Es gehörte schon eine Portion Mut dazu, als Neue in einer Firma die Aussage des Chefs in Frage zu stellen. Luisa hielt sich doch nur daran, was sie als Erinnerung an ihr Vorstellungsgespräch hervorgekramt hatte: keine sexuelle Anmache! Dass sie genau damit bei ihrem Vorgesetzten ins Fettnäpfchen getreten war, schlug dem Fass wahrlich den Boden aus. Luisa war zwar eine recht offene junge Frau, aber das ging ihr dann doch zu weit. Sex mit dem Boss war für sie genauso ein NoGo wie Sex mit dem Ex.
Zweifel nagte an ihr. Der biss sich richtig fest. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ständig darüber nachzudenken und sich die Haare zu raufen. Hatte sie sich richtig verhalten, indem sie André in die Schranken wies? Dabei hatte sie doch nur getan, was sie für richtig hielt. Sie wollte nicht angemacht werden, egal von wem, auch wenn es der Firmeninhaber war. Ihre Zweifel wurden immer größer. War diese Firma wirklich die, in der sie die nächsten Jahre verbringen und Karriere machen wollte. Diese peinliche Panne gleich zu Beginn war sehr viel mehr, als sie vertragen konnte. Aber blieb ihr eine Wahl? Der Arbeitsmarkt sah nicht besonders rosig aus für alleinerziehende Mütter, wie sie eine war. Daher konnte Luisa das Angebot für diesen Job nicht ablehnen, vor allem auch, da die Firma Gleitzeit anbot, um eben solchen Müttern zu ermöglichen, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können. Natürlich war auch das Finanzielle ein Anreiz, den Arbeitsplatz zu wechseln und umzuziehen. Sie musste mehr verdienen, um ihrem Kind und sich den Luxus bieten zu können, den sie genießen durfte, als sie noch mit dem Vater des Kindes zusammen war. Schon wieder in einer anderen Stadt neu anfangen, sich an neue Kollegen gewöhnen? Nein, auf keinen Fall!
„Ich wünsche mir Mitarbeiter, die täglich voller Schaffenskraft und Elan an die Arbeit gehen, die sich freuen, hier arbeiten zu können. Dabei sollen sie nicht einfach tun, was ihnen aufgetragen wird, sondern sich in die Firma mit einbringen, an deren Entwicklung mitwirken und sich auch über die Erfolge freuen“, hörte Luisa ihren Boss zu ihr sagen. „Dazu gehört auch voller Körpereinsatz.“ Er duldete möglichst keinen Widerspruch, erinnerte sie sich, aber Ideen für Lösungswege. Nur was er mit Körpereinsatz meinte, darauf konnte sie sich keinen Reim machen. Nun wusste sie es und sie schämte sich, nicht bereits bei ihrem Vorstellungsgespräch nachgefragt zu haben.
In Gedanken versunken spazierte Luisa den Weg durch den Park in Richtung Innenstadt. Seit sie in die Stadt gezogen war und den Park in der Nähe ihrer Wohnung entdeckt hatte, kam sie regelmäßig hierher. Meist mit ihrem Kind, wenn sie es von der Tagesmutter abholte. Heute allerdings war sie allein unterwegs. Sie musste den Kopf frei bekommen, nach dem, was am Vormittag in der Firma geschehen war. Sollte sie es bereits nach so kurzer Zeit bereuen, ihren alten Job gekündigt und den lukrativeren angenommen zu haben?
„Ich muss es wagen!“, führte sie ihr Selbstgespräch weiter. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, war ihre Devise. Irgendwie würde sie es schaffen, dass ihr Chef André ihr die peinliche Panne verzieh. „Wie konnte ich ihn nur vor versammelter Mannschaft ohrfeigen?“, sprach Luisa laut weiter.
Ein Passant blieb erstaunt stehen und schüttelte verständnislos den Kopf.
