Die Delegation hatte ihre Abreise für die Einkäufe der Pferde noch um weitere zwei Tage verschoben. Bei dem Mittagsmahl platzte Haldur rein. "Ich denke, dass es dringend ist. Der Großkahn ist in das Land der Oseken im Osten eingedrungen und hat dort tausende Menschen getötet und alles von den Höfen geplündert, was man essen kann. Drogusch sichert derzeit seine Grenzen mit eintausend zusätzlichen Kriegern. Er bittet vorerst um zweihundert Bögen, zwanzig Armbrüste und einhundert Pferde. Die Bezahlung erfolgt bei dem nächsten Treffen in Talin. Ich komme jetzt als Mitregent der Nordmänner. Unser Land nennt sich nun Nordis, weil unser Land endlich einen einheitlichen Namen braucht. Mein König hat mich besucht und mir genügend Gold mitgegeben, um das Land zu bewaffnen und mit allem Auszustatten, was für einen Krieg gegen den Großkahn gebraucht wird. Er hat erkannt, dass die Lage bedrohlich ist. Er will mir zur Verstärkung der Südgrenze zweitausend Krieger aus dem Norden überlassen und bittet um die Gunst alsbald eintausend Siedler entsenden zu dürfen, weil die Kälte immer mehr Leben auslöscht. Das Hochland wollen wir räumen, weil es dort kein Überleben mehr für mein Volk gibt. Sein Sohn Taram will demnächst mit einem angrenzenden Land verhandeln, um irgendwie in den Süden zu gelangen. Ich glaube, dass es Talmos war. Zudem bittet er zu der Besprechung in Talin eingeladen zu werden. Als Tribut für sein guten Willen überlässt er uns vier seiner Töchter, die er vorab nach Talin mit einigen wackeren Begleitern entsenden möchte. Er hofft, dass dieser Wunsch auf Gegenliebe stößt und die Könige dieser Region ein Einsehen für seine Notlage erkennen. Leiser fügte er hinzu, dass er sich freut, dass ich mich als mutiger Krieger erwiesen habe und sogar Land hinzugewonnen habe. Auch meine Beteiligungen an den Feldzügen nahm er positiv auf. Zur Sicherung des Siedlungslandes will er noch achthundert Männer stellen, die mit Speeren, Äxten und Schilden sowie Kettenhemden ausgestattet sind. Was derzeit noch fehlt sind Pferde und eine Bastion, in der die Männer im Süden hausen können, um das neue Land und die Siedler zu schützen."
Leondur deutete auf seine Gäste. "Haldur setze dich bitte zu meinen Gästen. Sie stammen aus Talmos und so könntest du direkt mit einem Lordherzog Lester verhandeln." Leondur setzte sich ebenfalls, um weiterhin von den köstlichen Speisen einige Happen zu genießen. Lordherzog Lester blieb vorerst ruhig, da er offenbar schweren Gedanken nachhing. Erst nach dem Essen bat Leondur seine Gäste in einen kleineren Saal, damit erste Gedanken ausgetauscht werden konnten. Die beiden Generäle wagten einen ersten Vorstoß, indem sie Haldur mit Zustimmung vom Lordherzog das Land vor der Küste bis Purnis als Siedlungsraum anboten. Sie sagten sogar Unterstützung bei der Errichtung von Siedlungsplätzen und der Errichtung von Gebäuden und Befestigungen zu. Der Lordherzog sagte noch zu, dass es das Land von Nordis werden könnte, wenn entsprechende Verträge zwischen ihnen ausgehandelt würden. Danach wandte sich das Gespräch der Ausbildung von Truppen zu und eben auch der Bewaffnung von verschiedenen Truppenteilen und Waffen. Leondur lenkte danach das Gespräch auf den Großkahn, der weit nach Norden vorgestoßen war, um seine Truppe zu ernähren. Möglicherweise hatte es auch an den Grenzen von Ranak erste kleine Gefechte gegeben. Nur ein Melder könnte ihnen Aufklärung verschaffen. Diesen Gedanken behielt er im Kopf. Ein Offizier betrat den Raum und sprach kurz mit Haldur, der nur nickte. Zwanzig Männer betraten danach den Raum und schleppten Kostbarkeiten des Nordens in den Raum. Lange Elfenbein Stoßzähne erschienen, daneben Goldschmuck und Edelsteine, von Bernstein bis Rubinen und Kelche aus Achat. Daneben noch Kurzwaffen, Fässer mit Hering und versteinerten Tieren. Die Kisten mit dem Gold ließ Haldur nicht öffnen.
