Franziskus saß mit noch einigen weiteren Jungvampiren, die sich für die Akademie angemeldet hatten am Tisch und nippte an einem Glas. Sein Vater Thomas Cavanaugh, der ehemalige Herzog, konnte wegen ›seiner Arbeit‹ nicht mitkommen, so sagte er, aber die Wirklichkeit sah so aus, seit sein Vater seinen Titel und sein Herrschaftsgebiet verloren hatte, wälzte er sich vor Wut am Boden und es gab bestimmt Leute, die ihn erkannten und er wollte sich der Schmach nicht aussetzen. Franziskus interessierte es nicht, er führte nach wie vor, das Leben ›Sohn eines reichen Vaters‹. Sicherlich hatte er den Untergang seines Vaters vorhergesehen, aber was dagegen tun, fiel ihm im Traum nicht ein. Warum auch? Er bekam auch so, was er wollte. Er hatte sich nur hier auf der Akademie angemeldet, weil es ein Befehl des Königs war und so saß er am Tisch und nippte wieder an seinem Glas. Er verfolgte nicht einmal die Unterhaltung, denn für ihm waren diese Vampire nichts.
»Fünf Jahre, fünf verfluchte Jahre!«, ging es ihm durch den Kopf und er grinste kurz auf. »Kein Titel und keine Herkunft, wird hier anerkannt – na was soll´s, das habe ich eh nicht. Ich hoffe nur, dass ich ein eigenes Zimmer habe ... Mädchen gibt´s zu genügend, wie ich sehe ...«, plötzlich hielt er inmitten seiner Gedanken an. »Das ist doch ... die Königin? Was macht die denn hier ... und das ist ... die Prinzessin?«, fragte er sich, denn er hatte Prinzessin Kayleigh vor ein paar Jahren zuletzt gesehen, als sie noch ein kleines Kind war. Doch dann schmunzelte er in sich hinein. »Vater wird hocherfreut sein, wenn ich mir die Prinzessin angle, wie es sein Wunsch war. Der Titel ist mir egal, mein Leben hat sich um einiges vereinfacht. Keine langweiligen Pflichtanlässe mehr, hach wie werde ich das einfache Leben vermissen ...«
Auch wenn Franziskus ein verwöhntes ›Adelssöhnchen‹ war und ihm das Leben so, wie es war, gefiel, so wollte er trotzdem, dass sein Name, der Name Cavanaugh wieder reingewaschen wurde. Und was wäre da nicht besser geeignet als die Prinzessin selbst?
Da nach ›Adelsstand‹ die ›Pflichtstunde‹ nachdem das Büfett eröffnet wurde, vorbei war, stand Franziskus auf und ging. Er sah es nicht einmal für nötig sich von seinen Tischnachbarn zu verabschieden. Warum auch, ihn interessierten die Leute nicht. Sein einziger Fokus lag jetzt darin, die Prinzessin für sich zu gewinnen. Doch als er sich ihr nähern wollte, verzogen sich seine Lippen zu einem Strich. »Sie ist gebunden?!«, dachte er, drehte sich um und verließ die Gesellschaft.
Alicia die Königin hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß. Ihr gefiel es, die Jugend zu betrachten. Unabhängig ihres Status und sie lachte über einen Witz, den Gary gemacht hatte und viele Anwesende, waren überrascht über ihr so freies und mädchenhaftes Auftreten. Sie bemerkte es und wandte sich den Vampiren zu.
»Habt ihr alle vergessen, dass Status, Titel und Familienhintergründe, hier nichts bedeuten? Los genießt schon den Abend!«, sagte sie laut und hob ihr Glas. »Ihr Anwärter der Akademie, werdet in den nächsten fünf Jahren nicht mehr so ausgelassen feiern können!«, sagte sie weiter und dachte: »In zwei bis fünf Jahren, ist das friedliche Leben vorbei!« Kurzzeitig wurde ich Blick traurig, wenn sie an all die Leute dachte, denen sie heute Abend begegnet war. Wie viele, werden die Invasion nicht überleben ... einschließlich ihrer Tochter.
