Erst als wir im Auto sitzen spricht Michael mich an. „Shiro du warst während des Essens so schweigsam. Was ist los? Ist es weil wir in die Firma fahren? Ich habe Konrad und Benedikt freigeben heute“, beginnt er das Gespräch und schnallt sich an.
„Nein das ist es nicht. Es geht um etwas, das eine der Schauspielerinnen gesagt hat. Sie hat mir erzählt, dass sie neue Gesetze beschließen wollen, und ich konnte mich darüber gar nicht mit ihr unterhalten, weil ich keine Ahnung habe“, erkläre ich und sehe aus dem Fenster. „Ich weiß so wenig über meine Rasse und meine Gesetze“, füge ich hinzu. „Eigentlich wollte nicht, dass du dich damit auseinandersetzt, weil ich dachte dann, fällt es dir leichter, das alles zu vergessen. Wenn du möchtest, werde ich deine Akte und ein Gesetzbuch für dich anfordern. Nur habe ich die Sorge, dass du dich dann schlecht fühlst“, gibt er zu bedenken. „Warum sollte ich mich schlecht fühlen?“,
„Weil du mir einiges über deine Herrin erzählt hast, was nicht den Regeln entsprochen hat. Du sagtest, einer Neko stehen nur Reste, zu das ist nicht richtig. Auch die intensiven Unterrichtsstunden waren sicher nicht regelkonform. Dass du nur mit Erlaubnis trinken darfst, war auch nicht richtig. Du hast ein positives Bild von deiner Herrin, dass ich dir das nicht zerstören wollte“, erklärte er seine Beweggründe. „Ich möchte es trotzdem wissen, auch auf die Gefahr hin, dass du recht hast“, antworte ich ihm. „Dann werde ich die Sachen für dich besorgen und für dich da sein, wenn du sie gelesen hast“, bot er an.
„Danke. Das bedeutet mir viel“,
„So dann haben wir das geklärt. Bedrückt dich noch etwas?“,
„Nein das war alles, was mich beschäftigt hat“, antworte ich ihm.
„Das ist gut. Wir werden nicht lange in der Firma bleiben. Ich brauch nur die Verträge und schreibe den Bericht von heute. Vielleicht muss ich noch ein paar Mails beantworten“, sagt Michael und fährt los.
„Kannst du mir die anderen Werbespots zeigen? Sind die schon fertig?“
„Ja die sind fertig. Ich werde sie dir zeigen. Patricia hat sich genauso gut geschlagen wie du. Vanessa ist sehr stolz auf ihre Azubine und ich auch“, „Das freut mich, dass alles geklappt hat“,
„Ich bin mir sicher, dass es ein Erfolg wird. Wir werden sobald dein Spot fertig ist zwei Monate lang die Spots laufen lassen. Dein Spot wird die komplette Zeit laufen und die anderen drei werden sich abwechseln“, weiht Michael mich in seine Pläne ein. „Dann sehen viele Menschen mein Gesicht“, murmel ich. „Ja das stimmt. Vielleicht erkennen dich auch ein paar Leute, wenn wir durch die Stadt gehen?“, vermutet Michael und ich sehe ihn entsetzt an. „Keine Sorge es wird dich niemand darauf ansprechen und wenn dann bin ich dabei“, erwidert er. Das beruhigte mich kein bisschen. „Ich pass auf dich auf“, sagte Michael und griff nach meiner Hand. „Zerbrich dir nicht über Dinge den Kopf, die ich lösen muss“,
„Ja so oft verlasse ich das Haus ja nicht“,
„Wir werden öfter unterwegs sein. Morgen werden wir auch wieder einen Ausflug machen und wenn die Spots anlaufen und alles von meinem Team übernommen wird werden wir verreisen“, kündigt er an.
„Werden wir wieder für ein Wochenende wegfahren?“, frage ich begeistert.
„Nein wir werden zwei Wochen weg sein. Ich fliege sonst immer ans Meer, wenn es hier kalt und ungemütlich wird und dieses Jahr fliegen wir zusammen“, sagt Michael.
„Was meinst du mit fliegen?“.
„Mit einem Flugzeug. Dort hin wo der Strand endlos ist und das mehr warm und türkisblau. Ich werde dir die Schönheit unserer Welt zeigen“, kündigt er an und verblüff mich. „Michael das ist ja eine wundervolle Überraschung, aber kann ich so einfach verreisen?“, möchte ich wissen.
