Grazia stand mit dem Rücken zu Wand. Auf der einen Seite, wollte sie mehr über Lan wissen, aber auf der anderen, was wollte sie mit so einem Schwächling? Omegas galten immer als schwach und sie fragte sich, warum er auf die Akademie aufgenommen wurde? Dennoch war sie immer noch der Meinung, dass es bekannt werden sollte, dass ein neuer Omega aufgetaucht war, das würde dem Königreich mehr Ansehen, mehr Reichtum und mehr Macht bieten.
Langsam fing sie an, sich bei den vielen Blicken unwohl zu fühlen, und sie atmete resignierend ein. Ihre Neugierde auf den schwachen Omega war geweckt und warum gerade sie mit für diese ›Mission‹ wie es genannt wurde, auserwählt wurde. Außerdem musste sie dem schwarzhaarigen Vampir recht geben. Sie wollte Kampfmagier werden, weil sie nicht mehr so von ihrem Clan abhängig sein wollte.
»Okay, ich bin dabei!«, sagte sie.
»Gut, dann ist es geklärt!«, sagte Eckwin und stand auf. »Gehen wir zurück zur Feier!«
»Was ist mit dem Schwur?«, fragte sie und er zwinkerte ihr zu.
»Den hast du soeben geleistet!«
»Hää!«
»Du hast ab jetzt keine Möglichkeit mehr, bei Fremden über Lan und was er ist zu sprechen. Du kannst auch keine versteckten Nachrichten mehr schreiben. Nichts! Und solltet ihr unter euch sein, so könnt ihr darüber reden, allerdings auch nur, wenn ihr wisst, dass keine fremden Ohren mit zuhören, ansonsten sind eure Zungen blockiert. Selbst der Versuch ein kleines Schnipsel, oder ein Hinweis durchdringen zu lassen, wird nicht funktionieren!«, erklärte Eckwin und sie verstand. Es war Magie auf dem höchsten Niveau, was in dem Moment aktiviert wurde, als sie eingewilligt hatte.
»Und was ist mit ihm?«, sie zeigte auf Shay. »Und mit Ihnen?«, fragte sie ihren Lehrer und er lachte auf.
»Wir?«, fragte er nur und lachte weiter. »Grazia was denkst du, wer wir sind? Du musst noch viel lernen!« Und wieder keimten in ihr einige Fragen auf, die sie, auch wenn sie ihr auf der Zunge brannten, nicht fragte, sondern sie appellierte auf ihre Geduld. Irgendwann würde sie es erfahren ...
Wenn man es so betrachtete, wenn sie sich an den Namen erinnerte, den der Direktor genannt hatte, bevor Akame sich auf ihn stürzte, dann müsste sie es verstanden haben ... aber wie Eckwin schon gesagt hatte, sie musste noch sehr viel lernen. Mit anderen Worten, sie kannte den Dark Servant nicht und ja, es gab einige, die um ihn nichts wussten. Sie gehörte dazu. Nun ja, den Namen Dark Servant hatte sie schon ein paar Mal gehört und das er berüchtigt sein sollte, aber wer er in Wirklichkeit war, das wusste sie nicht. Sie schloss meistens immer daraus, dass er ein Krimineller sei oder vielleicht sogar ein weltbekannter und doch unbekannter Assassine.
Eigentlich wollte sie ihre Pflicht als zukünftige Viertklässlerin so schnell wie möglich hinter sich bringen, und sich dann auf ihr Zimmer zurückziehen, aber die jetzige Situation verbot es ihr. Auch wenn sie abseits stand und sich hin und wieder mit ihren Freundinnen unterhielt, so beobachtete sie trotzdem den Tisch, an dem der Omega saß.
Sie konnte es nicht einordnen. Wie konnten sie sich nur so unbeschwert unterhalten? Und vor allem vor der Königin, die mit dran saß, es war für sie unbegreiflich.
Unbewusst nutzte sie einige Fähigkeiten, die sie hier auf der Akademie gelernt hatte und erkannte, dass der Mann und die Frau, die bei der Unterhaltung im Rektorat die Eltern von Cavon und des Omegas waren. Die anderen beiden, waren die Eltern von diesem Gary. Wer er war und was er war, das konnte sie noch nicht Erfahrung bringen und die anderen beiden Mädchen, die neu auf der Akademie kamen, war die Tochter der Königin und Aithne Knightblood. Hochkarätige Adlige kamen dieses Jahr auf die Akademie und wenn sie schon nichts über den Omega sagen konnte, so konnte sie vielleicht etwas anderes herausfinden. Wer war der schwarzhaarige Vampir?
»Wie hat der Direktor ihn genannt? Dark Servant? Ist er das wirklich? Nun dann werde ich da ansetzen!«, dachte sie und verließ die Aula.
Sie setzte sich auf eine Bank, die in dem extra angelegten Park aufgestellt worden war, damit sich die Schüler, während ihrer Pause oder wenn sie frei hatten, entspannen konnten, und rief ihren Vater an.
»Meine Liebe, warum rufst du mitten in der Nacht an? Ist etwas passiert?«, wurde sie gleich gefragt.
»Nein Papa, alles in Ordnung. Ich habe nur eine Frage!«
»Nun, wie es scheint, ist dir diese Frage wichtig, weil sonst hättest du bis morgen gewartet!«
»Ja Papa. Kennst du einen Mann, also ein Vampir der Dark Servant heißt?«, fragte sie und es war ihr, als ob ihr Vater kurzzeitig zu Atmen aufgehört hatte.