Mit Händen und Füßen hatte sie sich geweigert, die Erlaubnis für den Beitritt der Akademie zu geben. Allerdings waren ihr auch die Hände gebunden, als ihr die wenigen, bis gar keine Argumente ausgingen. Kayleigh hatte den Status einer Prinzessin, aber was konnte sie damit machen? Ulick der älteste Sohn des Vampirkönigs war Kronprinz und Stellvertreter. Gael war Direktor der Akademie. Sie war ein Nachzügler, die noch nicht einmal die Volljährigkeitszeremonie hinter sich gebracht hatte und eigentlich nur eine einzige Chance auf eine Zukunft hatte, wenn sie in eine mächtige Adelsfamilie einheiraten würde oder einen Posten in einer Chefetage antrat, aber dafür war sie noch zu jung. Sie war gerade mal 17 Jahre. Aber das wollte sie alles nicht, sie wollte ihren eigenen Weg gehen.
»Sie ist genauso wie ihr Vater!«, dachte die Königin, lächelte und rieb dennoch gedankenverloren ihren ›kleinen‹ Bauch.
Magische Wesen, auch wenn sie verschiedenen Rassen angehörten, waren viele von ihnen den Menschen sehr ähnlich, so auch Vampire. Somit war die Schwangerschaft, sowie die natürliche Entwicklung, wenn das Baby geboren war, dieselbe, wie bei den Menschen.
Nun auch dieser Abend ging vorbei und alle flogen mit dem Heli wieder zurück zum Schloss. Nun sagen wir mal fast alle.
Kayleigh blieb in der Akademie, weil sie nicht wusste, wie lang ihr Zeitlimit betrug. Sie war eine Jungvampirin und das Zeitlimit variierte. Bei Jungvampiren rechnete man nicht in Tagen, sondern in Stunden.
***
Zurück im Schloss fiel Lan wie Tod ins Bett und Shay stand mit den Händen in der Hüfte da und atmete tief ein.
»Wird wohl nix!«, schnaufte er, als er seinen bereits schlafenden Gefährten betrachtete. Danach drehte er sich um und ging runter in den Wohnbereich.
Er hatte sich gerade gemütlich auf der Couch gemacht und ein Buch zur Hand genommen, als sein Handy vibrierte. Kurz las er die Nachricht und rieb sich die Stirn.
»Ich bin nicht mehr dein Sklave!«, murrte er, aber er konnte es sich denken, warum der König ihn rief. Es hatte mit nichts anderem zu tun, als mit seiner Tochter. So stand er auf, blieb, wie er war, in T-Shirt und Jogginghose und teleportierte sich direkt ins Arbeitszimmer des Königs.
Kurz nickte er ihm zu und als der König ihm einen Platz auf der Couch anbot, nahm er an. Danach überreichte er Shay ein Dosenbier, welches er auch sogleich öffnete.
»Du scheinst nicht überrascht zu sein?«, fragte der König, als Shay sich den ersten Schluck gegönnt hatte.
»Nicht wirklich, das Wichtigste wurde bereits besprochen, also kann es sich nur um Prinzessin Kayleigh handeln!«, antwortete Shay und nickte auch der Königin zu, die sich mit im Zimmer befand.
»Nicht nur ... und ich will deine Meinung hören, was sagst du dazu ... das fünf Vampire innerhalb von einem Jahr, sich mit Menschen oder wohl viel eher mit Mischwesen verbinden. Die letzten zwei innerhalb von weinigen Stunden ... das ist ein Ding der Unmöglichkeit und dann sind alle so jung ... dich, Hal und der Vize-Hauptmann ausgeschlossen. Und gleich drei aus der Familie Talfon ... ich verstehe das Ganze nicht!«, sprach der König aufgebracht und Shay hörte ihn ruhig zu. Er selbst hatte sich diesbezüglich schon Gedanken gemacht und er kam nur zu einem Entschluss. Die bevorstehende Invasion.
