Bemerkung des Autors: Saki: Oh, was für ein Zufall, dass ich gerade hier vorbeischaue, als der letzte Beitrag vom Pony ist! :]: Guck mal, eine GANS!!! Und sie fliegt dir frontal gegen den Schädel!! Als du dich wieder aufrappelst und keine kleinen flauschigen Eulchen mehr um deine Mähne kreisen, hat sich die Welt verändert. Alles ist voller fluffiger rosa Watte, vom Himmel grinst eine Sonne, deren helle Strahlen sanft deine Nüstern streicheln und nervig süßliches Gesäusel liegt in der Luft. Willkommen im flauschigsten aller Länder: FLUFFTOPIA! Bevor du noch ganz realisiert hast, wie du hierher gekommen bist und was zur Mörderaxt du hier machst, knallt dir der nächste Vogel an den Schädel. Da der aber um ein vielfaches kleiner, bunter und flauschiger als die Gans ist, gehst du nicht gleich k.o., sondern bekommst nur eine schöne violette Beule. Aufgeregt flattert und springt der kleine bunte Ball, der sich als Eulchen entpuppt, vor dir auf und ab. »Gans sei Dank, da bist du ja endlich!!«, ruft es. »Flufftopia ist in großer Gefahr und nur das vor Urzeiten prophezeite blaue Pony mit der Mörderaxt kann uns retten! Im Wattewald hat sich ein fieser düsterer Magier eingenistet, der aus unbescholtenen Flufftopiern gemeine Trolle macht, die den ganzen Flausch auffressen! Du musst ihm den Garaus machen und dieses widerlich niedliche Land retten!« Das Eulchen hört auf zu hüpfen wie irre, hockt sich dich und sieht einfach nur noch hinreißend flauschig aus. »Natürlich zusammen mit mir.« Und damit beginnt deine Mission!
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Das uns allen bekannte blaue Pony hatte die Zunge zwischen die Lippen geklemmt und tauchte eine Gänsefeder in einen Eimer mit grüner Farbe. Dann schrieb sie etwas auf ein Pergament, während sie eifrig vor sich hinmurmelte.
„Haare aus geschmolzenem Karamell ... Ich hätte Lust auf Kekse.“ Sie riss sich zusammen. „Nein, keine Karamellhaare. Und vor allem nicht auf den Schultern!“ Sie schüttelte die lange Mähne. „Haarausfall im Kalender, ich glaub, es hackt.“ Anschließend malte sie verschmolzene Lippen, Menschen, die sich einharkten und andere sprachliche Klöpse an. In ihrem Feuereifer merkte sie nicht, dass sie Farbkleckse auf ihre Nase, ihre Ohren und sogar – niemand konnte sagen, wie sie das geschafft hatte – auf ihren verlängerten Rücken verteilte.
„Meinst du nicht, dass du etwas flauschiger sein solltest?“, fragte ein älteres Pony, das hinzugetreten war und über ihre Schulter geschaut hatte. „Ich mein, verschmolzene Lippen sind ganz normal.“
„Nein? Sind sie nicht?“ Ungeduldig wedelte Bluey ihrer Mutter vor dem Gesicht herum. „Guck da nicht hin, das ist meine Sache.“
Die Pony-Mama zog eine beleidigte Miene. „Ich wollte dir nur helfen.“ Und dann verließ sie den Raum, um ihren Frust in der Küche auszutoben.
Irgendwann – Bluey hatte mittlerweile einen Großteil ihrer Farben auf dem Pergament verteilt – erklang der Ruf „Waffeln“.
Magengesteuert wie sie war, sauste die Kleine sofort los und ... tappte genau in die Falle.
WÄMS.
Ein fettes, weißes Federvieh knallte ihr gegen den Kopf. Während das Pony zu Boden sank und in Ohnmacht fiel, konnte sie noch das freche Kichern des Pinguins hören.
„Warum immer ich?“, war das Letzte, was Bluey dachte. Dann sah sie nur noch Waffeln um ihren Kopf kreisen. Eifrig schnappte sie danach, bis … viele bunte Eulchen auftauchten und hinter den Gebäckstücken herflogen.
„Hey, Eulchen“, nuschelte sie begeistert. Ihre Freude ließ nach, als sie sah, wie die vielen kleinen Mini-Sakis die leckeren Waffeln verputzten. „EY, LASS DAS!“, rief sie und war so erbost, dass sie ganz ihren guten Stil vergaß.
