Bemerkung des Autors: AliceS: nö, ne gans schreib doch bitte eine geschichte über "fuchs, du hast die gans gstohlen" und wie hades mit der nagelkeule die gans rettet *** Eine Gans unter freundlicher, aber unfreiwilliger Mithilfe des gefürchtetsten aller Barden und seines „Haustiers“ Fux ***
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Mit einem erleichterten Seufzen lehnte Hades seine berühmt-berüchtigte Nagelkeule in die Ecke seiner gemütlichen Wohnhöhle. Ein langer, anstrengender Tag als Myff-Polizist war endlich zu Ende gegangen. Ruhe. Selige Ruhe.
Er kramte nach einer Selbstgedrehten und wollte sie gerade mit einem seiner gekonnt bösen Blicke in Brand stecken, als er eiligen Hufschlag hörte. Er hatte noch nicht ganz das ‚Bitte nicht’ zu Ende gedacht, als Bluey ohne anzuklopfen in vollem Galopp herein platzte.
„Es ist etwas Schreckliches passiert!“, schlitternd kam die Kleine zum Stehen.
Das hätte sich der Mod-Gott auch so denken können, schließlich störte sie ihn sonst nur während der Dienstzeit. Einen weiteren, dieses Mal gequälten Seufzer unterdrückend verabschiedete er sich von den Gedanken an Freizeit und entspanntes Lautespielen.
Doch das Pony machte keine Anstalten weiterzusprechen.
„Was ist denn?“, fragte er schließlich genervter, als er gewollt hatte.
Bluey sah ihn verwirrt an. Sie hatte offensichtlich völlig vergessen, warum sie hier war. „Hier wohnst du also?“ Sie wandte den schmalen Ponykopf in alle Richtungen. „Könnte man ein bisschen freundlicher einrichten. Es ist so düster hier. Das ist nicht gut für deine innere Ausgeglichenheit.“ Dann blickte sie auf die Zigarette in seiner Hand. „Du weißt aber schon, dass Rauchen ungesund ist? Wollt es nur gesagt haben.“
Hades lächelte gequält, vielleicht auch nur, weil er sich gerade mit der Vorstellung erheiterte, Blueys Schweif statt der Zigarette anzuzünden. Ein wild im Kreis galoppierendes Pony, das verzweifelt versuchte, die Flammen auszupusten… Er riss sich zusammen. Allerdings hatte er unbewusst schon eine Sekunde zu lange auf Blueys prächtiges Haar gestarrt, so dass dieses an den Spitzen qualmte.
Die Kleine schnüffelte. „Es riecht angebrannt. Mach dir keine Sorgen, passiert mir auch ständig.“
Auf Hades’ Stirn bildete sich eine steile Falte. „Bluey, du hast gesagt, es sei etwas Schreckliches passiert.“
Bluey sah ihn einen Moment verwirrt an. „Hab ich?“
Hades knurrte etwas, das sie wohlweislich als „Ja“ interpretierte. Sie legte ihren linken Vorderhuf unters Kinn und dachte angestrengt nach. „Mh... es fällt mir gerade nicht ein. Es hatte irgendetwas mit Rotkohl zu tun…“
Hades hatte Mühe, nicht doch der Versuchung nachzugeben. Nur einmal ganz kurz ein klein bisschen anfackeln... Um sich selbst von dieser Handlung abzuhalten, ging er zu seiner Nagelkeule und hob sie auf.
Bluey erbleichte. „Ich hab es doch gleich. Es fällt mir sofort wieder ein“, schrie sie panisch und begann am ganzen Leib zu zittern.
