Herzog Alfonz von Marona legte nun seine gesamte Energie in den Verkauf von Tuchwaren aller Art. "Ja, die Formatierung der Tischdecken ist eine heikle Kunst. Immerhin soll so ein edler Stoff nicht zu weit über die Tischkante hängen, da es möglicherweise die Gäste in der Beinfreiheit am Tisch einschränkt." Leondur erkannte, dass er das Gespräch mit eleganten Eingriffen in eine konkrete Bahn lenken musste. "Um die Sache abzukürzen, messen wir jetzt die Tische aus. Ich gebe euch Bänder mit, damit ihr das richtige Maß finden könnt. Immerhin habe ich noch mehr Wünsche. Verzeiht, aber ich möchte mit meinen Bestellungen fortfahren." Rasch ließ er sich Bänder bringen, um die Maße der Tische damit aufzunehmen. Beide Bänder überreichte er dem Herzog.
"Nun, ihr hattet gesagt, dass ihr auch verschiedene Metalle liefern könntet, dazu Leder und andere Tuchwaren. Meine Wünsche umfassen eine Lieferung von viel Leder, wie ich bereits gesagt habe und von Messing in Barrenform, zudem benötigen wir Schmiedestahl aus saurem und normalem Stahl. Nur so kann man richtig gute Waffen schmieden und auch elastische Stähle erzeugen, wie sie für Katapulte erforderlich sind. Ferner dachte ich an den Ankauf von Halbedelsteinen, was habt ihr anzubieten?" Der Herzog brauchte eine Weile, um sich zu sammeln. "Leider verfügen wir nur über die verschiedenen Erze, wir können Zinn, Zink, Kupfer, Silber und andere Erze liefern. Nur Gold können wir nicht liefern, aber dafür Antimon und Blei. Zusammen kann man aus den Roherzen, Bronze, Messing und andere Legierungen herstellen. Wir können ferner Achat, Bergkristall und Amethyste anbieten. Natürlich haben wir auch Rosenquarz und echte Jade. Citrin haben wir auch, aber leider ist dieser Edelstein recht selten in unserem Land."
"Gut, dann habe ich hier eine Liste, mit den Wünschen unserer Schmiede und Gießmeister. Überlegt euch, was ihr davon liefern könnt, und welche Preise die Erze kosten sollen. Immerhin habt ihr eine Menge Waffen günstig erstehen können und dazu noch Pferde, die durch die vielen Kriege rar geworden sind. Im Gegenzug könnt ihr von uns Saphire, in den Färbungen von Gelb, Grün bis Lichtblau erhalten. Einen Stein habe ich euch geschenkt. Und dann sollten wir darüber sprechen, wie ihr eure Verteidigungsanlagen rasch errichten könnt. Entweder mit Zement oder sauber geschnitten ohne Zement. Wartet, ich lasse einen Architekten und einen Baumeister kommen, damit sie euch bei der Entscheidungsfindung behilflich sein können. Verzeiht, aber andere Staatsgeschäfte warten auf mich." Rasch entschwand Leondur, weil der Herr ihm langsam den Nerv raubte. Es gab viel geschwollenes Gerede und kaum Antworten. Inständig hoffte er, dass der Mann endlich anfing konkrete Antworten zu geben.
Asja lachte amüsiert als sie Leondur auf dem Flur sah. "Der Herr hat gewisse Eigenschaften, die ich nicht schätze und ihn eher unsympathisch erscheinen lassen. So, wie er mich angegafft hat, hätte ich ihm nur zu gerne meinen Dolch in die Brust gerammt, damit er seine Augen unter Kontrolle bring. Aber, ich weiß, dass so ein Verhalten nicht überall gerne gesehen wird. Ich denke, dass es manch andere Handelskontakte in der Zukunft erschweren könnte." Freundlich umarmte er Asja. "Er scheint nicht der Hellste im Kopf zu sein und wie ein aufrichtiger Mann wirkt er auf mich nicht. Daher ändere ich jetzt die Strategie. Er soll mir Angebote machen und konkrete Preise nennen, damit ich es mit anderen Angeboten vergleichen kann. Nur so hat er eine Chance hier Handel treiben zu können. Ich bin mir fast sicher, dass er kein Herzog ist. Drogosch und dein Bruder sind da aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Ihren Worten kann ich Glauben schenken, aber nicht dieser Hofschranze. Mal sehen, was er mir für Angebote unterbreitet. Zudem erwarte ich, dass er alles bezahlt, bevor er seine Heimreise antritt. Ansonsten wird aus den Geschäften nichts."