Wütend riss sie die Augen auf und ... saß auf einer rosa Flauschwolke. Die Luft war erfüllt von warmen Sonnenstrahlen, die ihre Nüstern sanft liebkosten, und von nervig-lieblichem Gesäusel, das das Pony schon nach Sekunden aggressiv machte. „Was zum Kuckuck …?“
Wäms.
Wieder flog ihr etwas gegen den Kopf. Kleiner und bunter dieses Mal. Mit zornesblitzenden Augen zupfte sich Bluey ein weiteres, dieses Mal reales Eulchen von der lila Beule auf der Stirn, wo es sich dieses gerade bequem machen wollte.
„Was glaubst du eigentlich, was du da treibst?“, knurrte das blaue Tier.
Das Federvieh flatterte aufgeregt mit den Flügeln. „Ein Pony. Ein echtes, blaues Pony. Hier in Flufftopia.“ Vor Begeisterung bekam es ganz runde Augen. „Oh, bitte sag mir, dass du eine Mörderaxt hast. Zweischneidig! Mit rosaroten Flauschpuscheln.“
Bluey versuchte, eine Augenbraue ungläubig hochzuziehen, ließ es aber wegen des Hörnchens auf ihrer Stirn schnell bleiben. „Flufftopia?“ Zum Glück war ihr Hirn bei den Zusammenstößen nicht in Mitleidenschaft gezogen worden und so verstand sie schnell, dass sie mal wieder auf eine dieser unliebsamen Dienstreisen verbannt worden war.
Auch das noch. Keine Waffeln, Beulen an der Stirn und wahrscheinlich wieder eine selten dämliche Aufgabe in einem noch dämlicheren Land. „Ganz toll, das ist ja wirklich ganz toll. Also, was muss ich tun, um wieder nach Hause zu kommen?“
„Gefällt es dir hier nicht?“ Die großen Augen des Eulchens füllten sich mit Tränen. „Warum denn nicht? Es ist doch so herrlich flauschig hier.“
„Nun ja …“ Schnell überlegte sich das Pony eine unverfängliche Ausrede, entschied sich aber mangels Einfällen für ein Ablenkungsmanöver. „Du hast dich noch nicht mal vorgestellt.“
„Aber ich bin doch die Saki-chan.“ Dabei sprach sie das „chan“ genauso aus, wie das die nervigen Anime-Mädchen in den viel zu kurzen Schuluniformen immer taten. Es klang eher wie „tschaaaaaaaaaaaaaaaaaaa(...)n“.
„Wie wäre es, wenn wir dich einfach nur Saki nennen?“, schlug Bluey vor und fügte in Gedanken hinzu: Sonst zersägst du mir mit dem „chan“ noch meine Nerven.
Begeistert blitzen die Augen des Eulchens auf und es konnte seiner Dankbarkeit nicht anders Herr werden, als das Pony erst einmal gründlich zu flauschen.
„Tu … das … nie … wieder“, knurrte dieses mit nur mühsam unterdrückter Wut. Aus Reflex hatte es bereits die Mörderaxt gezückt und war bereit, dem Federtier eine zu verpassen.
„Ist das … Ist das wirklich …“ Das Eulchen deutete auf die Dienstwaffe. „Das ist die zweischneidige Mörderaxt. Was hattest du damit vor?“
Bluey beschloss, dass es weiser war, alles abzustreiten. Sie konnte ja schlecht ihre neue Bekanntschaft vergraulen. Immerhin war dieses wirsche, bunte Vögelchen eventuell ihre einzige Fahrkarte nach Hause. „Nein, ist es nicht. Das ist … Das ist mein übergroßer Rückenkratzer.“ Vorsichtig, um sich nicht selbst zu verletzten, demonstrierte sie den angegebenen Gebrauch. „Siehst du? Ich hatte nicht vor, dich damit zu hauen.“
„Warum solltest du auch?“, fragte ihr Gegenüber. „Ich bin doch so flauschig.“ Und damit startete sie eine neuerliche Attacke.
Bluey war so überrumpelt, dass sie das Eulchen schon Richtung Horizont geschmettert hatte, bevor sie genau wusste, was sie da tat. „Ups“, kommentierte sie und packte die Dienstwaffe wieder ins Holster auf ihrem Rücken.