Das Augenmerk von Lordherzog Lester richtete sich sofort auf die Stoßzähne von den Narwalen und die Kelche aus Achat, die in seinem Land ein Vermögen kosteten. Auch die Rubine und die Granate erregten seine Aufmerksamkeit, weil es genau die Handelsgüter oder Waren waren, die Talmos begehrte. "Wenn ihr noch mehr Rubine besitzt, dann erwerbe ich sie sofort. Ich biete die Fischerinsel an und achthundert Rüstungen, achthundert Helme, achthundert Kurzschwerter und den Bau einer Bastion an. " Haldur wirkte überrascht. "Natürlich besitzen wir noch mehr Rubine und andere Edelsteine. Aber verzeiht, das sind die Geschenke meines Königs an Leondur, der mir und damit meinem Volk immer wieder geholfen hat. Natürlich finde ich euer Angebot interessant, aber zuerst muss ich mich von der Reise erholen. Lasst uns morgen über Rubine und das Land verhandeln. Ich muss erst einmal nach den vielen Veränderungen in der Heimat eine Pause einlegen." Es war nicht der geschickteste Schachzug von Haldur, aber Leondur und der Lordherzog erkannten, dass Haldur offenbar vollkommen erschöpft war. Rasch stand Haldur auf und verließ die Besprechung. Für einen Moment bekam Leondur mit, dass er vor Jahrzehnten noch arge Spannungen zwischen den beiden Völkern gegeben hatte. Wenn er sich nicht irrte, dann verlangte Talmos hohe Tribute, die fast in einem Krieg geendet hätten. Leondur wartete den Moment ab, als sich Haldur erhob. Außerhalb vom kleinen Saal fing er Haldur ab. "Du musst das Spiel der Diplomatie noch lernen. Rede mit den Herren, möglicherweise kannst du sehr viel Siedlungsraum für dein Volk bei einem Gespräch gewinnen. Sage ihnen zu, dass du ihnen bei einem Besuch oder einem Treffen vortreffliche Rubine anbieten wirst. Ich glaube schon, dass es nützlich für dein Volk und dich sein könnte. Überdenke bitte meine Worte. Mehr möchte ich nicht sagen."
XXX
Das Gespräch nach dem Morgenmahl brachte die Wende für Haldur. Er zeigte dem Lordherzog noch eine Auswahl an Rubinen, die dieser sofort zu einen angemessenen Preis erwarb. Zu einem günstigen Preis verkaufte der Lordherzog vierhundert Gitterrüstungen, Helme und lange Lanzen, samt Schilden. Für zwei tropfenförmige Rubine erhielt er noch vierhundert Kurzschwerter und zusätzlich gebrauchte Kurzschwerter. Zugleich fragte der Lordherzog an, wie viele Stoßzähne er zukünftig erwerben könne und ob er möglicherweise vierhundert Fichtenstämme erwerben könne. Eichenholz für den Schiffbau war ebenfalls erwünscht, da die Flotte ständig erweitert und repariert wurde, um den Handel mit entfernteren Völkern zu fördern. Leondur hörte zu und griff an einem bestimmten Punkt ein. "Ich denke, ein schriftlicher Handelsvertrag zwischen euch wäre jetzt angebracht. Beide Seiten könnten ihrem König in so einem Fall konkrete Erfolge vorweisen und jeder zieht daraus einen Gewinn für sein Land. So sollte für mich ein fairer Handel für beide Seiten aussehen. Gerne stelle ich einen Schreiber, damit die wesentlichen Punkte eines Vertrages fixiert werden können." Beide nickten und die Kaufverträge und die ersten Geschäfte wurden schriftlich fixiert. Weitere Verträge wurden ausgehandelt und nach und nach gelangten sie an einen Punkt, wo sie großzügiger agieren konnten. Haldur erkannte, dass Rubine keinen Menschen satt machte. Er bot weitere Edelsteine an und der Lordherzog Lester stockte sofort die Lieferungen von Getreide auf. Offenbar waren Edelsteine eine begehrte Handelsware, die der Lordherzog bereitwillig gegen Getreide und andere Nahrungsmittel eintauschte.
Erst nach dem Abschluss der Verhandlungen wagte Leondur einen kühnen Vorstoß. "Meine Herren, wir sollten die Gunst der Abwesenheit vom Großkahn samt seiner Truppen nutzen, um eine Erkundungsmission in den Süden zu starten. Ich werde über fünfhundert Reiter einsetzen, um von meiner Festung am Westende des großen Sees einen Vorstoß in den Süden zu wagen. Natürlich bringen wir den Leuten passende Geschenke mit, um deren Hunger zu stillen. Ich glaube schon, dass sie sich über Ziegen und Schafe und einige Pferde freuen. Wollt ihr euch daran beteiligen Lordherzog Lester. So könnten wir die Völker im Süden möglicherweise für uns gewinnen und wichtige Informationen über den Großkahn in Erfahrung bringen. Möglicherweise erfahren wir, wie wir dem feigen Großkahn das Leben zukünftig schwerer machen können. Auch dich, Haldur frage ich, ob du dich an der Erkundung beteiligen möchtest. Ich gebe dir dafür einhundert Pferde von den Steppenvölkern und einhundert bessere Pferde bräuchtest du dann nur noch kaufen. Danach könntest du weitere Pferde von mir für dich oder deinen König erwerben, um euren Truppenaufbau zu beschleunigen."
