Wir hielten vor einem riesen Glashaus. Nur der Eingang bestand aus festem Stein. Michael führte mich hinein. Innen roch es nach Regen, Blumen und Obst. Verwundert sah ich ihn an. Unbeirrt lief Michael zu einem Tresen. „Guten Tag für eine Person?“, fragte die Verkäuferin. „Für uns beide“, antwortete er und deutete auf mich. „Die Neko zahlt nur den halben Eintritt“, sagte sie und Michael bezahlte, ohne darauf einzugehen, und nahm meine Hand. Wir gingen durch eine Glastür und einen Vorhang aus Seilen ins Glashaus. „Ein Gewächshaus“, freute ich mich und betrachtete die vielen verschiedenen Pflanzen. Plötzlich flog ein riesiger Schmetterling an mir vorbei. „Nicht ganz. Ja, hier gibt es viele Pflanze, aber die sind nicht der Grund, warum wir hier sind“, erklärt Michael und umso mehr ich mich umsehe desto mehr Schmetterlinge fliegen um uns herrum. Völlig fasziniert betrachte ich die schillernden Flügel. „Ich hab noch nie solche schönen Schmetterlinge gesehen“,
„Viele der Schmetterlinge, die du hier siehst, gibt es in freier Wildbahn gar nicht mehr oder sind weit weg von hier zuhause“, erklärt Michael mir. Ich war begeistert und konnte mich gar nicht sattsehen. Wir waren ganz alleine und das nutzten wir aus. Michael machte Fotos und schickte sie Manuela, die uns den heimlichen Abgang nicht übel nahm. Michael machte auch Fotos von mir wenn, einer der Falter auf mir landete. Wir konnten sogar sehen, wie einer das erste Mal seine Flügel aufschlug und davon flatterte.
„Komm, Shiro unsere Zeit ist um“
„Es war wirklich schön. Danke“, sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Wir gingen zum Andenkenladen. Dort konnte man aufgespießte Schmetterlinge. „Was meinst du, wäre das was für den Wintergarten?“,
„Nein die armen Schmetterlinge“,
„Ok was hältst du davon?“, sagte er und deutet auf ein paar Fotografien, auf dem Schmetterlinge abgebildet sind. „Dann sollten wir das nehmen, wo viele drauf sind“, schlage ich vor und nehme das Bild, auf dem viele Schmetterlinge einen großen Schmetterling bildeten.
„Wollen wir Regenbögen kaufen?“, frage Michael mich.
„Regenbögen?“, frage ich verwirrt.
„Ja die nehmen wir auch mit und kleben sie an die Scheibe. Das sind Regenbögen“, erzählt Michael und nimmt ein paar durchsichtige Aufkleber mit. „Wenn die Sonne durch sie hindurchscheint, machen sie Regenbögen“, erklärt er mir und bezahlt die beiden Sachen. „Jetzt fahren wir aber wirklich nach Hause“, sagte Michael und lief mit mir zum Auto zurück. „Können wir die Schmetterlinge gleich anbringen?“,
„Ja können wir. Ich habe noch Nägel dafür“, antwortet er.
Wehmütig betrachte ich das Herbstlaub. Die dunkle Jahreszeit hatte angefangen. Die Straßen waren voll und wir brauchten auf dem Rückweg deutlich länger als auf dem Hinweg. Als wir durch das Hoftor fuhren, atmete Michael erleichtert aus. „Zuhause“, verkündete er und parkte den Wagen. „Ja zuhause und es ist noch nicht mal halb drei“, meinte ich und steige aus. Michael tat sich mit dem Laufen immer noch etwas schwer. Er hatte auch viel mehr gegessen als ich. „Ich hole Nägel und einen Hammer und du schaust schon mal, wo du das Bild hinhängen möchtest“, beauftrage Michael ich und reichte mir das Bild und die Fensterbilder.
Eilig lief ich los und traf im Wintergarten auf Harald. Er hatte alle Bücher einsortiert und saß lesend und teetrinkend am Tisch. Harald sah auf als ich die Tür hinter mir schloss. „Hallo Shiro ihr zwei seid also wieder da“, begrüßte er mich.
„Ja und wir haben etwas für den Wintergarten mitgebracht“, verkündete ich und zeigte ihm das Bild. „Ihr wart also im Schmetterlingshaus. Das Bild würde sich sehr gut neben den Regalen machen“, sagte er und hielt es neben die Regale, die über der Essecke hing. „Ja so sieht die Wand neben der Tür nicht mehr so leer aus. Vielleicht könnte man aus dem Teil der Wand eine Fotowand machen. Noch mehr Regale halte ich nicht für sinnvoll“, stimmte ich zu.
