Bemerkung des Autors: Leroy ** Gans Pony...zur Feier des Dienstages... beschreibe doch mal was die Aufgaben eines Gottes an einem Dienstag sind. Hades hat es ja auch allzuschwer mit all seinen Pflichten. Und irgendwie haben die Mitspieler dieses Threads die seltsamsten Anliegen. Was will Soja mit einer Revolution gegen die Götter anzetteln? Weshalb irrt Thora verwirrt durch Hades Wohnzimmer und brabbelt von flugunfähigen Vögeln? Und warum scheint es aus unerfindlichen Gründen immer wieder Wasserpfützen neben Hades Bett zu geben? Die Länge der Geschichte ist dir selbst überlassen. (Ich kenn dich) Einziges No-Go: Keine Liebesgeschichte zwischen einem Gott und einem Tier. xD Und nun mein liebsten blaues Pony, viel Spass beim Schreiben. Mit freundlichen Grüssen, der Puckinator
**** Ich wünschte, die Aufgabenstellung hätte mich nicht daran erinnert, dass manche Menschen offenbar auch Moderatoren shippen ...
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Die Luft flirrte in der Mittagshitze. Menschen- und andere Wesen leer lag die Dorfstraße da. Nichts bewegte sich zwischen den hölzernen Häusern. Es war fünf vor zwölf in einer der vielen seltsamen Orte Myffloniens. Tatsächlich und sinnbildlich gesprochen. Denn SIE hatten ihr Kommen angekündigt. SIE, die eine Schneise der Verwüstung durch die Lande zogen und nicht einmal Leichen zurückließen.
Zäh krochen die Minuten dahin. Hinter ihren schützenden vier Wänden harrten verängstigte Bewohner der Dinge, die unvermeidlich kommen würden. Dinge, die über sie hereinbrechen würden, wie entfesselte Naturgewalten.
Wind kam auf, wirbelte den trockenen Sand hoch und trieb einen verdorrten Busch über die Straße. Das Ticken, mit dem der Zeiger der Uhr auf eine Minute vor zwölf sprang, war deutlich zu hören. Sechzig wertvolle Sekunden des Friedens blieben. Neunundfünfzig. Achtundfünfzig. Die Bewohner hielten den Atem an und lauschten. Konnte man schon die gefürchteten Geräusche hören? Noch dreißig Sekunden. Nichts zu sehen. Sollte es wirklich passieren? Zwanzig Sekunden. Gebete wurden gemurmelt. Zehn Sekunden. Neun Sekunden. Ein letztes Stoßgebet gen Himmel.
Zwölf Uhr. Glockenschläge, ein dutzend an der Zahl. Ohrenbetäubende Stille folgte. Und tatsächlich … es begann.
Zuerst war da nur das Getrappel von Hufen, das sich dem einen Ende des Dorfes näherte. Verstohlene Blicke richteten sich auf den Punkt, an dem der Feind auftauchen musste.
Ein lautes Ploff von der anderen Seite zerriss die Stille. Die Augenpaare und die dazugehörigen Bewohner wirbelten herum. Da stand er. Groß, mächtig, mit einer Nagelkeule bewaffnet. Gerade befreite er ein schwarz-weißes Pingi aus seiner Tasche, dessen Nordpolspitzschnabel gefährlich im Sonnenlicht funkelte.
„Warum durfte ich nicht mitploffen?“, beschwerte sich das blaue Pony, das gerade auf dem Schauplatz erschient.
„Ein Wort, meine Liebe: Keksdiät.“
Bluey antwortete nicht, sondern löste die rosa Flauschepuschel von der Mörderaxt. Eine Warnung an alle, die sich ihr in den Weg stellen wollten. Jeder Myfflonier mit Verstand hätte sich an dieser Stelle davon gemacht. Nur hatte nicht jeder Myfflonier die geistige Kapazität, um derartige Gefahren zu erkennen.
