Sie hatte sich das Ganze einfacher vorgestellt. Nicht so laut. Nicht so hektisch. Nicht so einsam inmitten all dieser vielen Menschen. Und wärmer.
Die Erdenfee zog fröstelnd ihr Schultertuch enger um sich.
Wie genau wollte sie eigentlich hier leben? Ihre Ideen umsetzen?
Nachdenklich ging sie den Gehsteig entlang.
«ZU VERKAUFEN!»
Ein Schild stand da vor einem kleinen Ladengeschäft. Beinahe wäre sie darüber gestolpert.
Neugierig ging sie näher, versuchte, einen Blick durch die beinahe blinden Fenster zu erhaschen.
«Na, junge Frau! Wo bleibt denn Ihr Anstand?»
Erschrocken blieb die Erdenfee stehen und sah sich um.
Aus dem kleinen Laden kam ein korpulenter Mann, eine Zigarre im Mund, und musterte sie abschätzig.
«Ich … ich habe das Schild gesehen,» stammelte sie und spürte, wie ihr kalt wurde. Gleichzeitig stiegen in ihr Bilder auf, die sie an irgendetwas erinnerten, was sie im Moment aber gerade nicht fassen konnte.
«So, so, Sie haben das Schild gesehen!» Der Mann lachte laut.
«Aber ja, dieser Laden ist zu haben. Bloss … gratis gibt es hier nichts!»
In diesem Moment verspürte die Erdenfee einen kleinen Stoss im Rücken.
«Oh, Verzeihung! Ich wollte Sie nicht anrempeln!»
Sie drehte sich um und traute ihren Augen kaum. Sie hätte das Kleid, welches diese Seele trug – unsichtbar für alle anderen – unter tausend anderen wieder erkannt.
Mit grossen Augen schaute sie der Mann an.
«Sie kommen mir bekannt vor», murmelte er und schien angestrengt nachzudenken.
Die Erdenfee lächelte, sagte aber nichts.
Er hob ratlos die Schultern und ging weiter.
«So, wird’s bald?» bellte der korpulente Ladenbesitzer ungeduldig.
«Ich komme morgen wieder,» beeilte sich die Erdenfee zu antworten und wollte so rasch wie möglich diesen unfreundlichen Ort verlassen. Sie brauchte jetzt Ruhe. Ruhe, um nachzudenken, Ruhe, um ihre inneren Bilder zu betrachten.
Ganz in der Nähe fand sie einen Park.
Unter einer Linde setzte sie sich auf eine Bank und schloss erleichtert die Augen.
Sogleich waren die Bilder wieder da.
Sie, als Blumenfrau, wie der Höchste sie liebevoll genannt hatte, inmitten von Blumen und Menschen mit strahlenden Augen.
Und der Laden sah genauso aus wie jener, der zum Verkauf angeboten wurde.
Natürlich war der Erdenfee klar, dass im Leben der Menschen nichts ging ohne Geld. Das hatten ihr die anderen vor ihrer Abreise erzählt.
Wie aber kommt eine Erdenfee, die gerade erst auf dieser Welt angekommen ist, zu Geld?
Sie lächelte und beschloss, noch etwas nachzudenken.