Doch sie hatte nicht mit der Hartnäckigkeit der Flufftopiabewohnerin gerechnet. So schnell, wie sie verschwunden worden war, kam sie auch zurück, hüpfte aufgeregt vor dem Pferdchen herum und schuhute: „Gans sei Dank, du bist es wirklich!“
„Äh … hö?“
„Flufftopia ist in großer Gefahr und nur das vor Urzeiten prophezeite blaue Pony mit der Mörderaxt kann uns retten! Im Wattewald hat sich ein fieser, düsterer Magier eingenistet, der aus unbescholtenen Flufftopiern gemeine Trolle macht, die den ganzen Flausch auffressen! Du musst ihm den Garaus machen und dieses widerlich niedliche Land retten!“ Das Eulchen hörte auf zu hüpfen, hockte sich auf die blauen Nüstern und sah einfach nur noch hinreißend flauschig aus. „Natürlich zusammen mit mir.“
„Oh, YAY“, kommentierte Bluey, während der Greifvogel umständlich über ihre Stirn in ihre Mähne kletterte und sich da ein Nest baute. „Wenn das nicht toll wird.“ Sie hörte ein Niesen auf ihrem Rücken. „Hast du etwa Schnupfen?“
„Nein, nur eine Allergie, wenn etwas Unflauschiges in diesem Land vorgeht.“
„Ich war es nicht“, brummte das Pony.
„Nee“, antwortete der kleine Federball. „Aber der Troll hinter dir sieht nicht sonderlich nett aus.“
Bluey zückte die Mörderaxt und wirbelte herum – nur um sich Auge in Auge mit ihrer Begleiterin zu finden. „Wir schlagen keine Troll“, schuhute sie. „Wir flauschen sie.“
Bevor das Pony sie aufhalten konnte, stürzte sie sich auf das Ungeheuer und fiel ihm um den Hals. Sanft schmiegte es sich an den haarigen Hals. „Braver Troll, beruhige dich.“
Das Ungeheuer sah nicht so aus, als ob es auf das Eulchen hören würde. Stattdessen riss es das grässliche Maul auf und griff nach dem kleinen Federball, um ihn als kleine Zwischenmahlzeit zu verwenden.
Eine Sekunde überlegte Bluey, ob sie das Eulchen einfach seinem selbstgewählten Schicksal überlassen sollte, dann entschied sie sich dagegen. „Wenn ich das Ungeheuer nicht längs teilen darf, dann halt quer.“ Und mit diesen leise gemurmelten Worten schlug sie dem Troll die Mörderaxt in das Bauarbeiterdekolleté.
Das Untier zerfiel sofort zu Staub, der von einer leichten Sommerbrise direkt auf malerischte Art in den Himmel davongetragen wurde.
„Hatschi“, nieste Saki. „Wieso meldet sich meine Allergie? Hier war doch alles flauschig?“ Dann setzte sie sich auf die Mähne des Ponys und warf sich triumphierend in die Brust: „Siehst du? Probleme muss man nicht mit Gewalt lösen.“
Bluey sagte dazu besser nichts, doch allein die Masse an bösen Gedanken, unter anderem darüber, was sie dem Flauscheeulchen alles antun wollte, ließen den Vogel mehrfach niesen, so dass dieser sich vorsorglich in die warme Wallemähne kuschelte.
„Auf zum Wattewald“, rief Saki. „Trab an, mein edles Ross!“
Ein Zupfen an ihren Haaren schreckte das Pony auf. „Willst du dich etwa an meiner Mähne schnäuzen?“, fauchte sie und schüttelte sich, bis das Eulchen herunterfiel.
„Niemals“, gab dieses unschuldig zurück und flatterte vor Blueys Gesicht auf und ab. Doch es verriet sich sofort, denn es musste niesen, da auch Lügen unflauschig waren. „Ich doch nicht. Hatschi.“
Bevor der Vogel genau wusste, wie ihm geschah, lag er auf dem Fußboden, den Huf des Ponys auf dem Bauch. Auch wenn Bluey nur leichten Druck nutzte, waren ihre zornfunkelnden Augen bedrohlich genug.