Hades zum Beispiel blieb ungerührt stehen. Was nicht daran lag, dass er nicht wusste, was das bedeutete, sondern daran dass er das Pony nicht fürchtete. Genauso wenig, wie er das Pingi, das Pingi das Pony, das Pony … okay, es hatte je nach Laune Angst vor beiden, würde das aber niemalsnicht zugeben.
„Womma?“, fragte das Bluey. Das brachte ihr einen verständnislosen (zumindest wertete sie den den Ausdruck auf Hades Gesicht, der sich dort ob der Verstümmelung der deutschen Sprache zeigte, als solchen) Blick. „Wollen wir?“, wiederholte sie. Nur um festzustellen, dass die anderen bereits angefangen hatten. Sie zuckte mit den Achseln und stürzte sich selbst auf einige Myfflonier. Sie kam gut voran. „I shot the Sherlock“, summte sie (zurecht, wohlgemerkt, zurecht). „But I did not shoot no Deputy - yet.“ Ihre Eric Clapton-Parodie von ‚I shot the Sheriff‘ wurde von Mod-Gott unterbrochen.
„Denkt dran, nichts angreifen, was noch zuckt“, rief Hades über die Schulter.
„Es macht keinen Spaß, wenn sie nicht mehr zucken“, gab die Kleine zurück. Sie ahnte, dass sie mit ihrem Leben spielte (oder zumindest mit ihrer privilegierten Stelle als Arsch für alles, a. k. a. Mod) und schob ein „Natürlich nicht“ nach.
„Wir beseitigen hier nur tote Myfflonier.“
„Ich weiß das doch.“ Sie sah sich um und sah – wie erwartet – nichts. „Warum haben die Bewohner dann hier solche Angst? Wir tun doch nichts. Wir wollen nur spielen.“
Hades stellte die Nagelkeule ab, mit der er gerade zwanzig Körper beseitigt hatte. „Weil sie es nicht verstehen. Für sie sehen die anderen noch lebendig aus. Die wissen nicht, dass wir hier nur aufräumen.“
Bluey rammte die Axt in einen weiteren Toten, der sofort zu Staub wurde. „Aber wir haben es doch erklärt …“
Das Pingi kicherte und watschelte betont unauffällig wieder rein. Dabei versuchte es zu verbergen, dass es sich gerade eine große Portion Spaghetti gegönnt hatte, statt mitzuarbeiten. Was ihr erfolgreich gelang. „So jung und so gutgläubig.“
Oder doch nicht so erfolgreich. „Und wo warst du, wenn ich fragen darf?“, brummte Hades missfällig.
„Ich hab euch was mitgebracht“, antwortete Ally, ohne auf seine Frage einzugehen. Sie hielt den beiden Mods Zettel unter die Nase. „Frische Steckbriefe.“
„Hö?“ Das Pony war verwirrt. „Wer schreibt denn Steckbriefe? Und über wen?“
„Na, eure Steckbriefe. Hades umzunieten bringt übrigens am meisten.“
Bluey kicherte albern. „Da ist ja auch am meisten dran.“
„Sagte das 450kg-Pony“, gab Ally zurück. „Apropos, bei dir wird nach Kilo gerechnet. Anders kann ich nicht erklären, dass du mehr Geld einbringst als ich.“
„Wohl eher nach Hirnmasse“, antwortete das Pony.
„Ich hab den Weihnachtsmann getötet?“, lachte Hades, der dem Gezanke seiner Begleiterinnen nicht gelauscht hatte. Solange er nicht wusste, worum es ging, konnte er sich nicht einmischen – was bedeutete, dass er es sich nicht mit der einen oder anderen verdarb.
„Den Weihnachtsmann?“, kreischte das Pingi entsetzt. „Meinen Weihnachtsmann? Wie konntest du? Der arme Collin.“
„Den doch nicht. Nur den alten, faulen Sack, der sich hier seit Jahren nicht mehr hat blicken lassen. Und natürlich auch die Weihnachtsfrau. Plus ein paar tausend mehr.“
„Ich hab Myfflonia Sugar-frei gemacht. Und den Sommer hab ich auch vernichtet. Sogar auf Englisch!“, versuchte das Pony dagegen zu halten.
