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Kapitel 20
Ein Albtraum aus Wolle
An dem heutigen Morgen wollen weder Sebastian, noch ich aus dem Bett. Wir kleben fast wortwörtlich aneinander. Mein Freund kann nicht damit aufhören, Küsse an meiner Haut zu verteilen. Es fühlt sich so an, als würde er jeden Millimeter meines Körpers mit purer Liebe bedecken wollen. Immer wieder spüre ich Sebastians Lippen und seinen warmen Atem an meinem Bauch.
„Sebastian, wir müssen aufstehen. Es ist so kalt…“
Mein Freund streckt seinen Kopf aus der Decke. „Kalt? Also hier unten ist es heiß.“
„Das Haus kühlt aus, wenn ich nichts unternehme Die Kälte wieder zu verdrängen dauert ewig.“
Sebastian streicht sich die Haare glatt. „Ich sorge schon dafür, dass du warm bleibst. Letzte Nacht war dir auch nicht kalt.“
„Bitte…“ Sebastian verschwindet wieder unter der Decke. Er krabbelt nach oben und legt sich so hin, dass er sich an meinen Brustkorb kuscheln kann. Vorsichtig hebe ich die Decke an. Ich erblicke wuschelige dunkle Haare. Ich verspreche: „Ich muss aufstehen und Feuer machen. Wenn das Feuer brennt klettere ich wieder zu dir ins Bett und du kannst mit mir machen, was du möchtet.“
„Das klingt heißer als Feuer…“
„Leider kann ich mit Liebe nicht das Haus heizen. Lass mich los, Sebastian.“
Ich muss mich angestrengt aus Sebastians Umarmung kämpfen. Schnell eile ich aus dem Bett und zu meinem Schrank. Ich ziehe eine Jogginghose über meinen nackten Hintern und schlüpfe in einen Pullover.
„Du hasst mich oder?“, fragt Sebastian leidend.
„Was?“, frage ich verwirrt. „Nein. Wieso sollte ich dich hassen?“
„Weil du deinen tollen Arsch vor mir versteckst.“
„Oh ja, ich böser Mensch verstecke ihn in einer Hose, damit mir beim Feuermachen nicht kalt wird.“
„Komm bald wieder… Ich werde hier auf dich warten.“
Ich gebe Sebastian noch einen kleinen Kuss, außerdem nehme ich den Müll von meinem Nachttisch mit in die Küche, wo ich ihn wegwerfe und mir die Hände wasche.
Letzte Nacht war die schönste Nacht meines Lebens. Sebastian hat sich um meine Bedürfnisse gekümmert, wie es noch kein anderer Mann gemacht hat. Jede seiner Berührungen war zärtlich und liebevoll. Seine Küsse waren sanft und trotzdem unglaublich intensiv. Es ging nicht darum, Sex zu haben, es ging um nichts anderes außer purer Liebe. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an seinem Atem an meinem Hals denke.
Von der Liebe beflügelt lasse ich mich an meinem Kamin nieder. Mein morgendliches Ritual verlangt, dass ich nach Glut in einem Haufen Asche suche, doch ich bin es mittlerweile gewohnt. Schaufel für Schaufel landet kalte Asche in dem Eimer neben dem Kamin. Von dem Feuer von gestern ist nichts übrig geblieben. Ich nehme mir ein wenig Zeit, die Asche gründlich aus dem Kamin zu fegen. Ab und zu muss das eben gemacht werden und der heutige Morgen eignet sich ganz gut dafür. Es ist nicht so, dass ich Sebastian jetzt mit Absicht warten lassen möchte, weil ich ihn quälen will. Es ist nur praktisch, weil keine Glut mehr vorhanden ist und ich somit die Brandgefahr minimiere.
Holz, Kohle und etwas Papier sorgen dafür, dass es wieder warm in meinem Haus wird. Ich warte auf das Knistern des Feuers. Hinter mir höre ich gedämpfte Schritte. Sebastian huscht auf die Toilette.
Gut, dass ich etwas länger gebraucht habe, sonst hätten wir nach ein paar Minuten Kuschelzeit glatt eine Pipipause einlegen müssen.
„Beeil dich, ich brauche meine Dosis Ryan“, bittet mein Freund. Er zieht eine der Kuscheldecken von der Couch und wickelt sich damit ein. Sieht so aus als wäre er schon wieder auf dem Weg ins warme Bett.
