Typ: Roman
Datum: 05.01.2025
Buch: Das Rote Tor
Männer ohne Rüstungen huschten durch das Lager und knüppelten die Männer der Ordonanzkompanie des Generals leise nieder. Zügig wurden die betäubten Männer entwaffnet und entkleidet. Gebunden lagen diese edlen Herren aus dem Adel von Ranak in einem leeren Viehgatter in ihrer Unterwäsche und spürten noch nicht ihre Schmerzen. Die Pferde und das Vieh wurde gerade von vierzig uniformierten Reitern in westliche Richtung fort getrieben. Ein langer Wagenzug samt den Waffen und der offiziellen sowie privaten Truppenkasse des Generals folgte der ersten Truppe. Kaum einer der Männer trug eine Rüstung oder aufwendige Waffen, obwohl viele teure Rüstungen auf den Wagen lagen. Nur wenige Männer trugen eine Rüstung oder den Stander der Ordonanzkompanie oder einer anderen Einheit. Ausgestattet waren diese Truppen mit gefälschten Papieren des Generals. Jeder wusste, dass die Korruption in Ranak ein Teil des alltäglichen Lebens war. Kein Mensch würde diese Papiere mit dem Siegel des übermächtigen Generals anzweifeln, weil der hohe Herr der Bruder des hohen Lords und König von Ranak und Ethymien war.
Hauptmann Tyrell stand vor dem noblen Zelt von dem General und straffte die zerschlissene Uniform. Die vier Wachen vor dem Zelt schliefen bereits entkleidet in einem nahen Mannschaftszelt. Eher unfreiwillig hatten sie ihre Uniformen und Rüstungen an die neuen Besitzer übergeben. Selbstredend hatten auch die prallen Geldbörsen, der Schmuck und die Waffen ihre Besitzer auf undramatische Weise gewechselt.
Nach einem Ruf trat der Hauptmann in das vornehm ausgestattete Zelt ein und setzte sich sofort auf einen der kostbaren Klappstühle. Ohne Gruß war dieser Vorgang abgelaufen. Harsch blaffte der ergraute General den Offizier an. "Sind sie Stück Scheiße übergeschnappt oder besoffen. Also hopp auf die krummen Kackstelzen und danach sehe ich einen vernünftigen Gruß. Früher, war alles viel besser und genau daran sollten sie sich auch halten. Oder meine Männer züchtigen dich mit der Peitsche." Der Hauptmann zog seinen Dolch und reinigte sich entspannt die Fingernägel. Gelangweilt blickte der Hauptmann auf. "Heute lassen wir diese unnützen Spielereien Herr Sarnak. Nehmt es mir nicht krumm, aber ich wollte euch nur über einige dramatische Veränderungen in eurer Heimat und in eurem näheren Umfeld informieren. Zunächst reden wir über die Bezahlung, die Pferde, die vertraglich zugesicherte Verpflegung und Ausrüstung, samt den Waffen, die mir noch nicht übergeben wurden. Aus der Tasche zog der Hauptmann ein sauber gefaltetes Pergament. "Diese feine Liste werdet ihr mir bitte zügig unterschreiben, so einfach kann die reale Welt sein. Damit gehen wir beide manchem Kummer aus dem Weg." "Wachen!" Tatsächlich betraten zwei Ordonanzen das Zelt. Ohne Gruß und Haltung schauten die Männer zu dem älteren Herren. Einer entließ unfreundliche Worte. "Was ist den du alter Lügner. Ich kann mich nicht erinnern, dass ihr mein Herr seid."