„Ja, gaffe du nur, du Hanswurst. Du hast gar keine Ahnung, wie es ist, in solch einer Zwickmühle zu stecken, wie ich“, wollte sie ihn anschreien. Sie besann sich jedoch. Der Typ konnte nichts dafür, dass sie schlecht drauf war und mit sich haderte. Außerdem wusste er gar nicht, mit welchem peinlichen Problem sie sich auseinandersetzen musste. Ohne ihn weiter zu beachten, lief sie weiter. Dabei dachte sie an das peinliche Vorkommnis am heutigen Vormittag:
Luisa saß an ihrem Arbeitsplatz. Sie war in ihre Arbeit vertieft und achtete nicht auf das, was um sie herum geschah. So bemerkte sie auch nicht, wie ihr Chef André das Büro betrat. Von den Kollegen wusste sie, das tat er ab und an mal, um sich über die Arbeitsatmosphäre ein Bild zu machen und seine Angestellten besser kennenlernen zu können. André war kein Boss, der sich abkanzelte und sich für etwas Besseres hielt. Im Gegenteil, er suchte die Nähe. Zwar hatte er sein Büro zwei Etagen höher, wo er Geschäftspartner empfing, oder auch mal persönliche Gespräche mit den Angestellten führte. Eine Sekretärin hütete sein Heiligtum. Wollte man zu André vordringen, musste man an ihr vorbei.
André schlenderte zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen hin und her. Mal sah er hier jemanden über die Schulter, mal da, gab Ratschläge oder nannte Lösungsvorschläge, wenn die übernommene Aufgabe das Wissen des Kollegen zu sehr strapazierte. Auf keinen Fall war er rechthaberisch.
Luisa arbeitete an einem Kassenbuch, dessen handschriftliche Eintragungen sie in das Abrechnungsprogramm eintragen wollte. André hatte am Vortag die Unterlagen höchstpersönlich abgeholt und die Barkasse gezählt. Die musste mit dem Endbetrag im Kassenbuch übereinstimmen. Das Kassenbuch selbst kontrollierte er nie, das taten immer diejenigen, bei denen es zur weiteren Bearbeitung auf dem Tisch landete.
Wie Luisa es immer tat, rechnete sie per Hand dagegen, um zu schauen, ob das Ergebnis mit den Aufzeichnungen übereinstimmte. Doch heute war gar nichts richtig. Sie verglich, hakte ab, aber fand den Fehler nicht. Missmutig schmiss sie ihre Aufzeichnungen über ihren Schreitisch, dass die Papiere herunterflatterten. Genau vor Andrés Füße.
„Na, na, wer wird denn hier“, foppte André sie.
Zornig schaute Luisa auf, direkt in Andrés lachende Augen. „Sie müssen sich ja auch nicht mit diesen blöden Papieren hier rumschlagen“, fauchte sie ihn an. „Hier stimmt nichts, aber auch gar nichts. Ich frage mich, was Ihre Filialleiterin sich dabei gedacht hat, eine derart schludrige Arbeit abzuliefern. Hier, schauen Sie selbst!“ Sie reichte André ihre Aufzeichnungen und die passenden Papiere dazu.
Aufmerksam schaute sich André alles an. Dann kam er zu ihr an den Tisch und zog sich einen Stuhl heran. „Immer mit der Ruhe. Suchen wir gemeinsam den Fehler“, sagte er.
Gemeinsam verglichen sie die Eintragungen im Kassenbuch und die Eintragungen im Programm. Die Summen stimmten wirklich nicht mit dem gezählten Betrag überein. Es war und blieb am Ende zu wenig Bargeld in der Kasse. André war fassungslos, Luisa genauso. Sollte die Filialleiterin ihn betrogen haben? Das konnte er beinahe nicht glauben.
„Wissen Sie was“, sagte André nach einer Weile zu Luisa, „gehen wir erst einmal in die Küche und machen wir uns einen schönen Heißen. Danach sehen wir weiter.“
Luisa erstarrte. Hatte sie sich verhört? „Was wollen wir machen?“, fragte sie vorsichtshalber nach.
„Wir machen uns einen Heißen“, wiederholte André und grinste sie auffordernd an.
