Der Winter hielt Einzug in Ethymien und in den benachbarten Ländern. Purnis hatte seine erste Festung weitgehend fertig gestellt und die kleine Festung vollständig errichtet. Was noch fehlte waren Beobachtungstürme, um früher über anrückende Feinde informiert zu werden. Der Bau einer kleinen Bastion im Westen von Purnis wurde vorbereitet. Einen tiefen Graben gab es bereits. Das Volk rackerte unentwegt, um dem Untergang zu entgehen. Fast eintausend neue Bogenschützen konnten halbwegs gut mit den Bögen schießen. Mit diesen Männern ließen sich selbst heftige Angriffe abwehren. Leondur hatte weitere Waffen und Ausrüstung gesandt, um den Verteidigungswillen im Volk zu stärken. Dazu gehörten auch dreihundert Pferde, die er günstig verkaufen konnte.
Jasmin war fleißig gewesen, er hatte ein Buch geschrieben, um die Texte der Südvölker schneller verstehen zu können. Auch wenn es nicht möglich war alles zu verstehen, so konnten sie zumindest die Zahlen, Daten und Ziele deuten. Kasim war unterwegs in seine Heimat, um für Frieden zu werben. Jasim hingegen hockte in einem Kerker, da er unbelehrbar war. Offen hatte er Leondur mit Mord und Brandschatzung gedroht. Auf dieses Verhalten konnte es nur eine Reaktion geben, die dem Mann zeigte, wie die Realität aussah.
Sämtliche Festungen wurden stetig ausgebaut. Lange Gräben Richtung Süden engten den Raum für Angriffe deutlich ein. Dazu war die Anzahl an schweren Waffen fast verdoppelt worden. Die Truppenstärke reichte derzeit aus, um selbst schweren Angriffen standhalten zu können. Haldur und Drogusch standen zu ihrem Wort und lieferten stetig Holz und Decken. Auch die Seife und Kleidung wurde geliefert, damit die Männer die Kälte besser ertrugen.
Aus Purnis trafen ebenfalls Versorgungsgüter ein. Es war Getreide und Berge von Stoffen. Die Soldaten wussten sofort, was damit anzufangen war. Sie nähten sich daraus Schlaflager, welches sie fest mit Stroh vollstopften. Leondur spendierte zweihundert Öfen für die Unterkünfte und Ausreichend Feuerholz. Das Volk hatte über eintausend Decken aus Wolle hergestellt, um der Truppe einen Dienst zu erweisen. Dazu gab es noch zweihundert Lodenmäntel für die Wachen auf den Mauern und Wintermützen samt Handschuhen. Auch die Lager der Gefangenen und Bausklaven wurden für den Winter vorbereitet. Das überflüssige Bettzeug der Verräter wurde in die Lager geschafft.
Drogusch und Haldur machten Station bei Leondur und sie berieten, wie sie agieren sollten. Aus den Beutebeständen erhielten beide Herren weitere Bögen und Waffen samt Rüstzeug für schwere Infanteristen und dazu noch jeweils fünfzig Pferde. Beide waren sich einig, dass nach dem Krieg weitere Truppengattungen aufgebaut werden sollten. Haldur wünschte sich einhundert leichte Reiter und Drogusch wünschte sich Meldereiter und Späher, um sich an der Aufklärung beteiligen zu können. Unvermittelt stürzten mehrere Melder in die Besprechung. "Herr im Süden sammelt sich eine riesige Armee. Es sind mit Sicherheit dreißigtausend Krieger, die allesamt auf kleinen wendigen Pferden reiten. Es wird berichtet, dass sie vermutlich zu diesem Großkahn gehören. Die vielen Regenfälle erschweren derzeit unsere Aufklärung, zumal sich viele neue Gerinne gebildet haben und der Boden vollkommen aufgeweicht ist. Hier sind zwei Beutestücke. Ein Kompositbogen und eine Art Stammessymbol. Mehr wissen wir nicht." Nur etwas später erschien ein weiterer Melder mit Jasmin im Gefolge. "Kasim ist mit fünfhundert Leuten von seinem Stamm hierher unterwegs. Er benötigt warme Unterkünfte und Nahrung. Der Großkahn hat die Geduld verloren und hat vier Stämme ausgelöscht. Er will jetzt selbst die Sache in die Hand nehmen." Leondur brauchte nur einen Wimpernschlag um zu reagieren. "Wir nehmen sie alle auf, immerhin ist er ein großes Wagnis für uns eingegangen.Hier in der Umgebung können wir etwa dreihundert Leute unterbringen und der Rest muss zum Westtor, da ist auch noch Platz. Ich bitte den Rat, damit sie sich um die Leute kümmern." Jasmin stellte eine Frage. "Wie konntet ihr das erahnen. Ich meine, dass der Großkahn so handeln würde?" "Jasmin, solche Menschen sind Machtmenschen. Sie suchen nach Schuldigen und bringen sie um, damit sie zeigen konnten, dass sie der Herren der Welt sind. Es ist traurig, dass sich mein Gefühl bestätigt hat. Nun ist es an uns, den Großkahn würdig zu empfangen und seine Armee zu zerschlagen."
