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Kapitel 19
Stardrop Saloon
„Das Event stand gar nicht auf dem Kalender am schwarzen Brett. Sonst hätte ich das in meinen Kalender eingetragen und wüsste von der Party.“
Ich bin überrascht. Sebastian erzählt mir von einer Party, die für mich ganz unerwartet stattfindet. Normalerweise wird jedes Event auf dem schwarzen Brett ausgehängt, damit keiner vergisst, was in der Stadt los ist.
„Das liegt daran, dass es kein offizielles, großes Event ist, sondern eine kleinere Feier im Stardrop Saloon. Gus gestaltet normalerweise immer ein Flugblatt, das in der Post landet.“
„Das muss wohl irgendwie untergegangen sein bei der vielen Werbung von Joja…“
„Kann sein, aber mach dir keinen Kopf. Die Feier ist an sich ganz nett, alle werden da sein, also dummerweise auch Mum und… du weißt schon wer…“
„Du weißt schon wer. Klingt als wäre er einer dieser Geister, dessen Namen man nicht vor dem Spiegel sagen darf, weil er einen sonst auf grausame Weise heimsucht und umbringt“, antworte ich schmunzelnd.
Ich sitze auf der Theke im Badezimmer, meine Beine schwinge ich auf und ab. Sebastian steht neben mir vor dem Spiegel, er färbt sich die Haare in meinem Badezimmer.
„Das ist ungefähr die Einstellung, die du Demetrius gegenüber haben solltest. Solange du ihn nicht erwähnst, ist er nicht da und kann dir nichts tun.“
„Du hast noch nie etwas Positives über ihn gesagt. Hat er dir mal wehgetan?“, frage ich nach.
„Leider nicht, sonst hätte ich zur Polizei gehen können, um den Arsch loszuwerden… So musste ich seine Sticheleien und dummen Kommentare ertragen… Schade, dass ich die Narben auf meiner Seele nicht bei der Polizei vorführen konnte.“
Ich rutsche von der Theke und schlüpfe in Handschuhe. Ich nehme Sebastian den Pinsel ab und gehe sicher, dass er die dunkle Haarfarbe gründlich an seinem Hinterkopf aufgetragen hat. Er hat das scheinbar schon so oft gemacht, dass ich kaum etwas finde, was ich ausbessern muss.
„Hast du eigentlich ein Foto von dir, auf dem du noch deine originale Haarfarbe hast?“, frage ich voller Neugierde, wechsle dabei auch gleich das Thema. Ich stelle mir Sebastian unheimlich niedlich vor mit seinen naturroten Haaren. Wenn er dann noch Sommersprossen hat, ist er so süß, dass ich schmelze.
„Yoba sei Dank nicht“, antwortet er. „Kann sein, dass ich noch irgendwo einen alten Schulausweis, Klassenfotos oder so habe. Dad hat ein paar Kinderfotos von mir in seiner Wohnung.“
„Dann muss ich deinem Dad schreiben, dass er mir ein Foto von Klein-Sebby schicken soll. Du warst bestimmt das niedlichste Kind auf der ganzen Welt.“
„Gar nicht“, winkt er ab. „Ich war komisch und seltsam und hatte rote Haare und Sommersprossen, weil ich oft draußen war. Wie hast du als Kind ausgesehen?“
„Öhm… So wie jetzt nur kleiner und mit einem Mondgesicht?“, frage ich eher, anstatt zu antworten. „Ich hab noch das eine oder andere alte Foto von mir in meinem Schreibtisch. Ich kann’s dir zeigen.“
„Mondgesicht?“, fragt Sebastian schmunzelnd. Er schlüpft aus seinen Handschuhen und wirft sie weg. Ich kümmere mich noch darum, dass an seinen Ohren keine Haarfarbe haftet und werfe meine Handschuhe dann ebenfalls weg.