Das war doch wohl die Höhe! Luisa sprang auf, dass ihr Bürostuhl fast nach hinten kippte. Sie wurde rot, aber noch schlimmer war es, dass alle Kollegen gehört hatten, was André zu ihr gesagt hatte. „Sie sind… Sie sind ein Scheusal!“, schrie sie ihn aufgebracht an.
„Aber Luisa, was ist denn auf einmal mit Ihnen los? Habe ich etwas Falsches gesagt?“ André war verwirrt.
„Sie wagen es auch noch so scheinheilig nachzufragen!“, knurrte Luisa zähnefletschend.
„Ich verstehe nicht, weswegen Sie plötzlich so aufgebracht sind“, wehrte sich ihr Chef.
„Ach, Sie verstehen nicht!“, höhnte sie ihn an. „So seid Ihr alle, Ihr Männer, Scheusale und ausnutzen könnt ihr uns Frauen. Was bei drei nicht auf dem Baum ist, wird hergenommen! Aber nicht mit mir!“ Sie holte aus und gab ihm eine Backpfeife.
André schaute Luisa erschrocken an. Was hatte er nur falsch gemacht, dass sie sich so sehr aufregte und ihn sogar schlug. Er hätte es noch verstanden, wenn sie sich angegriffen gefühlt hätte, wenn sie allein gewesen wären. Immerhin saßen sie recht nah beieinander, dass sich sogar ihre Schultern berührten. Aber nicht hier vor allen Kollegen. „Es ist besser, Sie gehen jetzt nach Hause und beruhigen sich ein wenig. Kommen Sie morgen wieder. Bis dahin wird Ihr Adrenalinspiegel hoffentlich wieder gesunken sein, dass ich mich in Ihre Nähe wagen kann“, presste André nach einer Weile Stille zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. Er musste an sich halten, um nicht die Fassung zu verlieren. Noch nie war es vorgekommen, dass sich eine Angestellte von ihm belästigt fühlte. Es käme ihm auch nie in den Sinn, so etwas zu tun. Für ihn waren die weiblichen Angestellten, aber auch die männlichen, Tabu. Arbeit und Privates trennte er rigoros. „Nun gehen Sie schon. Ich will Sie heute hier nicht mehr sehen”, herrschte er Luisa an, drehte sich um und verließ das Großraumbüro.
Jetzt erst wurde Luisa bewusst, sie hatte ihren Chef vor allen Kollegen geohrfeigt. Aber weswegen? Er hatte recht, sie musste erst einmal aus der Schusslinie und zur Ruhe kommen. Schnell packte sie ihre Sachen zusammen, grüßte kurz in die Runde und ging ohne ein weiteres Wort und sich umzuschauen.
Nun lief sie hier im Park herum, machte Selbstgespräche und verstand die Welt nicht mehr.
Am nächsten Morgen schlich sich Luisa mehr zur Arbeit als sie ging. Ihr Magen grummelte fürchterlich vor Aufregung. Außerdem war ihr speiübel. Mit Grauen dachte sie an ihren Chef André, dem sie heute garantiert begegnen würde. Wie sollte sie ihm nur gegenübertreten, ohne vor Scham im Boden zu versinken. Doch krankfeiern wollte sie auch nicht. Lieber stellte sie sich dem Übel. Da musste sie durch, ob sie wollte oder nicht.
Im Büro angekommen, verstummten die bereits anwesenden Mitarbeiter. Luisa kam es vor, als hätte sie die Kollegen bei etwas ertappt. Sie setzte sich an ihren Platz und startete den PC. Sie schaute sich um, doch das Kassenbuch vom Vortag lag nicht auf ihrem Schreibtisch, dafür eine Notiz, was sie als nächstes tun sollte.
Die anderen beachteten sie nicht weiter und begannen ebenfalls mit ihrer Arbeit. Kurz darauf war nur das Rascheln von Papier und das gelegentliche Piepsen eines Computers zu hören, wenn eine Mail einging. Nachdem sie sich auf ihre Aufgaben konzentriert hatte, war der peinliche Vorfall fast vergessen.