XXX
Tage später trafen die Flüchtlinge ein. Kasim hielt seine kleine Tochter im Arm. Jasmin übersetzte für Kasim. "Meine Frau wurde umgebracht. Ich konnte nur meine Tochter und meinen Sohn retten. Dazu die Leute von meinem Stamm, die das Massaker überlebt haben. Viel konnten wir nicht retten, außer den Pferden, den Ziegen und Schafen. Ich bin hierher geflohen, weil unser Land vollkommen zerstört wurde. Ich erbitte Gnade und Aufnahme. Wir, die jungen Männer werden an eurer Seite kämpfen, um dem Tyrannen die Morde heimzuzahlen. Die meisten anderen sind Hirten. Sie wollen sich hier ihren Lebensunterhalt durch ehrliche Arbeit verdienen. Aber derzeit sieht es wohl nicht so gut aus." Kasim verbeugte sich. Rediet erschien und nahm das Kind an sich. "Wie heißt die Kleine. Zuerst braucht sie Nahrung und trockene Kleidung. Ich beschaffe eine Amme, die sich um das Kind kümmert." Jasmin gab die Antwort. "Manischa Rediet hat er sie genannt. Manischa ist der Name der Mutter und euch hat er ins Herz geschlossen - daher stammt der zweite Name." Ein Melder berichtete, dass sich Leute um die Flüchtlinge kümmerten und ihnen Häuser zuwiesen. Es werden die dringendsten Sachen verteilt, damit sie hier heimisch werden können. Kasim hat vierzig prächtige Pferde mitgebracht, wo sollen wir die Pferde unterbringen?" Stellt sie auf eine Weide in der Nähe und das Vieh wird auch auf eine Weide gestellt." Kasim nickte und Jasmin sagte etwas dazu. Kasim muss erst einmal einige ruhige Stunden für sich haben. Er hat die Erlebnisse noch nicht verarbeitet. So denke ich es mir. Mir erscheint es so, als sei sein Herz verletzt." Rediet legte Kasim die Hand auf die Schulter und sprach leise ein Gebet. Mehr konnte sie derzeit nicht tun.
Kasim schaute nun ernst zu Leondur. Rasch sagte er einige Sätze. Jasmin übersetzte rasch. "Der Großkahn will früher angreifen. So wie ich es hörte werden sie in spätestens zwei Wochen vorrücken. Sie haben schweres Kriegsgerät gebaut und es mit Rädern versehen. Es sind drei große Wurfgeräte und mindestens ein Widderkopf um Befestigungen damit zu durchschlagen. Dann hat er noch flüssiges Feuer dabei, dass sind Tonkrüge mit einer brennbaren Flüssigkeit. Die Werfen sie auf die Tore und über die Mauern. Zuerst wird er jedoch versuchen die schwächste Befestigung auszuwählen." Leondur nickte. "Das klären wir morgen, mein Freund. Ruhe dich aus und morgen besprechen wir alles in Ruhe. Wir bereiten dir hier ein Zimmer vor und dort verbringst du Zeit mit deinem Sohn und deiner Tochter. Eine Amme wird sich der kleinen Manischa Rediet annehmen. Sei unbesorgt und hoffe auf die Zukunft."
