Joshua folgte seiner Mutter in gebührenden Abstand in das Gebäude und blieb vor Erstaunen stehen. Überall, wohin er auch sah, bekleideten graue und glänzende Metallplatten die Wände bis hin zur Decke, stülpten sich über die wenigen Türen und Gänge. Es schien eines der größten Wunder zu sein, dass der Boden aus Plastik bestand, der sich weich und quietschend unter seine Schuhe schmiegte. Joshua betrachtete die Menschen, die vereinzelt durch die Flure hetzten und in den schweren Eisentüren verschwanden. Nur zu gerne hätte der Junge gewusst, was sich dahinter befand, doch er musste seine Mutter finden. Er musste sie endlich zu ihrem Mann bringen, seinem Vater. Und auch wenn es ihr das Leben kosten würde, so ging er dieses unausweichliche Risiko ein.
Joshua drängte sich eng an die Mauern, um größtenteils von den hier Arbeitenden übersehen zu werden. Seine Entdeckung wäre ganz und gar nicht förderhaft für sein Ziel gewesen. Schnell kroch er vorwärts, immer in die Richtung, in die seine Mutter verschwunden war.
Er fiel kaum jemanden auf, ab und zu wurde er von einigen Putzkräften oder Ärzten begrüßt, doch niemand schien zu bemerken, dass er nicht hierher gehörte. Wie hätte er auch ahnen können, dass sie ihn alle für ein weiteres Versuchskaninchen hielten, das sich auf den Weg zu seiner Verwandlung machte?
So folgte Joshua Ann, immer Abstand einhaltend, bis seine Mutter eine Tür öffnete und dahinter verschwand. Er wusste kaum, wie weit sie gelaufen waren, doch anscheinend befanden sie sich im 1. Stock etwas außerhalb des Hauptteils.
Und dann geschah das, was der Junge niemals für möglich gehalten hatte: Ein Wunder. Ein solches, wie er es nie gesehen hatte.
Eine der Putzkräfte, die er als freundlich und hilfsbereit einstufte, nicht nur, weil sie ihn noch vor wenigen Minuten äußerst freundlich begrüßt hatte, sondern auch, weil sie ihn in diesem Moment erneut ansprach, kam vorbei.
„Hey, Junge!“, sprach sie ihn an, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. „Was machst du denn noch hier?“ Sie lächelte freundlich und lehnte sich auf einen Wagen, in dem sich scheinbar mehrere Tonnen Wäsche befanden.
Joshua runzelte leicht die Stirn und leichte Panik stieg in ihm auf. „Entschuldigung?“
„Du solltest doch längst da drin sein.“ Sie deutete auf die Tür, durch die Ann verschwunden war.
Es dämmerte ihm langsam, dass sie ihn verwechseln musste, doch vielleicht war damit seine Chance gekommen. „Natürlich! Ich war gerade im Begriff hineinzugehen.“
Die nette Frau nickte wohlwollend. „Könntest du mir einen Gefallen tun? Diese Wäsche“, sie deutete auf ihren Wagen, „muss dort hinein. Du musst den Wagen nur abstellen.“ Und als Joshua lächelnd nickte, ging sie wieder ihres Weges.
Und dann war des Jungens Stunde endlich gekommen. Er nahm ein Feuerzeug aus seiner Jackentasche und zündete die Wäsche an, riss die Tür auf und schob den Wagen mit aller Kraft in den Raum, in dem sich seine Mutter befand. Doch Joshua war nicht schwach und so rollte der Wagen gegen eine der Metallwände und kippte mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden. Joshua konnte gerade noch aus dem Augenwinkel erkennen, wie die brennenden Laken den Boden säumten und an seltsamen Instrumenten zu lechzen begannen.
Dann machte er, dass er davonkam.
Vielleicht lag es damals an den Sicherheitskräften, die die Fahrlässigkeit besaßen, die Aufnahmen der Kameras nicht zu sichern oder an der Polizei, die die einfache Fährte des jungen Mannes nicht aufnehmen konnte.
Doch Joshua war das alles egal.
Seine Mutter war endlich wieder bei dem, den sie liebte.
Denn ihn hatte sie niemals so geliebt, wie ihren Mann.