Plötzlich klingelte das hausinterne Telefon. Sie erschrak, nahm dann aber nach mehrmaligem Klingeln ab.
„André hier“, hörte sie die schnarrende Stimme ihres Chefs aus dem Hörer.
Luisa wurde es noch übler als auf dem Weg zur Arbeit. Was wollte er von ihr?
„Kommen Sie in einer Stunde in mein Büro“, sagte André mit einem Tonfall, der Luisa erschauern ließ. „Haben Sie gehört, in einer Stunde. Und seien Sie pünktlich“, wiederholte André. Seine Tonlage ließ keinen Widerspruch zu.
„Ich habe verstanden“, erwiderte Luisa endlich. „In einer Stunde in Ihrem Büro.“ Sie stieß die Worte so laut aus, dass die Kollegen hellhörig wurden. Neugierig starrten sie in ihre Richtung.
„Was ist? Ich werde wohl die Kündigung bekommen“, fuhr Luisa ihre Schreibtischnachbarin an.
„Das geschieht dir auch recht, du einfältige Trine. Einfach den Chef ohrfeigen. Wo gibt es denn so was?“, knurrte diese zurück. Dann wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu und ließ Luisa links liegen.
Ungeduldig starrte Luisa auf die Zeitanzeige an ihrem PC. Der Termin mit ihrem Chef rückte immer näher. Als die Stunde fast vergangen war, machte sie sich mit einem Grummeln im Bauch auf den Weg. Sie lief den langen, hellerleuchteten Flur entlang, an dessen Ende sich der Aufzug zur Chefetage befand. Luisa drückte den Rufknopf des Lifts und wartete, bis er mit einem leisen Summen hielt und sich die Tür öffnete. Resolut trat sie ein, blickte kurz in den Spiegel und betätigte den Knopf zur Chefetage.
Oben angekommen, wurde sie von Andrés Sekretärin in Empfang genommen. „André erwartet Sie bereits“, wurde sie von dieser lächelnd begrüßt. Dann führte sie Luisa durch ihr Büro hindurch zu Andrés Büro. Sie klopfte kurz und meldete, Luisa wäre zum Termin erschienen.
„Soll reinkommen“, schnarrte Andrés Stimme aus dem Hintergrund, dass es Luisa erneut kalt den Rücken herunterlief.
Sie trat ein und blieb vor dem riesigen Schreibtisch stehen, auf dem sich Akten stapelten.
André blickte kurz hoch. „Setzen Sie sich“, sagte er und wies auf einen einsamen Stuhl vor seinem Schreibtisch.
Luisa nahm Platz. Dabei achtete sie darauf, dass ihr Rock nicht zu hoch rutschte. Sie zupfte ihn kurz zurecht und schlug ein Bein übers andere. André beobachtete sie dabei. Seine Augen funkelten eisblau.
„Sitzen Sie bequem?“, fragte er wie nebenbei. „Ich nehme an, mein einladendes Sofa möchten Sie für unsere kleine Unterredung nicht als Sitzgelegenheit nutzen.“
Die vor ihm sitzende Frau wurde rot. „Besser nicht“, erwiderte sie. Ihr Hals kratzte, als hätte sie Sand geschluckt. Am liebsten hätte sie nach einem Glas Wasser gefragt, um sich die trockene Kehle zu benetzen.
„Was haben Sie sich nur dabei gedacht“, begann André, ohne auf Luisas Befinden zu achten. Während er sprach, blätterte er in einer Akte. Luisa erkannte ihren Namen auf der Vorderseite.
„Ich weiß auch nicht“, brachte sie leiser als gewollt hervor. „Ich verstehe selber nicht, wie ich mich so gehen lassen konnte. Es tut mir unheimlich leid.“ Mühsam versuchte sie, die Tränen zu unterdrücken. Eine wagte es trotzdem, über ihre Wange zu rollen.
