»Danke, dass du gekommen bist!«, bedankte sich der König bei Shay. Dieser neigte seinen Kopf. »Warum ich dich rufen lassen habe ... In ein paar Wochen geht Lan auf die Akademie und es wäre in Anbetracht der Tatsachen, dass erstens er ein Omega ist und zweitens dein Gefährte ... es ist unmöglich ...«
»Du willst, dass ich mit ihm gehe!«, sagte Shay, der das halbe Gestotter des Königs verstanden hatte.
»Wollen ist gut, du musst sogar ... mein Versprechen als König, hindert mich daran, in sein Leben eingreifen zu wollen und wenn es nach mir ginge, ...«
»Verstehe!«, ging Shay dazwischen. »... das eigentliche Problem liegt nicht daran, das ich mitgehen muss, sondern als was ich gehe. Es gibt drei Optionen. Die erste: Ich werde ein Schüler, was allerdings anhand meiner Stärke und meines Alters, vielleicht ein paar Probleme aufwerfen wird. Die Zweite: Ich werde ein Lehrer, doch was soll ich unterrichten? Welche Kategorie ist gut auf mich abgeschnitten? Kampf, Magie, Mathe, Sprachen, Allgemeinwissen, theoretisch oder praktisch und die Dritte: Ich gehe als sein persönlicher Leibwächter, was natürlich ganz großes Aufsehen erregen wird, weil eigentlich die verwöhnten Adelskinder auf sich alleine gestellt sein müssen!«, mutmaßte Shay und der König rieb sich lächelnd die Augen.
»Wie immer ist dein Verstand meilenweit voraus!«, sagte er und Shay zuckte grinsend die Schulter. »Also was sagst du? Was ist für dich die beste Option?«
»Option 1: Anders geht´s nicht.«
»Warum willst du ein Schüler werden? Mit deinem Wissen könntest du sehr gut unterrichten!«
»Schon, aber bedenke, wenn herauskommt, das Lan ein Schüler und ich ein Lehrer ein ›Verhältnis‹ haben, weil ich denke, das wir unser Gefährtenband geheimhalten müssen, könnten sämtliche Adelsfamilien, es als Bevorzugung ansehen. Und Lan würde in Verruf geraten. Das Gleiche wird bei Option drei auch passieren und nicht nur das, wenn ich als Leibwächter auftrete, kann es sogar gut möglich sein, dass einige den Dark Servant wiedererkennen und dann geht die Fragerei los. Wer ist der Junge und warum wird gerade er, so ein No Name von so einer Person beschützt und warum wird er beschützt? Wie gesagt, müssen nicht nur die Adelskinder, sondern alle Kinder auf sich alleine gestellt sein und dann wird es nicht lange dauern, bis herauskommt, das Lan ein Omega ist. Aber wenn ich mich als ein Schüler ausgebe, was nicht allzuschwer ist, ist es für Lan und für mich die bessere Wahl. Das Einzige was ich machen muss ... ist den Scanner zu manipulieren und mein Aussehen etwas verjüngen!«
»Du hast also schon selbst daran gedacht, wie geahnt. Ich wollte nur deine Meinung hören. Nun denn, so sei es. Ich melde dich als Schüler an. Die Einzigen die es wissen werden, ist der Direktor und natürlich Professor Wayne Obrien und um den Scanner kümmere ich mich, beziehungsweise, das habe ich schon. Hier sind deine Unterlagen«, sagte der König und überreichte Shay eine Akte. Die Aufmachung und Anweisungen waren wie üblich dieselben und Shay kicherte etwas.
»Das änderst sich wohl nicht mehr!« Kurz hob der König seine Augenbraue und lächelte ebenfalls.
»Alte Gewohnheiten, stellt man wohl auch nicht so leicht wieder ab!«
»Nun wenigstens, willst du ›ja mein Gebieter‹ nicht mehr hören. Ist schon mal ein Anfang!«
»Tzzz!«, macht der König nur und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Im Allgemeinen war der König froh, dass es jetzt so gekommen war. Wie oft hatte er sich gewünscht, sich mit Shay Nightheart so unterhalten zu können, wie eben und lächelte. »Ich könnte es ja wieder einführen!«, grinste der König und Shay lachte herzhaft auf.
»Werdet nicht unverschämt, Eure Majestät. Ich habe Euch als Vampirkönig akzeptiert, aber nicht als meinen König!«
»Ui ... ui jetzt wirt´s aber formell!«, grinste noch immer der König und Shay winkte lächelnd ab. »Ach, es steht auch in der Akte, aber in ein paar Tagen, findet in der Akademie ›der Tag der offenen Tür‹ statt. Ich stelle euch ein Helikopter zur Verfügung!«
»Okay. Wenns nichts mehr gibt, dann werde ich gehen!«, sagte Shay und stand von der Couch auf, auf der er gesessen war. Der König nickte ihm zu und Shay verließ das Wohnzimmer des Königs.
Seit der König ihn aus dem Sklavenstand entlassen hatte, rief er Shay jedes Mal zu sich in seine privaten Gemächer und einmal kam es sogar vor, dass sie ein gemütliches Bier zusammen getrunken hatten.
