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Kapitel 15
Night Market
Tag 1: Der beste Kaffee weit und breit.
Mein Freund und ich sind auf dem Weg in den Stardrop Saloon. Wir gehen Händchen haltend den Feldweg entlang. Als wir so spazieren gehen, wird mir schlagartig klar, dass wir das erste Mal die Stadt besuchen, seit wir eine Beziehung eingegangen sind.
Bis jetzt war unsere Beziehung fast schon ein Geheimnis, niemand außer uns wusste davon, doch jetzt wird es auffallen und ich könnte mich nicht glücklicher schätzen. Ich bin aufgeregt und will der Welt unbedingt zeigen, dass Sebastian und ich in einander verliebt sind.
„Es ist für dich doch okay, wenn wir uns auch unter Leuten an der Hand halten, oder Ryan?“
Ich nicke freudig. „Unbedingt. Jeder soll sehen, dass wir unser Glück gefunden haben.“
„Sehr gut. Es gibt nichts Schlimmeres, als sich in der Öffentlichkeit verstellen zu müssen“, antwortet Sebastian erleichtert. Er umfasst meine Hand etwas fester. „Ich hab noch eine Frage: Willst du beim Essen eher neben mir sitzen oder mir gegenüber sitzen?“
Das ist eine interessante Frage. Einerseits könnten wir kuscheln, anderseits könnten wir uns in die Augen sehen. „Ich glaube, dass ich neben dir sitzen möchte. So kann ich mich an dich lehnen, deine Hand halten und deine Nähe genießen. Keiner von uns muss sich über den Tisch beugen, um den anderen zu küssen. Ich schätze, dass das einfacher ist.“
„Das wäre auch meine Wahl gewesen“, antwortet Sebastian zufrieden.
Sebastian öffnet mir die Tür zum Saloon. Wir begrüßen Gus, der hinter der Theke steht und etwas in die Kasse eintippt. Auch Emily wird von uns begrüßt, sie antwortet nur mit einem Lächeln, da sie gerade in eine Unterhaltung mit Shane verwickelt ist und ihm ein Bier serviert. Wir schlüpfen aus unseren Winterjacken und hängen sie an die Haken, die rechts neben der Tür an der Wand hängen.
Ich suche mir einen Platz aus, Sebastian lässt sich zu mir auf die Sitzbank sinken. Er gibt mir einen zarten Kuss auf die Wange und ich lehne mich zufrieden an ihn. Es ist schön, solche simplen Momente wie diesen zusammen mit seinem festen Freund zu teilen. Immer wieder wird mir klar, wie sehr es mir gefehlt hat, eine Beziehung zu haben, die tiefer geht als Freundschaft. Ich küsse Sebastians Wange, den Kuss erwidert er mit einem Kuss auf meine Schläfe.
„Weißt du schon, worauf du Lust hast?“, fragt Sebastian, als er nach Emily Ausschau hält.
„Auf dich“, antworte ich verspielt. Sebastian hebt meine Hand an, er liebkost meine kalten Finger mit seinen Lippen, lässt meinen Arm dann wieder sinken, allerdings nicht, ohne unsere Finger miteinander zu verhaken.
„Dafür hätten wir nicht das Schlafzimmer verlassen müssen“, meint Sebastian leise. „Ich weiß ja nicht, wie frech du bist, aber wir könnten zusammen auf die Toilette verschwinden.“
„Ich hab das noch nie gemacht, so ganz öffentlich.“
„Es gibt für alles ein erstes Mal“, flirtet Sebastian selbstsicher.
Die freundliche Kellnerin tritt auf unseren Tisch zu. „Wollt ihr euch die Karte ansehen oder wisst ihr schon, was ihr gerne hättet?“, fragt Emily mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Ich hätte gerne einen Pfirsicheistee und eine Kürbiscremesuppe“, bestellt Sebastian, er blickt zu mir.
Es dauert einige Sekunden, bis mir etwas einfällt, doch dann schließe ich mich schnell Sebastian an: „Für mich auch bitte, aber nur eine kleine Portion Suppe, wenn das geht.“
„Für dich auch, Sebastian?“, fragt Emily nach.