„Tribute von Panem – stimmt.“ Noch immer ignorierte der Myff-Polizist seine Begleiterin (JAAAA, Begleiterin. Nicht, was hier einige denken. Freunde der Nassrasur …).
Ally hingegen ging gerne auf den Streit ein. „Hades hat die Schl…“ Hier piepste es laut. Seltsame myfflonische Selbstzensur. „… gelöscht.“ Jetzt realisierte sie, was gerade passiert war. „Also echt. Nichts darf man mehr. Warum darf ich nicht Schl… PIEPS … sagen? SCHL… PIEPS. SCHL… PIEPS. Verdammte P12-Regeln!“ Sie holte tief Luft und formulierte um. „Also, der Chef hat die Schimpfwort-Schafe gelöscht.“
„Ich auch. Ich auch“, rief das Pony. „Mindestens die Hälfte. Ich hab auch gesucht und mir böse Wörter ausgedacht.“ Bevor es weiter ausführen konnte, wie tollig toll es geholfen hatte, wurde es von einer Erinnerung abgelenkt (hier muss man sich vorstellen, wie das Pferdchen mitten im Satz abbricht, einen recht leeren Gesichtsausdruck zeigt, bei dem das Mäulchen halb offen steht):
‚Haben wir Nippel?‘, fragte der Mod-Gott, während sie systematisch Myfflonia nach Schimpfwort-Schafen durchsuchten.
‚Ich weiß nicht, wie ich das beantworten soll?!‘, gab Bluey zurück.
Hades bekam überhaupt nicht mit, was sie sagte, sondern zerrte etwas Wolliges aus einem Gebüsch und hielt es hoch. Das Ding trug ein Schild um den Hals, auf dem ‚ Haay, ich bin ein fucking lila-gruen-orange-pink-rotes Einhorn mit einem Blauen Horn:D‘ stand. Die beiden Mods sahen sich an und brachen in schallendes Gelächter aus, bevor sie auch diese Fundsache korrekt entsorgten.
‚Manchmal fragt man sich …‘, setzte das Pony an, als es etwas las und sofort aussprechen musste: ‚SexyfuckingschoolteacherbyMyfflonierderExtraklasse.‘
‚Gesundheit‘, kommentierte Hades. ‚Aber danke für den Tipp. Wenn du die Fuck-Toren übernimmst, mach ich die Ein-Horny-s.‘
Bluey nickte und beide trennten sich, um weitere myfflonische Trolle zu erlegen. Erst eine Weile später trafen sie sich wieder.
‚Hab alle Lesben aus dem Verkehr gezogen. Jetzt sind die Homos dran‘, erklärte der Mod-Gott kurz angebunden und wollte sich schon wieder auf den Weg machen.
‚Woha! Mal langsam, Chef. Wenn du das so sagst, könnten einige Myfflonier das falsch verstehen und Angst bekommen.‘
‚Deshalb erklären wir ja, was wir tun.‘
Bluey musste lachen und riss sich so selbst aus der Erinnerung. „Der Chef ist genauso naiv wie ich.“
„Das beantwortet natürlich, wer die Steckbriefe von uns gemacht hat“, gab Hades trocken und sehr ironisch zurück. „Hast du mal wieder vor dich hingeträumt, anstatt dein Hirnschmalz auf die Mod-Tätigkeit zu verwenden?“
„Kennst mich doch“, grinste die Kleine ungerührt und schnappte sich das Papier mit ihrem Foto drauf. „Das rahm ich mir ein.“
„Ich finde es gar nicht lustig, sondern beunruhigend“, wandte der Myff-Polizist ein. „Solche Steckbriefe verstärken unser schlechtes Image noch.“
„Du siehst das viel zu schwarz. Da hat sich einer einen dummen Scherz erlaubt. Das passiert und ist nicht weiter schlimm.“
„Mh“, machte Hades – vielleicht auch mhm, mmh, mhmm oder anderweitige Geräusche, die zwar unterschiedliche Bedeutungen hatten, jedoch gelegentlich schwer zu deuten waren.
