Was alle nicht wussten, aber der König bereits ahnte und dementsprechend schon vor geraumer Zeit Vorarbeit geleistet hatte, war die Tatsache, das seine ›rechte Hand‹ ... Dark Servant ... Befehlsgewalt hatte und so reichte nur ein Anruf vom Dark Servant aus um sämtliche Bereiche, die die Vampire tagsüber so betraten, sonnengeschützt zu machen. Nun es war auch die Tatsache, das Edward mit bei der Versammlung war, das war auch dem König zu verdanken.
»Die Jalousien werden heruntergelassen. Habt Ihr sonst noch Wünsche?«, fragte Edward, der sehr entspannt am Sicherungskasten stand und den Schalter für die Jalousien betätigte.
»Nein danke, Edward!«
»Sehr gerne! Sagt ruhig was Ihr benötigt ...«
»Edward hör mit dem höfischen Gehabe auf, das bist nicht du!«
»Sehr wohl. Meine Nummer hast du. Ruf an, wenn du was brauchst!«
»Mach ich!«
»Ja Vater, mach das!«
»Vater?«
»Was bist du sonst für mich? Du hast mir das Leben gerettet.«
»Deswegen bin ich nicht dein Vater.«
»Doch das bist du.«
»Edward ...!«
»Jetzt gehe Gary retten ...!«, sagte Edward und legte auf.
Shay der im Zimmer darauf wartete, das alle Jalousien im Schloss heruntergelassen wurden, teleportierte sich ins Hospiz.
***
»Ich habe eine Frage ... wie hast du es herausgefunden, das Gary ein Feuervogel ist?«, fragte Werner, als seine Frau aus dem Untersuchungszimmer gegangen war.
»Ich habe die Fähigkeit, Aura zu erkennen und habe es zu meinem Beruf gemacht, weil ich eine Erweiterung durch das Gefährtenband erhalten habe! Okay Werner, kläre mich auf, warum kann ich von dir nicht sehen, dass du ein Feuervogel bist, sondern das du ein Mensch bist ...«
»Es ist etwas schwierig, zu erklären, aber es gibt immer nur einen aus unserem Clan, der, der Feuervogel ist und zum Feuervogel wird.«
»Was heißt, wird?«
»Es ist ... wie soll ich es erklären ... wenn der alte Feuervogel stirbt, so wird der Jüngste aus dem Clan der neue Feuervogel und Gary ist das jüngste Familienmitglied und mein Vater ist heute Nacht gestorben. Wir haben nur noch 2 Tage Zeit. Gary muss zum Tempel des Feuervogels gebracht werden, denn wenn er vollständig erwacht, wird Gary alles im Umkreis von ein paar Kilometer zu Asche verbrennen und der Tempel ist so konstruiert, dass es das Feuer aufhalten kann.«
»Nun das ist, wie ich sehe, das kleinere Übel!«, sagte Ralf.
»Wie meinst du das?«, fragte Werner.
»Gary ist von einem Werwolf gebissen worden und nun herrscht in ihm ein Kampf, ein Kampf der Vorherrschaft ... er braucht das Blutritual, sonst stirbt er!«
»Ich verstehe nicht ...«
»Das kann ich erklären!«, sagte Niallan, der die ganze Zeit Gary beaufsichtigt hatte. »Das Blutritual ist sehr einfach. Dazu wird Blut von dem ältesten Lebenden der Blutsverwandtschaft benötigt, um ein Gleichgewicht herzustellen ...«
»Das ist richtig, aber in Garys Fall schwierig!«, sagte plötzlich eine neue Stimme.
»Wer sind Sie? Nein ich kenne Sie ... aber ...«
»Mein Name ist Shay Nightheart und ich bin Phelans Gefährte!«, stellte Shay sich vor und Werner überlegte, wo er diesen Mann schon einmal gesehen hatte.
»Erfreut Sie kennenzulernen. Inwiefern ist das schwierig?«, fragte Werner nach.
