Michael und ich sitzen in der Bibliothek. Während Michael an dem Schreibtisch arbeitet, den Tom normalerweise nutzt, um das Register zu aktualisieren, habe ich es mir in einem der Sessel in der Nähe gemütlich gemacht und lese. So waren wir wenigstes, zusammen wenn wir schon nichts zusammen machen können. Tom half heute den Gärtnern, so waren wir beide alleine zwischen den Büchern. Es war nur das Rascheln der Seiten und das Klackern von Maus und Tastatur zu hören. Hin und wieder ging die Tür auf, jemand holte sich ein Buch und ging wieder. Michael hatte heute Morgen gesagt, es würde nicht lange dauern. Ein Blick zur Uhr verriet mir, dass sein wird nicht lange dauern, schon 2 Stunden dauert. Michael sah auch immer frustrierter aus. Seine Stirn war in Falten gezogen und seine Haare vom Raufen schon total unordentlich. Ich wage nicht, ihn zu fragen was los ist. Wahrscheinlich würde ich es sowieso nicht verstehen. „Shiro, ich hab dir doch erzählt, dass mein Vater, uns gerne zum Abendessen einladen möchte. Gerade kam eine Mail mit der Einladung für heute Abend. Mit der Adresse wo wir essen gehen werden. Die Frage ist, sagen wir zu? Es ist für dich ein Sprung ins kalte Wasser das weiß ich und zu alledem beginnen morgen die Dreharbeiten. Würde bedeuten du, hättest auch wenig schlaf“, sprudelt es aus ihm heraus. Er raufte sich schon wieder die Haare. „Michael, atme einmal tief durch. Raufst du dir deshalb seit einer Stunde die Haare?“,
„Nein es ist was mit den Flaschen für den Herbst schief gelaufen“, meinte er und atmet tief durch.
„Ich komme auch mit wenig Schlaf aus und ich habe nichts dagegen, wenn wir heute Abend mit deinem Vater essen gehen. Wo gehen wir den Essen?“, fragte ich ihn.
„Mein Vater hat ein chinesisches Restaurant ausgesucht. Ich bezweifle, dass du solches Essen kennst, aber dir hat, bist jetzt alles gut geschmeckt oder?“,
„Ja das stimmt. Nur was zieh ich an und wann müssen wir dort sein?“,
„Was du anziehst, werde ich dir zeigen und wir treffen uns heute Abend um neunzehn Uhr“,
„Gibt es etwas, das ich wissen muss? Ich möchte ungern in ein Wespennest stechen oder so was“
„Mein Bruder und seine Frau, werde auch da sein lass dich von ihm nicht provozieren. Mein Vater hasst Streit am Essenstisch. Vielleicht solltest du auch meine Mutter nicht erwähnen. Das ist kein Thema für das erste Kennenlernen“, zählt er auf und das Sebastian mit kommen würde bereitete mir unangenehmes Magengrummeln. Michael schien mein Unbehagen zu spüren. „Mein Bruder wird sich vor seiner Frau und meinem Vater nicht daneben benehmen. Das ist es, was dir Sorgen macht oder?“, schlussfolgerte er richtig. „Es tut mir leid, mir ist dein Bruder einfach nicht geheuer“,
„Er hat sich das letzte Mal auch nicht gut benommen, das gebe ich zu. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass es ein Geschäftstermin war“, versuchte Michael mich zu beruhigen. Ich wusste es besser, aber ich wollte nicht für Streit sorgen. „Ja es war ein wichtiger Abend, er stand sicher nur unter Stress“, log ich und erschreckte mich für einen kurzen Moment über mich selbst. „War lügen in Ordnung Michael hatte mich noch nie belogen“, dachte ich und fühlte mich augenblicklich schlecht. „Du glaubst selbst nicht an das, was du da sagst oder? Du klangst nicht überzeugt“, kommt Michael mir sofort auf die Schliche. „Ich würde es gern glauben, aber ich hab bei Sebastian einfach kein gutes Gefühl“, gestand ich und knetete meine Hände. „Ich werde dafür sorgen, dass er dich in Ruhe lässt“,
„Und ich werde nichts tun, was ihn reizen könnte“, antwortete ich. Michael nickte und schaltete seufzend seinen PC aus. „Die Flaschen, die uns geliefert wurden, für die Herbstdüfte haben alle die falsche Farbe. Es ist nur kleine Abweichungen, aber dadurch passen die Farben auf den Verpackungen nicht mehr. Zum Glück sind die Verpackungen noch nicht gedruckt und ich konnte die Farben noch rechtzeitig anpassen“, erklärte er mir und zwang sich zu einem Lächeln. „Gut das es Vanessa aufgefallen ist“, fügte er hinzu.
