Irgendetwas fehlte, jetzt in der Früh und Lan blickte sich um.
»Wo ist er?«, fragte er sich und holte sein Handy aus der Hosentasche. »Jo, wo bist du?«, schrieb er eine Nachricht an Gary und eigentlich würde gleich eine Antwort kommen, aber nichts. Komisch dachte sich Lan und steckte sein Handy zurück.
»Na vielleicht ist er krank ...«
Er ging weiter und hatte ein doofes Gefühl. Viele Blicke folgten ihn, zumindest wurde er von dennen angeschaut, die in der Siedlung wohnte und schon kam Rebecca auf ihn zugelaufen.
»Lan!«, rief sie schon von Weitem. »Hast du was von Gary gehört?«
»Gary? Was ist mit ihm?«, fragte er.
»Das wissen wir nicht, aber vielleicht hast du was von ihm gehört! Er wird seit heute früh vermisst! Seine Eltern sind total verrückt vor Sorge ...«
»Er wird vermisst? Was ist passiert?«, fragte Lan überrascht.
»Das wissen wir eben nicht!«, sagte sie und schon holte Lan sein Handy wieder aus der Hosentasche. Die Nachricht wurde immer noch nicht gelesen.
»Er hat die Nachricht immer noch nicht gelesen ... da stimmt wirklich etwas nicht!«, murmelte er und wie automatisch wählte er eine andere Nummer.
»Hmmm ...!«, ging eine schläfrige Stimme ran.
»Shay ... Gary wird vermisst und niemand weiß wo er ist und er geht nicht an sein Handy und liest keine Nachrichten ...«
»Warte ... Warte ... noch mal von vorne. Ich hab nichts gecheckt!«, nuschelte Shay, weil er eigentlich vor einer halben Stunde so hochgerechnet eingeschlafen war.
»Gary ... mein Freund ... aus der Siedlung ...«
»Gary?«, wiederholte Shay den Namen, er war wirklich noch nicht richtig da.
»Ja Gary Willms aus der Siedlung ...«
»Ah ... Gary, der was von Akame wollte ... Elsbeth und Werner ... ja jetzt, was ist mit ihm?«
»Er wird vermisst!«
»Warum wird er vermisst?«
»Keine Ahnung, niemand weiß, wo er ist, seine Eltern machen sich die größten Sorgen und er geht nicht an sein Handy und ließt keine Nachrichten! Shay da stimmt was nicht!«
»Okay, jetzt beruhige dich, ich werde es der Bruderschaft weiterleiten!«
»Und warum gehst du nicht?«, platze es aus Lan heraus.
»Weil es Tag ist, und ich erst das Ritual wieder durchziehen muss, um am Tag rausgehen zu können!«
»Dann mach das?«
»Für heute ist es bereits zu spät, das kann ich erst morgen bei Sonnenaufgang machen. Ich leite es weiter ... warte ich höre ein Herzschlag bei dir ... der gehört Rebecca.«
»Ja sie steht neben mir!«
»Sag ihr, sie soll das ihrem Gefährten schildern und er soll mit der Suche beginnen, bis die Bruderschaft eintrifft ...«
»Rebecca du hast einen Gefährten ...?«, fragte Lan überrascht.
»Einen Werwolf!«, gab Shay die Antwort. »Und er heißt Lorcc!«
»LORCC?«, wiederholte er es laut und nun schaute Rebecca Lan überrascht an.
»Was ist mit Lorcc?«, fragte sie.
»Teile es ihr mit und ich rühr mich bei dir, wenn ich was weiß, und Rebecca soll mit Lorcc in Verbindung bleiben!«, sagte Shay und legte auf.
»Mit Lorcc ist nichts, ich bin nur überrascht, dass er dein Gefährte ist.«
»Woher weißt ...!«
»Das hat gerade mein Gefährte zu mir gesagt und ich soll dir ausrichten, dass du Lorcc sagen sollst, er soll mit der Suche nach Gary beginnen und dann stößt irgendwann die Bruderschaft dazu!«
»Woher kennst du Lorcc!«
»Zufällig mal getroffen!«
»Und woher kennt dein Gefährte Lorcc?«
»Das weiß ich nicht, aber Shay hat gesagt, du sollst mit Lorcc in Verbindung bleiben, falls was Neues gibt! Und ich bleibe mit Shay in Verbindung!« Sie nickte dann nur und rief ihren Gefährten an. Aber nach einem kurzen Gespräch reichte sie ihm ihr Handy.
»Lorcc will dich sprechen!« Lan nahm das Handy und hielt es sich ans Ohr.