»Weil wir nicht wissen, wer ihn gebissen hat und aus welchem Clan der Werwolf stammt und ob er einem Clan angehört, denn wenn er ein Abtrünniger oder ein verstoßener ist, können wir das Blut nicht ermitteln. Und ein Gene-Scan kann in Garys Zustand nicht durchgeführt werden.«
»Nicht nur dieses Problem haben wir!«, sagte Niallan plötzlich. »Wir haben nicht einmal mehr zwei Tage. Das Blutritual muss sogar heute Nacht aller spätestens morgen noch vollzogen werden!«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Shay Niallan.
»Der Feuervogel erwacht in zwei Tagen vollständig in Gary ... der Werwolf erwacht vollständig beim nächsten Vollmond. Der Feuervogel wird, wenn er erwacht ist, seinen ›Posten‹ in Gary nicht mehr hergeben und der Werwolf wird alles tun, wenn er am stärksten ist, um den Posten an sich zu reißen ... Wenn Gary erst gebissen worden wäre, nachdem er vollständig zum Phönix geworden wäre, dann hätte der Werwolf keine Chance aber so ... die Verwandlung zum Werwolf hat schon begonnen ... aber wie man sieht, kämpft der Vogel schon dagegen an. Der Biss müsste eigentlich schon komplett verheilt sein! Und noch etwas, der Machtkampf wird um einiges heftiger stattfinden, als bei Lan. Wie sprechen hier vom Phönix und von einem Werwolf ...«, sagte Niallan und Shay rieb sich die Augen.
***
»Ist das wahr, was Mr. Arnviðr gesagt hat? Hast du mich all die Jahre belogen?«, fragte Elsbeth, die mit Lorcc zurückkam.
»Sorry ... sie hat mich gelöchert!«, entschuldigte Lorcc sich etwas scheinheilig und strich sich durch die Haare.
»Elli was soll ich sagen? Ich hätte mir gewünscht, dass es nicht passiert ... das Gary nicht zum Feuervogel wird, aber es ist nun mal passiert!«
»Nun mal passiert? So was passiert nicht einfach mal so, du bist selbst ein magisches Wesen ...«
»Nein bin ich nicht. Ich bin ein normaler Mensch und wäre Gary nicht der Jüngste in der Familie, wäre er nicht zum nächsten Feuervogel geworden.«
»Aber du hast es gewusst und wann wolltest du es mir sagen?«
»Nie!«
»Nie? Und was ist mit Gary? Wann wolltest du es ihm sagen?«, fragte sie weiter und jetzt wurde es ihm bewusst, dass er sein ›Familienfluch‹ nicht mit ins Grab hätte nehmen können. Irgendwann hätte er es Gary sagen müssen, spätestens, wenn er selbst mal ein Vater von einem Jungen geworden wäre. »Jetzt wird es mir klar, warum du dich nicht gefreut hast, als ich kein Mädchen bekommen habe, sondern ein Junge und warum du kein weiteres Kind mehr wolltest. Du bist so ein Heuchler!«, rief sie jetzt.
»Jetzt bitte beruhigen Sie sich wieder, Mrs. Willms!«, sagte Shay.
»Halten Sie sich daraus!«, schnappte Elsbeth. »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie ihren Mann.
»Elsbeth bitte, um deinen Sohn Willen, beruhige dich wieder!«, sagte nun Ralf.
»Ich kann mich nicht beruhigen!«
»Elsbeth, wenn du dich jetzt nicht beruhigst, werde ich dich aus dem Hospiz verweisen müssen!«, sagte Ralf jetzt strenger und sie blickte den Arzt trotzig an. Das war nicht Ralf, den sie kannte. Er war ein völlig anderer Mensch. Den Ralf den sie kannte, war sanftmütig, zurückhaltend und ja ... er stand unter dem Pantoffel von Miriam, aber dieser strahlte eine Autorität aus... und sie schloss ihren Mund. Dieser Ralf gefiel ihr und sie sah zu ihrem Werner und lächelte kurz.
Werner war in seinen jungen Jahren, genauso dominant wie Ralf und das vermisste sie. Sie vermisste es, wie er sich gegen sie immer behauptete und sie fragte sich, wann es aufgehört hatte und dann wurde es ihr klar. Es hatte in dem Moment aufgehört, als er erfahren hatte, dass es ein Junge wurde ...
