„Du Schatz, es ist ein so schöner Abend. Wollen wir nicht einen Spaziergang machen?“, fragte Steve seine Freundin Anja.
„Es ist doch schon fast dunkel“, erwiderte Anja und schüttelte den Kopf.
„Ach was, das macht doch nichts. Oder hast du Angst im Dunkeln?“, wurde sie gefoppt. Steve lachte schelmisch, obwohl ihm eher der Hintern auf Grundeis ging. Er hatte heute etwas ganz Besonderes vor, das er bisher vor seiner Freundin verheimlicht hatte. Es sollte eine Überraschung werden. Die Örtlichkeit und den Zeitpunkt dazu hatte er penibel genau ausgesucht. Nichts durfte schief gehen.
„Ich und Angst! Träume mal schön weiter!“, meinte Anja und schmiegte sich in Steves Arme. Der zog sie noch näher an sich und küsste sie zärtlich. Aber dann riss er sich los und drängte zur Eile.
Hand in Hand schlenderten die beiden den schmalen Weg in Richtung Wald. Anja, die erst vor Kurzem zu Steve gezogen war, schaute sich interessiert um.
„Hier war ich noch nicht“, stellte sie fest.
„Stimmt“, antwortete Steve schmunzelnd, was sie aber nicht sehen konnte, da es inzwischen vollends dunkel geworden war.
„Ein wenig gruslig hier“, meinte Anja erschauernd.
„Wohl doch Angst“, sagte Steve lachend, worauf seine Freundin ebenfalls lachte.
Sie schlenderten weiter. Die Bäume des Waldes ragten finster in den Himmel. Aber dann, Anja kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Mond ging auf und gab der Umgebung einen romantischen Hauch. Am Himmel waren ein paar Wölkchen zu sehen, die durch den Schimmer Lunas leuchteten.
Je näher sie Steves auserkorenen Platz kamen, desto aufgeregter wurde er. Es fiel ihm schwer, dies vor seiner Freundin zu verheimlichen. Anja bemerkte von allem jedoch nichts, zu sehr war sie von der romantischen Stimmung angetan.
„Schau mal, da ist eine Bank, wollen wir nicht ein wenig Rast machen?“, sagte Steve auf einmal.
Anja stimmte dem zu. Sie setzten sich. Im Rücken den düsteren Wald, vor sich ein weites Feld, an dessen Ende ein schmales Band Bäume stand. Über diesem war der Mond zu sehen, halb hinter kleinen Wölkchen verdeckt.
„Wunderschön“, hauchte Anja und kuschelte sich an Steve.
Gemeinsam genossen sie die nächtliche Ruhe. In der Ferne hörten sie ein Käuzchen, das wohl nach seinem Gefährten rief oder auf der Jagd war. Aus dem Hintergrund klangen Geräusche des Waldes bei Nacht, es raschelte und fiepte. Doch die beiden schienen es nicht zu bemerken. Für sie gab es nur den jeweils anderen.
Steve entzog sich Anjas Armen und stand auf.
„Wo willst du hin?“, fragte sie.
„Nur kurz für kleine Jungs“, erwiderte Steve und ging zum Waldrand. Dort nahm er die kleine Schachtel mit einem Ring aus seiner Jackentasche.
Zurück bei Anja, kniete er sich vor ihr nieder. Vor Aufregung machte sein Herz einen großen Sprung. Anja schaute ihn mit großen Augen an.
„Liebling“, begann Steve. „Ich liebe dich, so sehr, dass mir jede Sekunde Trennung großen Schmerz bereitet. Du bist mein Leben. Bitte werde meine Frau.“
Anja saß wie erstarrt auf der Bank und wusste nicht, was sie sagen sollte. Aber dann verstand sie seine Worte. Erfreut sprang sie auf und zog Steve auf die Füße. Sie warf sich in seine Arme und rief erfreut: „Ja, ich will!“
© Milly B. / 07.10.2021