Lordherzog Lester fragte kritisch nach. "Wohin soll die Erkundung gehen?" Leondur antwortete direkt. "Drei bis vier Tagesritte östlich meiner Festung liegt eine Stadt in einem weiten Tal. Dort hatte der Großkahn sein Quartier. Wenn wir klug agieren, dann treiben die Völker früh genug ihre verbliebenen Herden fort, damit der Großkahn keinerlei Nahrung in der Region vorfindet. Sind auch die Menschen fort, dann müssen seine Leute die Nahrung aus anderen Regionen heranschaffen, wenn wir es schaffen ihnen bei einer Flucht zu helfen oder die Wege zu verbauen, dann sind wir im Vorteil. Hungrige Krieger beginnen irgendwann zu murren und möglicherweise gehen ihm dadurch einige Mitstreiter verloren. Zudem können wir viele Wege erkunden und eventuell Hilfe und Schutz für die Völker gewähren, wenn sie mitziehen. Danach erkunden wir den Standort einer verlassenen Festung etwa vier bis fünf Tagesmärsche westlich meiner großen Festung. Dort befindet sich der zweite Zugang zu den Südvölkern. Gewinnen wir auch deren Vertrauen, dann wird die Rückkehr vom Großkahn hoffentlich zu einem Kampf ums Überleben. So sieht mein Plan aus." Der Lordherzog erkannte sofort, dass es auch seinem Land enorme Vorteile bringen würde, wenn sie die Gegner ohne einen Kampf schwächen könnten. Bereitwillig stimmte er zu. Ich gebe ebenfalls fünfhundert Reiter. Ich hoffe, dass meine Reiter dadurch viel von euren Reitern lernen werden. Ich spende einhundert Ziegen und Federvieh und zehn Wagen mit Nahrung." Haldur hatte kurz überlegt und gab auch eine Antwort. "Ich kann etwa zweihundert bis zweihundertfünfzig Reiter stellen. Nahrung können wir leider nicht stellen, weil mein Volk derzeit noch hungert. Und, da uns Salz fehlt können wir nicht einmal Heringe oder andere Fische mitnehmen. Dafür können wir jedoch einhundert mittelschwere Jagdbögen stellen. Damit sie Karnickel und anders Wild erlegen können." Leondur nickte beiläufig. Wir stellen ebenfalls Ziegen, Schafe und Wagen mit Nahrung. Zudem wollen wir ihnen helfen die Quellen zu fassen und Brunnen für den Sommer anzulegen. Mit Wasser kann man den Leuten vermutlich recht gut helfen. Ich setze Späher sofort in Bewegung, um die Gegend bestmöglich vor unserem Eintreffen zu erkunden. So können wir binnen weniger Wochen möglicherweise sehr viel ohne Kämpfe erreichen, um den Großkahn nachhaltig und dauerhaft zu schwächen. Dabei verlieren wir vermutlich keine Männer und können viel mehr gewinnen als Informationen und vertrauensvolle Informanten." Nach der Zustimmung wurde ein gemeinsamer Plan entwickelt, um dem Großkahn die Nahrung zu nehmen und den Völkern Hilfe anzubieten.
Die ersten frisch ausgebildeten Späher von Haldur durften die Späher von Leondur begleiten, damit sie grundlegende Erfahrungen auf dieser Mission sammeln konnten. Jasmin wurde hinzugezogen, damit sie einen Sprachkundigen Mann mitnehmen konnten, der sich in der Region gut auskannte. Lordherzog Lester gab noch drei Übersetzer hinzu, da er den Schachzug von Leondur in jeglicher Form unterstützen wollte. Immerhin ahnte er, dass er dadurch viele Kämpfe vermied und der Gegner bestenfalls zum Rückzug aus dieser Region gezwungen wurde. "Vorab sollten wir ausreichend Proviant in der Festung für uns einlagern. Immerhin werden wir vier Wochen unterwegs sein. Für eintausenddreihundert Männer sind es pro Tag vier Pfund Nahrung also rund achtzig Tonnen Nahrung für die vier Wochen und etwa sechzig Tonnen Ausrüstung. Für meine Besatzung werde ich weitere vierzig Wagen entsenden, da die Besatzung und die Handwerker auch Hunger haben. Zudem werde ich erste schwere Waffen zur Baustelle transportieren, um die Baustelle besser zu sichern. Immerhin soll die Festung lange Zeit schweren Angriffen trotzen. Die letzten Meldungen besagen, dass das Vorwerk bereits eine zwei Spannen hohe Mauer besitzt und die Gräben vor der Bastion weitestgehend fertiggestellt sind. Die beiden Torhäuser sind im Bau und der zentrale Turm misst über drei Spannen. Die Lagerhäuser für Heu und den Proviant sollen fertig gestellt sein und die Wasserversorgung für die Pferde samt der Besatzung ist gesichert. Nur damit sie eine Vorstellung von den Gräben vor dem Vorwerk erhalten. Sie messen etwa zwölf Spannen Breite und mindestens fünf Spannen Tiefe. Sie sollen nach und nach verbreitert werden und noch etwa eine Spanne tiefer gegraben werden. Die Wände sind steil bis zur Mauer sind es weitere acht Spannen. Wir wissen auch, dass sich bereits viel Regenwasser in den Gräben gesammelt hat. Vor dem Hauptgraben werden wir einen zweiten Graben setzen, der anders geformt wird, damit die Angreifer ihn nicht als Pferdetränke nutzen können. Die Mauern sollen eine Spanne breit sein und durch das Stützmauerwerk im Inneren wird die Mauerkrone etwa zwei Spannen breit sein. Alle Mauerabschnitte werden mit Schiefer und Strohmatten vor der Sonne geschützt. Zur Eigenversorgung der Festung wurden inzwischen vierzig Königshufem Land kultiviert und weiter zwanzig Königshufen werden folgen. Derzeit können wir den Pferden nur einige Schauer und Stallungen bieten. Auf weiteren zehn Königshufen werden Stallungen und ein weiterer Wasserspeicher errichtet. Die Gatter sollten auch schon stehen, wenn ich recht informiert bin. Wie es jetzt aussieht weiß ich nicht, aber es dürfte weitere Baufortschritte gegeben haben. Alsbald verlege ich dreihundert schwere und leichte Infanteristen dorthin und dazu noch zwanzig Männer, die die schweren Waffen bedienen sollen. So können wir auf einhundertfünfzig Spannen jeden Gegner bekämpfen. Angedacht ist das Vorwerk, um etwa dreißigtausend Gegner abweisen zu können. Wie weit die Brückenhäuser sind kann ich nicht sagen."
