächelt froh und munter,
Sieht er nur einen Garten.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Streichholz in der Not!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Bewahrst sie vor dem Tod!
Er will die Finger lösen,
Ein Sprung in Liebe pur,
Es ächzen Schraub und Ösen,
Ein Sprung zu Tode nur.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Lotse in die Sicherheit!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Die du anziehst, weit und breit.
„Liebster? Was tust du?",
So fragt es hinter ihm.
Und er wendet sich im Nu
Auch nach hinten hin.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Ein Obelisk, der glüht!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Um deine Gunst bemüht!
Dort steht seine Liebe,
Sie bringt ihn zur Vernunft.
Stoppt die wilden Triebe,
Ist von guter Zunft.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Wie ein Meer aus Flammen!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Darfst sie nicht verdammen!
„Ich lauschte den Sirenen,
Sie sangen vor sich hin,
Ich wollte gerad erwähnen,
Das ich vergeben bin..."
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Fackle alles nieder!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Findet zu dir wieder!
„Steig wieder hinunter,
Und komm zurück ins Bett.
Dort treiben wir es bunter,
Als ihr schnöd Sonett."
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Brenne voller Inbrunst!
Jedes Schiff ist eine Motte,
Frönt nach deinem Lichtdunst!
So schlüpfen die beiden, Arm in Arm,
Kissen und Decke wohl behagen,
In das schützende Neste warm,
Dort gilt es eine Schlacht zu schlagen.
Leuchte, leuchte, standfest Gotte,
Durchbrich das Ungewetter!
Jedes Schiff ist eine Motte
Und du ihr Lebensretter!
Der Nixen Münder aufgerissen,
Es haut sie allesamt vom Stuhl.
Das, was sie nicht konnten wissen:
Der Spross des Wärters ist schwul.