"Melder zu mir. Die Signalfeuer werden besetzt und vorbereitet. Es gelten die üblichen Signale. Haldur und Drogusch, ihr müsst euch schon bald entscheiden, wo eure Truppen stationiert werden sollen. Das besprechen wir morgen, wenn wir hoffentlich mehr in Erfahrung brachten. Noch eine Neuerung kann ich jetzt bekannt geben. Der Weg auf der Nordseite der Berge zwischen den Festungen konnten wir deutlich verkürzen. Eine Brücke und zwei Tunnel sind fertiggestellt. Die Strecke zur Festung von Ranak wurde auch verkürzt. Näheres erkläre ich morgen anhand einer Karte. Ich werde dann auch die neuen Waffen vorstellen. Vorerst werden weitere Gräben gegraben, da ich nicht weiß, wie weit deren Waffen Geschosse werfen können. Nun noch ein Punkt. Die Gegner mögen mit Masse angreifen, aber wir können mit Verstand und vielen kleinen Tricks agieren. Die Gegner wissen noch nicht, dass sie sehr viele Hindernisse überwinden müssen. Sie wissen nicht, dass hinter der ersten Mauer eine zweite und höhere Mauer wartet und dazwischen tiefe Gräben liegen. Das bedeutet, wir haben immer wieder Zeit uns neue Taktiken für die Verteidigung auszudenken. Und wir können jederzeit und unerkannt Truppen hinter den Bergen verlegen. Die Gegner stehen jedoch immer in unserem Blickfeld. Sie können sich nirgends vor unseren Spähern verstecken. Wir wissen daher jederzeit, was der Gegner gerade unternimmt oder plant. Und noch eine Kleinigkeit, wir können sie mit Angriffen in den Rücken und in die Flanken treffen, was unsere Gegner nicht erwarten werden."
XXX
"Danke, Drogusch, dass du die Alte Festung gewählt hast. Von dort aus können wir deine Männer jederzeit rasch zur neuen Festung verlegen. Auch dir danke ich Haldur, dass du die Festung von Ranak verstärken willst. Dort erwarte ich die härtesten Kämpfe, weil der Großkahn vom Reichtum Ranaks weiß. Weniger wahrscheinlich ist, dass sie das Rote Tor angreifen. Diese Festung ist zu stark befestigt und zu gut gesichert. Selbst ihr wisst nicht, was wir dort für heimtückische Verteidigungsanlagen haben. Das kleine Tor werden sie vermutlich auch nicht angreifen, weil der Weg zu schmal ist und sie von drei Seiten bekämpft werden können. Dort können sie nur mit zehn Kriegern gleichzeitig angreifen und mit Pferden geht dort nichts. Es bleiben also nur noch zwei weitere Optionen. Sollten sie jedoch Leitern besitzen, die fünfundzwanzig Spannen lang sind, dann könnten sie möglicherweise mit kleinen Gruppen das Gebirge überwinden. Das wäre dann eine eurer Aufgaben, diese Gegner zu stellen. Ansonsten bleibt es eure Hauptaufgabe dort die Truppen zu verstärken, wo es brenzlig werden kann."
Jasmin und Kasim erschienen. "Mein Herr hat folgendes berichtet und aufgezeichnet. Der Großkahn wird nur zwei Festungen angreifen. Er will ein reiches Land mit viel Gold und das Land des Anführers dieser Region erobern. Auf der Karte sind die Ziele zu erkennen, die aus den Kreisen des Großkahns stammen. Ein Pfeil zeigte auf das Rote Tor und einer auf die Festung, die Ranak schützte."
