Du bist Arthrax Sundergeer.
„Halt!“, schreist du und beginnst, dich durch die Menge zu wühlen. Du hörst, wie Elred deinen Namen ruft und spürst die Hand des Elfen am Oberarm, doch du hast keine Schwierigkeiten damit, seinen Griff abzuschütteln. Stattdessen zückst du deine Axt. „Hört sofort auf mit dem Unsinn!“
Zischend wie Wüstenschlangen weichen die Wissenssammler zur Seite und du kannst dich zur Bühne durchschlagen, wo dir eine Gruppe von zehn Priestern entgegentritt. Nur derjenige mit dem Ritualmesser beachtet dich überhaupt nicht, er singt lediglich lauter als zuvor. Jetzt hörst auch du seine Stimme, die die Anwesenden durch einen gemurmelten, unheimlichen Gesang führt. Wie tausend Echos erklingen die Antworten aus der unterirdischen Halle hinter dir.
„Lasst die Opfer frei und beendet dieses Theater!“, verlangst du an die Wachen gerichtet. Du atmest schwer. Der seltsame Gesang verursacht ein Kribbeln auf deinem Rücken und in dir wächst der Drang, laut zu brüllen, um das Gewisper und Gemurmel zu übertönen.
„Wer bist du?“, fragt einer der Wächter.
„Ein Fremdling“, zischt ein anderer der Priester. Sie haben keine Waffen, also hebst du drohend die Axt.
Doch mit einem Mal wird das Blatt deiner Waffe schwer. Zu schwer, als dass du sie weiter heben könntest. Das Metall kracht auf den braunen Stein und so sehr du am Griff zerrst – du kannst die Waffe nicht wieder heben. Das ist dir noch nie passiert.
Der unheimliche Gesang schwillt an. Die Priester legen schweigend ihre Hände auf deine Schultern und Arme und ziehen dich auf die Bühne.
Du kannst dich nicht gegen ihre Arme wehren, die doch so dürr und brüchig wie alte Äste von abgestorbenen Bäumen sind. Schritt für Schritt wirst du an den Opfern vorbeigedrängt. Du siehst einen leeren Ausdruck in ihren Augen und Gesichtern. Sie blinzeln kaum und betrachten das Ritual teilnahmslos.
Dann führt man dich genau vor den Hohepriester, der das Messer in den Händen hält. Deine Wachen drücken dich sanft nach unten und widerstandslos kniest du dich auf den Boden. Der Gesang füllt deine Welt aus, deinen Kopf, dein Herz, deine Lungen … Die getragene Weise ist überall, sie ist ALLES.
Du siehst zu dem Ritualführer auf und fühlst … Frieden. Sein Gesang zeigt dir das größere Ganze, ein riesiges Muster, das verknüpft wird. Unzählige Angeln, die man auswirft, doch die Seile, die reißen könnten, werden gekappt. Wenige Opfer, um die Lebenden zu stärken, das ist reine Evolution. Besonders in dieser Stadt in der Wüste, wo es keine natürliche Nahrungsquelle gibt.
Die Klinge fühlt sich warm an, als sie oberhalb deines Brustbeins langsam in dein weiches Fleisch gedrückt wird.
Der Priester beugst sich vor wie zu einer Umarmung und flüstert dir ins Ohr: „Bist du allein?“
„Nein“, antwortest du freizügig. „Elred steht noch irgendwo in der Menge.“
Dein Innerstes fühlt sich wie mit Honig gefüllt an. Die Bewegungen von außen dringen nur noch verschwommen zu dir. Priester setzten sich gelassen in Bewegung und dringen in die Menge vor. Währenddessen wird das Kind vor deinen Augen mit dem Dolch durchbohrt. Genau wie dein eigenes Blut fließt der Lebenssaft des Kindes in bestimmte Rillen im Boden … in ein uraltes Kanalsystem unter der Stadt.
Langsam drängen sich dunklere Flecken in dein Sichtfeld und deine Augen fallen zu. Du bist völlig entspannt und … müde … so müde …
Dies ist kein Canon-Ende, deswegen gibt es hierzu keine Fortsetzung.
Um das richtige Ende zu erreichen, darfst du das Ritual nicht stören.
Vielen Dank für's Lesen und viel Spaß beim Weiterspielen!