„Ja, wie immer, sonst bekomme ich nichts mehr runter“, antwortet mein Freund. „Und weil ich mir sonst nichts gönne, eine Pizza mit viel Salami und extra Mozzarella.“
„Und was kann ich dir bringen, Ryan?“
„Ich hätte gerne eine kleine Portion überbackenen Blumenkohl und Süßkartoffeln dazu. Danke, Emily.“
Eifrig notiert Emily unsere Bestellungen. „Zweimal Pfirsicheistee, zwei kleine Kürbiscremesuppen, eine stark belegte Salamipizza mit extra Mozzarella, eine kleine Portion überbackener Blumenkohl und Süßkartoffeln“, zählt Emily noch einmal auf.
„Genau“, stimmt Sebastian ihr zu.
„Die Getränke kommen gleich.“
„Danke.“
Ich kuschle mich an meinen Freund, er löst unsere Hände voneinander, nur um seinen Arm um mich zu legen. Mit weiteren zärtlichen Küssen bekunden wir unsere junge Liebe zueinander.
„Willst du jetzt… auf die Toilette gehen?“, fragt Sebastian zwischen den Küssen.
„Ich weiß nicht recht…“
Mein Freund küsst meinen Hals. Es sieht so aus, als wäre er noch ein wenig versauter, als ich dachte. Gut, nachdem er mir von seinen Sexspielchen an der Schule erzählt hat, hätte ich damit rechnen müssen, dass ihm Sex in der Öffentlichkeit immer noch Spaß macht. Es stimmt schon, es ist aufregend, alleine darüber nachzudenken.
„Okay, tun wir’s“, antworte ich etwas angespannt.
Ich gehe vor, während Sebastian noch ein wenig Sicherheitsabstand hält. Heute Abend ist der Saloon recht voll. Einige Bewohner der Stadt hatten wohl dieselbe Idee vor dem Night Market noch etwas zu essen.
Nervös begebe ich mich in die letzte Kabine, so wie Sebastian es mir aufgetragen hat. Ich lehne mich an die Wand und atme tief durch. Die Zeit scheint still zu stehen, während ich auf meinen Freund warte.
Sebastian klopft einmal an die Tür, ich öffne ihm. Er schließt hinter uns ab. Sofort werde ich überfallen. Mein Freund küsst mich, er drückt mich gegen die Wand. Er lässt sich nicht viel Zeit, mir gleich an die Wäsche zu gehen, mein Gürtel und meine Hose sind bereits geöffnet. Mit einem schnellen Griff fasst er in meine Boxershorts und massiert meinen Penis. Mit geschlossenen Augen genieße ich seine Berührungen. Er hatte Recht, in der Öffentlichkeit macht es gleich noch viel mehr Spaß, auch wenn ich die Aufregung nicht verleugnen kann.
Als ich die Augen wieder öffne, schließt Sebastian gerade den Toilettendeckel. Er befreit meinen Penis aus meiner engen Boxershorts, setzt sich dann hin.
„Komm her“, flüstert Sebastian. In seiner Stimme schlägt eindeutig Erregung mit. Ich stelle mich vor meinen Freund, wieder denkt er nicht weiter darüber nach, sondern nimmt meine Erektion in seinen Mund. Ich lege meine Hände an die Wände, um nicht den Halt zu verlieren, sobald ich wieder meine Augen schließe. Bei Sebastians Künsten nicht zu laut zu stöhnen ist schwer. Ich behalte meine Lust tief in meinem Kopf, ein sanftes Stöhnen entkommt mir allerdings trotzdem.
Ich höre, dass die Tür zur Toilette sich öffnet. Sebastian hört für eine Sekunde auf, macht dann jedoch unbehelligt weiter. Dass jemand mit uns im Raum ist, dämpft meine Lust allerdings ein wenig. Nervös versuche ich, meine Atmung so ruhig wie möglich zu halten, mein Herzschlag pocht an meinem Hals.
Ein verschleimt klingendes Husten erklingt im Raum. Die Person spuckt. Das Geräusch ist ein weiterer Abturner. Und schon geht es los. Er lässt Wasser. Ein lautes, erleichtertes Stöhnen erklingt im Raum, womit sich die Person auch verrät. Shane. Es ist Shane und Shane pinkelt gerade ein ganzes Fass aus. Ein weiteres erleichtertes Stöhnen erklingt.
Langsam lässt Sebastian meinen Penis aus seinem Mund gleiten. Wir sehen uns verwirrt an.
„Ich muss mir angewöhnen früher zu pissen… verdammtes Bier…“, beschwert er sich. Er lässt einen lauten, hallenden Rülpser von sich.
