Die Sonne fällt,
Der Mond steigt auf,
Der Himmel grellt
Durch Sternenhauch.
Recken des Lichts,
Zieht euch zurück!
Dämonen des Nichts,
Ersuchet das Glück!
Spalten und Graben
Zerreißen die Welt.
Es kriechen die Maden,
Der Höllenhund bellt.
Das Wasser kocht
Im grünen Teich.
Ihr Herz, es pocht,
Doch ist sie bleich.
Sie teilt das Nass,
Erwacht zum Leben
Und der uralte Hass
Bringt Glieder zum Beben.
Es steigt empor,
In jener Nacht,
Aus dunklem Moor,
Die rote Königin mit Macht.
Weiße Schwingen,
Schwarze Augen,
Tod wird sie bringen,
Blut will sie rauben.
So steigt sie hinauf,
Bereit für die Jagd;
Mit Geschrei und Gefauch
Ihre Lust sie nun plagt.
Gleitet dahin,
Über Dorf und Stadt.
Mord im Sinn;
Wo findet er statt?
Nicht weit entfernt,
Im wunderlichen Kneipenhaus,
Ein Knabe, gut vom Wein gewärmt,
Fliegt jäh und unsanft raus.
Keine Liebe, verspieltes Hab;
Nichts ist gut;
Da ein Schlag!
An den Scherben klebt das Blut...
Oh süßer Duft,
Fliegt dahin
Und durch die Luft
Kommt die Königin.
Sie löscht die Laternen,
Schreitet über den Platz,
Zu dem Jungen, dem fernen,
Er hat ihren Schatz.
„Oh Junge, mein feiner,
So gib mir die Hand.
Oh Junge, du meiner,
Ich führ dich ins Land."
Sie beugt sich danieder,
Packt ihn mit Kraft,
Geschlossene Lider,
Leckt sie den Saft.
Farben dem Jungen,
Er sieht sie nicht klar.
Nachtluft den Lungen,
Sie bersten so gar.
Nun wandert sie fort,
Über Arm zur Brust.
Bis zum Halse dort,
Ach, so groß wird sein Verlust.
Hier ein Kuss, da ein Kuss,
Lippen saugen sich so fest.
Der Knabe spürt keinen Verdruss,
Königin nicht von ihm lässt.
Glocken schlagen zur Stund,
Zur zwölften genau.
Sein Leben an ihrem Mund,
Farben wandeln sich in grau.
Endlich reißt sie auf die Kehle,
Des Opfers Augen werden groß.
Noch wehrt er sich, die arme Seele,
Sein Blut spritzt auf die Steine bloß.
Wieder stößt sie hinein,
Die Zähne ins junge Fleisch.
Der Junge kann nicht schreien,
Nur aufheulen leicht.
Er sinkt auf die Knie,
Sein Blick wird leer.
Tränen, die er weinte nie,
Brennen in den Wunden sehr.
Sie folgt ihm runter,
Leckt sich die Lippen;
Ihre Züge sind nun bunter,
Mit den Fingern kann sie dippen.
Schlürfen und Schlingen,
Saugen und Beißen,
Schmatzen und Singen,
Trinken und Reißen.
Sein letztes Wimmern,
Voller Schmerz,
Kein Augenschimmern,
Kein schlagendes Herz.
Den toten Jungen in der Wiege,
Nähret sich die Königin.
Wie tausend gute Messerhiebe,
Frischt sein Leiden ihren Sinn.
Noch lange lange,
Wird sie sich laben.
Doch keine Bange,
Sie lässt übrig für die Raben.
Der Mond fällt,
Die Sonne steigt auf,
Der Himmel grellt,
Im Strahlenhauch.
Die Königin in Rot
Liegt unter den Fluten.
Satt gemacht hat sie der Tod.
Frieden dem Jungen, dem guten.
Nicht weit, in der Nähe schon,
Weint eine Mutter,
Um den einzigen Sohn.
Auf dem Platz liegt das Grabesfutter.