»Erzähl mir alles, was du über Gary weißt. Lieblingsorte, Lieblingsgeschäfte, was er so gerne tut, was er macht und mit wem er sich immer mal trifft!«, forderte Lorcc Lan auf und er erzählte ihm alles, was er über Gary wusste und das war nicht wenig. Sie waren immerhin beste Freunde, auch wenn sie sich in letzter Zeit nicht mehr, sooft getroffen hatten, und Lan fühlte sich deswegen etwas schlecht und nahm sich vor, dies wieder zu ändern. Gary war nervtötend, aber er war auch sein bester Freund, seit Kindergartentagen.
»Danke und sag deinem Gefährten, er schuldet mir was, ... wieder!«, sagte Lorcc und legte auf. Lan gab Rebecca ihr Handy zurück und schon klingelte es zum Unterricht.
»Mist, wir sollten uns beeilen!«, sagte Rebecca, Lan nickte und beide rannten los.
Als beide ins Klassenzimmer kamen, war noch kein Lehrer anwesend und nach 15 Minuten kam immer noch niemand.
Irgendwann kam dann doch jemand rein, sagte der Klasse, dass sie selbstständiges Lernen hatten, und schrieb es sogar noch an die Tafel.
***
Lorcc war bei den Willms angekommen und klingelte. Ein Mann mittleren Alters machte die Tür auf.
»Wer sind Sie?«, fragte Werner und er sah wirklich sehr blass aus.
»Bitte Verzeihen Sie die Störung. Mein Name ist Lorcc Arnviðr. Ich wurde beauftragt, nach Ihrem Sohn zu suchen!«, stellte er sich vor.
»Sind Sie von der Polizei?«
»Nicht direkt ...!«
»Was wollen Sie dann hier? Mein Sohn ist keine Schlagzeile ... verschwinden Sie!«, schimpfte Werner, weil er wirklich ziemlich gestresst war. Als er rauf in Garys Zimmer ging, um ihn zu wecken, weil Elsbeth die Morgenzeitung austrug, musste er feststellen, dass sein Bett leer und unbenutzt war. Werner erinnerte sich, dass Gary noch beim Abendessen daheim war, aber konnte sich nicht erinnern, dass er noch einmal rausging. Als er seine Frau danach fragte, als sie heimkam, ob sie wusste, ob Gary gestern Abend noch einmal rausging, hatte sie mit Ja geantwortet.
»Warum fragst du?«, fragte sie.
»Weil Gary nicht in seinem Bett lag, als ich ihn wecken wollte!«
»Vielleicht hat er bei einem Freund übernachtet?«
»Unwahrscheinlich. Gary würde es uns sagen!«, antwortete Werner und Elsbeth bekam einen geschockten Ausdruck.
»Gary ... was ist mit meinem Gary ... ich muss die Polizei rufen! Man sieht es ja überall in den Nachrichten ... oh mein Gary!« Werner wollte sie aufhalten die Polizei zu rufen, aber sie hatte die Nummer bereits gewählt.
»Und was sagen sie?«, fragte ihr Mann.
»Wir müssen erst einmal in seinem Freundeskreis nachfragen!« So ging es los, Elsbeth rief jede ihr erdenkliche Nummer an und bald darauf machte es die Runde.
»Niemand weiß etwas ...!«, schniefte sie.
»Hast du schon bei den Talfons angerufen?«, fragte Werner und ihr ging ein Licht auf.
»Da könnte er sein!«, sagte sie, aber als sie Miriams Nummer wählte, ging sie nicht ran. »Hach sie wird arbeiten!«, sagte sie und rief wieder die Polizei an. Aber wie nichts anderes erwartet, sagte die Polizei, dass sie auf die Wache kommen müssten, um eine Vermisstenanzeige aufzugeben. Aber dafür müssten sie noch 48 Stunden warten. Es könnte ja sein, dass der verloren gegangene Sohn wieder auftauchte.
Leider hatte diese Nachricht bereits schon ihre Runde gemacht und die örtliche Zeitung und Klatschpresse, riefen ununterbrochen bei den Willms an. Deshalb war Werner gestresst.
»Ich bin von der Nachbarschaftshilfe!«, log Lorcc schnell, weil ihm nichts Besseres einfiel, aber diese Hilfe gab es in der Siedlung wirklich. Sie wurde mal von Miriam Talfon ins Leben gerufen, weil eine Katze auf dem Baum festsaß oder weil ein Hund davon gelaufen war und noch so Kleinigkeiten. Werner wurde ruhiger.
»Und wie wollen Sie helfen?«
»Darf ich kurz in Garys Zimmer?«, fragte Lorcc.