„Vertrau mir, ich hab kein schlechtes Gefühl dabei. Es kann nichts schiefgehen, selbst wenn wir uns nicht darum kümmern.“
Das Pony sollte sich täuschen und zwar gewaltig. Doch für den Augenblick verzichteten die drei Mods darauf, dieses weitere Myffterium zu lösen. Es gab schließlich genug davon und einige waren dringender. Dachten sie. Vielleicht hätten sie das kommende Drama verhindern können, wenn sie die Anzeichen nur mehr beachtet hätten …
Andere Dinge bereiteten Hades tatsächlich größeres Kopfzerbrechen als die Steckbriefe. Des Morgens war er aufgewacht und mit dem Fuß in eine Pfütze vor seinem Bett getreten. Das war nicht das erste Mal passiert und so langsam fragte er sich, ob wirklich das Dach undicht war oder nicht eher … nein, den Gedanken wollte er nicht beenden. So alt war er auch noch nicht. Die paar tausend Jahre. Er war doch noch jung und frisch, auch wenn sich sein Geburtstag mal wieder drohend näherte.
Er streckte sich und sah auf den Kalender. Dienstag. Was ein schöner …
„Dienstag ist Dienst-Tag“, brüllte es da durch die Höhle. Hufgetrappel erklang.
Geistesgegenwärtig warf Hades die Decke auf den Fußboden, um den kompromittierenden Fleck zu verdecken. Fehlte ihm noch, dass das Pony irgendeine Anspielung auf ‚Der alte Mann und das Meer‘ machte, wenn es die Pfütze sah. Oder andere nicht sonderlich witzige Scherze über sein Alter. Zutrauen würde er es dem Frechdachs, der keinerlei Respekt zeigte, allemal. Sollte die Kleine mal abwarten, bis sie das mehr als biblische Alter von ihm erreichte.
„Dienst-Tag ist Dienstag … nein, das war falsch rum. Dienstag ist Dienst-Tag. Die Pflicht ruft. Myfflonier bespaßen, Leichen aufräumen, Spezialanfragen beantworten. All das muss heute passieren. Eigentlich genau wie sonst auch. Aber heute ist Dienst-Tag!“ Sie blickte den Mod-Gott streng an. „Chef, raus aus den Federn, das Wetter ist schön, die Sonne scheint …“
Es knallte, als Hades die Nagelkeule gegen die blaue Stirn des Pferdchens schlug. Versehentlich natürlich. Eigentlich hatte er die Waffe nur vom Regalbrett holen wollen.
Da kam Bluey ins Zimmer. „Was ist denn hier passiert?“
„Wie kommst du denn da hin?“, fragte Hades gleichzeitig. Verwundert sah er sich um, konnte aber das Rätsel nicht sofort lösen.
Doch dann bewegte sich der Bettvorleger – oder das, was er dafür in seiner morgendlichen Verbimmeltheit gehalten hatte. „Flugunfähige Vögel“, nuschelte Thora, die den für Bluey bestimmten Hieb abbekommen hatte. „Es sind lauter Pinguine. Sie wollen um meinen Kopf fliegen. Aber sie bekommen ihren Körper nicht vom Boden hoch. Die Flügel sind einfach zu klein.“
„Seit wann schlägst du unschuldige Myfflonier“, wollte das Pony wissen und musterte den Mod-Gott strafend. „Dabei wollte sie dir nur die neusten Steckbriefe bringen.“
Angesichts der drohend über Blueys Schulter liegenden Mörderaxt vermied Hades die Beantwortung der Frage und ging zum Gegenangriff über. „Darf ich mich hier nicht erst anziehen, bevor ich überfallen werde? Es ist ja kein Wunder, dass einige Neulinge auf unsinnige Ideen bezüglich unserer Beziehung kommen. Wie sieht das denn aus?“
Die Kleine bekam erst lila Öhrchen, dann wanderte die Verfärbung über ihren ganzen Körper. Es war nicht zu sagen, ob Schande und Wut bei ihr überwog, doch es endete damit, dass sie ihren Gegenüber anbrüllte. „Wenn du nicht immer so spät erscheinen würdest, müsste ich dir den Kram auch nicht hinterhertragen. Außerdem trägst du ein Großvater-Nachthemd und eine Schlafmütze, das hat in etwa den Sexappeal eines … eines … eines Opas“, schloss sie lahm.