„Luisa, Luisa. Was soll ich nur mit Ihnen machen“, sprach André unbeeindruckt von ihrer Gefühlslage weiter. „Dabei hatte ich angenommen, Sie wären die Frau unter meinen weiblichen Angestellten, die meine Sekretärin ablösen könnte, die mich demnächst leider verlassen wird.“ Er sah Luisa an. „Aber so wie Sie sich mir gegenüber verhalten haben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß wirklich nicht, ob Sie für diese Anstellung geeignet sind.“
Nun war es an Luisa, die Augen aufzureißen. Beinahe hätte sie auch einen spitzen Schrei ausgestoßen. Sie und Chefsekretärin? Das hätte sie nach so kurzer Zeit nicht erwartet. „Ich, ich…“, begann sie zu stottern.
„Ach, seien Sie doch still“, unterbrach André sie barsch und starrte sie wütend an.
„Ich nahm an, ich sollte Ihnen…“, Luisa wurde rot wie eine Tomate, während sie versuchte, sich zu rechtfertigen. Doch es gelang ihr nicht. Ihre Stimme versagte gnadenlos.
„Sie dachten was?“, fragte André. Sie sah ihm an, er war gespannt auf ihre Antwort.
„Es war etwas sehr Ungebührliches, was ich gedacht habe“, gab Luisa zu. „Ich dachte, ich sollte Sie… hm, wie soll ich es sagen.“ Sie wurde noch roter. „Ich dachte, ich sollte Sie oral…“
„Halten Sie ein! Ich will Ihr Gestotter nicht hören“, stieß André entsetzt aus. Nun bekam auch er einen roten Kopf. „Glauben Sie wirklich, ich würde so etwas von Ihnen verlangen? Aber Luisa! Nein, keinesfalls! Das würde mir im Traum nicht einfallen!“ André war empört über diese Anmaßung. „Ich bin glücklich liiert mit meinem Freund!“
Luisa nickte nur schüchtern. Dann riss sie die Augen auf. Hatte sie richtig gehört, André machte sich nichts aus Frauen? Ihr Blick ging vor Scham zu Boden, um ihren Chef nicht ansehen zu müssen.
„Aber Luisa, ich wollte doch nur, dass wir uns einen Kaffee kochen und dabei gemeinsam überlegen, was an den Aufzeichnungen falsch ist“, brachte es André endlich zustande, das Missverständnis aufzuklären.
Die Frau wurde blass. „Ich sollte nur… und Sie sind…“, stotterte sie erneut. Sollte sie sich wirklich so sehr geirrt haben? Ihr kam die Angelegenheit nun noch peinlicher vor.
„… ja, ich bin schwul und Sie sollten uns nur einen Kaffee kochen“, beendete André ihren Satz. „Aber trotz alledem kann ich Ihre Verhaltensweise mir gegenüber nicht dulden. Sie hätten nachfragen müssen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben, anstatt gleich handgreiflich zu werden.“ Er schaute Luisa streng an. „Daher tut es mir leid, dass ich Sie aus diesem Grund nicht weiter in den engeren Kreis als Anwärterin für die Stelle belassen kann.“ Er stand auf, Luisa tat es ihm nach. „Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit“, verabschiedete André die verdutzt schauende Frau und deutete zur Tür. „Ach ja, Luisa, warten Sie“, hielt er sie dann doch noch kurz zurück. „Ich habe den Fehler gefunden. Meine Filialleiterin hatte Geld für eine Barrechnung aus der Kasse entnommen und diese nicht eingetragen. Die Rechnung lag in ihrem Büro. Die hatte sie wohl vergessen. Daher die Differenz.“
Erstaunt blieb Luisa stehen und drehte sich zu André um. „Ach wirklich? Ich dachte schon, ich habe falsch gerechnet.“
„Mitnichten, Ihre Berechnung war richtig, nur die Eintragung der Filialleiterin fehlte. Und nun gehen Sie, Sie haben zu tun.“ Damit war für ihn das Gespräch endgültig beendet.
Luisa nickte erleichtert. Wenigstens hatte sie ihre Arbeit nicht verloren. Dafür stand sie als Gelackmeierte da und musste den Spott der Kollegen ertragen.
© by Milly B. / 30.03.2019