Eben war der Tod zu Gast,
Er stand in meiner Stube.
Doch hatte nicht erkannt ihn fast,
Er stand dort als ein Bube.
Sein Haar war blond, wie Flachs es ist,
Die Haut so bleich wie du jetzt bist.
Die Augen glimmten ihm in Grün
Und schneeweiß war sein Kostüm.
Ach wo kommt der Tod nur her?
Mit seiner Lilie am Revers.
Warum steht er hier im Raum?
Wie in einem schlimmen Traum.
Warum spricht er bloß kein Wort?
Und ist an keinem anderen Ort?
Wieso beugt er sich hier nieder?
Und schließt dir deine müden Lider?
Weswegen, Liebes, wählt er dich?
Sag mir, warum quält er mich?
Aus welchem Grund hält er dich fest?
Wozu er nicht mehr von dir lässt?
Wieso bettet er dir just,
Seine Blüte auf die Brust?
Mit welchem Recht, gibt er zum Schluss,
Dir den allerletzten Kuss?
Den Tod in unser trautes Heim,
Bat weder ich, noch du herein.
Doch trat er ein, ganz ungeniert,
Du hattest grad das Mahl serviert.
Dieses ist nun ach so kalt,
Wie der Tod in Bubgestalt.
Der Appetit ist mir vergangen,
Wie die Farbe deiner Wangen.
Konnte dich nicht von ihm reißen,
Von den Händen, eisig weißen,
Als er dich aus dem Leben riss,
Gefror mein Blut, durch ihn gewiss.
Hätt ich ihn länger angerührt
Und bitterkalt sein Herz gespürt,
Läg ich längst schon neben dir,
Wären tot und toter wir.
Aber nein, es darf nicht sein,
Unser Sohn, der kommt bald heim.
Wenn er uns so liegen sieht,
Weiß er nicht, wie ihm geschieht.
Und ließe es mir keine Ruh,
Läge er sich auch dazu.
Drum werde ich wohl weiterleben
Und ihm Halt und Liebe geben.
Doch immer werde ich mich fragen,
Wenn nicht schreien oder klagen,
Warum er sich für dich entschieden
Und mich an diesem Tag gemieden.
Heute war der Tod zu Gast,
Nahm ein Leben, machte Rast.
Ein Besucher, kalt und klamm,
Ist der Bleiche Bräutigam.