„Es ist wirklich nett von dir, dass du die Flaschen nicht zurückgeschickt hast. Andere hätten sicher gesagt das ist die falsche Farbe, die nehme ich nicht an“,
„Ja das hätte ich tatsächlich machen können, aber ich möchte nachhaltig handeln. Die Flaschen funktionieren ja und ob die Flaschen jetzt ein wenig dunkler sind als geplant, ist ja nicht schlimm. Keiner wird es erfahren und so ist niemanden ein Schaden entstanden“, erklärte er mir und ich lächelte ihn an. Michael dachte immer zuerst an andere und das bewunderte ich an ihm.
„Komm, lass uns sehen ob wir in der Küche etwas zu essen auftreiben können“, schlägt er vor und steht auf.
Während wir zur Küche laufen merke ich an: „Wir müssen auch Bescheid sagen das wir heute Abend nichts Warmes essen“,
„Ja stimmt, ich rufe auch meinen Vater an und sage ihm zu“, sagt er und greift zu seinem Telefon.
„Hallo Papa ich wollte dir Bescheid sagen, dass wir heute Abend kommen werden“,
„Ja wir freuen uns auch, ich kenne das Lokal nicht, kannst du mir, was zum Dresscode sagen?“
„Danke dann bist heute Abend“, beendete er das Gespräch mit seinem Vater.
„Was ist Dresscode?“, frage ich ihn und folge ihm „Der Dresscode zeigt dir an, wie man sich kleiden sollte. Wenn wir zum Beispiel im Schlaraffenland essen müssen wir uns nicht besonders anziehen, es ist also ein ungezwungener Dresscode. Als wir zum Konzert gegangen sind, haben wir uns beide besonders angezogen, weil es dort angemessen ist. Bei Veranstaltungen wird oft ein Dresscode angegeben damit die Gäste wissen, ob ein Anzug und Abendkleid angemessen ist, oder Jeans und Shirt reichen. Es beschreibt aber auch, welche Farben man tragen sollte oder eben vermeiden. Es gibt Feiern mit Farbkonzept. Stell dir vor, alles soll in Blautönen gestaltet sein und eine Frau weiß davon nichts und kommt in einem roten Kleid“, erklärte er mir, umfangreicher als es nötig gewesen wäre.
„Das wäre wirklich unangenehm für alle und sähe auf Fotos sicher schlimm aus. Als ist der Dresscode nur ein anders Wort für die Kleiderordnung. Wie ist der Dresscode für heute Abend?“, frage ich ihm.
„Ja du hast recht. So hätte ich meine Erklärung auch abkürzen können. Ich werde ein Hemd und Jeans tragen. Wir sollten für dich langsam wärmere Sachen kaufen, der Sommer ist vorbei. Ein Strickkleid mit einem breiten Gürtel und einer Strumpfhose wird angemessen für dich sein. Du kannst aber auch selbst überlegen, was du anziehen möchtest. Es ist kein gehobenes Restaurant, aber da wir mit meinem Vater essen solltest du dich schicker anziehen als sonst“, erklärte er mir.
„Ich habe kein Strickkleid und ich glaube nicht, das ich etwas finde was warm genug sein wird für so einen Anlass“, bedaure ich.
„Wir werden nach den Dreharbeiten wohl nochmal einkaufen gehen müssen. Ich habe es einfach versäumt, entschuldige Shiro. Da wir noch etwas Zeit haben werden wir schnell etwas Passendes kaufen“, schlägt er vor und bleibt im Flur stehen, dass wir etwas essen wollten, hatte er wohl ganz vergessen. Michael lief in die andere Richtung zu meinem Zimmer. Frustriert sah ihn meinen Schrank.