„Ich war als kleines Kind ein bisschen dicklich. Dad hat mir immer viel Schokolade und Kuchen zu essen gegeben.“ Ich blase meine Backen auf, um Sebastian zu verdeutlichen, wie ich ausgesehen habe.
Mein Freund drückt seine Finger in meine Wangen, sodass ich die Luft rauslasse. „Dicke Kinder sind süß, ich bin sicher, dass du auch süß warst. Aber ich bin noch sicherer, dass du es jetzt auch noch bist, Ryan.“ Sebastian gibt mir einen sanften Kuss.
„Darf ich dich mit roten Haaren sehen? Bitte?“
„Ich zeige dir ein Kinderfoto, sobald du mir eines gezeigt hast“, verlangt Sebastian eine Gegenleistung.
„Okay, einverstanden. Ich mach mich gleich auf die Suche.“
Ich stürme schnell aus dem Badezimmer.
„Ryan! Du musst nicht jetzt auf der Stelle eines raussuchen! Ich hab ja eh kein Bild von mir da.“
„Ich will aber!“
Ich laufe ins Schlafzimmer und öffne meine unterste Schreibtischschublade. Ich weiß ganz genau wo ich suchen muss. Mit wenigen Handgriffen habe ich mein Album gefunden. Ich habe zwar nicht viele Fotos von Dad mitgenommen, aber die, die ich mitgenommen habe, habe ich in dieses Album geordnet.
„Sebastian! Komm her!“
Mein Freund kommt zu mir ins Schlafzimmer. „Das ging ja schnell. War aber irgendwie klar, dass du so schnell bist, du Ordnungsfreak.“
„Ich weiß eben wo meine Sachen sind“, antworte ich stolz.
Tippend bleibt Sebastian neben mir stehen. Ein Blick nach oben verrät mir, dass er sich voll und ganz auf sein Display konzentriert. „Ich frage Dad, ob er ein Foto von einem Foto machen und es mir schicken kann.“
„Okay.“
Ich öffne das Album in meinen Händen. Sebastian setzt sich neben mich. Aus Gewohnheit will ich mich an ihn kuscheln, doch er drückt mich weg. Ich bin ein bisschen enttäuscht, da ich kuschelbedürftig bin. „Haare“, erinnert er mich.
„Oh, ja, stimmt“, antworte ich ein wenig verlegen. „Hab ich vergessen.“
„Es ist eine Minute her, dass wir das Badezimmer verlassen haben.“
„Ich weiß…“
„Awww, ist das der kleine Ryan?“ Sebastian schnappt sich sofort das Album. „Du warst das niedlichste Baby aller Zeiten. Du hast total süße Schmolllippen.“ Auf dem Bild liege ich schlafend in einem Kinderwagen, dabei trage ich einen hellblauen Strampelanzug. Meine Hände sind zu Fäusten geballt, als ich vor mich hinträume. „So süß… und du hast wirklich ein niedliches Mondgesicht.“
„Danke“, antworte ich lächelnd.
Leider gibt es in dem Album nicht allzu viel zu sehen. Dad hat mich nicht sooft fotografiert, nachdem Mum nicht mehr bei uns war.
Ich habe ein Foto von meinem sechsten Geburtstag, wo ich grinsend vor einer großen Torte sitze, ein Bild von meinem ersten Schultag und dann erst wieder das eine oder andere Foto, das in der Schule entstanden ist.
Als ich umblättern möchte, hält Sebastian meine Hand fest. „Oh wow… wie alt warst du da?“, fragt er erstaunt und zeigt dabei auf ein Foto. Auf dem Bild trage ich Sebastians Lieblingsfarbe schwarz und habe meine Augen mit etwas Kajal geschminkt. Diesen Style habe ich schon ein paar Jahre hinter mir gelassen, doch Sebastian ist ganz verliebt in das Foto.
„Sechzehn, da hab ich angefangen so etwas wie Stil zu entwickeln.“
„Also Emo-Ryan ist die heißeste Version von allen Ryans. Würdest du viell-“
„Ja. Wenn du mir schwarze Klamotten borgst und ein bisschen Makeup, dann könnte ich Emo-Ryan für dich wieder zum Leben erwecken“, antworte ich ihm.
