„Immer bekomme ich nur einen Zipfel von der Wurst!“
Damit rauschte Leigh an einem deutlich verwirrten Vigo und einem gemütlich vor sich hin dösenden Fab vorbei, die bis eben nichts Böses ahnend auf der Couch im Gemeinschaftsraum der Chaos-WG gegammelt hatten.
„War das ein Zitat aus ‚Manche mögen’s heiß‘?“, wollte der Medizinstudent mit erhobener Augenbraue wissen.
„Und ich dachte, sie beschwert sich darüber, dass sie immer nur die Reste beim Abendessen erwischt“, kommentierte Fab trocken.
Dafür erntete der junge Analyst einen Klaps auf seinen Hinterkopf. Leighs Tür wurde lautstark zugeschlagen. Dann streckte Zora, das jüngste Mitglied ihrer Truppe, den Kopf in den Flur. Sie warf einen Blick auf die Männer, verdrehte die Augen und verschwand wortlos zu der Wasserstoffblondine.
Frauen!, urteilte Fab. Als jedoch lautstarkes Schluchzten durch die dünnen Wände der WG hallte, machten sich auch er und Vigo zunehmend sorgen. Das sah der beinharten Leigh nicht ähnlich. Die Männer tauschten einen kurzen Blick und erhoben sich, um vorsichtig an der Tür zu klopfen. Durch diese drang ein Schniefen und beruhigendes Gemurmel. Dann ein „Herein!“
Vigo öffnete und sie entdeckten Leigh zusammengekauert auf ihrem Bett, die Beine eng an die Brust gezogen, das Gesicht gerötet und verweint, Zora neben sich, wie sie immer wieder sanft ihren Rücken streichelte.
„Was ist passiert?“, wollte Fab wissen.
Seine Leute warfen ihm böse Blicke zu, aber er wollte doch nur verstehen, was Leigh so sehr zusetzte. Vorsichtig setzte er sich zu ihr aufs Bett und strich der jungen Frau eine lange Strähne ihrer Extensions aus der Stirn.
„Sie haben mir die Genehmigung zum Namenswechsel nicht bewilligt. Schon wieder“, flüsterte Leigh heiser. Daher also die Tränen. Leigh würde weitere sechs Monate Leonardo auf ihren offiziellen Ausweispapieren heißen müssen.
„Irgendwann bekommst du auch deinen Zipfel vom Glück“, versicherte Fab seiner Freundin und gab ihr einen Kuss aufs Haar, „wir alle. Irgendwann.“