Bemerkung des Autors: BlueSiren: Liebe bluey, schreib doch eine kurze Geschichte! Und zwar nicht über die Rettung der Gans(wie schon so oft), sondern wie bluey-Pony von einer Gans aus einer brenzligen und höchst peinlichen Situation gerettet wird! Das ist keine Ente ;D Mrwahahaha~!
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Bluey starrte mit hochrotem Kopf in die Menge und schluckte trocken. Wie hatte sie sich denn hierhin manövriert?
Zugegeben, ein wenig war sie auch schuld daran. Okay, wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie sich den Mist vollständig selbst eingebrockt. Das kam davon, wenn man den kleinen Ponykopf zu hoch trug und meinte, dass man alles schaffen könnte. Aber sie war nun mal keine Mary-Sue (Bei diesem Gedanken beschloss Bluey, der Dame an der Tastatur für diesen Mangel an Fähigkeiten bei Gelegenheit kräftig auf die Füße zu treten).
Leider kam ihr diese Erkenntnis etwas spät. Denn nun hatte sie sich den Ärger eingehandelt.
Bluey seufzte und dachte daran, wie das Drama seinen Lauf genommen hatte:
Eine kleine Eule war über ganz Myff geflogen und hatte gefragt, ob jemand Weihnachtsgeschichten erzählen könnte.
Das kleine Pony knabberte gerade eifrig an seinem Heu und bekam daher nur die Hälfte mit. Trotzdem hatte sie zugesagt. In letzter Zeit war sie so erfolgreich beim Werbären einfangen sowie Gänse- und Enten-Sitten gewesen, dass sie ganz vergessen hatte, dass sie nur ein ganz normales, kleines Pferdchen auf der großen weiten Myff-Wiese war.
In dem sicheren Glauben, dass sie eh schon alles konnte, hatte sie sich kaum vorbereitet. Was brauchte es schon, um so eine kleine Weihnachtsgeschichte zu schreiben?
Erst als sie am Veranstaltungsort eintraf, stellte sie fest, dass sie nicht schreiben, sondern vor mehreren hundert Myfflern reden sollte.
„Das ist aber blöd“, stellte sie fest. „Na ja, zum Glück bin ich ein halber Picasso.“
Die Eule, die sie gerade über den Ablauf aufklären wollte, runzelte die Stirn. „Du sollst erzählen und nicht malen.“
Bluey sah sie verwirrt an. „Ich kann doch gar nicht malen. Wie soll ich denn den Pinsel halten? Mit den Zähnen? Da würde ich doch das ganze Blatt voll sabbern.“
Die Eule konnte sich gerade noch davon abhalten, den Kopf gegen die Wand zu schlagen. „Du meintest doch, du wärst ein halber Picasso. Der gute Herr arbeitete nun mal als Maler.“
„Echt? Hieß der nicht Goethe?“, antwortete Bluey verwirrt.
Dieses Mal war der Selbsterhaltungstrieb der Eule einen Tick zu langsam und ihr Kopf prallte schmerzhaft gegen die Wand.
„Kann doch mal passieren“, brummelte Bluey. „Ich bin ein Opfer der Pisa-Studie.“
Die Eule warf ihr aus zusammengekniffenen Augen einen wütenden Blick zu. „Wenn du dich gleich auch so anstellst …“ Sie deutete auf einen großen Mann, der im Hintergrund stand und liebevoll die Nagelkeule in die freie Hand klatschen ließ. „Wir haben hier immerhin ein gewisses Niveau zu wahren.“
Bluey schwieg verängstigt, doch ihre Gedanken rasten. Sie brauchte ganz schnell eine gute Geschichte. Sie war doch gleich dran!
Wie immer in Drucksituationen setzte ihr Kopf aus und sie wusste gar nichts mehr. Dafür begannen ihre Knie zu zittern.
Vorsichtig schielte sie aus dem Hintereingang der Bühne auf die Vorinterpreten. Man, waren die alle gut! Die schienen sich richtig Mühe gegeben zu haben. Sie würde so etwas von peinlich auffallen.
Dann wanderte ihr Blick weiter in Richtung Publikum. Sah sie da etwa Kisten mit faulen Tomaten? Wenn sie damit beworfen würde, wäre ihr Fell für alle Zeit mit lila Flecken übersäht, schließlich ließ sich Tomatensaft nicht mehr abwaschen!
„Ich kann da nicht raus“, wieherte sie panisch. „Ich kann das nicht.“
Der Mann mit der Nagelkeule trat aus dem Halbschatten. Er war so wütend, dass sein Kopf in Flammen stand. „Geh da raus und erzähl deine Geschichte“, zischte er. „Du hast dich angemeldet, jetzt zieh es auch durch.“
In diesem Moment wurde Bluey aufgerufen und der finstere Mann ließ es sich nicht nehmen, sie mit einem sanften Tritt auf die Bühne zu befördern. Stolpernd und rutschend taumelte sie ins Rampenlicht und sah sich einer erwartungsvollen Menge gegenüber. Sie spürte beinahe, wie ihr Kopf vor Verlegenheit hochrot anlief und schluckte trocken.