Sebastian sieht mich mit leicht geöffneten Lippen an. „Ich glaube, dass ich dich noch nie so begehrt habe wie in diesem Moment.“
„Sei nicht albern, du machst mich ganz verlegen“, winke ich ab und gebe ihm dabei einen kleinen Schubs.
…
Sebastian hat mich dazu überredet, dass ich Emo-Ryan für die heutige Party im Saloon wiederbelebe und ich muss sagen, dass ich mich gar nicht so schlecht fühle. Eigentlich hatte ich vor ein Hemd mit Blumenmuster und einen roten Schal zu tragen, doch nun stecke ich in einer schwarzen Skinny Jeans und habe einen Nietengürtel um meiner Hüfte. Ich schlüpfe noch in ein schwarzes Shirt und einen schwarzen Hoodie. Ein Blick in den Spiegel wirft mich einige Jahre zurück in die Vergangenheit. Ich sehe mit schwarz geschminkten Augen und Emo-Outfit auf jeden Fall jünger aus. Die schwarzen Klamotten wirken wie eine Zeitmaschine.
„Du siehst so toll aus, Ryan.“
„Meinst du?“, frage ich ein wenig eingeschüchtert. „Ich fühle mich als hätte ich eine kleine Zeitreise gemacht. Ich hab mich schon ewig nicht mehr geschminkt. Soll ich so wirklich rausgehen? Steht mir das überhaupt noch? Ich bin ja auch keine Sechzehn mehr…“
„Ich schminke mich auch, okay?“
Ich seufze. Ein bisschen unsicher bin ich ja schon noch. „Ich kann Sams Sprüche schon hören. Er wird sagen, dass das keine Kostümparty ist.“
„Der soll sagen, was er will. Wenn er dich verarscht, dann trete ich ihm in den Arsch“, versichert Sebastian mir. „Du siehst toll aus, Ryan. Natürlich siehst du auch in deinen Blumenhemden oder deinem Opa-Schlafanzug toll aus, aber dieser Style ist so… perfekt. Ich liebe dieses Outfit, es steht dir sogar besser als mir.“
„Das ist lieb von dir.“ Sebastian besiegelt sein Kompliment mit einem tiefen Kuss, den ich glücklich erwidere. Schritt für Schritt drängt er mich auf das Bett. Ich lasse mich fallen, auch Sebastian fällt auf mich. „Pass auf meine Rippen auf.“
„Stell dich nicht so an, du hast zwölf Paar davon“, antwortet Sebastian. Diese freche Antwort bringt mich etwas zum Schmunzeln. Mein Freund küsst meinen Hals und entlockt mir somit ein wohliges Seufzen.
„Wir müssen langsam los“, erinnere ich ihn.
„Nur noch fünf Minuten, dass wir nicht pünktlich sind, fällt niemandem auf.“
„Na schön…“
Genüsslich schließe ich die Augen.
…
Sebastian behält Recht. Die Party im Saloon ist wirklich nett. Alle in der Stadt sind hier, dass wir ein wenig zu spät gekommen sind, fällt somit wirklich nicht auf. Meine Angst vor dem Zuspätkommen ist somit schnell vom Tisch.
Bei der Dekoration haben sich Gus und Emily viel Mühe gegeben. Die Wände sind mit glitzernden Girlanden geschmückt, an den Wandlampen hängt die eine oder andere Deko. Der sonst eher rustikale Charme wird von Glitzer und Festtagsstimmung abgelöst. Die Bar wurde zu einem Buffet umgestaltet. Es gibt köstliche Hauptspeisen, die Gus mit viel Liebe zusammengestellt hat. Auch für Nachspeisen ist gesorgt. Verschiedene Kekse und Kuchen versüßen den Abend. Außerdem stehen die Klassiker Tee, Punsch und Glühwein zur Verfügung. Als ich die große Auswahl sehe, weiß ich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll.
