Wage es nicht,
Denn du bist nichts,
Kein Düsterlicht
Für den Knaben des Lichts!
Er ruht in einer Sphäre,
Ganz für sich allein,
Komm ihm in die Quere
Und dein Tod soll's sein!
In ihm brennen Feuer,
Brennen voller Kummer.
Du bezahlst es teuer,
Störst du seinen Schlummer!
Schwebt in loser Schwere,
Ohne Zeit und Raum,
Ruht in einer Sphäre,
Lebt in ewig Traum.
Bitte lass den Jungen schlafen,
Weck den güldenen Knaben nicht!
Denn alle, die ihn wach antrafen,
Sind nun weiter nichts als Licht!
Und das Prisma aus Kristall,
Schirmt ihn vor der Unreinheit,
Formt undurchdringbar einen Wall,
Schutz und Schlaf in Ewigkeit.
Tritt nicht näher,
Reiß dich zusammen!
Lieber eher,
Als in Flammen.
Ein armer Tropf bist du,
Und das beweist,
Dass dein Blick in Seelenruh',
In Habgier herum kreist.
Was suchst du bloß,
Hast nicht verstanden?
Deine Augen so groß,
Da sie hier nichts fanden.
Ja da schreist du, sehr empört,
Zeterst, jammerst unerlässlich.
Himmelhoch jaulend, geistesgestört,
So vergraulend, unermesslich.
Ich kann dich nicht zähmen,
Hör', was die Vernunft dir rät!
Doch ich fürcht', ich muss erwähnen,
Dafür ist es nun zu spät!
„Oh mein lieber Wächter,
Was hört mein Ohr?
Ein Mensch, ein echter?
Lass ihn zu mir vor!"
„Ich will mit ihm spielen,
Es langweilt mich sehr!
Lass mich doch mal schielen,
Sonst schlaf' ich nimmermehr!"
Nun sieh was du angerichtet,
Der Bub' ist erwacht!
Du hast nicht verzichtet,
Dich lachhaft gemacht!
Du suchtest nach Gold?
In seinen Augen es strahlt!
Hast Silber gewollt?
Sein Haar schimmert wie gemalt!
Ich weiß, was du vorhin gedacht,
Einfacher Mann, einfacher Satz:
„Ein Junge, der Reichtum bewacht?"
Der Junge ist der Schatz!!!
Und nun ist er wach,
Ganz hervorragend gemacht,
Hüte dich, ich halt' ihn in Schach.
Mein Wiegenlied hat's weit gebracht!
„Tick Tack, Tick Tack,
Es sinken die Lider.
Tick Tack, Tick Tack,
Schwer werden die Glieder."
Doch seine Augen,
Blind vor Licht,
Ihm nicht auslaugen,
Sie schließen sich nicht.
„Tick Tack, Tick Tack,
Der Traum holt dich ein.
Tick Tack, Tick Tack,
Du darfst müde sein."
Doch kein Schleier
Legt sich nieder.
Und kein Reiher
Wärmt ihn im Gefieder.
Nun wäre Strophe drei gekommen,
Doch der Junge beginnt zu zittern.
Ist er vor Wut oder Trauer benommen?
Ich kann nur große Gefahren wittern!
Alles bebt, alles vibriert,
Und der Knabe leuchtet hell,
Seine Macht in Schwaden pulsiert,
Funken zerstieben im Prisma grell.
Plötzlich ist es ruhig und still,
Er glitzert leise vor sich hin.
Ob er wieder schlafen will?
Ich mir nicht so sicher bin.
Er sprengt seine Zelle,
Verlies aus Kristall!
Sphäre zerschelle,
Prisma zerfall'!
Splitter regnen
Auf uns hinab.
Ich sollte dich segnen,
Sonst wird es zu knapp.
Er steigt herab zur Erde,
Halte dich bereit,
Froh und glücklich werde,
Dein Leben in aller Zeit.
Eine Wunde ziert die Wange
Und daraus rinnt rotes Blut.
Langsam wird dir Angst und Bange,
Und das ist auch gut.
Er ist nur ein Kind,
Neugierig gar,
Wie es alle Kinder sind,
Blut nahm er nie wahr.
Er will es erspüren,
Den Finger gestreckt,
Will dich berühren,
Du hast ihn geweckt.
Er schreitet heran,
Er kommt auf dich zu,
Er fasst dich an,
Fängst Feuer im Nu.
Jetzt kreischst du laut, so voller Schmerz,
Der Junge weicht zurück entsetzt,
Und dem Armen bricht es das Herz,
Dass er dich hat so verletzt.
Der Knabe weint gar bitterlich,
Du fackelst weiter, lichterloh.
Dass eine Träne einer Perle glich,
Stimmt dich nicht mehr wirklich froh.
Doch bevor du wirst zu Asche,
Kommt dem Buben die Idee!
Eine Lösung, schlaue rasche,
Tut auch gar nicht weh!
Er bündelt dir, die Energie,
Und öffnet aus dem Nichts,
Die Tür zu seiner Traummagie,
Den Vortex des Lichts.
Noch bist du nicht verlodert,
So reißt es dich hinein.
Sonst wärst du nur vermodert,
Du darfst zufrieden sein!
Du bist ab nun Gefährte,
Im Traume spielt schön ihr.
Dass er dich begehrte,
Lag allein an dir.
„Tick Tack, Tick Tack,
Vom Schlafe wirst du übermannt.
Tick Tack, Tick Tack,
Er macht euch zwei bekannt."
Der Junge steigt hinauf,
In die Sphäre hinein,
Dort wartest du darauf,
Der Knabe schläft sanft ein.