Vermutlich stellte sich jeder Zuhörer etwas anderes vor. Aber, dieses Vorwerk musste einen imposanten Eindruck hinterlassen. Selbst Leondur hatte keine genaue Vorstellung, wie dieses Vorwerk aussehen könnte. Dennoch, die Gräben würden Reiter weit genug von dem Vorwerk fern halten. Lordherzog Lester schien sich noch keine Vorstellung von so einem Bauwerk machen zu können. "Glauben sie, dass so ein Vorwerk so viele Gegner aufhalten kann? Ich kenne mich mit dieser Materie kaum aus. Verzeiht diese Frage, aber wir haben nur Mauern von fünf oder sechs Spannen und Gräben vor den Mauern kennen wir nicht, weil es bisher kaum Angriffe auf unser Land gab." Leondur nickte freundlich. "Gräben vor den Mauern halten die Reiter und schweres Gerät von den Mauern fern. Sie sind billig und erfordern keine Fachkenntnisse. Die Gegner können sicherlich schweres Gerät bauen, um die Mauern zu erstürmen. Gräben halten somit die Angreifer auf Distanz und verhindern eine zu rasche Annäherung an die eigenen Mauern. Das schwere Gerät muss somit in einer großen Entfernung positioniert werden. Nach unseren Erkenntnissen können diese Geräte auf etwa zweihundert Spannen jede Mauer zerstören. Nehmen wir ihnen diese Möglichkeiten schweres Gerät einzusetzen, dann können ihre Reiter kaum etwas gegen eine Mauer ausrichten. Diese Festung soll so lange wie möglich einhunderttausend Gegner an dem Ort binden. Zwei große Festungen binden somit etwa zweihunderttausend Gegner. Und den Rest dieser Armee müssen wir in blutigen Schlachten von unseren Kernlanden fern halten. So sehe ich diese Festungen." Schweigsam blickte der Lordherzog zu seinen Generälen, die dieses offenbar so noch nie in Betracht gezogen hatten. Sie merkten plötzlich, dass eine Mauer nicht reichte und stellten sich offenbar vor, wie tausende Gegner die Städte im eigenen Kernland auslöschten.
Bedächtig antwortete der Lordherzog. "Aus dieser Perspektive haben wir es noch nie betrachtet. Offenbar besitzt ihr einen gewaltigen Vorsprung in der üblichen Kriegstaktik und der Strategie. Offenbar habt ihr erkannt, dass man die Gegner vor einem finalen Angriff drastisch reduzieren muss, um überleben zu können. Wir dachten bisher immer, dass es kein Gegner jemals wagen würde unser Land anzugreifen. Mauern sind somit eine andere Art der Taktik, um Zeit zu für die Verteidigung gewinnen. Und die Gräben davor verschaffen uns weitere Zeit. Die Gegner können somit nur geschwächt vor die eigenen Mauern des Landes gelangen." Leondur behielt seine Taktik bei. "Richtig und falsch zugleich. Diese Mauern sollen jedem Gegner die eigene Stärke demonstrieren und zugleich die Gegner weit vor der eigenen Heimat stoppen. Zugleich bilden sie eine sichere Basis für Vorstöße und die Verteidigung. Sie dienen auch dem Handel und der Sicherheit des Volkes in dem neuen Siedlungsland. Durch ihre exponierte Lage bindet die Festung für lange Zeit Truppen des Angreifers und schwächen sie bei jedem Angriff. Vermutlich überlegt es sich jeder halbwegs kluge Gegner genau, ob er seine Truppen vor solchem Mauern unnütz opfern will. Da ich den Großkahn nicht kenne, muss ich davon ausgehen, dass er dennoch sinnlos eigene Truppen opfert, um seine Ziele zu erreichen. Weil er nur seine Genialität unter Beweis stellen kann. Bisher gab er mir keinen weiteren Anhaltspunkt. Da uns bisher keine Kriegsberichte seiner vorhergehenden Siege bekannt sind, müsste ich kühn spekulieren. Zudem war neulich ein Diplomat hier und hat uns versucht zu erpressen. Er wollte nur einige Hunderttausend Golddukaten, das gesamte Land meine Pferde und eben alles andere. Natürlich haben wir diese wirre Forderung abgelehnt, weil ich mein Volk niemals verkaufen werde. Offenbar denkt er, dass er der Herr der Welt ist. Aus diesem Grund nannte ich ihm falsche Zahlen über unsere Truppenstärke. Er hörte, dass wir einhunderttausend Männer unter Waffen haben. Somit muss er mindestens mit dreihunderttausend Kriegern hier angreifen, um überhaupt eine Chance auf einen Sieg zu haben. Dadurch werden seine Probleme jedoch noch größer, weil er eine riesige Armee ernähren muss. Ohne Wasser und Nahrung wird eine so große Armee schnell verhungern und ohne Pferde sein. Das ist mein Kalkül." Haldur und der Lordherzog starrten ihn fragend an.
