»Warum findet mitten in der Nacht – der Tag der offenen Tür – statt? Ich will lieber ins Bett ...«, gähnte Ralf und lag ausgebreitet auf der Couch.
»Das in der Nacht, ist wegen den Vampiren ... Ralf!«, sagte Miriam schon leicht genervt.
»Aber Shay, kann doch auch tagsüber gehen?«, grummelte Ralf weiter und gähnte wieder. »So wären wir schon wieder daheim ...«
»Ralf du weißt warum, der Tag der offenen Tür nachts stattfindet. Außerdem würde es auffallen, wenn Shay tagsüber hingeht, dann würde er nicht mehr als Jungvampir durchgehen und braucht erst gar nicht als Schüler eintreten.«
»Ja ... ja, wegen, den Jungvampiren!« Ralf stand endlich auf und suchte seine Schuhe, die er anzog. »Es hätte auch getrennt stattfinden können. Wir tagsüber und die anderen nachts ...«
»Ralf, die Willkommensansprache findet aber nachts statt ... schon wegen, weil dieses Jahr, eine Klasse für Vampire eingerichtet worden ist. Das erste Mal, seit die Akademie besteht. Aber warum müssen wir das schon wieder durchkauen?«
»Ich liebe einfach deine Erklärungen!«, grinste Ralf, der gerade seine Krawatte band.
»Idiot!«, murmelte Miriam und Ralf küsste sanft ihre Wange.
»Wie sehe ich aus?«, kam Lan ins elterliche Wohnzimmer gestürmt und seine Eltern betrachteten ihn. Miriam lächelte stolz und Ralf ...
»Wie Cavon, als er das erste Mal seine Uniform an hatte!« Und schon traf Ralf eine Welle eiskaltes Wasser. »MIRIAM!«
»Lan ist nicht Cav!«, sagte Miriam, die ihren nassgewordenen Gefährten böse anfunkelte. »Zieh dich um!« Mürrisch drehte Ralf sich um und stieg die Treppe zum zweiten Stock hoch und Lan blickte ihn kichernd hinterher.
»Ma, du weißt doch, das Pa mich gleich in die Arme gezogen hätte und mir mit Stolz in der Brust auf den Rücken geschlagen hätte!«, sagte Lan immer noch grinsend und seine Mutter nickte zur Bestätigung.
»Das war eigentlich auch keine Strafe, das war nur ... damit Papa sich was Frisches anzieht. Das Hemd trägt er schon den zweiten Tag und damit er wach wird. Nicht das er uns, während der Ansprache einschläft ... du weißt, wie laut er schnarcht!«
Kurz darauf kam Shay rein, der die gleiche Uniform trug. Seine Haare wie üblich zu einem Zopf gebunden, mit einem Unterschied, der Zopf ging ihm nur noch etwas oberhalb der Schultern und er sein Aussehen verjüngt hatte.
»Du siehst auch fantastisch aus!«, sagte Miriam und lächelte.
»Egal, was Shay anzieht, er sieht in allem fantastisch aus!«, meinte Lan überzeugend und auch da nickte Miriam nur. Es war klar, dass für Lan Shay der schönste Mann oder das schönste Wesen auf der Erde war.
»Und was ist mit mir?«, fragte Gary, der ebenfalls die Uniform dran hatte. »Ich sehe mehr als fantastisch aus! Die Mädchen werden alle umfallen, wenn sie mich sehen ...«
»Übertreib mal nicht!«, sagte Lan.
»Guten Abend!«, grüßten Elsbeth und Werner, als sie in die Wohnung der Talfons kamen.
Ralf kam frisch umgezogen ... ähm nicht nur umgezogen, sondern auch geduscht runter und grüßte die Willms.
»Nun wollen wie mal? Ich glaube nicht, dass die Leute nur auf uns warten!«, trieb Ralf an und Miriam rieb sich die Stirn.
»Ich fass es nicht!«, murmelte sie.
Zusammen machten sie sich auf dem Weg zum Helikopterlandeplatz.
»Ich hoffe, der, der uns fliegt, ist darin geübt!«, fragte Elsbeth leicht ängstlich.
»Ich glaube nicht, dass ein Frischling den Helikopter fliegt!«, antwortete Werner, doch weiter kam er nicht, denn vor dem Helikopter standen einige Personen, die er noch nie gesehen hatte und eine war von Wachen umringt. Auch stand der König mit dabei und unterhielt sich mit jemanden.
»Ah, da kommen sie!«, sagte der König und drehte sich um. Shay neigte leicht seinen Kopf und der König tat das gleiche. Bei den Talfons und den Willms reichte er seine Hand.
»Einen schönen guten Abend!«, grüßte er und seine Stimme ging, bei dem Landeanflug eines anderen Helikopters unter.
