Mutter, bitte töte mich.
Erst du mich und dann ich dich.
Wer mir das Leben einst gegeben,
Kann es mir auch wieder nehmen.
Umschling wie Efeu meine Seele,
Da ich dich zu lang schon quäle.
Trag die alte Frau ins Licht,
Und mein Seelenheil zerbricht.
Saug mich aus wie ein Vampir,
Glänz durch Jugend, sie steht dir.
Raub mir Träume, ich muss weinen,
Du misshandelst sie zu deinen.
Häng an Fäden meine Glieder,
Ich gebe deinen Willen wieder.
Lass mich tanzen, in den Tod,
Die Füße rauchen wie ein Schlot.
Zwing mich in die Demut,
Bespucke mich mit Blut,
Stille meine Lebenslust
Mit Zweifel, Angst und Frust.
Kredenz mein Herz,
Mit Tratsch und Terz,
Mit Kuchenmatsch,
Beim Kaffeeklatsch.
Verpeste meine Luft,
Ich hasse deinen Duft!
Denn bei faulig strenger Süße,
Erbreche ich auf deine Füße.
Zieh mich an und führ mich vor,
Und säusel mir ganz sanft ins Ohr,
Gib mir einen dicken Kuss,
Auch wenn ich dadurch sterben muss.
Erfriere mich mit deiner Kälte,
Zerschlage mich mit steter Schelte,
Zieh mich auf und halt mich klein
Und schlachte mich dann wie ein Schwein.
Altes Weib, komm tanz mit mir!
In deiner Abhängigkeitsgier,
Trittst mir auf die Zehen oft,
Kommt der Tod ganz unverhofft.
Mutter, bitte töte mich,
Denn ansonsten töt ich dich.
Wer mir einst das Leben gab,
Liegt alsbald schon kalt im Grab.
Ich brech dir deine Wangen zart,
Dich leiden sehen ist ziemlich hart.
Du weinst ja wie ein Krokodil,
Du bist und bleibst ein Nilreptil!
Aber Mutter, lauf nicht fort,
Hier ist doch so ein schöner Ort!
Wo ließe es sich besser sterben,
Als im Schoße deines Erben?!
Kein Problem, ich halt dich fest,
Und geb dir auch ganz bald den Rest,
Deine Füße pack ich dir,
Und schleif dich wieder her zu mir.
Dann nehme ich das Tortenmesser,
Mutter, bald geht es dir besser.
Siehst du da, wie schön es ist,
Wie dein Gewand das Blut dir frisst.
Mutter, fast tut es mir leid,
Um das reine weiße Kleid,
Ich hätte dich vergiften sollen,
Mit Arsen im Christenstollen.
Mutter, ach wie dumm du bist,
Fielst herein auf meine List,
Bestimmt zersplittert voller Schmerz,
Dir grad dein krankes altes Herz.
Bevor du hier dein Leben lässt,
Greifst du schwach nach meiner West,
Und fragst mich, ehe du vergisst;
Wer von uns das Monster ist.
Mutter, dein Gedankenspiel,
Bedeutet mir nun nicht mehr viel.
Drum mach ich ohne Gegenwehr,
Mich über das Gebäck jetzt her.
Ist der Mord einmal verschleiert,
Und dein Reichtum erst ergeiert,
Besuch ich deine Ruhestätte
Und pflanze dort eine Limette.
Mutter, bitte stirb für mich,
Erst stirbst du und dann erst ich,
Dem Leben hast du mich gedichtet
Und heut für mich darauf verzichtet.