Leondur lächelte bescheiden. "Ich sehe, dass euch die brutale Erfahrungen aus vielen Kriegszügen fehlen. Wenn man ein Ziel erreichen will, dann muss man jederzeit Opfer bringen. Zugleich muss man wissen, dass der Verteidiger stets im Vorteil ist, da er eine vorbereitete Stellung besitzt. Mit der Zeit lernt man, dass man seine Kräfte einteilen muss, um im richtigen Moment zuschlagen zu können. Hinter einer ersten Linie muss immer eine zweite Linie stehen und wenn man schlau ist plant man noch eine dritte Linie ein. Verteidigt man sich, dann muss der Angreifer immer sehr viel mehr Leben opfern, als der Verteidiger. In einer offenen Feldschlacht reichen zwei Verteidiger gegen zwei Angreifer. In dieser Variante muss der Angreifer sehr viel mehr Opfer bringen, um sein Ziel zu erreichen. Hat er die erste Linie nach schweren Verlusten erobert, dann folgt eine zweite und dritte Linie. In meinem Fall sind es oft sogar vier oder mehr Linien, die ein Angreifer überwinden muss, um wirklich Fortschritte zu machen. Der Angreifer ermüdet dabei und muss jeden Tag mehr Aufwand betreiben um sein Ziel zu erreichen. Zugleich schwindet seine Stärke und die Verluste steigen. Die einfachen Soldaten sehen nur ihre Kameraden, die nach jedem erfolglosen Angriff fehlen und jedem General gehen nach ein paar Tagen die Optionen aus. Daher baue ich lieben Mauern, um sie fern von meinem Land zu halten. Das ist mein eiskaltes Kalkül des Krieges. Ich sehe aus diesem Grund lieber sterbende Gegner als eigene Bürger, die erschlagen wurden." Die Kälte von Leondurs Aussage schockierte den Lordherzog. "In diesem Moment seid ihr der Rote Teufel, oder irre ich mich. Wo ist da der Platz für Menschlichkeit? Ich sehe ihn nicht."
Noch kälter antwortete Leondur. "Wollt ihr sterben oder überleben? Diese Frage habt ihr bei euren Worten elegant übersprungen, um mit eurer Moral leichtfertig Blutbäder im eigenen Land zu vermeiden. Oder, denkt ihr etwa, dass ich mein Volk nicht liebe? Habt ihr jemals ein Massaker an Zivilisten gesehen? Kinder, die leben wollten waren von Pfeilen gespickt. Frauen waren zu hunderten vergewaltigt worden. Und du musst die leblosen Körper beerdigen. Tränen rollen über dein Gesicht, weil du versagt hast. Fragst du in dem Moment nach den Opfern oder den Tätern? In meinen Augen ist das eine billige oder verkommene Moral. Frage dich, ob das Baby oder deren Mutter sich verteidigen konnte. Nein, sie konnten es nicht und der Rote Teufel hat sicherlich mehr Leben gerettet als vernichtet und zu keiner Zeit hat er sich an Zivilisten, Kindern oder Müttern vergriffen. Fragt Haldur, er kann es euch erklären, was er erlebt hat und was es bedeutet dem Roten Teufel zu begegnet zu sein. Erst dann solltet ihr eine gerechte Entscheidung über meine Ansichten treffen. Zudem ist bekannt, dass seine Truppen zügellos Morden, Rauben und vergewaltigen. Sagt mir zuerst, wie viele geschundene Körper ihr auf einem Schlachtfeld ausblutend gesehen habt?" Eine Antwort erhielt er nicht, da er sie in die Enge getrieben hatte.
Die Augen aller Herren fixierten sich auf Haldur. Offen antwortete Haldur. "Der Rote Teufel hat mir und meinen Mitstreitern nach einer Schlacht das Leben geschenkt. Er hat uns unsere Waffen und Würde gelassen und offen gesagt, dass er niemals gegen Frauen und Kinder Krieg führen wird. Erst diese Worte brachten uns zur Vernunft. Wir erkannten seine Ehrlichkeit. Er ließ uns abziehen und hat uns sogar Zeit geben die Gefallenen würdig zu bestatten und danach war er verschwunden. Aus diesem Grund nennen ihn viele auch den Schatten. Aber seine Worte konnte keiner von uns seither vergessen. Da er es mehrfach machte und immer wieder Leben verschonte, kann ich nur sagen, dass er ein unerbittlicher Krieger und überaus gütiger Gegner ist. Er hat sich damit den Respekt verschiedener Völker verdient. Mit nur eintausend Männern besiegte er unsere Armee von siebentausend Männern und ließ uns samt Waffen abziehen - damit wir zu unseren Familien zurückkehrten und sie beschützten. Fragt euch, was ihr mit uns gemacht hättet? Wenn ich einem Menschen Herzlichkeit und Güte zuspreche, dann wäre es Leondur. Ihm verdanke ich somit mein Leben und mein Sein. Er tötete zu keiner Zeit Gefangene, sondern ließ seine Gegner mehrfach friedlich abziehen. Nur wegen seiner Größe wurde ich zu seinem Verbündeten und Freund, weil er einzig Frieden stiften will. Es wirkt auf manche Personen eventuell widersprüchlich, aber einen Mann, wie ihn lernte ich nie zuvor kennen. Er ist ein kluger Taktiker und man weiß nie, wo er mit seinen Truppen steht. Und dann ist er plötzlich da und überrascht einen. Damit hat er uns stetig die Angst in die Knochen getrieben. Seine Männer tauchten immer wieder in unserem Rücken auf und dann waren sie nicht mehr zu sehen. Einem Fuchs könnte man folgen, einem Schatten jedoch nicht. Fühlt man sich ständig beobachtet, dann verliert man jegliche Hoffnung und damit schwindet auch die Moral der Truppe."