Ich bediene mich an ein wenig Truthahn und an der köstlich aussehenden Füllung. Sebastian hingegen greift nur zu Süßigkeiten. Er lädt seinen Teller voll mit Keksen und Kuchen, außerdem landet auf seinem Kuchen eine dicke Portion Schlagsahne. Wir setzen uns zu Abby, Sam und Penny an den Tisch.
Wir platzen mitten in ein Gespräch. Sam wirkt sehr überzeugt von seiner Idee: „Ich bin trotzdem der Meinung, dass Gus eine Truthahnpizza machen sollte.“
„Wie oft noch, Sam? Das Truthahnfleisch wird trocken, wenn man es mit Käse überbäckt“, erklärt Abby sachlich.
„Deswegen muss oben drauf noch ein Schöpfer Sauce“, verteidigt der Blonde seine Idee.
„Aber dann wird die Pizza doch matschig“, entgegnet Penny sichtlich angeekelt.
„Und wenn sie nicht matschig wird, dann läuft die Sauce einfach über den Käse und landet auf dem Teller“, meint Abby. „...und naja, dann wird sie von unten aus matschig.“
„Das klingt ja total widerlich“, klinkt Sebastian sich in das Gespräch ein. „Kannst du nicht normal essen, Sam?“
„Sagt derjenige, der nur Kekse auf seinem Teller hat“, kontert Sam schmunzelnd. Er greift nach Sebastians Essen, doch mein Freund hebt seinen Teller hoch und dreht sich zur Seite, sodass Sam ihn nicht erreichen kann.
„Hol dir dein eigenes Essen. Es ist genug da, du musst mit deinen Fingern nicht auf meinen Teller grabschen.“
„Du siehst in schwarz ganz ungewohnt aus, Ryan“, spricht Penny mich an. „Du bist sonst immer so farbenfroh. Versuchst du dich an einem Stilwechsel?“
Kauend sehe ich Penny an, als ich runtergeschluckt habe, antworte ich ihr. „Sebastian hat ein altes Bild von mir gesehen und er hat sich so sehr in den 16-Jährigen Ryan verliebt, dass ich in dieses Outfit geschlüpft bin. Ich wollte ihm eine Freude machen.“ Stolz gibt Sebastian mir einen Kuss auf die Wange.
„Tja, manche wachsen aus ihrer Emo-Phase raus und manche eben nicht, stimmt’s, Seb?“, meint Sam grinsend.
„Du kannst mich mal, ich sehe großartig aus und mein Freund sieht das auch so.“
„Und Ryan sieht auch gut aus. Wenn du mir gesagt hättest, dass du früher so ausgesehen hast, hätte ich dir nie geglaubt, Ry“, macht Abby mir ein Kompliment.
„Tja, ich schätze, dass Hemden mit Blumenmuster und bunte Tücher ein großer Kontrast zu meinem heutigen Outfit sind. Aber danke für eure Komplimente. Ich war ein bisschen unsicher, aber Sebastian findet das Outfit gut und ich bin Abwechslung ja nicht abgeneigt. Wahrscheinlich werde ich im Alltag aber bei meinen geblümten Hemden bleiben.“
„Wie lange seid ihr eigentlich jetzt schon ein Paar?“, fragt Penny nach. „Ihr zwei seid süß zusammen. Ich freue mich so sehr für euch beide.“
„Seit meinem Geburtstag“, antwortet Sebastian ihr. „Ich hab ihm gesagt, dass ich mir einen sexy Boyfriend wünsche und nach ein paar Winks mit vielen Zaunpfählen und einem gesamten Haus hat er es dann endlich verstanden.“
Ich lache ein wenig. „Ich hab’s einfach nicht kapiert, obwohl es so offensichtlich war, es tut mir leid, Sebastian. Ich hab nicht damit gerechnet, dass du mich auf diese Weise magst. Obwohl es im Nachhinein schon sehr viel Sinn ergibt.“
Mein Freund schüttelt schmunzelnd den Kopf. Wahrscheinlich wird ihm gerade wieder klar, wie ahnungslos und naiv ich manchmal bin. „Schon okay, mein Wunsch hat sich ja trotzdem erfüllt.“ Sebastian beugt sich zu mir, er gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“
„Ihr seid ja so gay“, zieht Sam uns auf.
