Lan lag wie eine schnurrende Katze in Shays Armen und genoss die wunderbare Nachwirkung.
»Magst du nicht schlafen? Du hast morgen wieder Schule«, sagte Shay und streichelte über seinen Rücken.
»Warum jetzt noch schlafen? Der Wecker geht eh gleich los ... also bringt´s nichts, wenn ich jetzt noch schlafe!«, murmelte Lan und Shay lächelte, weil er in diesem Moment eingeschlafen war. Er beugte sich über seinen jungen Gefährten, küsste ihn auf die Stirn und stand auf.
»Bis Sonnenaufgang sind es noch ein paar Stunden. Also dann!«, dachte er und stieg die Treppe nach unten runter. Er nahm sein Handy in die Hand und wählte eine Nummer.
»Na wenn das nicht mein Bruder ist!«
»Wo bist du?«
»Kannst du nicht etwas höflicher sein?«
»Kendrick!«
»Ja schon gut. Ich bin in meinem Büro. Im Gegensatz zu dir arbeite ich ...!«, murrte er, aber er konnte nicht zu Ende sprechen, weil Shay aufgelegt hatte. »Tzzz ... bis er die Dark Servant Manier aus sich wieder heraußen hat, wird wohl noch dauern.«
»Es war Shay?«, fragte Eckwin und Kendrick nickte.
»Es ist, wie wir gesagt haben ... Er wird herkommen!«
»Na klar tut er das ... Er ist ja nicht mehr eingeschränkt!«, sagte Yvette.
»Aber Leute, warum in meinem Büro?«, jammerte Kendrick.
»Hast du noch einen anderen Platz, wo wir uns treffen können?«, fragte jetzt Akame.
»Ja bei mir daheim ... da hätte ich genügend Platz!«
»Sicher und wie hätte es gehen sollen, wenn du arbeiten musst? Schon vergessen ... Er ist frei und diese kleinen Sondergenehmigungen, die der König bei dir immer durchgehen lassen hatte, sind vorbei. Shay spricht ihn sogar mit, eure Majestät an, ... du weißt, was das bedeutet. Er erkennt ihn als alleinigen König an und wir, die Shay unterstellt sind, müssen sich fügen ...«, erklärte Eckwin leicht hochmütig und ...
»Wer ist mir unterstellt?« ... verschluckte sich.
»Oh da seid Ihr ja schon da!«, hustete Eckwin und tat auf überrascht, aber Shay ignoriert ihn.
»Also was hast du dir ausgedacht?«, fragte Kendrick und plötzlich wurde er zu Boden geschleudert. »Für was ist das denn?«, keuchte er.
»Fehlende Umgangsform ... Hauptmann Nightheart!«, sagte Shay ruhig und verdrehte ihm seinen Arm.
»Meine Fresse ...«, keuchte Kendrick.
»Vergesst nicht, wer Ihr seid ...«, unterbrach Shay ihn streng.
»Wow bin ich froh, dass ich es nicht bin, der jetzt am Boden liegt!«, stotterte Eckwin leicht und dennoch musste er grinsen. »Hach ist es nostalgisch!«
»Was nicht ist, kann noch werden!«, sagte Shay und Eckwin hob abwehrend seine Arme.
»Ich bitte Euch, verzeiht meine Anmaßung ... wie sollen wir dich ... Euch ansprechen?«, fragte Eckwin grinsend und schaute Kendrick an, der von Shay wieder losgelassen wurde, der sich den Arm rieb.
»Ist doch klar ... Graf ... sag mal Shay, welche Geschichte wird der König für dich ausdenken?«, fragte Kendrick und handelte sich gleich wieder vernichtende Blicke von seinem Bruder ein. »Verzeiht ... Graf Nightheart!«, sagte er und Shay verzog kurz seinen Mund.
»Ich glaube, das lassen wir ...!«, sagte Shay doch leicht von dem Titel angewidert. Er war zwar ein Graf, wollte aber nicht unbedingt so genannt werden und alle im Büro fingen zu kichern oder zu lachen an, bis auf Kendrick, der seinen Arm immer noch rieb.
»Witzig!«, murrte er und verfluchte den Moment, in dem ihm als Erstes, etwas Unpassendes über die Lippen kam. Wäre es Eckwin gewesen, so hätte es ihn erwischt. Dennoch war er nicht wütend. Er war überglücklich, seinen Bruder wieder als freien Mann zu sehen.
***
Während Lan seelenruhig schlief, Shay und seine Leute, über das Bevorstehende sprachen. Klingelte bei den Willms in der kleinen Siedlung ununterbrochen das Telefon.