„Du hast recht. Die drei Böden über dem Ecksofa sind mehr als ausrechend. Bringt Michael Hammer und Nägel?“,
„Ja er sollte gleich da sein“,
Wie aufs Stichwort kam Michael hinein und hängte das Bild an die Wand. Zu dritt klebten wir dann noch die Schmetterlinge an die Fensterscheiben. Enttäuscht betrachte ich die schwachen Regenbögen auf dem Boden. Es war einfach zu wolkig heute. „Wenn die Sonne scheint, wird es schöner aussehen“, erriet Michael den Grund meiner Enttäuschung. Er schaltete die Taschenlampe an und leuchte von außen gegen die Schmetterlinge. Jetzt waren die Regenbögen deutlicher zusehen. „Ja jetzt kann ich es mir vorstellen“,
„Wir sollten in die Küche gehen und mit Tatjana das Abendessen besprechen“, schlägt Michael vor.
„Ja warmes Abendessen brauchen wir nicht. Wenn ich nur an Essen denke wird mir flau im Magen“, stimme ich dem Vorschlag zu.
„Habt ihr so gut gegessen?“, fragt Harald und nimmt wieder in der Leseecke platz.
„Wir waren im Schlaraffenland. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel essen kann“,
„Dann solltet ihr heute Abend wirklich nur einen Salat essen. Sonst sonst bekommt ihr noch Bauweh vom vielen Essen“, mahnte er und schenkte sich Tee nach. Michael nickte Harald zu. „Soll ich allein in die Küche oder möchtest du mich begleiten“, fragte Michael und öffnete die Tür zum Wintergarten. „Ich komme später zu dir. Bis nachher“, verabschiedete ich mich von Harald und schlug mit Michael den Weg zur Küche ein. Dort wurde das Geschirr vom Mittagessen in den Geschirrspüler verstaut und Einkäufe weggeräumt. Tanja bemerkte uns als Erstes.
„Guten Tag Tanja“, begrüßte Michael sie. „Hallo ihr zwei lasst mich raten ihr wollt auch das Abendessen ausfallen lassen“,
„Nicht direkt wir brauchen heute Abend beide nur einen Salat. Wir hatten genug Zucker und Fett heute“,
„Soso dann werde ich euch nur einen Salat machen. Ich kann mir schon denken, wo ihr heute gegessen habt. Manuela hat mir die Fotos von den Schmetterlingen gezeigt. In der Nähe des Schmetterlingshauses gibt es nicht viel, wo man so viel isst, dass man abends nur noch einen Salat möchte“, sagte sie.
„Gut das ich in weiser Voraussicht Rohkost gekauft habe“, fügte sie hinzu und holte einen großen Salatkopf aus einer der Einkaufstüten. „Danke genau deshalb ist sie die Chefin in der Küche“, sagte Michael und lächelte mich an. Michaels Handy klingelte und genervt sah er auf das Display. „Die Arbeit ruft“, murmelte er genervt und ging ans Telefon. „Hallo Konrad was gibt es“, fing er an und verließ die Küche. „Er hat auch nie frei“, sagte Tanja und seufzte. „Magst du mir helfen, die Sachen wegzuräumen?“, fragte sie mich und ich half gern. Zügig räumten wir alle Einkäufe an ihren Platz. „Danke Michael ist sicher in sein Büro gegangen. Ich weiß nur nicht ob es so klug ist ihn zu stören“, sagte sie und schloss die Schranktüren. „Ich glaube da, wirst du recht haben. Ich werde mal in der Bibliothek sehen ob Tom Hilfe bracht“,
„Mach das bis später“,
„Bis später“, verabschiedete ich mich und lief die viel zu vielen Stufen zur Bibliothek hoch. Ich lief durch die Gänge und lauschte doch, es war niemand hier. „Ist Tom gar nicht da?“, frage ich mich. „Michael kann ich jetzt sicher auch nicht stören“, grübel ich weiter und laufe nochmal unschlüssig die Gänge ab. Im letzten Gang fiel mir Harald Rollwagen auf. Die Bücher waren bereits etikettiert aber noch nicht einsortiert. „Dann mach ich das eben“, dachte ich und räumte die Bücher in die Regale. Wahrscheinlich kannte ich das System genauso gut wie Harald und Tom. Buch für Buch fand seinen Platz und niemand kam zu mir. „Vielleicht hat Tom heute etwas anders vor“, dachte ich und stellte den nun leeren Rollwagen an seinen Platz.
„Shiro?“, rief Michael nach mir.
„Ich bin hier!“, rief ich zurück und trat in den Hauptgang. „Ist Tom gar nicht hier?“, möchte ich wissen.
