"Sie wünschte sich Wasser. Das war ja wirklich nicht schwer.
Und dann bat sie mich um einen schönen, hellen Platz in meinem Zimmer.
Und dann - da musste ich zweimal hinhören – fragte sie mich, ob ich ihr ein Lied vorsingen könne. Dabei kann ich doch gar nicht singen!"
Der Junge schlug sich die Hände vors Gesicht, konnte sich ein Lachen aber doch nicht verkneifen. Noch etwas atemlos setzte er sich auf seinen Stuhl.
Sol brachte Kakao und musterte ihren "Schüler" berührt.
"Ich freue mich sehr und bin stolz auf dich!
Das Wichtigste hast du bereits erfasst. Hast du von deiner Iris selber gehört: Zuwendung. Von dir hat sie sich ein Lied gewünscht."
Sie lächelte.
"Wenn du singst – oder summst – braucht es nicht "schön" zu sein. Versuche, auf dein Herz zu hören. Es wird die richtigen Töne finden. Sie werden auch genau zu deiner Iris passen."
"Wenn ich auf mein Herz höre … dann ist das dann so etwas ähnliches wie eine Freundschaft, nicht wahr?"
"Genau. Oder auch mehr … "
Sols letzte Worte hingen im Raum und schienen ein eigenes Licht auszustrahlen.
"Ich … ich liebe … Blumen … Vielleicht ...werde ich mal Gärtner …"
"Eine wundervolle Idee! Menschen, die den Blumen mit ihrem Herzen zuhören, sind ein Geschenk für diese Erde!"
Er lächelte zufrieden, dann schien ihm noch etwas einzufallen.
"Mein Papa möchte dich heute Abend besuchen kommen. Er hat, glaube ich, Fragen an dich. Darf er?"
"Selbstverständlich! Ich warte hier im Laden auf ihn."
Sol stand auf und ging suchend zwischen all den Blumen umher.
Dann nahm sie einen Topf in die Hand, in welchem Astern blühten.
"Magst du dich um sie kümmern? Ich weiss, dass du das kannst!"
Der Junge nickte freudestrahlend und verliess beschwingt den Laden.
"Was Sie für unsere Familie gemacht haben, berührt mich sehr!"
Verlegen stand der Vater des Jungen unter der Tür. Er suchte sichtlich nach Worten und versuchte gleichzeitig, seine Emotionen in Griff zu bekommen.
"Bitte kommen Sie herein! Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Ihr Sohn mag jeweils Kakao … "
Sol lächelte.
"Kakao ist immer gut! Gerne!"
Bald schon sassen sich die beiden gegenüber, hielten ihre Tasse fest in ihren Händen.
Sol ahnte, was er sie gleich fragen würde.