»Werner willst du nicht endlich mal rangehen!«, nörgelte seine Frau Elsbeth. Sie konnte es überhaupt nicht leiden, mitten in der Nacht gestört zu werden. Werner stand auf und ging runter in sein Wohnzimmer, wo sich das Haustelefon befand.
»Wer ruft denn heutzutage noch auf Festnetz an?«, fragte sich Werner und er fragte sich, wo sich überhaupt das Telefon befand. Er konnte es an einer Hand abzählen, wann er das Telefon in den letzten 10 Jahre in der Hand hatte. Überhaupt damit telefoniert hatte, geschweige denn angerufen worden war. Handys das war die heutige Zeit ...
Das Telefon hörte auf, um auch gleich wieder von vorne anzufangen, und er ging ran.
»Willms!«, meldete er sich.
»Spreche ich mit Werner Willms?«
»Ja!«, antwortete er und gähnte.
»Hi ich bin es Kasper.«
»Oh Kasper, schön dich zu hören!«
»Ja mir geht es genauso. Warum ich anrufe ... Benny ist heute gestorben ...«
»Was? Glaub ich nicht!«
»Doch und du weißt, was das heißt. Dein Sohn ist der Letztgeborene, also wird er der nächste Feuervogel ...«, sagte Kasper und Werner fiel der Hörer aus der Hand.
»Werner? ... Werner ...?«
»Ja bin wieder dran. Noch mal, was hast du gesagt?«, fragte Werner, weil er konnte es nicht glauben. Er war der älteste Sohn von Benny. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass er der Sohn war, der den letzten männlichen ... Feuervogel gezeugt hatte. Das ging ihm einfach nicht in den Sinn. Seine Brüder müssten doch auch Jungs haben, die jünger als Gary waren ... Das war auch der Grund, warum Gary ein Einzelkind war. Werner wollte einfach nicht, dass seine Kinder, diese Macht bekamen und ein auf Lotto zu spielen, dass das nächste Kind ein Mädchen werden würde, war ihm einfach zu riskant.
Nun sich darüber Gedanken zu machen, dafür war er zu müde ... und überhaupt, er hatte keine Ahnung, ob seine Geschwister Kinder hatten. Werner hatte sich von seinem Clan distanziert, denn er wollte mit der ganzen Sache nichts mehr zutun haben.
»Dein Sohn Gary wird der nächste Feuervogel ... du weißt, was das heißt. Bring ihn, noch bevor die Sonne das dritte Mal untergeht zum Tempel«, sagte Kasper und legte auf.
Noch ein paar Minuten stand Werner wie ein begossener Pudel da, bevor er, die Treppen hoch ins Schlafzimmer stieg.
»Wer hat denn um diese gottlose Zeit angerufen!«, nörgelte seine Frau und Werner hatte gerade das Bedürfnis, seiner Frau den Hals umzudrehen, weil sie konnte manchmal echt nervig sein. Aber er hatte sich für sie entschieden, weil sie erstens ein normaler Mensch war und zweitens, weil er sie liebte, trotz ihre Macken.
»Verwählt!«, sagte er nur und nahm seine Klamotten vom Stuhl. Er zog sich an und ging runter in die Küche. Dort machte er sich erst einen Kaffee.
Mit der Tasse heißem Gebräus setzte er sich an den Küchentisch und nahm einen Schluck.
»Warum Gary?«, fragte er sich. »Warum kann er nicht normal und ruhig leben?« Diese und mehr Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf aber der eigentliche Gedanke, wovor er jetzt schon einen Nervenzusammenbruch erlitt, war, seiner Frau Elsbeth zu erklären, dass ihr Sohn Gary ... ein magisches Wesen war. Ein Feuervogel und durch die Überlieferungen als Phönix bekannt war. Obwohl er und auch seine Frau normale Menschen waren.
»Haaa ...!« Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, denn Elsbeth war aufgestanden und als er die Tasse, wieder an seinen Mund führte, schmeckte er, dass der Kaffee kalt war und die Maschine, die auf 1 Stunde warmhalten eingestellt war, sich bereits automatisch abgeschaltet hatte. Er stand auf und machte einen neuen Kaffee.
***
Lans Wecker klingelt und wie automatisch und ohne hinzusehen, drückte er auf weiter. Die Nacht war einfach zu kurz und er rutschte näher zu seinem Gefährten, der seinen Arm um ihn legte. So schön warm und ... er spürte, wie Shays ihn sanft über den Oberkörper und über seine Brustwarzen streichelte und eine Reaktion blieb nicht aus.