"Du bist ein scharfer Beobachter. Dir entgeht kaum eine Nuance von Menschen. Nun meine Frage. Meine Figur, wird sich wie bei jeder Frau in den nächsten Monaten dramatisch verändern. Daher muss ich schon bald neue Kleider haben, um mich nicht in Sackleinen zur Schau stellen zu müssen." Er kratzte sich am Kinn. "Ja, das sehe ich ein. Möglicherweise solltest du eine Schneiderin beauftragen für dich neue Gewänder anfertigen zu lassen. Ich habe davon leider keine Ahnung und Stoffe mit Nadel und Faden zusammenfügen kann ich ebenfalls nicht. Zudem sähe es möglicherweise so aus, als würde ich dich vorsätzlich deiner Schönheit berauben wollen. Nein, so einer Schandtat würde ich nicht begehen. Daher gebe ich dir lieber Geld, damit du dir angemessene Kleidung schneidern lassen kannst. Ich hoffe, du bist damit einverstanden. Denn eine andere Lösung kann ich dir nicht anbieten."
Sie wiegte sacht ihren Kopf. "Ich glaube mit dieser Idee könnte ich mich anfreunden." Zärtlich drückte sie ihm einen Kuss auf den Mund. Nur Momente später eilte ein Melder auf ihn zu. "Herr, es ist ein erster schwacher Angriff auf die alte Bastion erfolgt. Etwa fünfhundert Angreifer haben auf gut Glück versucht sich der Bastion zu nähern. Etwa zweihundert Gegner starben und viele zogen sich verwundet zurück. Die Leichen der Angreifer haben wir abseits begraben und wir haben deutlich mehr als einhundertfünfzig unverletzte Pferde und etwa zwanzig verwundete Pferde samt der Waffen und Bögen geborgen. Dazu noch die Sättel und die Geldkatzen der Kerle. Nur wenige erbeutete Klingen taugen wirklich etwas. Das meiste ist billiger Dreck, den wir den Schmieden übergeben haben, weil es mieser Stahl war. Die Pferde stehen vor dem Roten Tor, um zu sehen, was wir mit den Pferden anfangen können. Nun die Frage vom meinem Kommandanten. Was sollen wir unternehmen?" "Es wurde alles richtig gemacht. Die Aufklärung im Umkreis von zehn Meilen ist zu verstärken. Starke Einheiten sollen die Wasserstellen regelmäßig beobachten und die Spuren aufklären. Zudem möchte ich erfahren, wie hoch die eigenen Verluste waren und was der Kommandant für Schritte einleiten möchte." Der Melder nickte. "Verstanden, ich habe ein Schreiben hierzu dabei. Soll ich auf eine Antwort warten?" "Ja, bitte. Ich brauche ein wenig Zeit, um die Meldung von dem Offizier durchzulesen und ein Antwortschreiben zu verfassen."
XXX
Nachgeschrieben nach der Zeit
Sorgsam studierte Leondur das Schreiben. Fünf Männer waren gestorben und vierunddreißig waren verwundet worden. Der Major wünschte sich noch zehn Armbrüste und vier schwere Armbrüste. Dezent wurde angefragt, wann die Katapulte geliefert werden könnten und Holz wurde auch benötigt, um die Zinnen zu verengen. Dazu wurde erbeten zwei Wälle anlegen zu dürfen, um die Bastion vor der Mauer besser schützen zu können. Auf diese Weisen könnten jederzeit einhundert Bogner kleinere Angriffe auf die Bastion abweisen. Die Ideen klangen durchdacht und würden sich rasch umsetzen lassen ohne große Kosten zu verursachen. In seiner Antwort sagte er eine Holzlieferung und drei weitere Armbrüste zu. Die deutliche Verbreiterung der Front durch Erdwälle wurde genehmigt. Freundlich bedankte er sich für die Bergung der Pferde und das Einbringen der Beute. Nach dem Trocknen der Tinte siegelte er noch das Schreiben und wusste nur zu genau, dass dieses nicht der letzte Störangriff sein würde. Dennoch dieser Angriff half ihnen die Taktik der Gegner zumindest Ansatzweise zu erkennen. Klar erkennbar war die Idee hinter dem Angriff. Die Gegner wollten die Verteidigungsbereitschaft erkunden und opferten dafür Leben und Pferde. Zugleich verschaffte es Ethymien Erfahrungen in der defensiven Aufstellung. Nachdenklich ging er zu dem Meldereiter. Meine Ideen und Order stehen in dem Schreiben. Ich genehmige den Ausbau der ersten Linie. Der Major darf alle erforderlichen Schritte einleiten. Eine Holzlieferung wird baldmöglichst erfolgen. Falls eine Verstärkung durch Kämpfer erforderlich wird - soll es mich der Major wissen lassen. Drei Armbrüste kann ich sofort zusagen, natürlich samt der Bolzen. Möglicherweise ist es hilfreich, wenn verstärkte Einheiten die Wasserstellen überwachen und die Errichtung eines geschützten Vorpostens ist zu erwägen. Ich lasse dem Major freie Hand. Falls ihr ein frisches Pferd benötigt, dann nehmt euch eines aus dem Stall. Nun noch eine Bitte. Es ist gut, dass ich Meldungen bekomme, aber eine regelmäßige Information wäre besser. Und der Weg über das Rote Tor erscheint mir für einen Meldereiter zu gefährlich. Ich bitte darum, einen anderen Weg zu nutzen. Dafür werde ich eine Raststation einrichten lassen, auf der die Pferde getauscht werden können." Der Melder nickte die Nachricht ab und steckte sich das Schreiben ein. "Meine Rosalinde tausche ich nicht ein. Verzeiht, aber ein besseres Pferd kenne ich nicht. Nur, wenn ich sicher sein kann, dass ich sie wieder sehe tausche ich sie gegen ein Ersatzpferd ein." Leondur klopfte dem Reiter auf die Schulter. "Dafür habe ich Verständnis. Mein Pferd würde ich auch nicht eintauschen wollen. Schon seit drei Jahren reite ich sie." Der Melder nickte und entschwand.