„Nur damit wir uns richtig verstehen: Wenn du noch einmal die Regeln des Anstands verletzt oder mir auf den Keks gehst, nagel ich dich im Wattewald an den nächsten Baum.“
„Aber da ist doch alles aus Watte, da kannst du gar nicht nageln.“
„Du kennst unsere Pornomamis nicht, die lassen überall nageln, ob es angenehm ist oder nicht. Oder anatomisch möglich – oder wenigstens erotisch …“
Saki bekam einen massiven Niesanfall, als das Pony die Pornomamas erwähnte, so schlimm, dass sie den Schnabel in einer Flauschwolke putzen musste. Was ihre Allergie erneut anfeuerte. „Hilfst du mir jetzt, oder nicht?“, wollte sie schließlich wissen.
Bluey war sich sicher, dass dieser flauschigniedliche Albtraum andernfalls niemals aufhören würde. Doch auch so glaubte sie, in der rosaroten Zuckerhölle zu sein. Sie waren dem Wattewald bisher nicht näher gekommen, das Gesäusel in der Luft zerrte an ihren Nerven und was sie gerne mit dem Eulchen gemacht hätte ... sie dachte besser nicht daran, sonst würde sie den Vogel noch ersticken. Was eigentlich keine zu schlechte Option wäre.
„Okay“, knurrte sie schließlich, warf sich das Eulchen auf den Rücken und galoppierte los. „Wir müssen zusehen, dass wir zu diesem Wald kommen, sonst werd ich noch wahnsinnig.“
Und so sauste sie durch den rosa Flausch wie ein Torpedo durchs Wasser. Das Eulchen klammerte sich an ihre Mähne und wedelte wie ein verrutschter Hut hinter ihr her.
„Schneller“, rief es trotzdem. „Hui, lauf schneller – und wenn du jetzt noch in die richtige Richtung rennen würdest, wären wir auch gleich da.“
Das Pony stoppte abrupt und der Vogel gehorchte dem Gesetz der Trägheit, in dem er von der Mähne abrutschte und auf dem Schnabel landete. Dank des allgegenwärtigen Flausches, der sich direkt zu einem kleinen Kissen ballte, passierte ihm aber nichts.
Er musste sich allerdings beeilen, um vor Bluey zu flüchten, die nun versuchte, ihren Dank über die recht späte Richtungskorrektur mit der puschelbespannten Mörderaxt auszudrücken. Die Ausweichmanöver gestalteten sich jedoch nicht sonderlich einfach, da die Unflauschigkeitsallergie wieder zuschlug und das Eulchen bei jedem Niesen wie ein Geschoss durch die Luft geschleudert wurde. Bluey hatte Mühe, das unregelmäßige Zickzackmuster nachzulaufen und so gab sie schließlich auf.
Kurz darauf waren die beiden Tiere in Windeseile auf dem Weg in die richtige Richtung und erreichten auch – gerade als die Sonne unter leisem Engelsgesang hinter dem kitschig-malerischen Himmelsrand versank und die Welt in tausend Töne von gelb, rot und orange tauchte – den Wattewald.
„Im Dunkeln werden wir uns dort drin verlaufen“, stellte Saki fest. Und so schlugen sie vor den Bäumen ihr Lager auf, um die Nacht an einem flauschig-rosa Feuer zu verbringen und klebrig-süße Marshmallows zu verdrücken. Anschließend deckten sie sich mit watteweichem Flausch zu.
„Erzähl mir eine Gute-Nacht-Geschichte“, quengelte das Eulchen.
Das Pony hatte längst begriffen, dass Widerstand zwecklos war und erzählte das Märchen vom Schnürgnu Knut.
„Awww, das war niedlich“, seufzte der Vogel. „Und jetzt will ich eine Gruselgeschichte.“
„Danach kannst du nicht schlafen“, brummte das Pony, das langsam ein wenig heiser war. Kaum hatte es das festgestellt, stand vor ihm ein Becher mit schokoladiger Honigmilch, den es dankbar leerschlürfte.
„Wohl. Du musst mir nur eine flauschige Gruselgeschichte erzählen.“
Bluey unterdrückte einen Seufzer und erzählte von dem Streit zwischen dem myff-Obermagier Admorix und den Götzenanbetern:
Vor mehr als einem Jahr hatte der Magier versucht, alle Religion zu verbannen. Dabei war er jedoch auf erbitterten Widerstand von Biebern gestoßen, die ihren Gott Justin glühend verehrten. Die Polytheisten der Einbahnstraße hatten sich ebenfalls geweigert, ihrem Unglauben abzuschwören. Doch am Schlimmsten waren die Götzenanbeter gewesen. Diese hatten sich zunächst nicht an den neuen Regeln gestört und als diese durchgesetzt werden sollten, hatten sie sich zusammengerottet und unter dem Motto der Pressefreiheit nach Querdenkern geschrien. Anschließend waren sie zu Admorix Palast gezogen.