„Öhm, hallo!“, grüßte sie, nachdem sie ihre Beine und Gedanken wieder richtig sortiert hatte. „Was wollt ihr denn hören?“
„Eine Geschichte!“
„Über myff!“
„Nicht zu kurz und nicht zu lang.“
„Und mit Schnee.“
Bluey hatte einen Augenblick Probleme, in dem Chaos der Stimmen die einzelnen Anweisungen zu unterscheiden. Sie fluchte leise. Jetzt gab es auch noch Vorgaben. Ohne groß zu überlegen, begann sie ihre Geschichte: „Also, da gab es mal einen Engel. Und einen Stern. Aber irgendwie kam der Engel erst nach dem Stern. Der ist schließlich für den Schnee verantwortlich. Also ein bisschen.“
Das Pony brach ab und starrte in die Gesichter vor sich. Einige der Zuhörer begannen leise zu tuscheln und zu wispern, andere griffen bereits in die Kisten. Aus den Augenwinkeln sah Bluey den finsteren Mann böse grinsen. Die Eule schlug die Flügel vors Gesicht.
Das Pony lächelte verlegen. „Also, der Schnee … und der Engel … nein, der Stern…“
Etwas traf sie gegen den Kopf. Einen Moment lang sah sie nur Sterne und fragte sich, warum man sie denn jetzt schon bewarf. Andererseits hatte sie es verdient. Sie hätte sich mehr Mühe geben und vor allen Dingen zuhören sollen.
Dann erklang vor ihr ein wohlbekanntes Schnattern. „Entschuldige, dass ich so spät bin.“
„Kein Ding. Ich hab eh nichts zu tun“, schnaubte das Pony benommen.
„Darf ich deine Geschichte weitererzählen?“
Das Pony lächelte selig, aber ziemlich orientierungslos. „Latürnich, mach ma.“ Dabei rollte sie mit den Augen und schwankte ein wenig hin und her. „Ich bin eh gerade ein wenig out of order.“
Die Gans wandte sich ans Publikum, das das Pony geflissentlich ignorierte: „Es war einmal ein kleiner Stern, der einsam am weiten Himmel hing. Die anderen Himmelskörper waren weit weg und so hatte er niemanden zum Reden. Deshalb beobachtete er gerne die Menschen auf der Erde, wie sie hin und her liefen und sich auf Weihnachten vorbereiteten. Er wünschte sich, auch einmal zu ihnen gehören zu dürfen. Manchmal tat dieser Wunsch so weh, dass er weinte. Seine kalten Tränen fielen als Schnee auf die Erde und erfreuten die Kinder.“
Blueys Kopf klarte langsam wieder auf und sie hörte, was die Gans sagte. Entgeistert starrte sie das Federvieh an, als es erzählte, wie eines Tages ein Engel zu dem Stern kam und ihn fragte, warum er denn weine. Der Stern klagte dem Engel sein Leid. Darauf verwandelte dieser ihn in eine Sternschnuppe und schickte ihn zur Erde. Woher nahm die Gans nur immer all diese verrückten Ideen?
Das Federvieh blickte das Pony auffordernd an. „Los, erzähl du weiter. Du weißt doch sicher, wie es ausgeht?“
Bluey nickte und fuhr etwas unsicher fort: „Seine Reise dauerte so lange, dass er erst am Weihnachtsabend hernieder fiel. Niemand war mehr draußen anzutreffen. Der Stern lief suchend durch die Straßen und war genauso einsam wie zuvor. Durch die bunt geschmückten Fenster schaute er in die Häuser und sah den Menschen beim Feiern zu.“ Ganz langsam wurde ihre Stimme sicherer. „In einer kleinen Hütte am Stadtrand lebte eine arme, alte Frau. Ihr Mann war schon lange tot und ihre Kinder besuchten sie nicht mehr. Als der Stern durch ihr Fenster spähte, bemerkte sie ihn, lächelte und bat ihn herein. Sie bewirtete ihn mit Keksen und Kakao. Da lachte der Stern und weinte vor Glück. Doch seine Tränen waren dieses Mal kein Schnee, sondern pure Diamanten. Da sie für ihn keinen Wert besaßen, schenkte er sie der Frau. Sie wollte ihm danken und ihn umarmen, doch er wurde bereits zu seinem Platz am Firmament zurückgerufen und die Arme der Frau fassten ins Leere.“ Bluey lächelte. „Als er im nächsten Jahr wieder die Menschen beobachtete, sah er wie alte Frau von dem Geld, das sie durch den Verkauf der Diamanten erhalten hatte, ein großes Fest ausrichtete und all jene beschenkte, die immer freundlich zu ihr gewesen waren.“
„Da lachte der Stern“, ergänzte die Gans. „Er lachte und strahlte so deutlich, dass die alte Frau ihn selbst von der Erde aus wiedererkannte. Sie deutete auf ihn. Alle, die mit ihr feierten und daher von der Begegnung mit dem Stern wussten, winkten ihm zu und wünschten auch ihm frohe Weihnachten.“
Die Zuschauer klatschten begeistert, nur eine Stimme aus den hinteren Reihen rief: „War zwar toll, aber doch irgendwie blöd. Na, Geschmackssache halt.“
„Du hast mich gerettet“, sagte Bluey hinter der Bühne zur Gans.
Diese schnatterte zufrieden. „Auch Gänse wollen mal der Held der Geschichte sein.“
Bluey lächelte. „Lass es nicht zur Gewohnheit werden.“
„Keine Sorge.“ Die Gans färbte sich plötzlich rosarot. „Ich hab so eine Ahnung, dass du mich in Kürze vor dem Ertrinken retten wirst.“