Nur ungern kehrte er zu dem Herzog zurück, den er sprechend mit seinen Beratern und dem Baumeister sprechend vorfand. Ruhig näherte er sich den Männern. Dezent fragte er nach. "Gab es berichtenswerte Fortschritte? Wenn es nicht so ist, dann möchte ich nicht stören." Der Baumeister schüttelte den Kopf. "Bisher gab es nur vage Zusagen, dass wir in ferner Zukunft möglicherweise irgendeine Bezahlung für unsere Leistungen bekämen. Zu unserem Schutz erbat der Herr fünfhundert Männer und die Verpflegung für uns und die Truppe. Auch die Frage nach den Handwerkern aus dem Land ist ungeklärt. Genauso diffus sind die Auskünfte nach den Steinbrüchen, den Transportwagen und dem benötigten Materialien. Im Prinzip sollen wir dem Herrn alles schenken und das Land wird offenbar nichts beisteuern, falls ich nicht eine Passage in dem Geschwafel verschlafen habe." Streng schaute er den Herzog an. "Was könnt ihr mir berichten? Ich wünsche informiert zu werden." Der Herzog schaute zu seinen Beratern. "Natürlich haben wir Maximalforderungen erhoben, aber man kann über alles in Ruhe reden. Zudem, ganz so düster würde ich die Lage nicht beschreiben. Immerhin haben wir fünfhundert Hilfskräfte zugesagt. Verzeiht, derzeit fehlt uns noch die straffe Organisation, um solche Bauvorhaben realisieren zu können. Zudem haben wir zugesagt, uns um diverse Angelegenheiten in naher Zukunft zu kümmern. Mehr kann ich als Unterhändler nicht zusagen, da ich zuerst mit meinem König darüber beraten muss. Erst nach dem Einvernehmen, kann ich gewisse Zusagen machen." Leondur schaute den Herzog verdrießlich an. "Ich glaube, dann beenden wir die Gespräche. Ohne feste Zusagen macht es für uns keinen Sinn, weitere Energie auf ein sinnloses Gespräch zu verschwenden. Zudem sagt mir mein Bauchgefühl, dass ihr die erstandenen Waren nicht bezahlen könnt oder wollt. Nun gut, wenn ihr sofort zwanzigtausend Gulden auf den Tisch legt, dann entschuldige ich mich. Andernfalls könnt ihr alle bisher getroffenen Absprachen vergessen."
Jetzt wurde der Herzog missmutig. "Ich dachte ihr seid ein Ehrenmann dessen Wort etwas zählt. Nein, so leicht lasse ich mich nicht abspeisen. Wir brauchen die Waffen und Geschäfte und wie soll ich bitteschön so viel Gold mit mir herumtragen." Barsch fuhr er dem Kerl in die Parade. "Ehrenworte gelten nur unter Ehrenmännern. Dann zeigt mir euren Siegelring. Zeichnet mir euer Wappen auf und berichtet mir von eurem Land. Das wird sich doch erledigen lassen. Zudem darf euer König hier vorsprechen. Er kann doch sicherlich Verträge unterzeichnen und Geld aus der Staatskasse entnehmen. Ich kann leider keine Waffen und Pferde verschenken. Oder, glaubt ihr etwa, ich hätte meine besonderen Gaben verloren. Ich kann Menschen in das Herz schauen und ihr habt jederzeit nur an den eigenen Profit gedacht. Und noch eine Kleinigkeit. Ihr könnt nett schwatzen, aber überzeugen könnt ihr nicht. Und merkt euch, schöne Worte führen nicht immer zum Erfolg, wenn man kein Ziel vorweisen kann und ihr nicht einmal die einfachsten Gepflogenheiten der Diplomatie kennt."