Leondur schmunzelte. "Verrate nicht alle Geheimnisse. Der Lordherzog bekommt sonst noch einen falschen Eindruck von mir. Dennoch schuldet er mir noch eine Antwort." Der Lordherzog schaute auf den Boden, um dort passende Worte zu suchen. "Ich habe euch offenbar vollkommen falsch eingeschätzt. Derzeit bin ich verwirrt und dennoch erkenne ich, dass etwas an euch sein muss, was wir nicht verstehen. Ihr seid ein Krieger und stiftet Frieden. Ich macht ehemalige Feinde zu Freunden und das besondere an euch ist, dass sie es freiwillig tun. Ihr habt euer Truppen besser im Griff als es uns gelingt. Mit eurem Wissen über Taktik und Strategie steht ihr weit über unseren basalen Künsten in diesem Bereich und es erscheint mir besser zu sein, euch als Freund zu haben. Als Gegner stünden wir vermutlich vor Problemen, da ihr uns sicher so lange an der Nase herumführen würdet, bis wir resignieren. Daher sehen wir nur eine Möglichkeit. Wir müssen viel von euch lernen, um uns gegen den Großkahn behaupten zu können. Unser stärkster Gegner waren bisher sechstausend Gegner. Einem Gegner mit bedeutend mehr Männern würden wir vermutlich rasch unterliegen. Daher halte ich es für sinnvoll, wenn uns eure Männer ausbilden."
Leondur reichte ihm die Hand. "Eine kluge Rede, aber den entscheidenden Punkt habt ihr erneut übersprungen. Was wird euer Bruder und König zu euren Erfolgen sagen?" "Ich glaube, dass ich ihm eine gewaltige Last von den Schultern nahm. Er freut sich über die Handelserfolge, aber noch mehr wird er von dem Bündnis mit euch erfreut sein. Auch euren Vorschlägen wird er folgen, denn wenn ich ihm es genau erklären kann, dann versteht er es sicherlich. Die Generäle werden ihn beraten und ich bin mir sicher, dass er auch ihren Ratschlägen folgen wird. Ach, und über das Pferd wird er sich freuen, denn so ein Pferde besitzt sonst keiner im Land, außer mir. Und meine Brüder werden sich auch solche Pferde wünschen, da bin ich mir sicher. Nein, es wird kein Neid sein, sondern einfach der Wunsch wachsen so ein Pferd reiten zu dürfen. Und er wird mir erlauben, euch begleiten zu dürfen, denn dadurch lernt unsere Truppen ebenfalls. Ich werde eine Festung sehen und möglicherweise neue Handelspartner kennen lernen. Dann werde ich ihm noch erklären, dass ihr einen ehemaligen Gegner zum Freund gemacht habt. Er wird es nicht glauben, da es zu ungewöhnlich erscheint. Und dann noch die anderen Handelswaren und die Pferde. Weniger schön wird es sein, dass ich ihm berichten muss, dass eure Truppen besser agieren und ohne Befehle auskommen. Er wird meine Soldaten befragen und sie werden ihm verrückte Dinge erklären. Danach wird er mich fragen, was sonst noch zu tun sei und ich werde ihm Raten Festungen zu bauen, um unser Land zu schützen. Das wäre es wohl im Groben."
"Na, da kann ich doch zufrieden sein. Vergesst bitte nicht die Verträge bei eurem Bruder zu erwähnen und ihm den Mund wässrig zu machen, damit er mein Land einmal besucht. dann kann er alle Pferde sehen und noch sehr viel mehr. Das Rote Tor wird ihn möglicherweise imponieren." "Nein, der König verlässt niemals den Palast. Er hatte einen Unfall und schämt sich dafür. Er sieht nicht mehr so vorteilhaft aus und er denkt, dass es andere Männer denken lässt, dass er ein schwacher König ist." "Mein Freund, ich habe genügend Tote und sterbende Männer gesehen, da wird mich so eine Kleinigkeit nicht davon abhalten in ihm das zu sehen, was er ist. Nun gut, dann werde ich euren Bruder besuchen. Ich hoffe, dass er mich so akzeptiert, wie ich bin. Leondur entblößte einen Teil seines Rückens. "Seht, ich bin auch nicht mehr so schön, dennoch alle meine Männer und mein Volk wissen, wer ich bin und was ich durchlitten habe." Entsetzt schaute der Lordherzog weg. "Das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte mir, dass euch das Leben besser behandelt hätte. Aber, jetzt kann ich meinem Bruder berichten, dass ihr auch schwer gezeichnet seid. Auch diesen Fakt wird er zu verdauen haben. Nun noch eine Frage, warum tragt ihr keine Krone. Üblicherweise stehen Königen solche Machtinsignie zu."