„Sie wüteten mehrere Tage“, schloss das Pony seine Erzählung. „Und seitdem hat niemand den Magier wieder gesehen – zugegeben, davor auch nicht. Aber es gab wenigstens die Illusion, dass er da wäre.“
Das Eulchen hatte sich verängstigt unter seinen Flausch gekuschelt. „Oh, wie schrecklich.“ Sie nieste dreimal bekräftigend und schlief dann direkt ein.
„Und ich dachte immer, Greifvögel wären nachtaktiv“, spottete das Pony. Es würde hier in Flufftopia nicht schlafen können. Das Säuseln von Harfenklängen, der daunenweiche Flausch, das sanfte Knistern von Schmetterlingsflügeln in der Nacht, Pärchen, die inbrünstig Liebeslieder schmetterten, das Plätschern von Wassersprinklern während sülziger Kussszenen, über den Himmel fliegende Vegetarier-Vampire, die tagsüber in der Sonne glitzerten … all diese Geräusche raubten ihr die Ruhe.
So kam es, dass sie am nächsten Morgen beim ersten sanften Grauen des neuen Tages das Eulchen in ihrer Mähne verstaute und in den Wattewald trabte.
Zartes Schimmerlicht beschien die rosa, lila und gelb getönten Blätter, besprenkelte malerische Bäche und durchbrach mystische Schattenfiguren auf dem Boden. Es war dermaßen schön, dass es beinahe in den Augen weh tat.
Blueys Hufe verursachten kein Geräusch, als sie mit gezückter Mörderaxt unter den pittoresken Ästen hindurchtrabte und auf einen Angriff der Trollarmee wartete.
Doch zunächst geschah nichts. Das sanfte Schnarchen des Eulchens auf ihrem Rücken war das einzige Geräusch in der Stille.
Das Pony wollte sich bereits veralbert vorkommen, als ein furchtbares Gebrüll die Ruhe des Waldes jäh zerriss.
„Da sind sie“, flüsterte Bluey.
Saki schreckte hoch und rieb sich mit den Flügeln den Schlaf aus den Augen. „Wasnlos?“, nuschelte sie und sah dabei flauschig-knuddelig-zerzaust aus.
„Trolle, da vorne.“
Das Eulchen nahm eine Haltung ein, die wohl eine Habachtstellung darstellen sollte. Doch sie sollte nie dazu kommen, irgendwen anzugreifen. Sekunden später fand sie sich mit Bändern aus geflochtenem Flausch an einen Baum gebunden wieder.
„Das wird viel zu brutal für dich“, erklärte Bluey und trabte davon.
Auf einer Lichtung waren gerade drei riesige Trolle dabei, sich mit frischem Flausch vollzuschaufeln. Ihre Bäuche waren schon ganz geschwollen von dem vielen Essen.
Das machte es dem Pony einfach. Mit drei schnellen Hieben mit der Mörderaxt machte sie den Ungeheuern den Garaus.
Leider hatte sie die drei neu entstandenen Trolle übersehen, die sie nun angriffen. Zwei erledigte sie, doch der dritte nahm ihr die Mörderaxt ab und zwang sie zu Boden.
Bevor sie um Hilfe rufen konnte, sauste etwas kleines Buntes herbei und landete auf dem Kopf des Ungeheuers.
„Fühle den Flausch des To… total niedlichen Eulchens“, schrie es und legte die Flügel um das Haupt des Trolls – und damit auch über dessen Augen.
Das Untier brüllte auf und schlug mit den Pranken nach dem Angreifer. Dadurch gab es das Pony frei, das sich hoch kämpfte, den Troll in eine besonders empfindliche Stelle trat und ihn dann mit der herbeigeholten Mörderaxt unschädlich machte.
„Ich hab dich gerettet“, schuhute das Eulchen stolz, nachdem sich das Ungeheuer in Staub verwandelt hatte.
„Das hast du wirklich“, gab Bluey unwillig zu.