»Liebes, ich weiß nicht, wie du auf diesen Mann gekommen bist, aber ich rate dir, lass die Finger von ihm. Mit ihm ist es nicht zu spaßen. Er ist der gefährlichste und tödlichste Mann auf der ganzen Welt!«
»Ich verstehe es nicht!«
»Was ist daran nichts zu kapieren? Du bist Tod, bevor du es überhaupt begriffen hast, selbst dann, denkst du noch, du bist am Leben!«
»Das habe ich verstanden, Vater. Was ich nicht verstehe, ist, warum dieser Mann als Schüler auf die Akademie geht ...«
»Was sagst du? Als Schüler? Dann hat das nur eins zu bedeuten. Er hat ein Ziel, welches hier in der Akademie ist und du schaust, dass du dich so weit wie möglich von ihm fernhältst. Bohr nicht weiter, stelle keine Fragen und ignorier ihn, das ist das beste für dich, wenn du leben willst. Man stellt sich dem Dark Servant nicht in den Weg!«
»Okay. Sag mir eins, wer ist dieser Mann?«
»Das habe ich dir soeben erklärt. Er ist der stärkste und tödlichste Mann, der nur auf Befehl des Vampirkönigs handelt. Er ist der Leibsklave des Vampirkönigs. Liebes LASS DIE FINGER VON IHM!«, sagte ihr Vater und legte auf.
***
»Uff ... es ist, wie Shay gesagt hat ...!«, jammerte Jan und nahm den Stimmenverzerrer von seinem Handy. »Sie ist wirklich sehr neugierig!«
»Mich wundert es, wie schnell du dich in ihr Handy hacken konntest!«, sagte Hal und Jan zuckte die Schulter.
»Kein Problem. Shay hatte ihr Handy kurz in die Finger gehabt. Er hat sich ihre Nummer gemerkt und sie mir geschickt. Und so schnell war das gar nicht. Die Nummer hatte er mir schon vor über einer halben Stunde gegeben. ... ganz einfach«
»Ja ganz einfach ... aber wie hast du so schnell die Stimme ihres Vaters ... und du weißt schon, dass da immer irgendwelche Merkmale bei einer Unterhaltung auftauchen. Ich hoffe nur, dieses Mädchen hat nichts gemerkt! Und warum hast du sie noch neugieriger gemacht?«, fragte Hal und wieder zuckte Jan die Schulter.
»Dann wird sie wissen, dass sogar sie beobachtet wird und vorsichtiger handeln muss. Immerhin ist sie eine Schülerin der Akademie und der Dark Servant ist wohl ihr kleineres Übel. Diese Schüler wurden nicht auserwählt, um Lan zu beschützen, das war nur ein Vorwand. Shay reicht vollkommen, um den Jungen zu beschützen. Sie wurden auserwählt, weil sie Fähigkeiten besitzen, die sonst keiner besitzt und die Obrigkeit eine Arme aus Eliten aufstellen will, um mit ihnen gegen die Invasion zu kämpfen. Fangen wir mit Egan an. Nach außen hin, ist er nur ein gewöhnlicher Werwolf, aber Eckwin hat was herausgefunden, und zwar hat Egan unbewusst Cavon als seinen Herrn angenommen. Hin und wieder passiert so was mit Werwölfen und Lorcc, hat erklärt, dass durch diese Prägung... ich nenne es mal Master und Diener Prägung, der Werwolf ungeahnte Fähigkeiten erhalten können. Eckwin ist im Moment da dran um herauszufinden, um welche Fähigkeiten es sich handeln. Aithne Knightblood ... eine Knightblood durch und durch, laut ihrem Vater Cedric hat sie das Talent besser zu werden, als er selbst. Sie ist sehr geschickt in Nahkampf und mit den dementsprechenden Waffen und ihr Attribut Wind kann sich sehen lassen. Obwohl sie noch nicht die Volljährigkeitszeremonie hinter sich hat, ist sie bereits auf Level 5. Ihr Windattribut und ihr Können im Nahkampf, ergänzen sich zu einem Ganzen. Gary ein Mischling zwischen einem Feuervogel und einem Werwolf. Warum die Leute das magische Wesen noch immer Feuervogel nennen ist mir schleierhaft. Phönix ist die bessere Bezeichnung dafür und das Phönixfeuer allein ist mächtig genug, um selbst die Sonne zu Asche zu verbrennen. Cavon ist dabei, weil sein Wasserlevel bereits auf 6 ist, er ein sehr guter Kämpfer und Stratege ist und vor allem, weil er der Bruder von Lan ist und Master von Egan ist. Grazia Medina wurde auserwählt, weil sie einen sehr hohen Anteil an göttlichem Blut hat und als Athenes Nachfolgerin gefeiert wird. Sie besitzt zu fast allen Attributen und Fähigkeiten eine natürliche Resistenz, noch dazu übersteigt ihre körperliche Kraft, die eines Vampirs oder sogar die eines Werwolfs. Phelan ein Omega und ein Mischling mit drei verschiedenen Blutlinien. Er hat alle Attribute, was noch nie vorkam, und vor allem ist er in Empath sowie Sympath. Eine Kombination, die gefährlicher nicht sein kann, und das sind bei Weitem nicht alle Schüler, auf denen ein vermehrtes Augenmerkmal gerichtet worden ist. Im Moment wird diskutiert, ob man die Schüler, zwecks der Invasion einweihen sollte oder nicht!«, sagte Jan und Hal hatte seine Arme hinter seinen Kopf verschränkt.
»Nun all zu lange, wird die Bevölkerung nicht mehr im Dunkeln gelassen. Ich schätze mal, so ein Jahr werden sie noch hingehalten ...«
»Du bist guter Dinge, was? Der Bevölkerung wird gar nichts erzählt. Es wird erst etwas gesagt, wenn ein Paparazzo etwas aufschnappt und es in den Nachrichten kommt. Glaub mir ... die haben bereits schon einen Text, den sie den Leuten hinschmeißen, damit es glaubhaft ist!«