Bemerkung des Autors: Eigentlich hätte das hier eine ally-Gans werden können/müssen/sollen. Da ich aber gerade nicht kann und die arme Pinguindame gerade tief in Mittelerde vergraben ist ...
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‚Das Ende naht’, dachte sich die kleine, äußerst charmante Pinguindame, während sie sich in den tiefsten Winkeln des Auenlandes auf Trollsuche machte.
Nicht genug, dass sie ohne ihren Kater unterwegs war, manchmal hatte sie auch das Gefühl, als würde ihr ein neugieriges, blaues Pony hinterher traben und kontrollieren, ob sie auch ordentlich aufgeräumt hatte. Wehe ihm, wenn sich der Verdacht bestätigen würde!
Brummelnd pickte sie einen herumfliegenden Zettel auf und steckte ihn in den Müllsack, den sie wie einen Rucksack auf ihren Rücken geschnallt hatte. Der Beutel war mittlerweile prall gefüllt, aber – wie sich die Kleine immer wieder selbst sagte – nicht alles würde sie wegwerfen müssen. Hoffentlich. Außerdem war das Ende nah. Hoffentlich.
Dummer Weise gab es noch einen Ort, den sie bisher nicht besucht hatte. Es handelte sich um einen Vergnügungsbereich für die dunklen Kreaturen Mordors. Hier trieb sich allerhand wunderliches Volk herum. Die Luft war geschwängert von so seltsamen Dämpfen, dass sich allerhand fragwürdige Paarungen ergaben. So hing Aragorn mit Saruman ab und rauchte irgendwelches undefinierbares Kraut, Elben besoffen sich mit Uruk’Hai, Orks taten Dinge, die das Pingi lieber nie gesehen hätte, und was Saurons Mund mit seinem Herrscher machte ...
Kurzum, es gab gute Gründe, warum die Kleine sich nie in diesen Abgrund getraut hatte. Aber jetzt musste es sein.
Energisch ruckte sie an den Gurten den Müllsacks, reckte das Schnäbelchen entschlossen vor und … setzte sich erst einmal die Sonnenbrille auf. Als ob sie diesen Bereich betreten würde, ohne sich unkenntlich zu machen! Aber mit der Brille auf der Nase würde niemand den Mod-Pinguin erkennen.
Wobei sie natürlich lieber ihre Tarnkappe, kurz und liebevoll Messi genannt, benutzt hätte. Doch der Unsichtbarkeitszauber wurde allmählich schwächer und so kam es, dass sie manchmal doch sichtbar war. Wäre ja auch nicht so schlimm gewesen, wenn sich dieses Phänomen nicht gelegentlich nur auf Teile ihres Körpers beschränkt hätte. Und mit dem plötzlich auftauchenden Spitzschnabel hatte sie – neben einigen Trollen – schon so manch einen Hobbit in die Flucht geschlagen. Orks hingegen waren nicht so leicht einzuschüchtern und würden versuchen, das ominöse Schnäbelchen wegzuprügeln (ansonsten hätten sie ja drüber nachdenken müssen, woher der Schnabel kam, ob er sie bedrohte und was man damit anstellen sollte - viel zu anstrengend für die Kreaturen!). Darauf war der Pinguin so gar nicht scharf.
Der Klang von Hufgetrappel schreckte die Kleine aus den Gedanken auf. Hobbits? Zwerge? Reiter Rohans? Oder doch wieder dieses lästige Kontrollmupfelvieh?
Hektisch schaute sie sich um, konnte aber nichts sehen. Doch hing da nicht ein blaues Schweifhaar im Gebüsch? Besser, sie sah nicht nach. Denn sonst hätte sie das Pony über ihr doch recht schmales Knie legen müssen, um ihm mal die Kompetenzen in diesem Bereich einzubläuen – oder welche Farbe auch immer blaue Flecken bei Bluey entwickeln würden. Allerdings wäre das ob des dezenten Übergewichts des Pferdchens keine sonderlich gute Idee. So eine Knieverletzung würde die Pinguindame komplett aus der Bahn werfen und ihren Plan durcheinander bringen. Also besser ignorieren, was man nicht bekämpfen konnte. Zumindest bis sie die Zeit hatte, um sich um dieses Problemchen zu kümmern!
Und damit genug der schnöden Worte, Ally beschloss, Taten sprechen zu lassen und die hinterletzte Ecke von Mittelerde endlich in Angriff zu nehmen. Noch einmal rückte sie die Sonnenbrille zurecht und – wurde beinahe von einer Horde Orks überrannt, die ... nun, sehr unaussprechliche Dinge taten.
