Gestresst werkelte Felix seit Stunden am Auftrag seines Kunden. Im Atelier klagte die Sinfonie Schuberts das Leid der Welt aus den Boxen, doch auch das half ihm nicht. Die Spannung wich nicht aus seinen verkrampften Schultern. Er war haltlos überarbeitet, hatte seit Monaten kaum geschlafen. Dabei sollte er sich freuen, dass er sich vor Aufträgen kaum retten konnte. Tat er aber nicht!
Felix zuckte zusammen, als ihn ein Geschoss im Nacken traf. Zähneknirschend wandte er sich um. Anton grinste ihn vom Sofa aus an, auf dem er Trauben essend lümmelte.
„Entspann dich doch mal, Kunstbanause. Du machst mich ganz nervös, wie du da hektisch die Schattierungen versemmelst.“
„Kümmere dich lieber um dein eigenes Desaster“, schoss Felix grantig zurück und erntete einen eisigen Blick von seinem Rivalen, als er auf dessen Skulptur deutete. Zur Antwort flog eine Traube auf ihn zu. Felix bückte sich eilig, das Obst traf … das Gemälde!
Schäumend vor Wut, gab es für den Künstler kein Halten mehr und so stürmte er kopflos auf die filigranen Schnitzarbeiten Antons zu und ließ diese mit aller Kraft gegen die nächste Wand krachen.
„Das macht deine Arbeit besser, du Dilettant?!“, höhnte Anton - etwas Undefinierbares schwang in seiner Stimme mit - und die Worte hämmerten sich in Felix‘ Kopf, erschütterten ihn.
Was dachte sich dieser Idiot?! Sein Hand ergriff den Vorschlaghammer, der in der hinteren Ecke des Ateliers Stand und schleppte ihn auf die Skulptur zu.
„Ich tue es!“, drohte Felix seinem Freund.
Wild funkelten dessen grüne Augen zurück. Hochmütig, so arrogant. Also schwang er den Hammer und ließ ihn auf die Arbeit – all die intensiven Stunden feinster Handwerkskunst - hinabsausen. Felix tobte und wütete, bis sich irgendwann zwei starke Arme um seinen Oberkörper schlangen. Erschöpft glitt ihm der Hammer aus den Händen und er ging gemeinsam mit Anton zu Boden. Heftig atmend lag er neben seinem Freund. Zwischen Staub und Splittern.
„Geht’s dir besser?“, murmelte Anton grinsend. Felix nickte.