Hades bemühte sich einen beruhigenden Gesichtsausdruck aufzusetzen, auch wenn er sich wunderte, dass er nicht schon längst vor Zorn aus den Ohren qualmte. „Die ist nicht für dich bestimmt“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Ich tu dir nichts.“ Seine Worte waren nicht geeignet das Pony zu beruhigen, schließlich grollte er wie ein angeschossener Bär. „Das ist genau wie damals als sie für die Gans…“
„Gans!“, rief Bluey erleichtert. „Die Gans ist weg.“
Auf einmal war sein Zorn wie weggeblasen. Ein breites, zufriedenes Lächeln huschte über die Lippen des Myff-Polizisten. „Sie ist weg.“ Ein beinah träumerischer Ausdruck trat in seine Augen. „Ich hoffe, sie kommt nie wieder.“
Bluey sah ihn ob des plötzlichen Stimmungswandels verwirrt an und überlegte, ob sie wirklich fortfahren sollte. Er schien so glücklich zu sein. Es wäre grausam ihn aus diesem Traum zu reißen. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass die Gans und sie Freunde waren, und Freunde ließ man nicht im Stich. „Der Fuchs hat die Gans gestohlen.“
Hades breitete die Arme aus. „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, sang er leise. „Gib sie nie mehr her. Gib sie nie mehr her. Sonst wird dich der Hades holen, und das bereust du sehr.“
„Aber… er will sie fressen“, durchbrach das Pony zaghaft den Gesang. „Das kannst du doch nicht zulassen.“
„Was?“ Der Mod-Gott schreckte so schnell aus seinem Tagtraum hoch, als hätte er sich selbst eins mit der Nagelkeule übergebraten. „Wer frisst hier wen?“
„Na, der Fuchs die Gans.“
Plötzlich bemerkte Hades etwas, das ihm schon längst hätte auffallen müssen. Beim Betreten seiner Wohnhöhle war es so still gewesen. Kein Knurren. Kein herumhuschendes Fellbündel.
„Meinst du etwa Fux? Aber wieso…?“
Bluey setzte einen Oberlehrerblick auf. „Wieso? Denk doch mal nach Mod-Gott.“
Nun war es an Hades, die Stirn in Denkfalten zu legen.
Das Pony stöhnte und murmelte etwas, was verdächtig nach „Männer!“ klang. „Eifersucht, Hades. Eifersucht. Du verbringst einfach zu viel Zeit mit dem Federvieh.“ Hades hatte eine Erwiderung auf der Zunge, doch das Pony ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Es ist mir egal, ob du das freiwillig machst. Wir müssen dringend los, um die Gans zu retten. Ich zeige dir den Weg…“
PLOFF
Bluey blinzelte verwirrt und sah sich um. Sie befanden sich in genau dem versteckten Winkel der Myff-Welt, von dem aus sie vor nicht allzu langer Zeit losgaloppiert war, um den Mod-Gott zu holen. „So geht es natürlich auch“, bemerkte sie etwas verschnupft in Richtung Hades. Sie hätte ihm schon gerne gezeigt, wie schnell sie laufen konnte.
Der Mod-Gott konzentrierte sich allerdings nicht mehr auf sie, sondern blickte zu der Gans, die empört quakend in einem Kochtopf paddelte, unter dem Fux gerade einen Stapel Holz aufschichtete. „Fux, lass die Gans gehen.“
Fux knurrte nur ärgerlich, während die Gans zustimmend quakte.
Hades seufzte. „Du darfst eine Woche mit meiner Nagelkeule spielen, wenn du die Gans in Ruhe lässt. Komm schon, eigentlich ist das doch ein nettes Federvieh.“ Er konnte nicht fassen, dass er das gerade gesagt hatte.
Die Gans quakte begeistert und flatterte aufgeregt mit den Flügeln. Unter ihrem weißen Gefieder war sie vor Verlegenheit rot angelaufen, so dass ihr Kopf nun rosa schimmerte.
„Bleib ja, wo du bist“, knurrte Hades leise in ihre Richtung. „Wenn du versuchst mir an den Kopf zu fliegen, wird die Keule zum Baseballschläger.“
Das Federvieh saß sofort still.
Der Mod-Gott wandte sich wieder an Fux. „Was ist?“ Er legte die Nagelkeule vor sich auf den Boden. „Bitte schön, sie gehört dir. Für eine Woche.“
Fux zögerte noch einen Moment, bevor er sich knurrend die Waffe schnappte und damit in den Untiefen der Myff-Welt verschwand. Hades sah ihm nach und schüttelte ungläubig den Kopf. Das war fast zu einfach gewesen.
Bluey eilte indes zu der Gans und befreite sie aus dem Topf. Dann wandte sie sich, zwischen Erleichterung und Sorge schwankend an den Myff-Polizisten. „Das war sehr nobel von dir. Aber wie willst du denn ohne deine Nagelkeule die ganzen Myffler im Zaum halten?“
Hades grinste überlegen. „Ach Bluey, mach dir darüber keine Gedanken.” Endlich zündete er seine Selbstgedrehte, die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, an und blies etwas Rauch in die Luft. Mit der freien Hand griff er in die so entstandene graue Wolke und zog etwas Langes, Hölzernes hervor, an dessen Ende die bekannten Nägel glitzerten. „Der Trend geht zur Zweitkeule.“