„Wenigstens engagiere ich mich!“
Seufzend nahm Fab diesen Spruch so hin. Leigh warf ihm gefühlt alle drei Monate vor, dass er sich in der Community zu wenig beteiligte. Nicht präsent war, nicht eintrat für die Rechte ‚seiner Leute‘ oder sich auch nur darüber informierte, was im Weltgeschehen so passierte. Stimmte ja auch. Alle vier Mitglieder der Chaos-WG saßen am Küchentisch und bastelten Pappschildchen für die bevorstehende Demo zum … Weltfrieden. Oder so. Fab hatte keinen Schimmer. Seine Mitbewohnerin hatte jeden Samstag ein neues Thema am Start. Da den Überblick zu behalten war schlichtweg unmöglich.
„Ist doch Jacke wie Hose, ob ich mich da einsetze und Regenbogenfähnchen schwingend durch die Gassen renne, oder mich raushalte“, meinte Fab und fragte sich, ob es jemandem auffiele, wenn das Wort ‚Verballhornung‘, falsch geschrieben war. Vermutlich nicht. Die meisten konnten mit dem Begriff wohl nicht mal etwas anfangen. Worum zum Henker ging es in dieser Protestaktion?
„Wenigstens setzen wir anderen uns alle für etwas ein. Du hingegen bekommst deinen Hintern nicht hoch!“, ließ sich Leigh weiter über ihn aus.
„Ist doch war“, zeterte sie weiter, „Vigo kämpft für eine Notfallversorgung für Leute ohne Krankenversicherung und Zora arbeitet im Frauenhaus. Was machst du? Du kannst dich ja nicht mal entscheiden, ob du was machen willst.“
Langsam wurde es ihm hier echt zu bunt. Auch die anderen beiden sahen ihn jetzt beinahe anklagend an. War doch seine Sache, ob er sich an politischen oder sonst wie gearteten Diskussionen oder Protesten beteiligen wollte. Nur, weil er nicht bei jeder Kontroverse auf die Barrikaden ging, hieß das ja nicht, dass er nicht seine eigenen kleinen Kämpfe austrug. Nur eben nicht so öffentlich.
„Wähl doch wenigstens mal, auf wessen Seite du stehst“, forderte Leigh nun noch zu allem Überfluss.
„Warum?“, fragte Fab nun rund heraus, „was ist so falsch daran, auf meiner Seite zu stehen?“