„Ich bin gleich bei dir.“
Nach einem Toilettengang klettere ich wieder zu Sebastian ins Bett. Er hat sofort etwas zu meckern. Dass ich etwas anhabe, passt meinem Freund ganz und gar nicht. Ich ziehe mich wieder aus und werde sofort in Beschlag genommen. Der Haut an Haut Kontakt fühlt sich mehr als gut an. Wenn es nach mir geht, gibt es kaum ein besseres Gefühl, als jemanden den man liebt so nah bei sich zu spüren. Wir küssen uns, doch ich kann mich nicht lange auf Sebastians Lippen konzentrieren. Ich bin viel zu glücklich, mein Lächeln macht es mir schwer, Sebastians Küsse zu erwidern.
Mein Freund lässt von meinen Lippen ab. Er bettet seinen Kopf an meiner Schulter und streichelt zärtlich über meinen Bauch. „Schön, dass du wieder da bist.“
„Es gibt keinen anderen Ort an dem ich lieber wäre.“
„Hey ich… ich wollte dir noch sagen, dass ich die letzte Nacht sehr genossen habe.“
„Ich auch. Danke, dass du so vorsichtig warst. Das letzte Mal war schon eine Weile her…“
„Meines auch, aber nichts zu danken, ich werde immer vorsichtig sein, wenn es um dich und deinen schönen Hintern geht.“ Sebastian küsst meine Wange. „Steht für heute schon etwas auf deiner To-Do-Liste?“
„Du stehst auf meiner To-Do-Liste“, antworte ich frech, was Sebastian zum Lachen bringt.
„Ach wirklich? Was gedenkst du mit zu To-Do-n?“
„Nettes Wortspiel“, antworte ich schmunzelnd. „Für heute ist nichts geplant, außer in deinen Armen zu liegen.“
„Sind Küsse okay?“
„Ja.“
„Und wäre es auch okay, dich zu massieren?“, fragt Sebastian weiter.
„Unbedingt.“
„Und wie sieht es damit aus, dass wir uns auf die Couch schmeißen und uns einen Film ansehen?“
„Nur wenn du dabei keine Pornos im Sinn hast“, scherze ich.
„Tz, tz, tz. Ryan, Ryan, Ryan. Du versautes kleines Ding. Wie kommst du darauf, dass ich an Pornos denken könnte?“
„Ich wollte nur mal klarstellen, dass ich Pornos nicht sexy finde.“
„Und was findest du dann sexy? Also abgesehen von mir?“
„Mit deiner Antwort hast du mir den Wind aus den Flügeln genommen.“
„Sag es trotzdem.“
„Dich. Alles an dir ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch sehr reizend“, antworte ich zufrieden.
„Danke.“
Sebastian richtet sich etwas auf. Er beugt sich über mich und gibt mir einen sanften Kuss. Er küsst meine Stirn und meine Schläfe. Lächelnd sehe ich zu ihm nach oben. Auch er lächelt mich an. Seit er hier bei mir ist, wird sein neutraler Gesichtsausdruck immer seltener. Sebastian zeigt mehr Emotionen, er zeigt mehr Liebe und Zufriedenheit. Ich denke, dass er sich bei mir wohl fühlt. Es war eine gute Entscheidung, dass er mich angerufen hat und ich ihn in meinem Haus aufgenommen habe. In all den Monaten zuvor habe ich noch nie erlebt, dass seine Augen auf diese Weise gestrahlt haben. Immer wieder ist mir diese tiefe Traurigkeit an ihm aufgefallen, doch heute wirkt er so, als wäre diese trübe Stimmung nie dagewesen.
„Ich bin sehr glücklich mit dir, Sebastian. Ich hoffe, dass der Zauber unserer Beziehung auch im Alltag noch anhalten wird.“
„Der Zauber unserer Beziehung… Du poetisches, süßes Ding.“ Sebastian küsst meine Nase. „Ich habe keine Zweifel daran, dass wir beide auch im Frühling, im Sommer oder im Herbst noch glücklich sein werden. Ich weiß ganz genau, dass du da draußen arbeiten musst. Du stehst morgens auf, wenn ich noch schlafe und kümmerst dich um deine Pflänzchen. Ich arbeite tagsüber selbst und wenn du abends schmutzig und müde zurück ins Haus kommst, stecke ich dich in die Wanne, schrubbe deinen Rücken und massiere deine müden Füße.“
„Das würdest du tun? Jeden Tag?“, frage ich begeistert nach.
„Jeden Tag“, stimmt Sebastian zu. „Vorausgesetzt du schneidest deine Fußnägel.“
Sebastian bringt mich wie so oft zum Lachen. „Ich bin immer gepflegt, auch wenn ich müde bin, nehme ich mir dafür Zeit.“
„Mhm, ich weiß. Sollte nur ein Scherz sein.“
„Ich weiß, ich weiß…“, antworte ich ruhig.