Leondur überlegte kurz. "Ich halte es für eine Finte. Der Grund ist recht simpel. Es sind die stärksten Festungen. Das ist richtig. Aber dafür müsste er seine Truppe aufteilen. Er weiß zudem, dass wir ihn so stets von der Flanke angreifen können. Zudem sind es Ziele, die er kaum belagern kann, weil dort zu wenig Wasser vorhanden ist. Jedes andere Ziel bietet mehr Wasser. Für eine Belagerung braucht er Wochen und ohne ausreichend viel Wasser überleben weder Ross noch Reiter. Berechne ich für den Marsch sechs oder acht Tage, und für den Aufbau seines Lagers noch einmal zwei Tage, dann sind es zehn Tage. Lassen wir es sogar jeden Tag regnen, dann kann es gelingen. Gehen wir von täglichen Angriffen aus, dann braucht er zwei Wochen, um uns zu schwächen. In der Zeit braucht er täglich Nachschub an Nahrung für die Pferde und die Truppe. Das macht etwa einhunderttausend Pfund für die Männer und zweihunderttausend Pfund für die Pferde. Pro Wagen kann er viertausend Pfund transportieren, dann braucht er pro Tag fünfundsiebzig Wagen beladen mit Proviant und zehn Wagen beladen mit anderer Ausrüstung." "Halt ihr irrt in der Annahme. Sie haben nur Eselskarren und kein Karren kann mehr als sechshundert Pfund Last tragen." "Danke für den Einwurf. Dann sind es jeden Tag fünfhundert Eselskarren. Für einen Transport braucht ein Karren vierzehn Tage. Dann braucht er weit über sechstausend Eselskarren um die Truppe zu versorgen. Bleibt also die Frage, ob der Großkahn so viele Eselskarren besitzt. Zumal diese sechstausend Männer auf den Karren auch was zu futtern brauchen. Nein das glaube ich nicht." "Warum schließt ihr diese Möglichkeit aus? Dem Großkahn ist es egal, wie viele seiner Männer verrecken. Solange er Siege erringt folgen ihm die Stämme. Zudem hat er noch genügend andere Truppen, die er gegen euch führen kann."
Leondur schüttelte den Kopf. "Das mag sein, aber im Sommer ist es zu heiß und zu trocken, da wird er nicht mehr angreifen können. Und selbst, wenn dann immer noch einhunderttausend Männer hätte. In der Wüste verdursten die Pferde und seine Männer müssten zu Fuß hier angreifen. Zudem, wie werden die Männer dann versorgt? Ich glaube kaum, dass er seine Armee auf diese Weise opfern wird, wenn er weiß, dass er nicht siegen kann. Wir haben riesige Wasserbecken, um zwanzigtausend Pferde für ein halbes Jahr tränken zu können. Er besitzt diese Becken nicht um seine Pferde zu tränken. Und der große See ist viel zu weit entfernt, um die Tiere täglich tränken zu können. In einen Wasserschlauch passen vier bis fünf Kannen Wasser, das reicht für Ross und Reiter einen Tag. Bis zum See sind es hin und zurück vier Tage. jedes Pferd müsste etwa zehn Wasserschläuche transportieren, damit er einige Tage die Pferde tränken kann. Zudem weiß ich, dass Pferde Futter brauchen. Im Herbst, Winter und Frühjahr mag es noch genügend Futter geben, aber im Sommer nicht. Das Wasser hat tiefe Schluchten gerissen, die drei, vier oder fünf Spannen tief sing und erst darunter findet er Grundwasser." Leondur grübelte noch einen Moment. "Wir haben dafür gesorgt, dass er hier kein Wasser an der Oberfläche findet. Die Quellen haben wir uns so weit möglich nutzbar gemacht. Quellen, die wir nicht nutzen können haben wir mit Abflüssen versehen, damit das Wasser in den Untergrund gelangt. Den Boden vor jeder Festung haben wir so gestaltet, dass das Wasser rasch versickert. Selbst im großen Umkreis ernten wir das Grünzeug, um unsere Pferde zu versorgen. Im Hinterland bewirtschaften wir hunderte Hufen Land, um die Pferde mit Kraftfutter zu versorgen und wir haben nur zwanzigtausend Pferde. Woher nimmt der Großkahn sein Kraftfutter? Schickt er zuerst Gärtner aus, die für ihn das Gemüse anbauen? Nein, dass wäre irrwitzig. Er, der Großkahn wird nur dort einen Angriff wagen, wo er sich eine Woche oder länger halten kann. Und das bieten nur zwei Ort im Vorfeld. Genug. Die Gedankenspiele helfen uns vorerst nicht weiter."