Angeekelt nehme ich Abstand von Sebastian. Gut, das war’s. Ich bin wieder schlaff.
„Hey ihr Zwei… Ich weiß genau, dass ihr da irgendwo Sex habt. Lasst euch nicht stören. Ich hoffe nur, dass ihr nicht in der Kabine hinter mir seid, da kotze ich meistens, das könnte ein kleiner Stimmungskiller sein.“
Shane betätigt die Spülung. Ich bin mehr als angeekelt. Der Wasserhahn verrät, dass er sich wenigstens die Hände wäscht.
„Du hast die Stimmung bereits gekillt, danke“, antwortet Sebastian sichtlich sauer.
„Gerne.“ Die Tür fällt wieder zu. Von Shane ist nichts mehr zu hören.
Ich sehe Sebastian an, auch er sieht mich an.
„Entschuldige“, spricht er leise. „Ich dachte, dass es heiß wäre.“
„Das war es… ungefähr eine Minute…“, antworte ich, ziehe mich dabei schon wieder an. Ich öffne die Kabine, verlasse sie und wasche mir die Hände.
„Ryan, bist du sauer?“, fragt Sebastian, als er sich etwas Seife in die Hände drückt. Auch er wäscht sich die Hände.
„Nein, aber angeekelt.“ Ich verziehe das Gesicht. Shane ist sicher nett, aber dass er so viel trinkt, schreckt mich ab. Ich ertrage die Alkoholfahne nicht, davon wird mir übel. „Ich muss raus hier…“ Der Gestank von Bier hängt überall in der Luft, wo Shane sich aufgehalten hat.
Ich gehe voran, doch Sebastian holt mich schnell ein. Er hakt sich bei mir ein und wir gehen den Gang entlang. Zurück an unserem Sitzplatz finden wir bereits unsere Suppen und unsere Getränke vor. Ich setze mich und mein Freund nimmt wieder neben mir Platz. So richtig ist mir nicht nach Essen zumute, doch ich trinke einen Schluck meines Eistees.
„Spätestens beim Night Market hast du alles wieder vergessen“, verspricht Sebastian mir. „Entschuldige nochmal.“
„Du kannst nichts dafür, Sebastian.“ Um ihm zu zeigen, dass ich ihm nicht böse bin, gebe ich ihm einen sanften Kuss.
Während wir essen, bestraft Sebastian Shane immer wieder mit bösen Blicken, die dem Mann mit dem Dreitagebart allerdings sichtlich am Arsch vorbei gehen. Er hat sein Bier und mehr braucht er nicht. So sind Menschen, die dem Alkohol verfallen sind leider. Schade, dass Shane sich keine Hilfe sucht, aber wahrscheinlich sieht er das Problem gar nicht, so wie Dad es nicht gesehen hat, bis ich meine Sachen gepackt habe und ihn alleine gelassen habe. Vielleicht muss Shane noch ein wenig tiefer Fallen, um die Motivation zu finden, wieder aufzustehen.
…
Wir sind auf dem Weg zum Festival. Schon als wir am Strand ankommen, fange ich viele verschiedene Eindrücke ein. Der gefrorene Sand unter meinen Füßen fühlt sich seltsam an. Er ist hart und knirscht etwas bei jedem Schritt, den ich tätige. Immer wieder gibt es Stellen, an denen ich ein wenig einsinke.
Meine Augen nehmen sofort die bunten Lichter wahr. Am Dock haben einige bunte Boote angelegt. An Masten sind sie mit Lichterketten verbunden. Staunend bleibe ich am Strand stehen. Ich sehe mich sprachlos um. Bevor ich hier angekommen bin, hatte ich noch keine fixe Vorstellung davon, wie der Night Market aussehen würde. Wenn ich allerdings eine gehabt hätte, wäre sie übertroffen worden. Die Boote sind bunt gestrichen. Einige Bewohner der Stadt spazieren über den Strand, andere sehen sich an den Docks um. Ich bin bereits jetzt vollends begeistert.
„Ich wusste, dass es dir gefällt. Ich wusste es einfach“, freut Sebastian sich mit mir.
„Es ist so schön. Sieh dir das an, Sebastian. Die bunten Boote, die Lichter, es ist so verdammt schön.“
„Und dabei sind wir noch gar nicht mittendrin.“
Mein Freund führt mich an der Hand über den Steg. Immer wieder bleibe ich stehen, um noch mehr Eindrücke zu sammeln. Geduldig hält Sebastian meine Hand.