Sebastian verschwindet wieder unter die Decke. Er kitzelt mich ein wenig, als er sich wieder daran macht, mich zu küssen. Schmunzelnd streichle ich seinen Kopf unter der Decke.
Sebastians Berührungen kitzeln mich ein wenig. „Hey, das kitzelt.“
„Sorry“, entschuldigt mein Freund sich. „Dann mach ich eben das hier.“
Ich zucke etwas zusammen, als ich Sebastians Lippen in meinem Schritt spüre. Ich entspanne mich schnell wieder, als ich gestreichelt werde. Um diese liebevolle Behandlung besser genießen zu können, schließe ich meine Augen. Was für eine schöne Art, den Morgen zu verbringen…
…
„Ich habe eine Idee“, verkündet Sebastian bei unserem ausgiebigen Brunch. Dadurch, dass wir so lange im Bett waren, legen wir das Frühstück und das Mittagessen heute zusammen.
Ich halte mir die Hand vor dem Mund, da ich noch kaue. „Ach ja?“
„Du kennst doch diese kitschigen Fotos, die man als Karte zu den Festtagen verschickt. Wo alle dieses unnatürliche Grinsen aufsetzen, man sich in Pose wirft und furchtbare Pullover trägt.“
„Ja? Willst du so etwas auch machen?“, frage ich belustigt. „Das passt so gar nicht zu dir. Ich kann mir dich in einem kitschigen Winterpullover gar nicht vorstellen.“
„Ich kann mir dich aber ganz gut in so einem Outfit vorstellen. Das wird toll, weil es so furchtbar ist. Wir haben auch noch Lebkuchen Zombies. Die legen wir auf einen Teller und präsentieren sie vor unserem schön geschmückten Baum“, führt Sebastian seine Idee weiterhin aus.
„Und du denkst, dass sich solche kitschigen Pullover in meinem Schrank befinden?“
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass du kitschige Pullover hast. Du hattest erst einen an. Toll wäre, wenn du noch einen hast, wo etwas wie ‚Happy Feast of the Winter Star‘ drauf steht“, erklärt Sebastian begeistert.
Ich schüttle etwas den Kopf, da ich nicht glauben kann, dass Sebastian sich tatsächlich durch einen kitschigen Pullover verunstalten lässt und das auch noch mit Fotos dokumentieren möchte. Da Sebastian allerdings sehr überzeugt wirkt, lasse ich mir meine Garderobe durch den Kopf gehen. Die kitschigsten Kleidungsstücke kommen mir nach einigen Sekunden schnell in den Sinn.
„Ich hab einen Pullover mit einem großen Rentier und es könnte sein, dass ich den mit dem geschmückten Tannenbaum noch habe. Der hat als Baumschmuck echte Bommeln in verschiedenen Farben“, überlege ich laut. „Sonst hätte ich einige mit Mustern, sogar einen mit Schneeflocken. Der ist auch nicht zu kitschig, den könntest du tragen.“
„Ach was. Ganz oder gar nicht. Das Rentier wäre perfekt für meine Idee.“
Ich hebe meine Tasse an und atme den Duft meines Lieblingstees ein. „Du bist echt verrückt, Sebastian.“
„Das liebst du doch an mir.“
„Durchaus.“
Nach unserem Brunch durchsuchen Sebastian und ich meinen Schrank. Es ist tatsächlich so, dass ich die beiden roten Pullover noch habe. Auf einem ist ein großes Rentier abgebildet und der zweite Pullover ist mit einem geschmückten grünen Tannenbaum verziert. Sebastian schlüpft in den Rentierpullover. Wenige Schritte weiter blickt er in den großen Spiegel. Er grinst breit. „Oh Ryan, es ist so perfekt.“
„Wie kommst du eigentlich auf diese Idee?“, frage ich nach, schlüpfe dann in den Tannenpullover. „Sebastian und Farben. Das klingt irgendwie gar nicht nach dir. Du hast doch kein Fieber, oder?“
„Ach, manchmal muss man aus seiner Komfortzone steigen. Die Idee hab ich quasi aus dem Internet. Ich hab mir so eine ‚Die schlimmsten Familienfotos‘-Seite angesehen und da waren auch diese furchtbaren Familienfotos, die zum Feast of the Winter Star verschickt werden. Da dachte ich mir, dass wir das auch machen sollten. Einfach für ein paar Lacher.“
Ich grinse Sebastian breit an. „Wie sehe ich aus?“
„Einen schönen Menschen kann nichts entstellen und du bist der Beweis dafür“, antwortet Sebastian mit einem Lächeln.