„Er hat heute die letzte Probe vor dem Auftritt. Ich habe uns Karten gekauft. Also werden wir uns die Vorführung ansehen“,
„Ach deshalb stand der Rollwagen voll in der Ecke. Ich freue mich auf den Auftritt“,
„Tom wird sich sicher auch freuen wenn wir ihm vor der Show nochmal Glück wünschen“,
„Ich glaube auch. Was war mit dem Anruf?“,
„Nichts besonders. Eine Drogeriekette möchte unsre Marke bei sich verkaufen und da brauchen sie meine Unterschriften führ. Bedeutet ich muss noch ein wenig Arbeiten“,
„Fährst du ins Büro?“
„Nein das kann ich von hier aus erledigen. Es wird hoffentlich nicht lange dauern“,
„Viel Erfolg“, antworte ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Michael ließ mich wieder alleine und ich machte mich auf die Suche nach einem Buch, was mir die Langeweile vertreiben würde. Ich fand ein Buch mit Schmetterlingen darauf. „Wie passend“, denke ich und laufe die vielen Stufen zurück zum Wintergarten. Harald sieht nur kurz von seinem Buch auf und schenkt mir eine Tasse Tee ein. Harald hatte sich angewöhnt, immer eine Tasse mehr hinzustellen. Ich setze mich zu ihm und fing an ihm Buch zu lesen. Es war eine Fantasie Geschichte, was mir gut gefiele. Keiner sagte etwas und es war nur das Rascheln des Papiers zu hören und gelegentlich das Klappern der Teetassen, wenn wir etwas tranken oder und nachschenkten.
Die Sonne ging unter und ich schaltete das Licht an. Ich streckte mich und sah auf die Uhr. Harald sah ebenfalls auf. „Du solltest Michael zum Abendessen holen“, merkte er an. „Ja anscheinend hat ihn die Arbeit mehr gefesselt, als er dachte“, murmel ich und erzähle Harald von dem Anruf. „Ja wenn man eine Firma leitet, ist es schwer, abzuschalten“, antwortet er und füllt seine Tasse wieder auf, ich trinke meine leer und nehme sie mit. „Gute Nacht Shiro“, „Gute Nacht Harald“, wünschen wir uns und ich mache mich auf dem Weg in Michaels Büro. Leise trete ich ein. Erst als ich die Tür hinter mir zuziehe bemerkt Michael mein Eintreten. Er sieht auf und reibt sich die Augen. „Es war doch mehr, als ich dachte“, sprach er das Offensichtliche aus. Er rieb sich die Augen und schaltete den Laptop aus. „Der Rest kann bis morgen warten. Du willst mich sicher zum Abendessen holen, ich habe die Zeit vergessen“, sprach er weiter und stand auf. Michael schloss das Büro hinter uns ab und zusammen gingen wir ins Esszimmer, wo schon zwei Schüsseln Salat darauf warteten gegessen zu werden. Tanja hatte statt einem schweren Jogurtdressing ein Essig-Öl Dressing mit Senf und Zucker gewählt. Auch hatte sie Zitronenwasser für uns vorbereitet. Der bunte Salat sah nicht nur appetitlich aus, sondern machte auch satt, ohne schwer im Magen zu liegen.
„Was hast du die letzten Stunden gemacht?“, möchte Michael wissen.
„Ich hab gelesen. Ich wollte Harald Gesellschaft leisten“,
„Das dir davon nicht die Augen weh tun“, antwortete er und schüttelte den Kopf. Ich zucke mit den Schultern und trinke mein Glas Wasser leer. „Hättest du Lust, noch einen Film zu sehen? Zum ins Bett gehen ist es nun wirklich noch zu früh“, frage ich ihn. „Ja das können wir machen. Mein Wecker für morgen ist schon gestellt, darum brauchst du dich nicht zu kümmern“, sagte Michael und spießte ein Stück Möhre und Tomate auf.
„Gut dann brauch ich dich nicht wecken“,
„Ich werde morgen länger im Büro bleiben müssen. Die Spots sind fertig und ich muss deinen Dreh planen“,
„Ich werde auf dich warten“,
„Dann werde ich versuchen, zum Abendessen zurück zu sein“, sagte Michael und isst seine Schale leer.
„Das war genau des richtige“, sagte ich und aß die letzten stücke Gurke und Kohlrabi.
„Ja mehr brauch ich nicht mehr heute“, sagt Michael zufrieden und stellt die leeren Schalen weg.
Dösig vom Essen laufen wir ins Filmzimmer. Michael macht eine Komödie, an die uns beiden mächtig zum Lachen brachte. Es war wirklich schön Michael so gelöst zu sehen. Wir lachten immer noch, als wir uns nach dem Film wieder in unser Zimmer zurückzogen. Es war inzwischen wirklich Zeit, ins Bett zu gehen. Weshalb wir uns beeilen mit waschen und Zähneputzen. Michael und ich brauchten jedoch noch eine ganze Weile, bis wir einschliefen. Es war zu schön noch ein wenig zu kuscheln.