»Ehrlich ... ich verstehe es selbst nicht, aber ich kann mir denken, dass wir beide zum selben Entschluss gekommen sind!«, sagte Shay und blickte den König eindringlich an. »Die Invasion. Es mag vielleicht etwas weit hergeholt sein, aber ich denke, dass Mutter Natur und das Schicksal die Gefahr spüren, die auf uns zukommt und stellen Gegenmaßnahmen auf. Die Prophezeiung, die dir gegeben worden ist, war dein Weg, dein Weg um die Welt zu vereinen, mit anderen Worten, wenn das nicht passiert wäre, würden wir magische Wesen noch immer im Schatten der Menschheit leben und die Verbindungen, die jetzt zutage kommen, hätten nie stattgefunden!«, sagte Shay seine Meinung, und der König hob seine Augenbraue, auch er kam zu dem Entschluss.
»Dennoch ist das nicht alles. Dein Blick sagt was anderes!«, stellte der König fest und Shay lächelte etwas.
»Sieht so aus, als ob du mich doch besser kennst, als ich dachte!«, sagte Shay, stand auf und trat ans Fenster. Kurz blickte er zum Nachthimmel. »Wir werden verlieren!«, sagte er und drehte sich zum König, der ihn geschockt ansah. Er wagte nicht, nachzufragen, und bevor es zu einer unheimlichen Stille kam, sprach Shay weiter. »Die Außerirdischen haben eine viel größere Streitmacht. Das erkennt man schon an ihrem Mutterschiff. Das Mutterschiff hat fast das doppelte vom Planeten Jupiter und Jupiter ist 11 Mal größer als die Erde. Nicht nur wegen der Größe des Mutterschiffs ist unser Untergang geweiht, es reicht eine einfache Rechnung. Im Moment leben über Achtbilliarden Menschen auf der Erde, wenn man Alte und Kinder und die, die nicht kämpfen können, weg rechnet, dann bleiben uns maximal und das ist schon sehr hoch gerechnet Drei- bis Vierbilliarden Menschen die kämpfen können. Und wenn wir, die magischen Wesen mit dazurechnet, dann sind das keine 5 Millionen die kämpfen können, geschweige denn, ausreichenden Fähigkeiten aufweisen, die man für einen Kampf einsetzen kann. Noch dazu und das ist unser größter Mango, wir wissen nichts, rein gar nichts über die Außerirdische. Das Einzige was wir wissen ist, das sie uns feindlich gesinnt sind und die Außerirdische haben einen großen Vorteil. Sie sind uns technisch weit überlegen, sie können im Weltall überleben, sie haben die Technik, die Ausstattung und bestimmt auch Waffen und sie besitzen bemannte Shuttles, die gerade auf den Weg zur Erde sind. Wobei wir es gerade mal geschafft haben, zum Mond zu fliegen!«, erklärte Shay und Ivo rieb sich die Stirn.
»Schlecht, das aus deinem Mund zu hören. Ich dachte, du kommst mit etwas Positiven!«, sagte er und Shay schüttelte leicht den Kopf. »Was denkst du, wie können wir uns ... wenigstens gegen sie wehren? Ich mein, ich habe nicht umsonst über 400 Jahre meines Lebens dafür geopfert. Hab mir viele Feinde gemacht und eventuelle Verbündete getötet?«
»Das Einzige was mir einfällt ... ist die Prophezeiung. Was sagt die Prophezeiung ... zum Sieg?«, fragte Shay und diesmal atmete der König resigniert ein.
»Die Prophezeiung sagte nichts in dieser Beziehung ... es hieß, ich solle alle Lebewesen der Erde unter meinem Namen vereinen und du siehst ja, es gibt immer noch Reiche und Königreiche, die nicht unter meiner Herrschaft stehen. Was sage ich, nur einviertel der Erde steht unter meinem Banner ...«
»Dann gibt es nur einen einzigen Weg! Heb die Nachrichtensperre auf und verkünde es der ganzen Welt, dass wir vor einer Invasion stehen! Wie es in der Prophezeiung vorhergesagt wurde, muss die gesamte Menschheit und die magische Welt unter dir vereint und zusammenarbeiten. Ich sehe hier nichts von nur einem einzigen Königreich! Und Ivo du hast keine zwei Jahre mehr!«