Trotz allen wurde noch längere Zeit diskutiert. Die Möglichkeit, dass der Großkahn früher angreifen blieb offen. Nach und nach wurden mehr Ideen analysiert und danach ausgeschlossen. Ein Fazit gab es nicht, da der Gegner seine Entscheidungen treffen musste. Während der Regenzeit schlossen sie einen Angriff aus, weil zu oft Sturzfluten neue Schluchten in den Untergrund gruben und somit stetig Wege verbaut wurden und ein Ende der Regenzeit war vorerst nicht absehbar. Leondur führte aus, dass sie zur gleichen Zeit weitere eintausend neu Bogenschützen ausbilden könnten und die Kopfstärke der schweren Infanterie gleichfalls stieg. Natürlich wissen sie auch noch nicht, dass wir Katapulte besitzen und andere Waffen, die sie nicht kennen. Ich denke schon, dass sie es nicht schaffen werden und zu bezwingen. Natürlich liegt es auch an euch, eure Männer in den Kampf zu führen.“
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"Dieser verfluchte Hurensohn aus dem Norden hat meine Pläne offenbar längst durchschaut. Heerführer, ihr findet heraus, wer unser Gegner ist. Danach werden wir diesen Straßenköter umbringen und sein Volk bis in alle Ewigkeit unterwerfen. Aber zuvor löscht ihr vier Stämme von diesen treulosen Nomadenvölkern aus. Lasst immer nur ein paar Leute am Leben, damit sie weitertragen können, was wir mit treulosen Völkern machen, wenn sie mein Zorn trifft. Es kann doch nicht sein, dass es einen Gegner gibt, denn wir mit unserer riesigen Armee nicht besiegen können."
In seiner Wut warf der Großkahn eine silberne Kanne mit Wein nach seinen Heerführern, die artig vor ihm standen. Warum hat mich keiner über diesen Köter aus dem Norden informiert. Wie könnt ihr es zulassen, dass sich mir auch nur eine Seele widersetzt. Ist es nicht eure oberste Aufgabe, mich über jeden Gegner zu informieren, damit wir sein Leben auslöschen. Ist es nicht eure Liebe zu mir, die euch nicht ruhen lässt, bis unsere Herrschaft gesichert ist. Bin ich es nicht gewesen, der euch zu dem gemacht hat, was ihr jetzt seit. Also enttäuscht mich nicht meine Kinder. Ihr, Elgil löscht vier Völker aus. Ihr, Tachmut bereitet den Feldzug gegen diesen Hurensohn vor. Ihr Lobotan sorgt für den stetigen Nachschub und erarbeitet einen guten Angriffsplan. Mehr braucht ihr nicht zu leisten. Ihr wisst, dass ich nicht ein zweites Mal von euch enttäuscht werden möchte. Bedenkt, dass ihr mir ewige Treue geschworen habt und ich euch im Gegenzug, wie meine Söhne behandeln werde."
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Jede Woche wurden von nun an drei Katapulte und vier Festungsarmbrüste in den Werkstätten gefertigt, um die Truppe bestmöglich mit Waffen zu versorgen. Zugleich wurden noch Armbrüste, Bolzen und tausende Pfeile angefertigt. Dazu gab es auch noch Gebäck für die Truppen und immer wieder Wagen, voll beladen mit Obst und Gemüse. Kasim lernte täglich einige Worte mehr von seiner neuen Sprache und er verbrachte viel Zeit mit seinen Kindern und Rediet, um seinen Kummer zu verarbeiten. Jasmin erklärte inzwischen den Flüchtlingen, wie hier die Regeln, Religion und Gesetze aussahen, damit die Familien rasch lernten sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden.