„Ja ich habe alles schon organisiert. Ich habe mich schlaugemacht“,
„Natürlich hast du das, du planst immer alles ganz genau. Wo werden wir hinfliegen und wie ist es zu fliegen?“,
„Das ist eine Überraschung. Fliegen ist inzwischen völlig ungefährlich. Wir fliegen nur leider eine ganze Weile dort hin. Also solltest du dir ein Buch einpacken“, schlägt er vor und fährt auf den Firmenparkplatz.
„So jetzt ruft aber die Arbeit“, murmelt er und steigt aus. Ich dachte an die Bilder die Suse und Anni mir gezeigt hatten. Ich stelle mir vor, wie Michael und ich an so einem Strand entlang laufen und die Sterne beobachten. Michael, klopf an meine Scheibe und reist mich aus meinen Tagträumen. Widerwillig steige ich aus, um mit Michael, in die Firma zu gehen. Ich nehme seine Hand und folge ihm in sein Büro. Auf dem dorthin werden wir beide von seinen Mitarbeitern begrüßt. Mich kannten inzwischen alle mit Namen und das freute mich. Michael öffnet seine Bürotür und lässt mich vor. Ich trete ein und wundere mich, irgendetwas war anders. „Ich habe mir erlaubt dir einen Sessel in mein Büro zu stellen. Damit du, wenn du dich hier schon langweilen musst, wenigstens bequem sitzt“, weißt er mich auf die Veränderung in seinem Büro hin. „Danke das ist lieb von dir“, antworte ich ihm und mache es mir auf dem Sessel bequem. Es war wirklich ein anstrengender Tag gewesen und nun da ich bei Michael im Büro saß, holte mich die Erschöpfung ein. Müde beobachte ich Michael beim Arbeiten und die Zeit vergeht und hinter uns geht die Sonne unter. Anscheinend wurden es mehr als nur ein paar Mails. „Michael?“, spreche ich ihn an. „Mmh was ist Shiro“
„Wir sollten zuhause wegen des Essens anrufen. In einer Stunde müssten wir zuhause sein“, erinnere ich ihn und deute auf seine Uhr. „Nein wir fahren jetzt nach Hause. Wir haben wirklich genug gearbeitet“, verkündet er und packt seinen Laptop ein. Ich war ihm wirklich dankbar und mein leerer Magen auch. Das Firmengebäude war völlig verlassen. Wir laufen durch die Flure. „Sind wir ganz alleine?“,
„Anscheinend, meine Angestellten haben Gleitzeit wenn sie früher anfangen dürfen sie eher gehen oder arbeiten von zuhause aus. Es gibt nur wenige die abends Arbeiten. Ich versuche, allen Arbeitstypen gerecht zu werden, solange die Arbeit pünktlich erledigt wird und die Zusammenarbeit funktioniert“,
„Was sind Arbeitstypen?“
„Sie bestimmen, wann man am besten arbeiten kann. Ich zum Beispiel arbeite mittags am besten. Vanessa ist ein Morgenmensch und gegen mittag fällt ihr das Arbeiten sehr schwer. Ich habe einen Mitarbeiter, der arbeitet tatsächlich nachts. Der fängt so gegen sechs Uhr an zu arbeiten und macht dann seine acht Stunden und geht dann ins Bett“, versucht er mir begreiflich zu machen. „Ich weiß gar nicht, welcher Typ ich bin, vielleicht hilft mir, das dabei besser zu musizieren, wenn ich das weiß“, teile ich Michael meine Gedanken mit.
„Dann solltest du das für dich testen. Vielleicht solltest du morgen zusammen mit mir aufstehen und dich dann ans Klavier setzen“, schlägt er vor und ich stimme ihm zu.
Ich war froh, dass Michael bei mir ist, den der Parkplatz war nur schwach beleuchtet. „Ich habe übriges veranlasst Kübel aufbauen zu lassen so wie die dir wir im Urlaub gesehen haben. Auch habe ich meine Mitarbeiter ermutigt, Büropflanzen mitzubringen“, berichtet er mir.
„Ist es dafür nicht schon etwas spät?“,
„Ja für die Herbstbepflanzung schon daher habe ich veranlasst das schon Winterpflanzen hineinkommen“,
„Was passiert mit den verblühten Pflanzen im Frühling?“,
„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich habe veranlasst das nur mehrjährige Pflanzen verwendet werden sollen. Wenn die verblüht sind, wäre es schade sie wegzuwerfen. Das muss ich mir noch überlegen“, gibt er zu und schließt das Auto auf.