Zügig wendete sich Leondur ab. Er wusste, was folgen würde und reagierte schneller, als der Herzog dachte. Der Dolch lag dem Herzog an der Kehle. "Ich sagte doch, dass ich in euer Herz schauen kann und ein Mordanschlag lese ich aus jedem Herzen. In Wirklichkeit arbeitet ihr für ein Syndikat und nicht für den König. Verzeiht, als Krieger kann man mit Waffen besser umgehen, als ungepflegte Deppen und angebliche Herzöge. Zudem solltet ihr und eure angeblichen Vertrauten sich umdrehen. Hinter euren Männern stehen Krieger, die nicht zögern jedem das Leben zu nehmen, der auch nur eine unbedachte Bewegung macht. Sie können mit den Waffen vorzüglich umgehen. In euren Zimmern wurden keine Wertgegenstände oder entsprechende Papiere gefunden und die Giftampullen wurden längst ausgetauscht." Der Schweiß brach aus dem Mann heraus. "Wie konntet ihr das herausfinden? Immerhin gibt es das Land." "Lächerlich. Ihr wurdet gesehen, als ihr hier eingetroffen seid. Ihr kamt aus der falschen Richtung. Warum schleicht ihr euch aus dem Osten an, wenn eure Heimat doch im Westen liegen soll. Warum tragt ihr kein Wappen und das Syndikat kenne ich schon seit zehn Jahren. Damals habt ihr einen kleinen Ort überfallen und sämtliche Menschen getötet. Junge Menschen wolltet ihr als Sklaven mitnehmen. Aber der Rote Teufel hat die Bande gestellt und die Leute befreit." Kurz wagte Leondur einen Blick in die Runde. "Wachen, nehmt die Leute fest. Entkleidet sie und danach treten sie ihre Reise an. Sie dürfen uns bei der Umgestaltung der Ödnis helfen. Dazu brauchen sie passende Kleidung." Mit einem Faustschlag beförderte er den Mann zu Boden. Blut ran dem Mann aus dem Mund.
"Verzeiht, aber das Possenspiel ist vorbei. Alles von eurem Besitz geht in meinen Besitz über. Selbst eure Gäule, eure Kleidung und was ihr sonst noch mit euch führt. Zudem habt ihr gestohlen und das stößt mir übel auf. Wie dumm muss man sein, um Teller und Essbesteck zu stehlen. Dieser Verstoß des Gastrechts führt bereits zum Einbrennen des Schandmals. Oder hattet ihr gehofft auf eine Masse vollkommen geistloser Deppen zu treffen?" Der Mann wagte noch eine zu langsame Attacke. Ein Tritt warf ihn um und jetzt herrschte Schweigen. Waffen fielen zu Boden und Leondurs Männer begannen die Männer zu entkleiden. Mit einer Klinge am Hals war die Verhandlungsbasis recht eingeschränkt. "Seidenröcke brauchte kein Bausklave und Waffen auch nicht. Einfache Schuhe tun es auch, wenn man Gräben aushebt oder Steine schleppt. Männer führt die Männer ab und falls sie Zicken machen, dann wisst ihr was zu tun ist." Erst jetzt drang ein Schrei an sein Ohr. "Das werdet ihr bitter bereuen. Dafür werden wir Rache nehmen. Unsere Brüder werden blutige Rache nehmen." Ein Wachmann beendete die Tirade mit einem Faustschlag. "Herr, ich glaube nicht an so einen Blödsinn. Ich denke, der Kerl wünscht eine Sonderbehandlung. Vermutlich will er zuerst das Eisen eingebrannt bekommen. Gerne gewähre ich ihm diese Sonderbehandlung."
Leondur drehte sich um. "Ja, so hörte ich es auch aus seinen Worten heraus. Aber achtet darauf, dass er lange Arbeiten kann. Wir wollen ihm doch nicht die Freude nehmen, dass er nun erstmals etwas nützliches tut und dabei noch an der frischen Luft arbeiten darf. Beeilt euch, denn diese jungen Männer werden dringend an den Bastionen gebraucht. Macht ihnen auch das reichhaltige Essen schmackhaft und bereitet sie ein wenig auf physische Härten vor. Es kann nichts schaden, wenn sie sich langsam daran gewöhnen, bevor für sie der harte Alltag in der Gosse beginnt." Der Junker schmunzelte. Ich verstehe, wir bereiten sie zügig auf ihre Zukunft im Dreck vor. Wir überlassen ihnen sogar Stofffetzen, damit sie nicht so schnell Blasen an den Händen bekommen.“