„Du hast auch keine Übergangsjacke“, murmelte er. Ich nickte nur. „Warte kurz hier“, sagte er und verließ das Zimmer.
Kurzzeit später kam er mit einem dicken Wollpullover zurück. „Mir ist er viel zu groß, also wird er dir vielleicht passen und dich warm halten“, sagte er. Ich zog mir den Pullover an und Michals Duft stieg mir in die Nase.
„Passt dann können wir los. Wir kaufen heute nur das nötigste und wenn die Dreharbeiten abgeschlossen sind, nehmen wir uns mehr Zeit und stocken auch gleich deine Wintersachen auf“, bestimmt er. Michael nahm meine Hand und zusammen liefen wir in Richtung Auto. In der Eingangshalle zog ich meine weißen Stiefelchen an. „Was ist mit dem Mittagessen?“, frage ich ihn. „Hast du hunger?“,
„Nicht wirklich“,
„Ich auch nicht“, gab er zu und da das nun geklärt war, liefen wir zum Auto. Michael tippte auf seinem Handy rum und meinte dann: „In der Küche wissen sie nun auch Bescheid“,
„Gut dann wartet niemand auf uns“, antworte ich und steige ins Auto“,
„Ich werde dich meinem Vater als meine Freundin vorstellen. Nicht als meine Neko. Es wird sicher für Gesprächsstoff sorgen aber ich möchte ihn nicht belügen“, kommt Michael wieder auf das Gespräch mit seinem Vater zurück.
„Wir wissen nicht, wie er reagieren wird als warten wir ab. Du könntest mich auch einfach als Shiro vorstellen. Dann müsstest du nicht lügen“, schlage ich vor. Michael startet den Wagen und er hat wieder die Falte auf der Stirn. „Ich werde darüber nachdenken“, weicht er mir aus und fährt los.
Michael fährt uns wieder zu dem Laden, bei dem wir das letzte Mal waren. Die Verkäuferin, die uns das Ballkleid verkauft hatte, kam mit einem Lächeln auf uns zu. „Guten Tag schön das sie uns wieder besuchen. Wie kann ich euch heute helfen? Nein, lasst mich raten, ihr braucht eine Herbst- und Winterausstattung“, schlussfolgerte sie. „Ja da haben Sie recht, meine Freundin braucht warme Kleidung, aber da wir heute nicht viel Zeit haben würde ich mich gern auf das nötigste beschränken“, fängt er an und ich halte kurz den Atem an als er mich als seine Freundin bezeichnet. Die Verkäuferin sieht mich freundlich an. „Also einen Satz warme Pullover eine warme Jacke und Schuhe“, schlägt sie vor und Michael stimmt ihr zu. Die Verkäuferin bewies wie das letzte Mal einen guten Geschmack und in nicht mal einer Stunde hatten wir einen großen Korb voll Anziehsachen. Es war am Ende doch der komplette Einkauf für den Herbst geworden. Schnell waren zu den Pullovern noch dickere Hosen verschiedene Leggins und Strickkleider in den Korb gewandert. Die Mützen, die sie mir zeigte, lehnte ich jedoch ab. Ich hörte schlechter, wenn ich Mützen trug. „Jetzt brauch ich nur noch ein Kleid für heute Abend“, sagte ich und schaute schmunzelnd auf die drei Wäschekörbe voll mit Kleidung. „Wann sollte ich das nur alles tragen?“, fragte ich mich. „Was ist den heute Abend?