„Hör auf, du Schmeichler“, winke ich ab. „Ich bin doch schon dein Freund und geschlafen haben wir auch schon miteinander.“
„Leb mit den Komplimenten, Ryan.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und eilt im Anschluss aus dem Zimmer. „Du hast nicht zufällig ein Stativ?“
„…nein? Wozu sollte ich so etwas haben?“
„Mist. Meines ist zu Hause. Egal, wir werden kreativ. Ich mach das schon!“
Sebastian bereitet das Wohnzimmer vor, um die perfekte geheuchelte Stimmung zu verbreiten. In meinem Schrank finde ich noch passende rote Mützen. Ich hab die Mützen mit den weißen Bommeln schon eine Ewigkeit. Eine von ihnen ist mit roten, leuchtenden Sternen bestückt, doch davon habe ich leider eben nur die eine. Auf meiner zweiten Mütze stehen die Worte ‚Winter Star‘ und die dritte Mütze ist, abgesehen von dem weißen Kunstfell, den alle drei Mützen am Saum haben, völlig schmucklos.
Ich entscheide mich dafür die Winter Star und die schmucklose Mütze mit ins Wohnzimmer zu nehmen. Den Winter Star Schriftzug könnten wir verstecken, indem wir die Mütze einfach umdrehen. So würden die Mützen fast gleich aussehen.
„Du hast tatsächlich noch die perfekten Mützen zu unseren Outfits. In diesem Moment bin ich echt froh, dass du so einen besonderen Geschmack hast“, freut Sebastian sich. Er nimmt mir gleich eine der Mützen ab und setzt sie auf. „Wir können gleich loslegen.“
„Du siehst aus als wärst du bei einem Casting für eine Familienkomödie zu einem Feast of the Winter Star Film.“
„Würde ich die Rolle bekommen?“, fragt Sebastian nach.
„Wenn du mit den Augen rollst und die Arme verschränkst, könntest du glatt der ‚rebellische Sohn‘ sein.“
„Die Rolle meines Lebens“, erklingt Sebastian verträumt, fasst sich dabei mit beiden Händen aufs Herz.
Bevor wir uns in Pose werfen, werfen wir noch einen Blick in den Spiegel. Wir schießen außerdem noch ein paar Selfies. Im Prinzip wird es Zeit, dass wir das tun. Wir sind jetzt schon seit einiger Zeit zusammen und haben eigentlich kaum Fotos miteinander gemacht. Normalerweise mache ich mit meinen Freunden und Freundinnen immer viele Fotos, um sie überall in meinem Zuhause verteilen zu können. Bei Gelegenheit holen wir das auf jeden Fall nach!
Sebastian und ich stellen uns vor den violett geschmückten Baum. Die Lichterketten hinter uns leuchten bereits. Die Schüssel, in der Sebastian die Lebkuchen drapiert hat, ist mit einer festlichen rot-grünen Serviette ausgelegt. Alles in allem hat er sich viel Mühe gegeben, um die Stimmung perfekt zu gestalten. Wenn ich sagen würde, was ich fühle würde ich das Wort ‚geheuchelt‘ garantiert nicht benutzen. Selbst wenn das Shooting nur eine Parodie auf Familienfotos ist, fühlt es sich für mich fröhlich und nach Spaß an.
Sebastians Kamera ist auf meiner Kommode und einigen Büchern abgestellt. Er hat die Höhe so angepasst, dass die Kamera ungefähr auf Augenhöhe ist.