Das Ganze wäre wohl in einem handfesten Streit gemündet, wäre Thora nicht auf die Pfoten gekommen und davongetaumelt. „Flugunfähige Vööööögel. Sie flieeeegen hoooooch. Alle Pizzas gehen hooooch. Alle Ponys gehen hooooch. Und der Hades geht erst recht in die Luft. Der ist so wütend. Magensäure und so. Oh, guck mal, ein Pinguin. Flieg, Ally. Flieg.“
Hades und Bluey sahen sich entsetzt an. Wenn Thora in ihrem Zustand tatsächlich auf ein Pingi getroffen war, das nicht wusste, warum es derart angesprochen wurde … Sie rannten beide ins Wohnzimmer, bevor Ally ‚Nordpolspitzschnabelpinguin-Nordpolpinguinspitzschnabelattacke‘ sagen konnte. Zum Glück war das Wort so lang, denn Hades‘ Flur war es auch. Zumindest dann, wenn der Mod-Gott und das Pony gleichzeitig hindurch wollten und natürlich prompt stecken blieben.
„Bluey, wenn du noch eine Keksdiät machst, bekommst du Ärger“, keuchte Hades, dem vor lauter Luftmangel entfiel, dass er ja auch hätte ploffen können.
„Würdest du deinen Frustsalat nicht mit Käse würzen und hättest die Figur des letzten Jahres …“ Hier spielte das Pony mal wieder mit seinem Leben. Schließlich sollte es Hades wirklich nicht an die Pornokeller-Episode des letzten Herbstes erinnern. Andererseits sorgte die Tatsache, dass der Chef wütend Luft holte dafür, dass es irgendwie an ihm vorbeiflutschen konnte. „Ich bin frei“, brüllte es und stürmte ins Wohnzimmer – wo es dann auch voller Schwung Ally umnietete und so das Wölfchen rettete.
Es folgte das übliche Chaos aus Anschreien, Flüche brüllen und Waffeneinsatz, was hier aufgrund der bereits häufig erfolgten Darstellung übersprungen werden soll. Der geneigte Leser mag sich das Tohuwabohu in seinen buntesten Farben ausmalen.
Eine Weile später, nachdem sich der Staub gelegt und Thora sich aus selbigem gemacht hatte, saßen die Mods bei einem Kakao zusammen.
„Wo sind eigentlich die anderen?“, wollte Bluey wissen. „Ich hab meine bessere blaue Hälfte lange nicht gesehen.“
Ally erstickte fast an einem Marshmallow. „Wenn man euch so reden hört, müsste es bald eine Hades-Bluey-Ehestreit-Episode geben.“ Sie ignorierte die wütenden Blicke, mit denen sie darauf traktiert wurde. Selbst wenn diese hätten töten können, wäre sie zu unsterblich, um sich darum zu kümmern.
„Der Bi(e)ber verlegt seinen Bau und die Sirene macht blau“, reimte der Myff-Polizist unbeabsichtigt. „Und aus den Steckbriefen werde ich nicht schlau.“
„Wow“, brummte das Pony. „Du siehst es wie ich genau.“
„Der Reim war schlecht und drum ist es recht, wenn ich euch verhafte“, kam es da von der Tür.
Die drei drehten sich um und sahen erstmal nichts. Dann wanderten ihre Blicke langsam zum Boden, wo ein weißer Würfel lag und drohend seine Reißzähne entblößte. Es war das Wertofu.