Rediet speiste regelmäßig mit den Waisenkindern und den neuen Familien im Palast, damit die Kinder und Familien sahen, dass der König die Gäste immer ihre Speisen teilten. Die Kinder bekamen kleine Geschenke, wie Spielzeug und wärmende Kleidung. Jasmin und Kasim trafen sich fast täglich zum Essen und Jasmin hatte seine alte Kleidung längst gegen wärmere Kleidung eingetauscht. Neugierig beobachtete Jasmin, wie sich hier alles stetig wandelte. Aus den vielen Kisten wurden große Vasen in den Raum gestellt und die Gemälde von Leondurs Vorfahren schmückten nun wieder die Wände. Silberne Kerzenleuchter und ein großer Kronleuchter spendeten nun auch wieder in den dunklen Stunden Licht. Nach und nach wurde auch immer mehr Geschirr mit dem Wappen das Landes in die Schränke gestellt. Sogar die Prunkwaffen des Landes fanden wieder ihren Platz an den Wänden. Sogar drei große Kachelöfen wurde erneuert an ihre alten Plätze gestellt. Hin und wieder trafen Transporte ein und dabei befanden sich immer wieder neue Fundstücke. Der Schreibtisch seines Vaters war eines der Fundstücke. Auch andere Möbel erschienen und sogar der große Kristallspiegel, der das Licht der Kerzen wunderbar im Raum streute. Auch Wandteppiche wurden ausgebessert und an ihre alten Plätze gehängt. Langsam gewann die Große Halle und der Palast wieder an Ausstrahlung und wirkte nunmehr nicht mehr, wie ein kalter Raum.
Die persönlichen Nachrichten von Treidur waren jedoch entscheidender. "Freund, die Bastion wächst und wächst. Genauso, wie das Dorf zwischen den Bergen. Wasserbecken wurden angelegt und große Stallungen, die mit guten Pferden gefüllt wurden. Wichtiger ist jedoch, dass das Volk mir folgt und die Armee mich in vielen Angelegenheiten unterstützt Die Auszahlung vom Sold hat Wunder bewirkt. Nun zu den wichtigen Details der Truppe und der Verteidigung. An der Festung sind derzeit fast zehntausend Männer stationiert. Davon eintausendzweihundert von den Nordmännern und den Vasken. Dreihundert deiner Männer bilden noch die Bogenschützen und berittenen Bogenschützen aus. Die Festung haben wir deutlich verstärkt. Durch Mauern rechts und links der Zuwegung zum Vorwerk, versehen mit hohen Ecktürmen können wir jeden Angreifer nun von drei Seiten mit Bögen, Armbrüsten und allen anderen schweren Waffen bestreichen. Durch dich haben die Offiziere wieder genügend Selbstvertrauen entwickelt, um eigenständig handeln zu können. Auch dafür möchte ich mich bedanken.
Auf den angrenzenden Bergen stehen nun hohe Wehrtürme, die uns dreißig Meilen nach Süden spähen lassen. Vor den Anlagen befinden sich ausgedehnte Gräben, von denen nur die mit Wasser befüllt sind die direkt vor unseren Mauern liegen. Davor befinden sich Gräben, die dreihundert Spannen weit in die nunmehr grüne Ödnis reichen. Dort ernten wir stetig Futter für die Pferde. Im Umkreis von zehn Meilen gibt es kein Wasserloch mehr und nur wenig Futter für die Pferde. Nördlich der Festung haben wir zweihundert Hufen Land unter den Pflug genommen und tausende Bäume gepflanzt. Viele neue Siedler sind in diesen Teil des Landes umgezogen.Die erste Ernte war nicht prächtig, aber es reicht für die Leute und sie können manche Erträge sogar verkaufen.
