Krieg und Abfall stürzt herein,
Auf des Himmels hellsten Hain.
Gottgeschmiedet, Eisenglieder,
Reißt Satanael hier nieder.
Durchtrennt die Kette mit Gewalt,
Die dem Schutz der Erde galt.
Öffnet Sphären, Tore, Pforten,
Siegel zu leergefegten Orten.
Grausam lyncht er seinesgleichen,
Cherubim in ihrem Zeichen,
Die ihr Leben gerne geben,
Dem Abtrünnigen entgegen.
Sie halten ihn nicht,
Der Tempel, er bricht.
Teufels- und Dämonenschar
Zermalmt die Engel ganz und gar.
Strömen hinaus in das brennende Licht,
Auf die goldenen Straßen, welch ein Gedicht.
Angeführt vom Morgenstern,
Scheint Gottes Thron nun nicht mehr fern.
Und der Herr? Der entsendet sein Heer.
Alle Schatten freut das sehr.
Denn sie wollen niederstrecken,
Krallen schärfen, Zähne blecken.
Der Himmel entartet zur Schlacht
Und Luzifer, mit aller Macht,
Strebt zur Sonne, die Gott säumt,
Steigt über Feind, steigt über Freund.
Mit dem Schwert er Schneise schlägt,
Wobei er über Leichen geht.
Aufbegehren, Groll er hegt,
Als er vor der Treppe steht.
Er stürmt sie, Stufen um Stufen,
Hört schon die Seraphe rufen;
„Heilig, heilig, heilig!", es singt,
Jäh eine Posaune erklingt.
Mit Lilienstab und Instrument,
Luzifer sie zu gut kennt,
Gabriel sich vor ihn stellt,
Gott vor ihm verborgen hält.
„Ave, Engel Lichtträger,
Heute eher Lichtjäger...
Erste Hierarchie, zwei Chöre,
Seraph und Cherub auf mich höre!"
„Doch fühle ich die Finsternis
Und es ist mir wohl gewiss,
Dass Luzifer nicht folgen wird,
Er über Macht und Liebe irrt."
„Gabriel, Gottes Mann,
Der wie Wasser reden kann!
Dunkelheit die aus mir spricht?
Dunkelheit bezwingt das Licht!"
„Mein Herz war feuertrunken!
In Schatten bin ich nur versunken,
Da Gott und du mir Michael nahmt,
Dafür nun, sich euer Ende bahnt!"
„Ich werde dem Himmel Liebe geben!
Meinen Thron über seinen heben!
Du willst weiter Gottes Schutze beten?
Eine Ehre für mich, dich zu zertreten!"
Schwarze Klinge Luft zerteilt,
Gottes Held entgegen eilt;
Auf den Stock die Waffe fährt,
Gabriel bleibt unversehrt.
Und in zwei, der Lilienstab,
Doch Luzifer noch kämpfen mag.
Er schwingt das Schwert nochmal,
Sein lichtes Ziel hat keine Wahl.
Auf den Teufel schießt er Blitze,
Hell wie Sterne, welche Hitze!
Gottes Botschaft wird zu Teil
Dem Sündenengel gleich einem Pfeil.
Und er prasselt ohne Segen,
Wie ein dunkler Sternenregen,
Durch den Schlag von Gabriel,
Treppen wieder runter schnell.
Wird geschleudert auf Marmor,
Bis nach unten vor dem Tor.
Angeschlagen, stark blessiert,
Gibt er sich noch nicht dressiert.
Glauben richtet ihn auf,
Er muss erneut hinauf!
Nur wer bis zum Ende streitet,
Alle Horizonte weitet.
Doch eine Stimme, warme Glut,
Sanfter Schauer fällt auf Wut,
Stoppt ihn, er hält langsam inne.
„Bist du es?! Mein Gefährte? Meine Minne?"
Welches Wunder hält das Unheil,
Und lädt es zum vertraut' Verweil?
Finsterling sieht, nun umgekehrt,
Erzengel Michael, mit Flammenschwert.
Ein Anblick, schöner noch als Diamant,
Ist Luzifer mehr als bekannt.
Er senkt demütig, fast devot,
Den Kopf, der glüht, in Morgenrot.
„Michael, Liebster mein,
Willst nun Rechte Hand mir sein?
So wie immer, Seit' an Seit'?
Bis zu unserem kleinen Streit..."
Michael, fast wie gemalt,
Vom Reiz des Morgensterns bestrahlt,
Im Kopfschütteln das gülden Haar,
Alles wird damit ganz klar.
So tobt der Abgelehnte schon,
Hasserfüllte Explosion,
Wie eine Sonneneruption,
Die Drachentransformation.
Ein Monstrum groß und schwarzbeschuppt,
Aus schönem Cherub sich entpuppt.
Sendet magmaheiße Strahlen
In jede Richtung, Höllenqualen.
Doch Michael bleibt unberührt,
Obwohl er stark die Wärme spürt.
Luzifer mag nicht verbrennen,
Was die Menschen Liebe nennen.
Umkehrchance im Verzug,
Nutzt der Engel diese klug.
Spricht so sanft, wie es gelingt,
Dass der Teufel sich besinnt.
„Luzifer, mein Augenstern,
Komm herab, sei mir nicht fern!
Vergebung wirst auch du erfahren,
Mit Zärtlichkeit werd' ich nicht sparen."
„Ich hab' vorm Herrn für dich gesprochen,
Bin auf Knien für uns gekrochen,
Hab gebettelt und gefleht,
Dass er dich nicht vom Himmel fegt!"
„Musst nur zu mir kommen Lieber,
Und ich küss dir fort das Fieber.
Uriel schließt das Heiligtum,
Und Raphael kehrt Wunden um."
Der Drache bläht erregt die Nüstern,
Verliert sich in dem lieblich Flüstern.
Kann nicht halten, diese Form,
Als Engel zieht es ihn zum Born.
In den Armen seines Lebens,
Ist jeder Widerstand vergebens.
Von Absolution will er leicht nippen,
Auf Michaels vollmundig Lippen.
Und wie geil der Kuss doch ist,
Viel zu gut für eine List,
Sehnsuchtsvoll und animal,
Zuckersüß und infernal.
Luzifer, den schmerzt es jäh,
In seiner Brust tut etwas weh.
Eine Klinge, rotes Erz,
Steckt ganz tief in seinem Herz.
Seine Augen schauen das,
Was der Verstand nun nicht mehr fasst.
Also starrt zum Liebsten er,
Auf dessen Wangen, ein Tränenmeer.
Schwarze Schwingen fangen Feuer,
Funken dringen ins Ungeheuer.
Und der Leib wird ausgeraucht,
Hört nur noch was Michael haucht.
„Wer ist wie Gott?"
Ist es ein Spott?
Keine Zeit mehr für Gedanken,
Luzifer kommt schnell ins Wanken.
Himmelsfeuer hat gehascht,
Was himmlisch ihn erst hat gemacht.
So findet er hier keinen Halt,
Fällt durchs Heilig Reich sobald.
Was ihm bleibt, ein Phänomen,
Hat die Liebe 'letzt gesehen.
Und einen Satz gab sie ihm noch,
Den weiß er, selbst im Höllenloch.
So stürzt er auf die Erde flach,
Sein Gesindel folgt ihm nach.
Kommt er unten angestoben,
Bricht sein Herz, wie auch eins droben.