“, fragte sie mich und ich erzählte ihr, was der Anlass und der eigentliche Grund des Einkaufes war. „Dann habe ich das perfekte Kleid für dich“, sagte sie und führte mich in den Teil des Ladens, der wohl für festliche Anlässe war. Sie zog ein eisblaues Strickkleid heraus. Unter dem V-Ausschnitt verlief in Streifen ein Zopfmuster. Das nur durch die Raffung um die Taille unterbrochen wurde. Die Wolle war durchzogen von Silberfäden. Passend dazu suchte sie mir einen weißen Gürtel mit silbernem Verschluss und weißem Steinen heraus. Die funkelten, wenn man sich bewegte. Die Hälften des Verschlusses bildeten eine abstrakte Blume. Sie reichte mir das Kleid und es fühlte sich ganz weich in meiner Hand an. Es war perfekt, doch traurig blicke ich auf meinen wirklich buschigen Schwanz. Die Verkäuferin deute auf die Knöpfe auf der Rückseite. „Ich helfe dir ihn durch das Loch zu beklommen“, sagte sie und half mir beim Umziehen. Mein Schwanz passte wirklich nur knapp durch die Öffnung. „Wäre dein Schwanz glatt, hätte man ihn einfach hängen lassen können, aber so geht’s. Ich mach den Job schon zwanzig Jahre und ich hab bis jetzt für jeden etwas gefunden“, sagte sie und ich zog die Leggins und die weißen Stiefelchen an. Fürsorglich schloss sie den Gürtel für mich und rückte alles zurecht. Nervös streiche ich über das Muster des Kleides. Der weiche Stoff schmiegt sich an mich wie eine zweite Haut und das Zopfmuster und die Raffung an der Taille betonen meine Rundungen. Ich betrachte mich von allen Seiten und immer wenn ich mich bewege, glitzern die Silberfäden im Kleid.
„Ich möchte vor seiner Familie einen guten Eindruck machen“, erkläre ich ihr. „Das wirst du sicherlich. Du siehst wundervoll aus und jetzt gehen wir zu ihm und dann möchte ich ein strahlendes Lächeln von dir sehen“, ermutigte sie mich und ich fühlte mich augenblicklich besser. Wir gingen zu Michael dessen Augen sich weitend, als er mich sieht. „Wundervoll“, hauchte er und gab mir einen schnellen Kuss. „Ich danke Ihnen für den guten Service “, sagte Michael, als er bezahlte. „Zieh am besten den weißen Mantel dazu an“, sagte sie und zog ihn aus den Sachen, die geliefert werden sollten. Wir nahmen die Sachen und verließen den Laden. „Der Kamm den ich dir geschenkt habe wird perfekt dazu passen“, sagte er und legt die Tüte mit der Kleidung auf die Rückbank. Michael setzt sich zu mir ins Auto und mich ergreifen die Zweifel. Nervös knete ich meine Hände. Und blicke aus dem Fenster. Mein Schwanzfell stellte sich auf. „Was ist los Shiro?“
„Was ist, wenn dein Vater mich auch nicht mag. Dein Bruder ist ja schon nicht gut auf mich zu sprechen. Was wenn mir ein Missgeschick passiert? Ich mich total blamiere oder dich?“ ,sprudelt es aus mir heraus und zwinge mich, ihn anzusehen. Michael nimmt meine Hand und streichelt mit dem Daumen über meinen Handrücken.
„Shiro du hast ein so offenes und freundliches Wesen, das man dich auf Anhieb sympathisch findet. Meinem Vater ist mein Glück am wichtigsten. Du bist mit mir zusammen nicht mit meinen Vater. Ich liebe dich und nichts kann daran etwas ändern. Du hast mich noch nie blamiert also wirst du es heute auch nicht tun. Es wird ein Abendessen im Kreis meiner Familie kein Tee bei einer Königin“, scherzt er. Ein wenig beruhigten mich seine Worte, doch ein Rest an Nervosität blieb. „Ich liebe dich auch. Aber deinen Bruder konnte ich auch nicht überzeugen“, bedenke ich. „Mein Bruder ist ein Mensch, der sich schwertut Veränderungen zu akzeptieren und er konnte noch nie gut mit anderen Menschen. Mach dir wegen meines Bruders keine Sorgen. Mein Vater wird ihm sagen, wenn er sich daneben benimmt“, spricht er weiter auf mich ein.
Danke. Jetzt geht es mir besser“, antworte ich ihm und beobachte ihn, wie er den Wagen nach Hause lenkt.