Als er gelandet war und die Motoren abgestellt wurden, sprach der König weiter. »Wie Sie sehen, gehen noch weitere Vampire mit in die Akademie. Darf ich vorstellen: Aithne Knightblood. Tochter von Cedric und Lavinia Knightblood. Loan Sommervind. Sohn von Airell Sommervind und Melli Knightblood, Anwärter der Bruderschaft und zu guter Letzt: Meine Tochter Kayleigh Leaffall und hier haben wir ...«, der König drehte sich zu den Talfons und Willms um. »Shay Leaffall, ein entfernter Verwandter, den wir kürzlich gefunden haben. Phelan Talfon, Sohn von Ralf Talfon, ein Mensch und von Miriam Talfon, eine Wasserelfe. Es hat sich herausgestellt, dass Phelan der 500. Ur-Enkel von Cedric Knightblood ist und Gary Willms, Sohn von Elsbeth Willms ein Mensch und Werner Willms aus dem Clan des Feuervogels, ein Mischwesen zwischen dem Feuervogel und Werwolf«, stellte er vor und alle blickten Gary überrascht an. »Wie es dazu kam, das kann Gary selbst erklären!«
Lan blickte kurz Loan lächelnd an und nickte ihm zu. In gewisser Weise waren sie miteinander verwandt, aber etwas ließ seine Aufmerksamkeit aufhorchen. Ein leises Knurren neben ihn.
»Ich glaub, ich fress einen Besen!«, rief Lan plötzlich aus und starrte seinen Freund Gary, der seinen Blick nicht mehr von Aithne Knightblood nehmen konnte an. Sie verhielt sich genauso, nur dass ihre Augen rot glühten und ihre Zähne über ihre Lippe ragten.
Shay der die Situation wie Lan richtig deutete, zog seinen Gefährten und alle Umstehenden von Gary weg.
»Zu gefährlich, jetzt in seiner Nähe zu sein. Ein Werwolf, der seinen Gefährten findet, ist unberechenbar!«
Auch der König und all die anderen, verstanden es sofort und gingen etwas abseits. Cedric rieb sich die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Lavinia grinste über beide Ohren ... und Gary knurrte laut auf, dass ins Jaulen überging und dabei schoss er eine Feuerfondäne aus seinem Mund. Ein paar Sekunden später kam ein Jaulenchor zurück und schon erschrak Gary, der sich den Mund zuhielt.
»Huch was war das?«, fragte er überrascht, als er wieder klar wurde und Lan klopfte ihn auf die Schulter.
»Na Alter ... herzlichen Glückwunsch!«, grinste er. »Wird wohl nix, mit tonnenweise Mädls abschleppen!« Schon wurde Aithne hellhörig und fletschte ihre Zähne.
Shays Handy klingelte und als er den Anrufenden sah, musste er unwillkürlich schmunzeln. Der Anrufende war niemand anderes als Lorcc und Shay klärte ihn auf.
»Das darf doch wohl nicht wahr sein!«, schimpfte Lorcc und legte auf. Lorcc fügte den neuen Zufall zu den anderen Zufällen mit ein. Nicht nur das Gary der jetzige Phönix und ein Werwolf war, so ging er mit einer Knightblood das Gefährtenband ein. »Was hat das alles zu bedeuten?«
Inzwischen waren alle in den Helikoptern eingestiegen und warteten, bis es losging. Der Pilot vom zweiten Helikopter war sitzengeblieben und hatte gewartet, bis alle eingestiegen waren. Er flog bereits los, nur bei den Talfons und Willms war noch kein Pilot anwesend und es sah auch nicht so aus, als ob einer kommen würde.
»Wer ist unser Pilot?«, fragte Elsbeth. »Wenn es noch länger dauert, kommen wir zu spät und ich möchte nicht unbedingt Aufsehen erregen!«
»Wir erregen bereits aufsehen, weil wir mit dem königlichen Helikopter fliegen!«, sagte Werner und blickte aus dem Fenster.
»Das ist ja auch klar, weil die königliche Prinzessin auch auf die Akademie geht!«, sagte Elsbeth fest.
Der Einzige, der noch nicht eingestiegen war, war Shay und er verschloss den Helikopter. Kurz darauf setzte er sich in den Pilotensitz, setzte die Kopfhörer auf und startete den Helikopter. Elsbeth war fassungslos und zickte los. Wie konnte ein Anwärter für die Akademie einen Helikopter fliegen? Man musste dazu sagen, sie hatte Shay nicht erkannt. Für sie war er ein gänzlich anderer Mensch und es brachte ihr nichts, denn Shay sprach ins Mikrofon und flog nebenbei los.
»Sehr geehrte Damen und Herren, hier spricht ihr Pilot. Unsere Flugdauer, bis zur AMN dauert ungefähr 45 Minuten. Ich wünsche ihnen einen guten Aufenthalt und Flug!«
Lan genoss den Start und Gary, der neben ihn saß, atmete muffelig ein. Er wollte bei Aithne sein, die leider im anderen Helikopter saß.