„Du? Uns?“ Ally fiel vor Lachen vom Stuhl. „Nicht dein Ernst.“
„Mit welcher Armee willst du das bewerkstelligen?“
„Mit dieser Armee“, erklang es aus dem Schlafzimmer. Dort stand Siren. Sie streckte die Hand aus und unzählige Pfützen erschienen auf dem Boden.
„Ach, so ist das passiert“, schloss Hades messerscharf. „Und ich dachte schon …“ Ihm blieb keine Zeit, den Satz zu beenden, denn aus jeder Pfütze wuchs eine Katze empor. Diese waren ob der nassen Reise durchaus angefressen und stürzten sich auf das erste, was sie sahen. Dummerweise waren das unsere drei Mods, die zu überrascht – und zu nett – waren, um sich zu wehren. Innerhalb von Sekunden waren sie überwältigt, gefesselt und wurden von den Vierbeinern davongeschleppt.
„Ich wusste, warum ich Katzen hasse“, zischte Bluey.
„Das ist also dein neuer Bau“, kommentierte Hades trocken.
Der Bi(e)ber richtete sich hinter dem hölzernen Richtertisch zu seiner vollen Größe von 90cm auf. „Ja, jetzt bin ich hier das Gesetz. Vorbei die Zeit, in der ihr mich wegen mangelnder Regelkenntnisse verspottet habt.“
„Eigentlich haben wir nicht mal gespottet“, antwortete Ally mit treuherzigem Augenaufschlag. „Bluey hat mal, aber was soll man von der erwarten?“
Das Pony reagierte nicht darauf, dass das Pingi es gerade den Katzen zum Fraß vorwarf, sondern blickte immer noch vorwurfsvoll zu seiner ehemals engsten Myff-Freundin. „Das passiert also, wenn man dich Game of Thrones gucken lässt. Du verrätst uns hinterhältig.“
Siren warf die langen Haare zurück. „Es war des Tofus Idee. Sie sagte, dass ihr euch für unfehlbare Genies haltet und es Zeit wird, euch zu demonstrieren, dass auch ihr nur Menschen seid.“
„Ich bin ein Pony.“
„Ich ein Pingi.“
„Ich bin Batman.“
Alle sahen Hades verwirrt an.
„Ich kann mich bestimmt in eine Fledermaus verwandeln, wenn ich will.“
„Jetzt nicht mehr, du Angeber“, kommentierte der Bi(e)ber. „Du wirst zumindest nichts mehr können, wenn wir dich wegen tausendfachen Mordes zum Tode verurteilt haben.“
„Man kann Leichen nicht ermorden und du weißt genau, dass wir nur solche Myfflonier entfernt haben.“
„Ich weiß das. Siren weiß es. Soja auch – aber nachdem wir euren Ruf mittels Steckbriefen in den Dreck gezogen haben, sind wir die einzigen. Wir werden die Helden des Landes sein, wenn wir euch zur Strecke bringen.“
„Ich wette, der Tammy guckt auch Game of Thrones“, flüsterte das Pony Ally zu. „Der Plan ist meisterlich durchtrieben.“
„Ach, halt doch die Klappe. Sag mir lieber, wie wir hier wieder rauskommen.“
Darauf schwieg Bluey und dachte nach. Es sah nicht gut aus. Die Katzenarmee versperrte ihnen die Fluchtwege, Waffen hatten sie nicht, Hilfe war nicht zu erwarten … kurz um, es benötigte einen dramatischen Plott-Twist, um noch zu überleben. Nur wo konnte der herkommen? „Wir sind verloren“, erkannte sie.
Ein Knurren an der Tür. Die Katzen fauchten und machten einen Buckel. Dann regneten Weintrauben auf sie herab. „Auf sie, meine Schwestern“, brüllte Cryptic von der Decke. Sie hatte sich mitsamt ihrer Schwestern durch das strohgedeckte Dach gequetscht. Die ein oder andere treue Weintraube hatte dabei den Weg in die ewigen Weingründe antreten müssen. Doch die Freiheit Myffloniens war ihnen das wert.
