Meiner täglichen Routine folgend saß ich am PC und schrieb wieder eine mehr oder minder amüsante Geschichte für meinen Blog. Manchmal benötigte ich nur einen kleinen Anstoß und eine Episode entstand. Selbst, wenn diese an sich überhaupt nicht witzig war, wurde sie es allein durch meine mir ureigene Art und Weise der Erzählung und wie ich die Worte und die Sätze aneinanderreihte. Klar, mein Schreibprogramm motzte bei der Stilanalyse gehörig, denn es will viel lieber klare geschmeidige Sätze ohne viel kompliziert und ohne Klischees. Einzig für die unbeabsichtigten Wiederholungen nutze ich dieses Tool, ansonsten ist es mir lästig. Nur die Lesbarkeitsanalyse finde ich wirklich witzig, da ich nicht so einen einfachen Text, wie es einem Kinderbuch ansteht, schreiben will. Aber hier geht es ja nicht um mein Programm, sondern um die neuste Episode und wie diese entstehen oder wie auch immer.
Wo war ich? Ach ja, ich wollte mein Blog füttern, als mein Laptop wieder ein Eigenleben entwickelte. Dieses Mal ließ ich mich jedoch nicht davon schrecken, denn es wäre gewiss der Beginn für ein Abenteuer oder besser noch für einen Run. Aber erst wollte ich sehen und lesen, was nun anlag.
„Klopf, klopf.“ Das kannte ich ja schon.
„Sanfte Grüße“, schrieb ich.
„Ja, du mich auch.“ Kam die etwas ungeschmeidige Antwort. War es doch nicht der Kontakt vom letzten Auftrag? Verdammt, wo hatte ich nur die Notizen aus den ShadowRun-Runden. Es folgten mehrere leere Zeilen, was mir schon reichlich seltsam vorkam.
„Was denn nun?“ Tippte ich ungeduldig in den Chat.
„Die übliche Ausrüstung.“ Erschien nun auf dem Bildschirm. Hatte ich eine wichtige Information verpasst? Waren die leeren Zeilen tatsächlich gar nicht ohne Inhalt? Dann biepte mein Handy, als mir wieder Koordinaten übermittelt wurden. Ok, dann eben so. Yannik konnte auch GPS. So stellte ich mich vor meinen Kleiderschrank, um adäquate Kleidung auszuwählen. Während ich mich umzog, trat meine Mitbewohnerin in mein Zimmer.
„Ein neues Abenteuer?“, fragte sie, „oder eher ein neuer Run?“ Insgeheim beglückwünschte ich sie zu ihrem messerscharfen Verstand und ihrer zutreffenden Schlussfolgerung.
„Oh ja“, meinte ich nur und stopfte meine Ausrüstung in eine Tasche.
„Magst du mitkommen?“, war dann auch vielmehr eine rhetorische Frage, da ich wusste, dass sie eigentlich ein ausgemachter Schisser war. Sie konnte zwar für sich einstehen, aber für solche Abenteuer war sie nicht gemacht. Sie stellte sich lieber einem Wasserwerfer in den Weg oder tat es zumindest in ihrer jugendlichen Sturm- und Drangzeit.
„Kuschel die Katzen von mir“, verabschiedete ich mich. Dann griff ich nach Hut und Schlüssel, zog die Tür hinter mir zu und machte mich auf den Weg. Flink hatte ich die Koordinaten ins Navi eingegeben und startete den Motor meines zukünftigen Oldtimers. Also auf zu meinem nächsten Run.
Die Koordinaten führten tatsächlich nicht in das Hauptquartier, das letztens eine Lokation im Run war. Nun brachte mich mein Weg direkt nach Essen. Als ich den Tunnel unterhalb des Hauptbahnhofs erreichte, war es mir, dass ich in die andere Welt überging. Nun zeigte mir Yannik auch mein Ziel auf der Karte an. Mit Schrecken erkannte ich, dass es Mitten ins Herz der Saeder-Krupp-Hauptarkologie ging. Verdammt, was hatte meinen Kontakt nur geritten, aber egal, ich war nun mal auf dem Weg. Warum sollten wir nicht auch mal für einen Konzern arbeiten? Vielleicht war der Auftrag dermaßen heikel, dass sich die Konzernfuzzis nicht die Hände schmutzig machen wollten.
Wie nannte ich es immer? Bange machen gilt nicht. So folgte ich stoisch den Anweisungen, die mir Yannik einflüsterte. Als die Zentrale von Saeder-Krupp vor mir auftauchte, wurde mir schon ein wenig mulmig, aber wenn man mich einlud, warum nicht. Souverän fuhr ich an das Tor. Ließ die Seitenscheibe herunter und lächelte den grimmigen Wachmann an.
„Sanfte Grüße“, sprach ich ihn äußerst freundlich an, wie es meine Art war.
„...“ Er grummelte irgendetwas, was mit viel Phantasie ein Gruß hätte sein können. Wortlos reichte er mir eine ID-Card. Yannik flackerte kurz auf, daraufhin zeigte er mir eine neue Route, der ich dann wohl zu meinem Parkplatz folgen sollte. Nettes Tool, und ich überlegte, wann ich war. So setzte ich meinen Weg über das Firmengelände fort, während mich Yannik mit seiner freundlichen Stimme leitete.
Fortsetzung folgt...