„Verdammt gay“, stimmt Abby zu. „Nehmt euch ein Zimmer.“
„Ja, oder geht wieder auf die Toilette…“, mischt Shane sich emotionslos ein, als er an unserem Tisch vorbei geht. Ich spüre sofort, wie das Blut in meine Wangen rauscht, ich bin bestimmt knallrot, während Shanes Aussage an Sebastian abprallt. Er lässt sich nichts anmerken.
„Gibt es da etwas, das ihr beide uns sagen wollt?“, fragt Abby schelmisch.
„Nein“, antworten Sebastian und ich gleichzeitig.
…
Sebastian und ich nehmen ein wenig Abstand von unseren Freunden. In einer Ecke sitze ich seitlich auf Sebastians Schoß. Meine Beine sind auf der Sitzbank ausgestreckt. Ich lehne mich an die Wand. Mein Freund streichelt über meinen Oberschenkel.
„Ich kann nicht mehr aufhören, dich anzusehen. Du siehst immer hübsch aus, Ryan, aber heute…“ Verlegen sehe ich zu ihm, er wirkt ein wenig verträumt. „…ich kann mich gar nicht an dir sattsehen. Schwarz steht dir unfassbar gut, das Hellbraun deiner Augen kommt dadurch besser zur Geltung.“ Ich lege meine Hände an Sebastians Gesicht. Er bekommt einen Kuss von mir. „Lass uns auf die Toilette gehen…“
„Nein, heute nicht“, lehne ich seinen Vorschlag ab.
„Dann eben ins Lager… Ich leg dich auf ein paar Kartons und zeige dir, wie sehr ich dich begehre.“
„Sebastian…“
Mein Freund küsst meine Lippen, seine Berührungen werden ein wenig intensiver, doch dann lässt er von mir ab. „Dann lass uns tanzen.“
„Tanzen? Du willst mit mir tanzen? Du lässt dich von Sex mitten auf einer Party abbringen und willst als Gegenzug einen Tanz?“
„Mhm. Ich will dich ganz, ganz nah bei mir haben“, erklärt Sebastian seine Entscheidung. Er legt seine Hand an meinen Hals und verwickelt mich in einen Kuss.
Ich löse den Kuss und stehe auf. Sebastian dehnt und streckt ein wenig seine Glieder. Er zieht seinen Hoodie bis über seine Hüfte und seinen Hintern. Ich glaube, mir einzubilden, dass er seine Erektion versteckt. Mein Freund nimmt mich an der Hand, er zieht mich zu einem freien Plätzchen. Mit ein wenig Schwung zieht er mich in seine Arme. Er legt eine Hand an meine Hüfte, die zweite hält immer noch meine Hand. Wir sind nur wenige Meter von Robin und Demetrius entfernt. Dass mein Freund ausgerechnet hier tanzen möchte, leuchtet mir nicht ganz ein, doch ich genieße den Augenblick.
Ich lege meine freie Hand an seine Brust. Wir tauschen verliebte Blicke aus. Wir bewegen uns zur ruhigen, friedlichen Musik. Ich lehne mich an meinen Freund und schließe die Augen. In diesem Moment vergesse ich alles um uns herum. Ich blende das Plaudern und Lachen der Leute um uns herum vollkommen aus. Alles, was zählt sind wir beide. Noch nie hat ein Mensch mir so viel Liebe und Geborgenheit geschenkt, wie Sebastian es tut.
„Ich liebe dich“, flüstere ich an seinen Hals.