„Vielleicht könnte man sie verschenken oder weiterverkaufen“, schlage ich vor.
„Wegwerfen werde ich sie nicht, das steht fest. Ich werde mir Gedanken machen versprochen aber nicht mehr heute. Es ist spät und ich bin zu müde, um mir über Blumen Gedanken zu machen, die noch gar nicht da sind“,
„Ja da hast du recht. Lass uns nach Hause fahren“, beende ich das Thema und steige ein.
Michael zieht die Stirn in Falten, als würde das Fahren ihn heute Abend sehr anstrengen. Er führ auch langsamer als sonst. Ich blieb still und versuchte Michael nicht unnötig abzulenken.
„Ich hoffe, meine scharfen Worte haben dich nicht verletzt. Das war nicht meine Absicht“, bricht er die stille. „Du hast mich nicht gekränkt. Menschen haben einen raueren Ton an sich, wenn sie gestresst oder müde sind. Das ist dann aber gegen die Situation gerichtet und nicht gegen den Gesprächspartner. Ich habe nichts mehr gesagt, weil ich das Gefühl habe, dass dir das Fahren heute schwerfällt“,
„Woher weißt du das?“
„Erfahrung und ich kenne dich inzwischen recht gut“,
„Danke für dein Verständnis“,
„Das ist selbstverständlich“, antworte ich ihm, auch wenn ich weiß dass nicht alle Verständnis für andere Aufbringen. Michael antwortet mir nicht, aber die Falten auf seiner Stirn verschwanden.
Als wir auf das Grundstück fahren atmet Michael erleichtert aus. „Ich hasse, es nachts zu fahren“, meint er und parkt das Auto.
„Kommst du deshalb früher nach Hause?“,
„Ja, das ist auch ein Grund. Komm, lass uns essen gehen“, sagt er, ohne näher drauf einzugehen. Irgendwas sagt mir, dass Michael es mir erklärt hätte, was er damit meint, wenn er gewollt hätte. Also bleibe ich still und folge ihm nach drinnen. Michaels Gang wurde schleppend. „Nach dem Essen gehen wir gleich ins Bett oder? Du siehst furchtbar müde aus“
„Ja essen und Bett klingen gut“, antwortet Michael und gähnt.
Der Tisch im Esszimmer wurde grade von Simon gedeckt. „Guten Abend und guten Appetit. Ich hoffe ihr habt großen Hunger mitgebracht. Suse und Anni haben es vorgeschlagen also gehen Beschwerden nur an die beiden“, erklärte er und nahm die Speiseglocken runter. Der Geruch von Knoblauch und gebratenem Fleisch und Reis. Ich trete näher. „Das ist griechisch. Das ist ja lieb von euch Danke“, verkünde ich. „Kann mich jemand sagen, worum es geht?“, fragt Michael und lässt sich auf seinen Stuhl fallen. Er bedient sich an dem Dip, der nach Knoblauch riecht und nimmt sich reichlich Fleisch. „Danke Simon Shiro wird mich sicher einweihen, du kannst Feierabend machen“, sagt Michael und Simon verabschiedet sich. „Also du erklärst mir, was das alles ist und ich erkläre dir, warum es das heute zu essen gibt“, schlage ich vor und nehme mir von allem etwas.
Michael lächelt und erklärt mir die verschiedenen Fleischspieße und was das geraspelte Fleisch ist. Während wir essen, erzähle ich von dem Gespräch mit Suse und Anni. Das Fleisch schmeckte mir richtig gut und der Dip passte perfekt dazu. Der rote Tomatenreis war eine fruchtige Ergänzung. „Irgendwann zeig ich dir Griechenland aber nicht mehr dieses Jahr“, sagt er und und schiebt sich das letzte Stück Fleisch in den Mund. Satt und zufrieden räumen wir den Tisch ab. „So jetzt waschen wir uns und dann wird gekuschelt“, bestimmt Michael.
Gewaschen und mit geputzten Zähnen liege ich wenig später in Michaels Armen und lausche seinem ruhigen Herzschlag. Er war sofort eingeschlafen. Ich konnte jedoch noch nicht einschlafen. Im Kopf ging ich den Tag nochmal durch und stelle mir vor, was die nächsten Tage so bringen werden. Ich zieh vorsichtig die Decke ein Stück höher und schließe die Augen. „Ich liebe dich“, flüster ich und schlafe friedlich ein.