„Die Kamera ist so eingestellt, dass das Licht zehnmal blinkt, dann werden drei Bilder geschossen. Dann blinkt das Licht wieder 10 Mal und so weiter und so fort.“
„Okay.“
„Die ersten Fotos sollten ein paar Grinsebilder sein. Ich gebe dir die Anweisungen mit kurzen Stichwörtern, damit wir ungefähr dasselbe machen, okay?“
„Okay“, wiederhole ich mich. „Ich hab das noch nie gemacht. Also solche Familienfotos. Ist es dumm, dass ich ein bisschen aufgeregt bin?“
Sebastian schmunzelt. Er streichelt meinen Rücken. „Du musst nicht aufgeregt sein. Wenn uns kein gutes Foto gelingt, dann beerdigen wir die Idee eben. Wir müssen es ja nicht verschicken.“
„Ich will das aber gerne machen. Die Idee gefällt mir und ich freue mich auf das Shooting. Oh und Dad würde so eine Karte bestimmt lustig finden.“
Sebastian stimmt mir mit einem Nicken zu. „Meiner auch. So wie ich ihn kenne, würde er das Bild stolz in seiner Wohnung aufstellen und es seinen Freunden und Gästen zeigen.“
„Mit ein bisschen Glück stellt Dad unser Foto auf seinen Schreibtisch in der Arbeit“, meine ich schmunzelnd. „Das Kürbisfoto, das du von mir im Herbst gemacht hast, steht ebenfalls auf seinem Schreibtisch. Er sagt, dass es ihn motiviert und er stolz auf mich ist.“
„Dann müssen wir auf jeden Fall ein gutes Foto schießen. An miesen Tagen hat dein Dad dann etwas, das ihn zum Schmunzeln bringt“, gibt Sebastian nun noch motivierter von sich. „Das ist wichtig, wenn man jeden Tag hart in der Arbeit und auch noch an seinen eigenen Problemen arbeitet.“
Sebastian startet die Kamera für das erste Foto. Auf dem kleinen verstellbaren Bildschirm, können wir bereits jetzt sehen, wie das Foto aussehen wird. Wir grinsen breit in die Kamera, präsentieren dabei zusammen unsere Lebkuchenzombies. Es folgen viele weitere Bilder. Mein Freund gibt mir wie abgemacht das Kommando. Auf einigen Bildern küssen wir uns, mal auf die Lippen, mal bekommt der eine von dem anderen einen Kuss auf die Wange. Wir schneiden Grimassen, setzen genervte Blicke auf, als würde man uns zu dieser Aktion zwingen. Und das Bild, das mir am besten gefällt ist eines der letzten, das Sebastian im Sinn hat. Die Zombies stehen auf dem Tisch, wir haben ein neues Requisit. Mir ist nicht ganz klar, woher Sebastian ihn hat, doch er hält einen Mistelzweig über unsere Köpfe. Die Kamera erwischt uns in dem Moment, als ich den Mistelzweig überrascht betrachte und Sebastian mich verliebt anlächelt.
Dieses Foto wird auf jeden Fall mein neuer Bildschirmhintergrund, sowohl auf meinem Laptop, als auch auf meinem Smartphone!
Obwohl die Outfits quietschbunt sind und die Idee aus dem Internet geklaut ist, sind wir mit unseren Fotos zufrieden. Ich sehe meinem Freund dabei zu, wie er mithilfe eines Bildbearbeitungsprogrammes einige Karten zusammenstellt.
Eines der Grinsefotos, auf denen wir unsere Zähne präsentieren, als wären wir in einer Werbung für Zahnpasta wird zu einer Karte. Wir entscheiden uns dafür, dass wir diese Karte an alle Bewohner der Stadt verteilen. Das Mistelzweigfoto und eines auf dem wir uns küssen, verarbeitet er ebenfalls zu festlichen Karten. Die schicken wir an unsere Familien. Sebastian scheint in dem Bearbeiten von Fotos mehr als geübt zu sein. Er braucht nur wenige Klicks, um die Bilder auszubessern.
Ich trinke von meinem Tee und lehne mich im Anschluss an meinen Freund. Er überspielt mir meine ausgewählten Lieblingsfotos auf mein Smartphone. Während auf dem Bildschirm der Ladebalken aufleuchtet, küsst er meine Stirn.
„Ich hätte so einen furchtbaren Pullover niemals angezogen, wenn du mich nicht aus meiner Komfortzone gelockt hättest, Ryan.“
„Nenn sie nicht furchtbar, sie sind kitschig, aber warm und kuschelig. Werte sie nicht so ab, ich mag sie total gerne.“
„Gut, dann sind sie eben kitschig… Ich bin gespannt, was Dad sagen wird. Ich schicke ihm ein paar Fotos schon mal per Nachricht. Wenn wir die Karten für unsere Dads morgen drucken und abschicken, dann kommen sie vielleicht noch pünktlich in Zuzu City an. Falls nicht, sollten wir vielleicht noch einen guten Rutsch ins Neue Jahr dazu schreiben.“
„Klingt nach einer guten Idee“, stimme ich ihm zu. „Dad wird sich bestimmt freuen, wenn ich ihm ein Bild von uns schicke. Er ist sicher froh, dass ich jemanden gefunden habe, der mich glücklich macht.“
Sebastian gibt mir einen weiteren Kuss. „Für Morgen hätte ich übrigens auch noch eine Idee. Es würde sogar zu unseren Plänen passen.“
„Du verrätst es mir aber noch nicht, richtig?“, frage ich nach.
„Ganz genau“, stimmt er mir zu.
„Wie fies, du weißt, wie neugierig ich bin.“
„Vorfreude ist die schönste Freude, Ryan.“
Oh Mann.
Naja, wenigstens muss ich die Folter des Wartens dieses Mal nur eine Nacht über mich ergehen lassen.
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