„Ich liebe dich viel mehr“, entgegnet Sebastian ebenso leise.
…
Mit einer kleinen Tüte, in der sich ein paar kleine Geschenke und Reste des Buffets befinden, spazieren Sebastian und ich durch die Nacht. Es ist so still, so unglaublich still. Alles, was ich wahrnehme sind unsere Schritte, die den Schnee unter unseren Stiefeln zum Knirschen bringen. Meine freie Hand hält die meines Freundes.
„Der Abend war sehr schön“, spreche ich in die Kälte der Nacht. Die Kälte macht meinen Atem sichtbar.
Sebastian atmet den Rauch seiner Zigarette aus. „Ja, stimmt. Ich glaube, dass ich langsam verstehe, wieso Mum so gerne tanzt. Ich verstehe nur nicht, wieso es ausgerechnet dieser Kerl sein muss…“
„Ich hab es sehr genossen, Sebastian“, lenke ich das Thema wieder auf uns. Er soll sich nicht ärgern, sondern am Positiven des Abends festhalten.
„Ich auch. Ryan, ich weiß, dass es kitschig klingt, aber du bist mir sehr ans Herz gewachsen. Ich liebe dich und ich habe das Gefühl, dass du genau der Mensch bist, der an meiner Seite sein soll. Nenn es Schicksal oder Yobas Vorsehung oder wie auch immer.“
Ich schmunzle. „Das klingt nicht kitschig. Überhaupt nicht.“ Ich kann meine Freude über diese Aussage kaum für mich behalten. Ich werde ganz hibbelig.
„Ist alles okay?“, fragt Sebastian etwas irritiert.
„Ja, ich freue mich nur so sehr, dass ich herumspringen könnte, wie ein kleiner Gummiball.“
„Heb dir deine Energie lieber auf. Ich würde heute Nacht noch gerne etwas mit dir anstellen.“
„Was denn?“, frage ich nach.
„Tja, das verrate ich noch nicht.“
Und schon wieder werde ich auf die Folter gespannt!
Als wir zu Hause ankommen, kümmern wir uns erst um das Feuer und danach nehmen wir eine Dusche. Wenn es nach mir gehen würde, würden wir ins gleich beim Duschen wieder näher kommen, aber da Sebastian es ungemütlich findet, hebe ich mir meine Leidenschaft für das Schlafzimmer auf.
Sebastian und ich landen zusammen im Bett. Wir küssen uns heiß und innig, mein Freund drückt mich dabei in die Matratze. Er löst sich von meinen Lippen, um sich an meinem Hals zu schaffen zu machen. Ich glaube, dass mir jetzt mehr als bewusst ist, was Sebastian mit mir anstellen möchte.
„Hör nie wieder auf“, bitte ich ihn erregt.
„Auch nicht, wenn es dafür etwas Besseres gibt?“, fragt Sebastian neckisch. Er knabbert an meinem Ohr, küsst anschließend wieder die zarte Haut an meinem Hals. Mit geschlossenen Augen streiche ich über den Rücken meines Freundes. Die Nähe tut so verdammt gut.
„Ich weiß nicht… Es fühlt sich so gut an…“
Sebastians Lippen wandern meinen Körper entlang. Liebevoll streichle ich durch seine feuchten Haare. Ich spüre ganz genau, dass es heute soweit ist. Heute werden wir einen Schritt weiter gehen. Unsere Unterwäsche findet schnell ihren Weg auf den Boden. Sebastians Berührungen sind zärtlich. Es folgen weitere liebevolle Küsse und ich genieße jede Sekunde davon.
Mein Freund streicht über meine Wange. Wir sehen uns in die Augen. Sebastian stützt seine Arme neben mir ab, den Augenkontakt löst er dabei keine Sekunde. Meine Hände finden ihren Weg an seinen Rücken. Die Haut meines Freundes ist warm, trotzdem hat er ein wenig Gänsehaut.
„Ich würde gerne…“
„Ich auch“, stimme ich leise zu.
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