Verblüfft schaute der General in die Gesichter der beiden Wachen, in den Uniformen seiner Ordonanzen. Boshaft funkelte der General die Wachen an. Seid ihr von allen Göttern verlassen, dass ihr meinen Befehlen nicht folge leisten wollt." Ars, der große, schlanke Mann tat überrascht. "Hey, du alte Schlange spiele dich nicht so auf. Deine Männer liegen alle besoffen und geschunden im Pferch. Natürlich gut gebunden. Uns gefällt es nicht, wie du Arsch uns behandelt hast. Daher haben wir uns diese Kleidung von deinen Laffen mal eben ausgeliehen. Wir, also alle freien Männer haben abgestimmt und kamen zu dem Schluss, dass es besser ohne euch geht. Immerhin schuldet ihr uns eine Menge Gold und Silber. Von den Pferden und Waffen wollen wir jetzt nicht sprechen. Kommen wir nun zum Kern des faulen Apfels. Zuerst wollen wir unser Geld, danach die anderen Sachen und wir wollen unseren Spaß mit euch und den Weichärschen haben. Tork, die zweite Wache stellte sich hinter den General und begann ihn zu würgen. "Kleiner, zappel nicht so, du könntest dir weh tun. Alles wirst du verlieren, außer deinem verschissenen Leben. Deine beiden fetten Söhne, deine Tochter und deine Frau sind bereits unterwegs, um euch einen Besuch abzustatten. Sie sind unser Faustpfand, damit ihr keine unüberlegten Sachen gegen uns anzettelt. Aber zuerst nehmen wir eure schicken Klamotten, alles was hier sonst noch ist und eben alles. Ihr werdet rasiert und tragt vorerst eine Mönchskutte und mit den schicken Sandalen, seht ihr dann fast schon wie ein Mensch aus. Und im Anschluss gibt es die Reiterstrafe, die ihr so gerne an unseren Brüdern ausgeübt habt. Aus diesem Grund braucht ihr auch keine Pferde mehr. Unser Oberst wird dir den Rest verklickern."
Der General erschlaffte inzwischen. Rasch wurde er von seiner Rüstung und der Kleidung befreit. Mit einem Rasiermesser wurden Bart und Haupthaar entfernt. Männer erschienen und entblößten den Hintern des Mannes. Mit Reitgerten wurde kraftvoll das Gesäß misshandelt bis blutige Striemen das Sitzfleisch zierten. Das Zelt wurde inzwischen abgebaut und der stöhnende Mönch schien nach einer längeren Zeit der Benommenheit wieder zu erwachen. Mit seinen Augen erblickte er nun eine andere Welt. Vor ihm stand ein Obrist, der gelangweilt zu zu dem Kerl glotzte. "Danke für die Unterschriften. In Kurzform nun die wesentlichen Punkte. Ihr habt uns betrogen, uns sterben lassen und keinen Punkt des Vertrages mit eurem König eingehalten. Aus diesem Grund haben wir uns genommen, was uns zusteht. Eure Truppen haben wir mit höchst delikaten Befehlen in alle Himmelsrichtungen zerstreut und wir haben uns einen Teil der Beute bereits gesichert. Mir ist bewusst, dass ihr mir Rache schwören werdet, aber denkt an die ollen Hofschranzen, eure Familie und die Söhne eures Bruders, die derzeit in meiner neuen Heimat leben. Sie wohnen seit kurzem in einem engen Söller ohne Luxus oder angemessenen Ausstattung. Wir haben euren Elite Maulhelden ein paar Waffen gelassen, also den Dreck, den ihr mir als kostbare Waffen übergeben wolltet, damit sie euch in eure Heimat führen. Marschiert etwa zwölf Tage in Richtung der Burg Traves, dort wird man sich eventuell um euch kümmern, falls man euch dort erkennt. Den direkten Weg solltet ihr nicht wählen, da die Brücke nach Moslar leider abgebrannt ist und der Truppenstützpunkt in Weiden leider ein Raub der Flammen wurde. Den Proviant und die Kriegskasse haben wir natürlich gerettet und auch die vielen netten Pferde und halt alles war sich dort befand."
Kühn schaute der Oberst zu dem leidenden Mönch. "Eure adeligen Wänste werden nur langsam latschen können, da sie leider allesamt der Infanterie Strafe unterzogen wurden. Schuhe und Rüstzeug besitzen sie nicht mehr und ihre Füße sind allesamt geschwollen, angebrannt oder durch Stockhiebe etwas gezeichnet worden. Versteht, meine Männer sind für eurer Land gestorben und da werden doch diese kleinen Akte an Schmerz und Pein nicht ins Gewicht fallen. Damit ihr nicht zu forsch auf eurem Esel reitet, übergebe ich euch jetzt den Ring eurer Gemahlin, die Schärpe von eurem fetten Sohn und die Halskette von eurem Herrn Bruder, der leider derzeit schwer erkrankt sein Bett hütet. Besucht uns mal bei Gelegenheit und bringt das ausstehende Gold und Silber mit, welches ihr uns seit Jahren schuldet. Ihr werdet so lange bluten, bis alle Schulden beglichen wurden. Ich hoffe diese bittere Wahrheit drang in eure schwarze Seele."
