Als ich erwachte, hörte ich ein leises Atmen neben meinem Kopf, das immer wieder meinen Namen hauchte. Mein Körper schmerzte und war übersät mit Druckverbänden und Bandagen. Irgendetwas Schweres lastete auf mir und ich konnte mich kaum bewegen. Ich versuchte die Augen zu öffnen, doch mir fehlte die Kraft dazu. Als ich es nach mehreren Versuchen endlich schaffte, tanzten kleine schwarze Punkte vor meinen Augen. Schemenhaft erkannte ich die Umrisse von Baltic, der halb auf mir lag. Er war komplett verwuschelt und hatte noch immer den blutbefleckten Anzug an. Dunkle Augenringe verunzierten sein starkes und wunderschönes Gesicht. Ich strich ihm sanft eine dunkle Haarsträhne zurück und streichelte seine Wange. Baltic entspannte sich spürbar. Er musste völlig erschöpft sein. Noch immer flüsterte er meinen Namen, was etwas seltsam war, da er mich für gewöhnlich bei meinem Kosenamen nannte. Ich mochte, wie er meinen Namen aussprach. Es hörte sich zauberhaft an, wie ein Versprechen an mich, das jetzt alles gut werden würde. Und es stimmte! Wir hatten es schließlich geschafft: die Frauen waren alle befreit und würden nicht mehr länger Sklavinnen sein. Wir hatten den Drahtziehern das Handwerk gelegt und sie würden es in absehbarer Zeit nicht schaffen, einen neuen Sklavenmarkt auf die Beine zu stellen. Leider wird es wohl immer solche bösen Menschen geben, die andere versklaven und knechten wollen. Doch Baltic und ich hatten es geschafft, dieses Böse zu besiegen. Und wann immer die Sklavenhändler sich neuformieren sollten, werde ich mit meinen Elite-Mädels bereitstehen und sie erneut vernichten. Das war nun meine Lebensaufgabe! Diese Insel war nicht nur mein neues Zuhause, sie ist auch zu einer professionellen Ausbildungsstätte für Frauen aus aller Welt geworden, die so wie ich entschlossen waren, sich gegen jede Form von Unterdrückung und Versklavung zur Wehr zu setzen. Baltic stand zu einhundert Prozent hinter mir. Ein tiefer Schatten lag auf meinem Herzen, da meine beste Freundin Anne das alles nicht mehr erleben konnte. Sobald ich wieder auf den Beinen war, werde ich ihren Leichnam in ihre Heimat nach Deutschland überführen lassen zu ihrer Familie, damit sie alle gemeinsam mit mir trauern und ihr die letzte Ehre erweisen könnten. Alle Sklavinnen, die wir durch die Erstürmung des Palastes gerettet hatten, werden das Angebot erhalten, in ihr Heimatland zurückzukehren. Ich werde ihnen aber auch anbieten, hierzubleiben und das Kämpfen zu erlernen. Etliche der Frauen hatten uns signalisiert, dass sie dazu bereit wären, um so etwas nie wieder geschehen zu lassen. Es war eine große Herausforderung, doch viele werden sich dafür entscheiden. Die Narben auf ihren Körpern und Seelen werden immer bleiben und nichts wird für sie wie früher sein. Ich versuchte mich aufzusetzen. Baltic wurde langsam wach und sagte: „Kätzchen?” „Ich bin wach, Baltic, und mir geht es gut. Wenn du noch müde bist, schlaf ruhig noch etwas weiter!”, sagte ich. Meine Stimme hörte sich rau und kratzig an. Baltic setzte sich auf und strahlte mich mit all seiner Liebe an. „Kätzchen, Gott sei dank, du bist wach. Liebste, weißt du eigentlich wie viel Angst ich um dich hatte? Du bist fast verblutet und wir mussten dich zweimal wiederbeleben!” Baltic redete weiter und mir wurde klar, wieviel Angst er tatsächlich um mich gehabt haben muss. Ich zog sein Gesicht zu mir und küsste ihn, bevor er noch etwas sagen konnte. „Für Ängste ist jetzt keine Zeit. Jetzt kommt die Zeit der Genesung und die Zeit für unsere Liebe!“ „Kätzchen“, sagte Baltic. Willst Du meine Frau werden? Ich möchte dich heiraten, so bald wie möglich! Auch wenn es der unromantischste Antrag ist, den du je gehört hast, aber ich kann wirklich nicht mehr warten. Bitte heirate mich und werde meine Frau!”, sagte Baltic und lehnte noch immer mit seiner Stirn an meiner. „Ja Baltic“, erwiderte ich überglücklich. Ich will deine Frau werden! Lass uns heiraten und noch heute mit den Hochzeitsvorbereitungen beginnen!”
ENDE