„Oh, da bei dem blauen Boot kann man Dekoration kaufen. Vielleicht finde ich ja etwas, das mir gefällt“, gebe ich aufgeregt von mir. Ich bin immer sofort aufgeregt, wenn ich etwas entdecke, das leuchtet und glitzert.
„Oh je, du und Dekoration…“ Sebastian lacht. „Ich hole mir Kaffee, mein liebster Ryan und du stöberst ein bisschen.“
„Okay, aber lass mich nicht zu lange alleine.“
„Du wirst von dem vielen Glitter so begeistert sein, dass du meine Abwesenheit gar nicht wahrnimmst.“ Sebastian verabschiedet sich mit einem Kuss. Als er geht, reiche ich ihm noch meinen Lippenbalsam. Das ist es. Ich schenke ihm auf jeden Fall einen Lippenbalsam zum Feast of the Winter Star. Natürlich nur als kleine Beigabe, ich brauche noch etwas Großes, aber ein paar Tage habe ich ja noch Zeit, mir etwas zu überlegen.
Abgesehen davon, dass hier kleine, noch lebendige Bäumchen für das Fest verkauft werden, gibt es einiges, das glitzert. Am liebsten würde ich dem freundlichen Verkäufer alles abnehmen, doch ich muss mich zügeln. Es dauert einige Minuten, doch dann entdecke ich unter den vielen Möglichkeiten etwas, das ich unbedingt brauche. Ich nehme dem Verkäufer vier Leuchtende Sterne ab, die ich mir geistig schon in die Fenster gehängt habe. Auf diese Weise habe ich auch in der Küche ein wenig Licht. Abgesehen von den LED Sternen greife ich auch bei Baumschmuck großzügig zu. Ich nehme eine große Packung bunter Kugeln in gemischten Farben und zwei große Stofftaschen mit festlichem Motiv, um das alles transportieren zu können.
Sebastian kommt wie versprochen rechtzeitig zurück. Ich bezahle noch meinen Einkauf und schon legt er die letzten Schritte zwischen uns zurück. Er zieht an seiner Zigarette, die rot-orange Glut brennt hell, als der Tabak verbrennt. In seiner anderen Hand hält er eine Tasse Kaffee.
„Du hast ja jetzt schon alle Hände voll“, zieht Sebastian mich auf. „Und dabei warst du gerade erst bei einem Stand. Wenn ich eine Hand frei habe, dann nehme ich dir gerne eine Tasche ab.
„Danke.“
„Was hast du gekauft?“, erkundigt er sich mit einem Lächeln.
„Eine Packung bunter Kugeln für den Baum und so leuchtende Sterne für die Fenster. Ich hab gedacht, dass ich zwei in die Küche und zwei ins Schlafzimmer hänge.“
„Klingt gut. So könnten wir es uns im Bett bequem machen und im Sternenlicht ein bisschen spielen.“
Sebastian bringt mich zum Lachen. „Du denkst ausgesprochen oft an Sex.“
„Das liegt an meinem sexy Boyfriend“, flirtet er, ehe er mir zuzwinkert.
„Ach hör auf“, winke ich ab. „Du bist so lieb, ich schmelze irgendwann.“
Sebastian drückt seine Zigarette an einem Mülleimer aus. Wie versprochen nimmt er mir eine der Taschen ab und wir schlendern über den Steg. An dem Kaffeestand hole ich mir ebenfalls einen Gratiskaffee ab. Der Kaffee duftet intensiv, er ist vermutlich stärker als die Mischung, die ich zu Hause habe. Schon als ich das erste Mal von meinem Kaffee nippe, entfaltet sich intensiver Geschmack, der meine Zunge verwöhnt.
„Wir müssen uns unbedingt diese Kaffeebohnen besorgen“, bitte ich meinen Freund. „Das hier ist ein Geschenk Yobas.“ Ich meine es so ernst, wie ich es sage, noch nie im Leben habe ich so guten Kaffee getrunken.
Sebastian schmunzelt. „Alles klar, ich besorg’s dir.“
„Echt jetzt?“, frage ich belustigt. Ich halte meine Tasse ein wenig von mir weg, da ich Angst habe, mich vor Lachen zu bekleckern.
„Ach dein Lachen… Du bist so niedlich… Ryan…“
„Danke für deine vielen Komplimente, Sebastian.“
„Du verdienst sie“, versichert er schmunzelnd.
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