»In Garys Zimmer, aber es sieht genauso aus wie immer!«
»Das ist kein Problem ... ich muss mich nur kurz umsehen!«
Werner ließ ihn rein und Elsbeth hing wieder am Handy und klagte ihr Leid.
Garys Vater führte Lorcc nach oben und zeigte ihm das Zimmer. Lorcc nickte und bedankte sich.
»Typischer Teenagergeruch. Testosteron ... ich würde mich nicht wundern, wenn unterm Bett eine Schnuddelzeitung liegt!«, dachte er und schaute sich weiter um, dann ging er zum Kleiderschrank, öffnete ihn. »Es ist nichts entwendet!« Danach bemerkte er, dass der PC lief und er betätigte kurz die Maus. »In der Leiste sind Tabs geöffnet!« Er klickte auf eins. Es war ein Onlinespiel. »Seit über 12 Stunden online, wow er muss ein Gamesuchti sein.« Er ging den Verlauf des Spiels durch und erkannte, dass Gary maximal, wenn es hochkam, in dem Spiel 2 bis 3 Stunden drin war. An der Seite blinkte die Chatbox und er drückte drauf. »Kommst du heute noch online?« War die letzte Nachricht und er scrollte den Chat durch. Ein paar Mal wurde vom gleichen User angefragt, ob er noch einmal on kam und dann las er die letzte Nachricht, die Gary geschrieben hatte. »Bin ca. in einer halben Stunde wieder da, gehe nur schnell Süßes kaufen!« Er minimierte den Bildschirm und drehte sich zu Werner.
»Es scheint, dass Ihr Sohn gestern noch zum Supermarkt gegangen ist«, sagte Lorcc und Werner sah ihn fragend an.
»Wie kommen Sie darauf?« Er konnte es nicht verstehen, wie jemand, der einfach das Zimmer durchschaute, das so einfach herausfand.
»In seiner letzten Nachricht hat er geschrieben, dass er Süßigkeiten kaufen will!«
»So?« Lorcc schnappte etwas auf. Einen komischen Unterton von Werner und vor allem der Geruch von Nervosität und Angst. »Der Mann verheimlicht etwas. Er muss etwas wissen ... aber es hat nichts mit Garys verschwinden zu tun.« Aber das wichtigste hatte er in sich aufgenommen und das war Garys eigentümlicher Geruch und nicht nur das, er hatte unbemerkt ein benutztes T-Shirt entwendet und unter seiner Lederjacke versteckt.
Da Lorcc Gary des Öfteren schon gesehen hatte und auch wie er mit seinem Fahrrad in der Siedlung unterwegs war, fiel ihm etwas ein.
»Ist Garys Fahrrad hier?«, fragte Lorcc und Werner blickte ihn sprachlos an. Wieder fragte er sich, woher dieser Mann ...
»Ich weiß es nicht. Ich war heute noch nicht in der Garage.«
Folglich gingen die beiden in die Garage und Garys Fahrrad war nicht da. Nachdem Lorcc auch die Garage inspiziert hatte, holte er sein Handy aus der Hosentasche.
»Lorcc hier. Stellt drei Truppen von jeweils 5 Mann auf. Eine durchsucht die Gegend um den 24-Stunden Markt, die andere die Umgebung vom Hin- und Rückweg, die letzte den nahe liegenden Wald. Ich würde sagen, wir fangen mit einem Umkreis von 5 Kilometern an, da der Junge wahrscheinlich mit dem Fahrrad unterwegs war. Ich komme zurück und dann rücken wir aus!«
Wieder war Werner überrascht und er fragte sich, ob das wirklich zur Nachbarschaftshilfe gehörte. Das sah eher organisiert aus und er blickte verstohlen auf seine Uhr, die die Anwesenheit von magischen Wesen anzeigte und auch die Uhrzeit. Japp, der Mann war ein magisches Wesen, aber von welcher Art?
Lorcc verabschiedete sich und ging zurück zum Haus des Siedlungsvorstehers. Dort warteten bereits die angeforderten Männer und Frauen. Lorcc brauchte nicht viel zu sagen und holte das T-Shirt hervor. Jeder nahm das Shirt in die Hand und roch kurz daran.
»Also ihr wisst Bescheid. Der Junge ist ein Klassenkamerad meiner Gefährtin und der beste Freund von ... Dark Servants Gefährte ...« Allein den Namen auszusprechen reichte völlig aus, damit seine Leute kurzzeitig ins Schwitzen kamen. Sie durften dies auf keinem Fall vermasseln, denn eine Begegnung mit dem Dark Servant endete meist tödlich.