„Und ich verzeihe dir, dass du mich gefesselt hast – auch wenn man im Wattewald niemanden permanent an einen Baum fesseln kann.“
Das Pony schüttelte den Kopf über seine eigene Dummheit. Damit hätte sie rechnen müssen. Sich aus Watte und Flausch zu befreien, war nun mal nicht sonderlich schwer. „Die Trolle kamen von dort“, sagte sie, um abzulenken und trabte auf die Quelle allen Übels zu.
An der angezeigten Stelle tauchte zuerst ein Arm, dann ein Bein auf. Dann verschwand alles wieder. Sie wusste sofort, wer das war: „Admorix! Was treibst du denn hier? Solltest du nicht in Myfflonia sein und an neuen Bannzaubern arbeiten?“ Als sich nichts tat, nahm sie eine Handvoll Flausch und pustete ihn in die Richtung, in der sie den Magier vermutete. Ein kurzes Schimmern verriet ihr, dass er sich tatsächlich dort aufhielt und schon bewarf sie ihn mit weiterer rosa Watte.
„Flauschschlacht“, brüllte Saki begeistert und half dem Pony.
Schließlich stand der myff-Obermagier vor ihnen. Er schämte sich kein bisschen. „Warum störst du mich?“, fauchte er.
Das Eulchen nieste kräftig.
„Warum klaust du den Flausch von Flufftopia?“, wollte Bluey wissen.
„Ich brauche ihn für die Bannzauber“, gab er zurück. Immerhin eine Erklärung, das war mehr, als das Pony von Admorix gewöhnt war.
„Aber du zerstörst meine wunderbar flauschige Heimat“, empörte sich Saki.
„Wah, ein Eulchen.“ Der Magier geriet in Panik und konnte nur durch eine kräftige Ohrfeige, die ihm Saki nur zur Klärung seines Kopfes verabreichte, beruhigt werden.
„Beantworte die Frage“, knurrte das Pony, auch wenn es genaugenommen keine Frage war.
Admorix schüttelte den Kopf. „Ich zerstöre das Land nicht. Bin nämlich schon fertig und werde gleich nach myfflonia zurückkehren, um alles für die neuen Zauber in die Wege zu leiten. Der wird dann bald kommen. Mit nur minimaler, maximal zwei- bis dreijähriger Verzögerung. Vielleicht dauert es auch länger, was weiß ich.“
„Und was ist mit den Trollen, die du hier freigelassen hast? Die zerstören doch weiterhin alles“, schimpfte das Pony.
Statt zu antworten, verschwand der Magier in einer Sternchenwolke und war nicht mehr gesehen.
„Das ist so typisch“, empörte sich Bluey.
Saki bekräftigte das durch mehrfaches Niesen. „Du hast die Gefahr durch den Magier gebannt“, jubelte sie, als sie sich von dem Anfall erholt hatte. „Damit hast du die Prophezeiung erfüllt. Auch wenn es nichts bringt, denn einige Trolle laufen immer noch rum und futtern den Flausch. Wenn die so weiterfressen ...“
„Mach dir keine Sorgen“, antwortete das Pony. „Wir sind daran gewöhnt, hinter dem Meistermagier herzuräumen. Ich kümmere mich um die Trollen, wenn du mir sagst, wie ich nach Hause komme.“
„Du willst schon gehen?“ Das Eulchen war kurz davor, zu weinen.
„Wenn ich hier bliebe, wer passt dann auf Admorix auf?“, wandte das Pferdchen ein und verschwieg, dass sie keine Minute länger verweilen würde, als notwendig.
Das Vögelchen seufzte und gab ihr Recht. „Aber wie willst du die Ungeheuer finden?“
„Nun, ganz einfach: Ich nehme dich als Spürhund. Deine Allergie wird uns zeigen, ob noch Trolle da sind und wo sie sich befinden.“
Gesagt, getan. Schon bald war Flufftopia trollfrei.
„Wir sind gerettet“, jubelte das Eulchen. Doch der Freude folgte ein tränen- und niesreicher Abschied vom Pony.
Dieses enteilte der Oberflauschigkeit erleichtert, nicht ahnend, dass der Wind den Staub der Trolle an einen bestimmten Ort getragen hatte, wo sich diese bald materialisierend sollten. Und dieser Ort hieß myfflonia.
Admorix aber wusste, was geschehen war. Bösartig kichernd saß er in seinem Elfenbeinturm. „Viele Trolle für die Moderatoren, damit sie nicht aus der Übung kommen. Hinterher könnte ihnen noch langweilig werden!“