Dazu musste man wissen, dass Geschlechtsverkehr bei den Ungeheuern von einem oft blutigen Rauf-, Prügel und Hetzjagdvorspiel begleitet wurde. Dabei geraten die Kreaturen in einen derartigen Rausch, dass sie keine Rücksicht auf ihre Umgebung nahmen. Deshalb wurden sie auch allgemein als bösartig angesehen, was aber nicht stimmt. (Tödliche) Unfälle passierten allenfalls versehentlich, niemals vorsätzlich. Doch die schlechte Presse durch den Reporter des PORTRAIT, Herrn K.S.S. Olkien blieb. Dieser behauptete doch glatt, dass die Orks an Kriegen in Mittelerde beteiligt wären! Infames Gewäsch!
Heute allerdings waren die Orks straffällig geworden. Dummer Weise hatten sie die behördlichen Genehmigungspflichten für ihre Balzrituale missachtet und sich als „Kindergeburtstag“ getarnt. Ein Vergehen, das der Mod-Pinguin direkt mit einigen Wochen Strafbank ahndete – so lange, bis der entsprechende Antrag durch die „schnell“ arbeitende Behörde genehmigt wäre.
Einige Minuten später konfiszierte Ally eine ominöse Pfeife, die sich einige Hobbits geteilt hatten. Von der immensen Größe abgesehen – das Pingi brauchte einen Olifanten, um sie abzutransportieren – war das darin enthaltene Kraut auch in jedem Fall aus Ent-Beständen und nicht zutreffend verzollt.
So oder so ähnlich arbeitete sich die charmante schwarz-weiße Dame fort, erledigte den Bilderwald, riss Steckbriefe ab, schob Verweise ordentlich nach Links und Rechts, entflocht den Elben die wirren Frisuren, die sie sich aufgrund einer nicht korrekt geschriebenen Anweisung (Uhnt dan taill ir dii Hahre ihn dr Miete ...) zugelegt hatten, und kämpfte sich tapfer bis zu ihrer letzten Aufgabe:
Dem Wald von Par-Hodién. Es gab nichts, was sie so gerne den Kopf gegen Holz schlagen ließ, wie diese Ansammlung von Obskuritäten. Nichts konnte sie so zum Verzweifeln bringen, wie Orks in rosa Tutus, schwuchtelige Elben, kiffende Hobbits, betrunkene Zauberer, die mit ihrer Magie Bilder von nackten Frauen aller Rassen erscheinen ließen … Und doch würde sie sich hineinwagen müssen in das undurchdringliche Unterholz, würde bestehen müssen gegen unverständliches, geisterhaftes Gekicher, nur um am Ende … dem Fux zu begegnen.
„Was machst du denn hier?“, fragte die Kleine entgeistert und nahm ihre Tarnbrille ab. Zwar hätte der Fux sie schon aufgrund ihrer Stimme erkannt, selbst wenn sie nicht sichtbar geworden wäre, aber ein kleiner Hinweis konnte ja nicht schaden.
Der Fux brauchte nicht lange für eine Antwort: „Ich hab ne Freundin besucht. Sie ist Filzerin.“
„Was bitte? Eine Flitzerin?“ Ally meinte, nicht richtig zu hören und – unter uns – sie tat es auch nicht. „Und mit so jemandem bist du befreundet?“
Der Fux streichelte zärtlich seine Bazooka. „Natürlich! Ich mein, immerhin bin ich hier, um in ihre Schule zu gehen.“
„Ihre Schule?“, echote der verdutzte Vogel.
„Ja, hat ihr Chef ihr doch extra einrichten lassen!“
„Wieso, will er sie nackt sehen?“
„Äh ... nackt?“
„Na, so als Flitzerin? Da rennt man doch nackt durch die Gegend.“
Der Fux klärte sie darüber auf, was genau eine Filzerin tat – und das hatte nichts mit nackt herumrennen zu tun. Sondern mit Filz.
Die beiden Freundinnen lachten herzlich über das Missverständnis und hätten es wohl noch länger getan, wenn nicht genau in diesem Moment das Pony durch das Sichtfeld des Pingis gefli... gelaufen wäre. Offensichtlich hatte dieses versucht, sich näher heranzuschleichen und hinter dem nächsten Busch zu verstecken. Dafür hätte ihr Hintern aber kleiner und ihre Hufe leiser sein müssen.
Als Bluey bemerkte, dass sie entdeckt worden war, gab sie Fersengeld. „Ich spionier dir nicht nach“, brüllte sie dabei. „Ich bin kein Stalker! Nur neugierig!“
Niemand glaubte ihr.
„Na warte, wenn ich dich kriege“, rief ihr das Pingi nach. „Dann ist das Ende nah!“ Sprach es, packte den Spieß, mit dem sie Zettel aufgepickt hatte und watschelte dem blauen Tier hinterher. Mochte dieses dank seiner vier Beine schneller sein, die Ausdauer des Pinguins würde dafür sorgen, dass das Pony nicht entkam.