Heut strahlen sie, die Edelsteine,
Strahlen um die Wette.
Dünne, dicke, große, kleine,
Ach ich doch einen hätte.
Sie funkeln im Dunkeln,
Sie funkeln im Hellen.
Ach könnt ich mir bloß einen
Aufs Nachtschränkchen stellen.
Ich würd ihn bewundern,
Ich würd ihn polieren.
Mich wohl darin spiegeln
Und nimmermehr frieren.
Ich würde ihn hegen,
Ich würd ihn umfassen.
Mit meinem Leben beschützen
Und nie von ihm lassen.
Ich würde ihn betten,
Auf Seide und Samt.
Und die Minen preisen,
Von welchen er stammt.
Heut strahlen sie, die Edelsteine,
Die kostbaren Juwele.
Doch leider, leider hab ich keine,
Darum ich mich sehr quäle.
Und wenn dann die Sonne
Sich in ihnen bricht,
Rollt voll Wehmut und Wonne
Eine Träne durch mein Gesicht.
Ach könnt ich so strahlen,
So funkeln und schillern.
So glänzen und glitzern,
So leuchtend malen!
Vielleicht würde ein Edelstein
Mich so bemerken
Und meine Strahlkraft
Mit seiner verstärken.
Doch leider, leider
Wird es nie so kommen.
Mein mattes Flackern
Macht höchstens beklommen.
Da muss ich bitter weinen,
Mein Herz krampft sich zusammen.
Und plötzlich steht gar gülden
Die Welt um mich in Flammen.
Gott schickt mir einen Engel,
Er ist so wunderschön.
So kräftig und beflügelt,
Er trocknet meine Tränen.
Er sperrt sie weg für ewig,
In eine Glasphiole.
Und schenkt mir voller Güte
Seine Gloriole.
"Nun kannst du endlich strahlen,
Du wunderbarer Mann!
Die anderen Edelsteine,
Bezauberst du fortan!"
Heut strahlen sie, die Edelsteine,
Doch strahlen nur für sich.
Denn ich brauche, möchte keine,
Ein Engel strahlt für mich!