»Vergiss deine Tabletten nicht!«, flüsterte Shay in sein Ohr, der natürlich wusste, was mit Lan los war.
Das war mehr als eine kalte Dusche und Lan grummelte ein »Ja« raus. Nicht nur das, auch Miriam schien, bei bester Laune zu sein, denn sie war bereits auf dem Gang und rief zum Frühstück.
»So spät schon?!«, fragte Lan und jetzt blickte er auf sein Handy. »Verdammt und ich wollte noch duschen. Sag mal, hast du mein Wecker verstellt?«
»Hmm ... nö!«, gab Shay zu Antwort und drehte sich auf die Seite, damit Lan sein Grinsen nicht sah.
»Du hast es getan ... meno!«, fluchte Lan und beugte sich über Shay. Jetzt sah er sein Grinsen. »Du bist gemein, warum hast du das getan?«, fragte Lan und schon wurde er gepackt und lag unter Shay.
»Damit jeder weiß, wie toll die letzte Nacht war!« Lan wollte was erwidern, kam nicht dazu, denn warme Lippen berührten die seine und eine neckische Zunge, forderte Einlass. Und eine Hand bahnte sich ihren Weg zu einem Ort, da wo jetzt Lan breit grinste.
»Hmmm ... du weißt aber schon, dass duschen, jetzt absolut nicht mehr drin ist!«, flüsterte Shay.
Lan hatte es dennoch geschafft, duschen zu gehen und sich für die Schule fertigzumachen. Mit noch feuchtem Haaren ging er zu seinen Eltern rüber und seine Mutter blickte ihn skeptisch an.
»Deine Haare sind noch nass!«, sagte sie.
»Hab verschlafen!«, war nur die Antwort, die er gab.
»Das halte ich für ein Gerücht!«, meinte Beverly, die von ihrem Handy hochschaute.
»Sag mal, musst du nicht schon weg sein?«, fragte Lan leicht genervt.
»Nein ... hab die restliche Woche frei ... ach Mama hast du was dagegen, wenn Ian bei mir einzieht?«
»Warum ziehst du nicht zu ihm? Da habe ich früh meine Ruhe!«, nörgelte Lan.
»Bev ... warum fragst du? Das ist deine Wohnung. Wen du bei dir wohnen lässt, ist deine Sache«, sagte Miriam nur und blickte mit leichtem strafenden Blick zu Lan.
»Ich mein ja nur, vielleicht haben wir vom König Auflagen oder so, weil er uns diesen Flügel zur Verfügung gestellt hat, oder so?«
»Nein habe wir nicht. Lan mach weiter ... du bist ziemlich spät dran heute! Und Papa wartet schon auf mich ...!«
***
»Was war denn letzte Nacht los? So ein Aufruhr! Kaum beginnt die Schicht und schon hakelt es Befehle um Befehle ...!«, nörgelte der Fahrer, der Lan, das erste Mal zur Schule bringen musste.
»Keine Ahnung, aber wir erfahren es eh immer als letztes«, gab der Beifahrer zur Antwort.
»Echt komisch ist dir aufgefallen, dass unser Hauptmann und unser Vize-Hauptmann ziemlich gestresst aussahen?«
»Japp, vielleicht haben sie einen Rüffel vom König bekommen.«
»Meinst du?«
»Na schon! Wenn alle beide zur gleichen Zeit zum König gerufen worden sind. Da muss was vorgefallen sein! Da kommt er ... also dann!«, sagte der Beifahrer und schnallte sich an.
»Was machst du da, du musst ihm die Tür aufhalten ...«
»Vergiss es ... und spreche ihn ja nicht mit, junger Herr Lan an!«, sagte der Beifahrer und Lan öffnete, ohne zu warten, ob jemand ihm die Tür aufhielt, die Tür und stieg ein.
»Guten Morgen!«, sagte er.
»Moing Lan und Lust auf Schule?«
»Von wegen!«, gähnte er und der Beifahrer lächelte zwinkernd dem neuen Fahrer zu.
Der Fahrer war von dieser Situation etwas überfordert, aber nun fing er an, den Gerüchten glauben zu schenken. Gerüchten, die seit Wochen im Umlauf und immer verschieden waren.
Hohe Adelsfamilie.
Normale Bürger.
Hohes Ansehen beim König.
Gefährte vom Dark Servant.
Keine übertriebenen Höflichkeiten.
Das neueste Gerücht, besagte, das der Vize-Hauptmann eine Gefährtin gefunden hat, die die Tochter, dieser Familie sein sollte.
Und, und, und...