Während Shay gemächlich zurückging, öffnete er die Akte und fing zu lesen an. Ein paar Sekunden später zuckten seine Augenlider ... »Shay Leaffall? Entfernter Verwandter aus dem Hauptzweig ... hackts bei dem?«, fluchte Shay und im Wohnzimmer nieste der König, als ob es kein Ende gab.
***
Lan war gerade bei seinem Vater und ließ sich seit einer Woche jeden Tag untersuchen. Ralf meinte, dass es nötig sei, weil bei Omegas eine Schwangerschaft schwieriger nachzuweisen war, wie bei einer Frau, bei ihr man es gleich anhand einer Urinprobe herausfand. Das letzte Mal wurde nicht so ein aufhebend gemacht, das kam auch daher, weil Ralf sich zu sehr auf seine Fähigkeit verlassen hatte, aber Klaus hatte erklärt, dass bei Omegas es viel schwieriger nachzuweisen war und selbst die Aura sich nicht veränderte.
»Alles in Ordnung und nun können wir es mit 100-prozentiger Sicherheit sagen, dass du nicht schwanger bist!«, sagte Ralf, der sein medizinisches Werkzeug aufräumte.
»Gott sei Dank!«, murmelte Lan und Niallan der dabei war, hob überraschend seine Augenbraue.
»Wollt Ihr nicht schwanger werden ... aber es ist das schönste Geschenk, wenn Gefährten Kinder bekommen!«
»Schon, aber ich will noch etwas von meinem Leben und mich nicht um ein Kind kümmern!«
»Also wenn das, das Problem ist, gibts genügen Leute, die sich liebend gerne um Euer Kind kümmern würden. Es wäre für sie die größte Ehre!«
»Niallan, dass was Lan meint, ist nicht, dass er nie ein Kind haben will, er will es nur jetzt nicht.«
»Oh ... stimmt. Ihr Menschen denkt ja etwas anders, als wir Vampire. Für uns Vampire kann es nicht schnell genug gehen.«
»Und das, obwohl ihr so eine lange Lebenserwartung habt. Eigentlich müssten wir Menschen, doch die sein, die sehr schnell, Kinder zeugen?«, fragte Lan, der sich anzog.
»Das ist es ja, weil wir ewig auf unsere Gefährtin oder Gefährten warten, kann es dann, wenn wir sie oder ihn gefunden haben, nicht schnell genug gehen. Allerdings, wenn wir uns verlieben, ist es genauso. Ein Kind ist für uns ein Geschenk«, erklärte Niallan und Lan nickte verstehend.
»Und Tabletten?«, drehte Lan sich zu seinem Vater um. »Ich habe nicht mehr viele!«
»Die brauchst du nicht mehr!«, sagte Ralf und Lan war etwas geschockt.
»Wie das?«
»Ganz einfach. Shay hat mit mir darüber gesprochen, dass es für dich einfacher sein könnte, deine Hitze durchzustehen, wenn du die Tabletten nicht mehr einnimmst. Und ehrlich diesen Gedanken hatte ich auch. Zumal die Tabletten nur für einen bestimmten Zeitraum deine Hitze unterdrückt. Das Gleiche hat mir die Gespräche mit Klaus auch bestätigt. Er sagte, dass seine Hitzeanfälle nie heftig waren. Es kam wahrscheinlich auch daher, weil er mehr oder weniger ›regelmäßig‹ Sex hatte.«
Lan ging zurück und bevor er in den Flügel trat, hörte er Gary und anhand der Nähe, wusste er, dass er bei Shay war. Kurz verdrehte er die Augen und ging weiter. »Muss der jetzt hier sein? Na, ich kann eh nichts dagegen machen. Shay hat sich bereit erklärt, ihn im Kampf zu unterrichten!«, schimpfte er in Gedanken, betrat das Zimmer und krachte mit dem auf ihn zufliegenden Gary zusammen. Alle beide landeten auf dem Boden und als sie hochblickten, blickten sie in schwarze Augen.
»Das Gary einen Absturz hinlegt, ist mir klar, aber das du nicht ausgewichen bist, ist mir schleierhaft. Inzwischen müsstest du die Reaktion haben, um Gefahren auszuweichen.«
»Ich sehe Gary nicht als Gefahr an. Vielleicht liegt es daran!«, murrte Lan und Shays Mundwinkeln zuckten kurz.
»Und du denkst also, als Kissen zu fungieren um ›eine potenzielle Gefahr‹ retten zu wollen, hält Knochenbrüche und schlimmstenfalls den Tod ab?«, fragte Shay, reichte jeden seine Hand und zog sie hoch. »Egal, was auf euch zufliegt, weicht immer aus. Lieber verletzt sich der, der gerade fliegt, als du selbst! Und das könnt ihr mir glauben, im seltensten Fall kommt es vor, dass Menschen auf jemanden geworfen werden. Meistens sind es tödliche Waffen und diese retten zu wollen, rate ich tunlichst ab.« Shay grinste höllisch gemein auf.
»Wow, was für ein Vergleich!«, motzte Gary.
»Nun in meinem Fall, sind Menschen, die auf mich geschmissen werden, wohl nicht der seltenste Fall!«, grummelte Lan und rieb sich den Hintern.
»Was soll das denn heißen?«, rief Gary erbost.
»So wie ich es sage!«
»Moment, du meinst, das war kein Zufall. Das Shay mich in deine Richtung fliegen lassen hat?«
»Bingo!«, grinste Shay.