„Was soll ich mit so einem Zeug. Ich werde dadurch nicht hübscher. Zudem wissen alle im Land, dass ich der König bin. Hier gibt es zwar solche Dinge, aber ich brauche sie nicht, weil ich zuerst der Militärführer bin und erst danach mache ich mir Gedanken um eine Krone. Nebenher bin ich Pferdezüchter und Mitglied in einer Allianz. Es würde für mich bedeuten, dass ich mich ständig umziehen müsste, was mir die Zeit für die Arbeit nähme. Nebenher bin ich Ehemann und auch dieser Verpflichtung muss ich angemessen nachkommen. Natürlich mache ich es gerne, weil ich eine wunderbare Frau an meiner Seite weiß. Immerhin hat sie mich so akzeptiert, wie ich bin.“ Der Lordherzog schmunzelte. „Verzeiht mir die Worte, aber es gibt vermutlich keinen zweiten König, wie ihr einer seid. Alles was wir von euch dachten war falsch und ihr habt uns auf wundersame belehrt, dass Größe keine Krone braucht. Auch das wird mir mein Bruder kaum glauben, weil es einfach zu ungewöhnlich ist.“ Leondur schüttelte den Kopf. „Als kleiner junge wurde ich entführt. Ich war plötzlich Sklave. Wollte ich überleben, dann musste ich klug agieren. Ich fand Freunde und gemeinsam überstanden wir diese Zeit. Ich diente mich hoch und wurde zu einem anerkannten Anführer. Durch die Hilfe von Treidur lernte ich sehr viel dazu. Ich wurde Offizier und führte Krieg. Als ich erkannte, dass alles was ich tat ungerecht war bereitete ich meinen Ausstieg aus der Truppe von Ranak vor. Einig mein Wille hielt mich am Leben und ich begann einen Plan zu schmieden, um den General aus dem rennen zu nehmen. Sicher, ich hätte ihn erdolchen können, aber ich war nie ein Mensch, der Leben nahm. Ich stutzte den General und zog mit meinen Truppen ab. Somit fixierte sich der Hass des Generals auf mich und seine Generäle fanden keine Mittel um mich zu stoppen. Aber der General lernte nicht dazu. Voller hass hetzte er seine Männer in den Tod.“
Genau an diesem Punkt, strafte ich ihn mehrfach ab. Ich wusste immerhin, dass er meine Taktiken niemals verstehen würde. Somit gab ich ihm eine Chance, neue Wege einzuschlagen, aber dieser verrückte Köter ließ nicht von mir ab, so dass ich ihn letztendlich vernichten musste. Treidur ist dort nun König und auch er trägt keine Krone, weil wir damit nur böse Erinnerungen verbinden. Trotz der Gewalt, die wir gemeinsam durchlebten blieben wir Menschen und halfen unseren Freunden. Wir setzten uns für jedes Leben ein und dadurch erhielten wir eine Gefolgschaft, die an uns glaubte. Ich der Mann, der niemals Krieger werden wollte übernahm die Truppen und Treidur der Krieger sein sollte entschied sich für seinen Weg. Letztendlich musste ich ihn zwingen der König von Ranak zu werden, weil er der einzige Mann mit Format war, um so eine Aufgabe zu schultern. Zudem ist er klug und ein Mann von Ehre. Nur mit ihm kann unsere Allianz überdauern, weil wir uns die Aufgaben teilen. Er ist der Diplomat und ich bin der Heerführer und Stratege. Fast erscheint es so, als seien wir Brüder und im Herzen sind wir es auch. Nur durch das gegenseitige Vertrauen konnten wir so viel erreichen. Und wir beide wollten niemals eine Krone aufsetzen. Insgeheim denke ich, dass uns genau das zu guten Königen macht, die ihr Volk verstehen. Neulich freute er sich, dass er die Steuern senken konnte. Genau das sind auch meine Ziele. Frieden und ein zufriedenes Volk. Die Königswürde ist für uns beide dabei nur das notwendige Übel um diese Ziele zu erreichen.“
Der Lordherzog schaute seine Begleiter fragend an, doch eine Antwort konnten sie ihm nicht geben. Haldur ergriff das Wort. „Leondur ist kein Machtmensch, sondern er ist eigentlich ein Friedensengel, der leise seine Kreise zieht. Er war einst mein Gegner und nun betrachte ich ihn immer mehr als meinen Vater, der mir den Weg ins Leben ebnet. Mit seiner Güte kann er mehr erreichen als mit jedem Krieg. Und auch möchte seinem Weg folgen, weil es der einzig richtige Weg ist. Er ist so etwas, wie eine Waage, die versucht jedwedes Leben auszutarieren. Er zwingt niemals Menschen. Erkennt er Verbrechen, dann verfolgt er sie und er versucht immer unterschwellig uns zu führen, damit wir möglichst wenig Fehler machen. Mehr möchte ich nicht sagen, weil ihr es selbst erkennen müsst, wen ihr vor euch habt. Ich kann nur sagen. Schenkt ihm euer Vertrauen. Dadurch erringt ihr mehr Siege, als durch jeden Krieg.“ Der Lordherzog hatte sich diese Worte offenbar genauer angehört als jeder andere. „Wenn es so ist, dann möchten wir auch dieser Allianz beitreten, weil wir derzeit noch im Nebel herumstochern. Er hat uns mehr über die Gegner berichtet als wir wissen. Er übt keine Zwänge aus und er ist erschreckend ehrlich. Danke.“