Auch wenn Elsbeth nicht das Ganze verstand, so verstand sie doch das wichtigste. Diese Leute hier, wollten um jeden Preis ihren Sohn retten und da war ihre Wut und ihre Enttäuschung auf ihren Mann fehl am Platz.
»Okay!«, sagte sie schließlich. »Werner komm ... die Ärzte müssen sich um unser Sohn kümmern. Da stehen wir nur im Weg!« Werners Augen zuckten kurz, doch dann lächelte er. Er sah, dass seine Frau, es verstanden hatte und sie ihm nicht mehr böse war. Nun nicht ganz. Seine Frau war nach wie vor sauer auf ihn, aber sie hatte ihre Wut und Enttäuschung soweit unter Kontrolle gebracht, dass er mit ihr reden konnte. Denn es durfte nun wirklich keinen Aufschub mehr geben.
Auch wenn Elsbeth, manchmal eine schwierige Frau war, er liebte sie trotzdem. Er fand es schade, dass sie nicht seine Gefährtin war, oder vielleicht doch? Menschen hatten da so ein Verhalten, was man nicht entziffern konnte, aber er wünschte es sich trotzdem.
»Ja Elsbeth, du hast recht!«, sagte er nur und die beiden verließen das Krankenzimmer.
Miriam die, die beiden sah, kam auf sie zu und lächelte sie tröstend an.
»Hast du es gewusst?«, fragte Elsbeth Miriam und sie schüttelte den Kopf.
»Nein Elli, aber jetzt beruhigen wir uns erst alle ... kommt, ich bringe euch in mein Schwesternzimmer, da können wir uns in Ruhe unterhalten!«, sagte Miriam und ging vor.
***
»Also, hat jemand einen Plan?«, fragte Lorcc und schaute abwechselnd zu Shay und Niallan, die sich ebenfalls gegenseitig mehr oder weniger hoffnungslos ansahen. »Also hat keiner einen Plan!«, sagte Lorcc schließlich.
»So in der Art!«, sagte Niallan schließlich. »So etwas habe ich in meinem Leben noch nie erlebt. Zumal Gary zum Tempel gebracht werden muss, und zwar innerhalb von zwei Tagen ... und der Werwolf, der ihn gebissen hat, muss ausfindig gemacht werden ... und zwar auch noch am besten ... innerhalb von zwei Tagen oder besser gesagt, lieber gestern als morgen ...«, sagte er weiter und rieb sich hoffnungslos die Stirn. »Und vor allem, glaube ich nicht, dass das Blutritual in diesem Fall ausreichen wird! Wir reden hier von zwei magischen Blutlinien ... Nein wir reden hier von einem Feuervogel ... NEIN! Von einem Phönix der dabei ist zu erwachen ... könnt ihr euch im Geringsten vorstellen, was passieren kann, wenn das Phönixfeuer nicht mehr aufzuhalten ist? Wir reden hier von einer Katastrophe in einem noch nie da gewesenen Ausmaß ...«
»Mein Gott ... magische Wesen, die müssen es immer nur schlimmer machen. Ganz besonders Vampire, mit ihrem allmächtigen Wissen und Erfahrungen von Tausenden von Jahren und jetzt stellen die sich an, wie ein Neugeborenes. Werner hat gesagt, dass er zu einem Tempel gebracht werden muss, der das Feuer aufhalten kann ... Also, was steht ihr da noch so rum? Packt Gary und die Willms zusammen und los!«, nahm Ralf die Führung in die Hand und die zwei Vampire sowie der Werwolf sahen ihn verdattert an. »Was ist? Die Zeit drängt! Ich denke, zuerst sollten wir den Feuervogel unter Kontrolle bringen und um den Werwolf könne wir uns noch später kümmern. Der Vollmond ist erst in 6 Tagen und wenn es so weit ist, dann können wir den Gene-Scan machen.«
»Du hast den Doc gehört«, sagte Niallan zu Shay und nickte leicht verlegen.
»Typisch Vampire!«, nörgelte Lorcc und rieb sich die Stirn. »Aber das hört sich nach einem Plan an!«