Es klopfte – aber nicht an der Tür, sondern auf der Richterbank, als ein Osterhaserl wie aus dem Nichts erschien und den Bi(e)ber ins Gesicht trat. Die Tür zum Saal wurde aufgesprengt und eine Meute Wölfe kam angeführt von Thora herein. Auf ihrem Rücken saß Leroy, der sich sofort auf die Sirene stürzte. Das Tofu zögerte nicht lange und fiel ihm in den Rücken, kroch durch seine Kleidung, biss und kratze, um Babsi zu ermöglichen, die Katzen unter Kontrolle zu halten, die ängstlich vor den Wölfen zurückwichen.
„Wenn uns jemand losmacht, können wir helfen“, schrie Ally in das Chaos.
Da tauchte eine dunkle Gestalt vor ihr auf. Ein Schnitt mit einem Degen, ein Handkuss – und schon war der Retter in einem Wirbel aus langen, schwarzen Haaren verschwunden. Zurück blieb nur ein „P“, was in den Richtertisch geritzt worden war. Das Pingi war so hin und weg, dass es erst durch die Rufe seiner Kollegen dazu gebracht wurde, auch diese zu befreien.
Mit Mörderaxt, Spitzschnabel und Nagelkeule ging es in den Kampf, der bereits anfing, das P18-Level zu erreichen. Es war klar, dass die Katzenarmee zu überrascht und ängstlich war, um sich noch zu wehren.
Gerade als Ally jubelnd die Flossen hochreißen wollte, spürte sie einen Luftzug. Dann war da nur noch Schmerz. Verwirrt blickte sie sich um. Hinter ihr stand das Pony, Mordlust in den Augen. „In diesem Chaos merkt keiner, wenn ich dich vernichte. Nie wieder dumme Witze über meinen dicken Hintern.“ Es hob die Mörderaxt. Die Schneide glitzerte …
„Bluey, aus!", rief Hades und lachte sich kaputt. „Wir haben gesagt, leicht erschrecken, nicht zu Tode ängstigen."
„Ich hab keine Angst", protestierte Ally mit schwacher Stimme. „Und überhaupt, was soll das Ganze?"
„Happy Birthday?", fragte das Pony ein wenig zerknirscht. „Entschuldige, ich habe mich hinreißen lassen."
Jetzt stimmten auch die anderen mit ein und sangen ein äußerst schiefes Geburtstagsständchen.
„Ihr habt das alles inszeniert? Sogar Sirens Revolution?"
„Ich wollte auch mal der Bösewicht sein", grinste Babsi. „Und eine Katzenarmee anführen."
„War ich nicht gut als böser Wertofu?", warf Soja ein. „Du hast mir doch nicht geglaubt, dass ich den Mod-Gott hintergehen würde."
Hades machte eine undeutbare Geste bei der Aussage, überging sie dann aber. „Wir wussten nicht, was wir dir sonst schenken sollten. Ich hoffe, es hat dir gefallen."
„Mh, irgendwie schon." Ally beschloss, großzügig zu sein. „Ihr wart sehr überzeugend. Ich hatte beinahe Angst. Aber irgendwie war es spannend." Ihr blieb auch nicht viel anderes übrig, denn das Pony verteilte mal wieder Partyhütchen und Tröten. Außerdem wurde eine riesige Torte hereingerollt, die die Pinguindame unter allgemeinem Applaus anschnitt. Anschließend wurde richtig gefeiert. Zu späterer Stunde würde der Myff-Polizist sogar etwas mit der Laute vortragen.
„Eine Sache kann ich mir aber nicht erklären", zischte Bluey Hades im allgemeinen Tohuwabohu zu. „Wer war die dunkle Gestalt mit dem Degen, die Ally den Handkuss gegeben hat?"
Hades zuckte mit den Achseln. „Lass ihr ihre kleinen Geheimnisse. Myffterien gehören nun mal dazu."