XXX
Rediet erschien zum Abschied der Delegation von Lordherzog Lester. In einem passenden Moment übergab sie dem Gast einen Tiegel mit einer Salbe. „Euer Bruder benötigt diese Medizin. Sie lindert seine Schmerzen und erleichtert ihm sein Leben. Ich kenne seine Leiden und sorgt dafür, dass dreißig Tage damit behandelt wird. Seine Wunde wird heilen. Vertraut mir bitte, denn die Götter flüsterten mir einiges zu. Ich kann diese Nachrichten hören und deuten. Nach ihren Angaben habe ich eine Medizin hergestellt. In dem zweiten Tiegel ist eine Medizin die ihn stärken wird. Gebt ihm bitte auch diesen Kraftstein, er soll ihn bitte an einer kette um den Hals tragen. Dieser Stein verleiht ihm wieder mehr Zuversicht und Mut. In unserem Tempel könnte er noch mehr Linderung erfahren, wenn er es wünscht. Zudem besitzt Leondur heilende Kräfte. Immerhin hat er mir das Augenlicht wieder zurückgegeben. Ja, ich war blind und durch seine besondere Aura kann er heilen. Warum er die Gabe besitzt verrieten mir die Götter nicht, aber ich bin ein gutes Beispiel, dass seine Kraft auf andere Menschen wirkt. Vertraut mir und sorgt bitte dafür, dass er alles erhält und gut von euch behandelt wird. Ich meine damit auch eure Brüder, denn zusammen könnt ihr ihm sehr viel Kraft geben, um wieder zu Gesunden. Teilt ihm bitte mit, dass er bald Vater wird. Das Kind wird überleben, da sie seinen Kummer über die Verluste der drei anderen Kinder kennen.“ Verdutzt trat der Lordherzog zurück. „Woher nehmt ihr dieses Wissen? Ja, eure Angaben stimmen und ich verstehe es nicht, woher ihr dieses Wissen genommen habt.“
Rediet schaute ihm in die Augen. „Der Tempel steht an einem besonderen Ort. Die Energie ist ungewöhnlich stark und er wird es spüren und hier seine Leiden überwinden. Das sind keine leeren Versprechen, sondern die Magie dieses Tempels. Er möge sich bitte über seinen Großvater informieren, denn auch er wurde hier geheilt. Sein Großvater konnte nicht richtig gehen, aber nach dem Besuch des Tempels konnte er sogar wieder reiten. Das wird er in den Schriften vorfinden, wenn er das Buch über Teigetos den Zweiten ließt. Mehr kann ich nicht sagen, denn es ist die Pflicht seiner Brüder ihn zu stärken und auf den richtigen Weg zu bringen. Ich weiß, dass er denkt, dass sein Leben sinnlos ist, aber das stimmt nicht. Bitte befolgt einfach meine Worte, dann wird sich vieles in eurem Land zum Besseren wenden.“ Rediet verbeugte sich knapp und entschwand, so als sei nie an diesem Ort gewesen. Der Lordherzog erkannte in diesem Moment, dass Rediet die Wahrheit gesprochen hatte. Fragend sah er sich um, aber die Tiegel und das Amulett in seiner Hand zeugten von ihrer Anwesenheit. Leondur grinste breit. „Meine Schwester verwirrt die Beschenkten kurz und entfernt sich rasch. Das ist ihr Zauber. Zurück zum Wesentlichen. In vier Wochen treffen wir uns mit den Truppen in meiner Festung am Westende von dem Großen See. Oder drei Tage früher am Roten Tor. Sendet vorab Proviant, damit es in die Festung gebracht werden kann. Auf dem Marsch beginnt die Ausbildung der Reiter. Verlasst euch drauf, sie lernen es schneller, wenn wir ein wenig Druck machen. Immerhin wissen deine Männer, dass meine Reiter harte Hunde sind. Das sollte als Anreiz reichen. Immerhin sind junge Kerle leicht zu beeindrucken. Das ist meine Art der Motivation.“
Nach dem Abschied begann die die Planung der Erkundungsmission. Meldereiter reisten während dieser Zeit Zeit von einen zum anderen Ort, um alle Männer und Transportwagen zu sammeln. Erste Einheiten rückten bereits ab, um die Kolonnen zu schützen und das Vieh zu der Festung zu treiben. Andere Einheiten lösten die ersten Einheiten ab, um den dort stationierten Männern eine Ruhephase zu gönnen. Die Späher lieferten nach gut zwei Wochen erste Ergebnisse. Die Gegend um die beiden Zugänge zu den Südvölkern waren vom Feind nicht besetzt. Einige angetroffenen Leute sprachen zum Glück ihre Sprache, so dass sie wussten, dass die Leute allesamt hungerten. Mit Saatgut konnte man den Leuten helfen. Bei dem westlichen Zugang sah es nicht ganz so düster aus. Dort lebten die Menschen in kleineren und größeren Dorfgemeinschaften, die ihr Weidevieh hoch auf den Bergen im Hinterland weiden ließen. Leondur musste lange mit sich ringen, um eine angemessene Taktik für die Gespräche zu entwickeln.