Ein wenig freundlicher schaute nun der Oberst zu dem Kuttenträger. "Den Weg über die Wegstation Trommen solltet ihr ebenfalls nicht wagen, weil dort sicher bereits die Reesen residieren. Ihr wisst, es ist das Volk, dem ihr unermessliches Leid zugefügt habt. Wie weit sie in Richtung Ranak vorstoßen, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Im Osten rotten sich gerade die Vasken zusammen, da sie noch einige Rechnungen mit euch und eurem Bruder offen haben und die anderen Grenzen sind derzeit auch hart umkämpft, daher habe ich eure Truppen zu den verschiedenen Kriegsschauplätzen beordert, damit die Völker nicht zu schnell zu eurem Bruder gelangen. Selbst zwei Reserveregimenter habe ich in Marsch gesetzt, um größeres Unheil von eurer netten Residenzstadt abzuwenden." Der General blickte mit hasserfüllten Augen zu dem Obristen. "Dafür werdet ihr büßen. Ich werde alles daran setzen, um euch zur Strecke zu bringen. Verlasst euch darauf."
Oberst Durlass zuckte mit den Schultern. " Verzeiht, mein Name ist nicht Tyrell und ich war lange genug euer Knecht. Ja, diese Reaktion hatte ich von euch erwartet, aber versteht zuerst, dass wir nach eurem Verrat an uns nicht anders handeln konnten. Und noch eine Kleinigkeit. Einen Verräter und Lügner, der Rache schwört, wirkt auf mich derzeit höchst lächerlich. Ich habe mir einen ersten Teil meiner Rache genommen und der Rest für euren Verrat folgt in absehbarer Zeit. Aber vorerst noch eine miese Unart, die ich von euch lernte." Ein Faustschlag traf den Mann in der Kutte. "Ihr nanntet es Gedächtnisstütze. Ich hoffe, dass ihr euch all meine Worte sorgsam eingeprägt habt. Ansonsten wird es bitter für euch. Ich habe meine Lektionen gelernt und nun seid ihr an der Reihe einige Kröten zu schlucken. Als kleine Hilfe überlasse ich euch eine rudimentäre Karte, die ihr mir damals gegeben habt. Ich hoffe, dass ihr damit zurecht kommt, ansonsten verliert ihr euer Leben. Unsere Wege trennen sich bald. Ich weiß, dass euer Hass euch zerfressen wird und euer Bruder ebenso bitter leidet, wie die vielen Völker, die ihr unterjocht habt. Merkt euch noch, dass ich jede Kleinigkeit in eurem Land und selbst die Worte eures Bruders schneller erfahre als ihr furzen könnt. Als Rationen ließen wir euch ein wenig Brot und verschimmelten Schinken zurück, den ihr so gerne meinen Männern kredenzt habt. Meine Männer meinten, dass wir alles brüderlich teilen sollten und daher nahmen wir eure Rationen und schenken euch dafür unsere Nahrungsmittel. Und vergesst zu keinem Zeitpunkt. Ich lasse euch nicht aus den Augen und kann eurer Sippe jederzeit viel Schaden zufügen oder sterben lassen."
Der Oberst stieg in seiner noblen Uniform auf ein edles Pferd. Begleitet wurde er durch die Ordonanzen und einen leidlichen Wagenzug. In der Dämmerung verschwanden die Reiter schneller aus dem Blickfeld des Generals als ihm lieb war. Mühsam robbte der Kuttenträger zu seinen Männern und bemerkte sofort die unvollkommene Ausrüstung und Bekleidung seiner Elitekrieger. Mit einem stumpfen Messer löste er die Fesseln von vier Männern, die die Kerle an Ort und Stelle hielten. Mehr konnte er vorerst nicht leisten, da sein Körper zu einem Hort von Schmerzen geworden war. Seinen Männern ging auch nicht besser, denn mehr als sitzen konnten sie derzeit nicht. Zerschlagen leckten sie sich ihre Wunden.