Das theatralische Seufzen ließ sich nach dem fünften Mal nur noch schwer ignorieren. Und nur Gott wusste, Vigo und Fab versuchten es ausdauernd.
„Hach!“
Sechs, es waren sechs Seufzer. Der kleine Nerd betete inständig, sein Mitbewohner würde nicht nachgeben, doch er kannte den Assistenzarzt einfach zu gut. So dauerte es auch keine drei Sekunden, da wurde Vigos Gesicht weich und er drehte sich zu der vor dem Laptop hockten Wasserstoffblondine und der Emo-Braut, die ihr mit zu stark geschminkten Augen über die Schulter spähte, herum.
„Was ist so tragisch?“, gab der große Mann nach, „hat euch niemand lieb?“
Pfeilspitze Blicke erdolchten seinen Mitbewohner, der daraufhin den Kopf zwischen die Schultern zog. Fab grinste belustigt. Wenigstens war er mal nicht schuld.
„Wir sind single“, beklagte sich Leigh und fuhr sich durch den blonden Pferdeschwanz, „weit und breit kein Lover für Zora oder mich. Das heißt, auch kein Maibaum.“
Gelangweilt wanderte Fabs Augenbraue nach oben, seine Finger tippten derweil weiter auf seinem Tablet.
„Aha“, machte der Nerd daher betont trocken, „das tangiert mich nur äußerst peripher.“
Er war sich ziemlich sicher, dass nun ihn die giftigen Blicke trafen.
Das freudige Quietschen am ersten Mai ließ Fabs Ohren bluten. Also im übertragenen Sinn. Mit breitem Grinsen im Gesicht hüpften die zwei Damen der skurrilen WG um die mit buntem Kreppband umwickelten Birkenzweige, die notgedrungen in mit Erde gefüllten Sneakern steckten. Während Zora noch mit glänzenden Augen das kleine Holzherz betrachtete, das eine nette Botschaft verkündete, wandte sich Leigh zu ihren Mitbewohnern, die das Schauspiel zufrieden verfolgt hatten.
‚Danke, ihr Hasen‘, formte sie mit den Lippen.
Natürlich war niemand von ihnen ein Verehrer, doch sowohl Fab als auch Vigo liebten ihre Mädels. Die jungen Männer stießen ihre Fäuste über ihren Erfolg aneinander.