Wir erfuhren von dem bevorstehenden Angriff durch den Großkahn. Es ist noch eine Steigerung von Grausamkeit im Vergleich zu unserem ehemaligen König und seinem Bruder. Wir hörten, dass er bereits vierzig Völker ausgelöscht hat und mordend und raubend von Land zu Land zieht. Jegliche Frau wird von ihm und seinen Männern vergewaltigt. Meine Männer wissen das und daher werden sie voller Mut kämpfen. Als Reserve habe ich zweitausendvierhundert Männer in einer ehemaligen Krondomäne und weitere dreitausend um die Hauptstadt postiert. Derzeit bilden wir überall im Land etwa achttausend Männer zu Bürgerwehren aus. Sie überwachen derzeit die Brücken und die Straßen und sorgen dort für Ordnung. Natürlich fehlen noch Waffen, aber daran lässt sich derzeit nichts ändern. Danke für die acht Katapulte und die neuen Armbrüste. Vierzig Wagenladungen mit Erdpech sind auf dem Weg zu deinen Festungen. Vier Wagen mit Terpentin sind auch noch mit dabei, damit das Teufelszeug ordentlich brennt.
Leite meinen Dank auch an deine Architekten und die vielen Helfer weiter. Dazu kam ich leider noch nicht. Verzeih, ich muss mich erst daran gewöhnen alles in die wenigen Stunden jedes Tages zu packen.
Ich hoffe, dass wir alle die Angriffe heil überstehen. Grüße auch unsere Freunde und deine Frau.
Leondur schmunzelte. "Treidur ist und bleibt ein verrückter Hund. Und ich muss dankbar sein, dass er sich hat breitschlagen lassen. Jetzt als König kann er mehr für sein Land bewirken - als er es geplant oder jemals gedacht hatte. Nur mit solchen Freunden überlebt man so kriegerische Zeiten. Wenn Drogusch und Haldur auch noch an ihren Aufgaben wachsen, dann wird hier lange Zeit Frieden herrschen. Ich weiß zudem, dass die Festung noch weiter ausgebaut wird. Sein Kommandant hat mit erst vor Tagen einen Bericht zukommen lassen. Vor den Toren werden noch schwere Hindernisse Aufgebaut, wie wir es auch tun. Und der Untergrund wird durch Löcher im Untergrund für Reiter und Pferde schwer passierbar gemacht. Im Galopp wird da keiner mehr reiten.
XXX
Junge Soldaten wurden weiterhin ausgebildet. Sie sollten es ermöglichen, weitere vierhundert erfahrene Männer von den verschiedenen Toren des Landes abziehen zu können. Sie sollten als Reserve für die Festungstruppen fungieren, falls der Gegner sich als kampfstärker und hartnäckiger erwies als erwartet. Freiwillig hatten sich noch zweihundert ehemalige Krieger aus Ranak gemeldet, die an verschiedenen Toren ihren Dienst verrichteten. Einige besaßen sogar Kampferfahrung und gut zwanzig Männer waren Meldereiter gewesen. Lange überlegte Leondur, wo und wie er diese Männer einsetzen konnte. Die Idee wurde geboren sie zuerst innerhalb des Landes einzusetzen, um die Meldereiter zu entlasten. Sie sollten eilige Meldungen unten am Roten und am Gelben Tor übernehmen, von wo aus sie Reiter in Etappen bis zum Hof beförderten. Und in die andere Richtung sollte das gleiche System angewendet werden. Während der Kämpfe sollten diese Reiter dann die Meldungen rasch von einer Station zur nächsten befördern. So konnte jeder Reiter schneller reiten und die Informationen gelangten somit schneller an das Ziel. Im Kriegsfall wurden die Routen neu aufgeteilt, damit er überall rasch zu finden war. Damit ließen sich auch die Reserven schneller verschieben. Müde beendete er den Arbeitstag und widmete sich Asja, die immer noch rätselte, was es mit der Aussage von Kasim auf sich hatte. Sonne und Mond konnte keiner zugleich sein.
XXX
Noch vor seinem Abmarsch zu den Truppen erfuhr er, dass die Gegner aufgebrochen waren. Ebenso erfuhr er, dass hunderte Hindernisse die Annäherung an die Gräben deutlich erschwerte. Bestenfalls im Trab konnten die Hindernisse gefahrlos passiert werden. Die letzten beiden Tage verbrachte er mit Asja, die endlich akzeptiert hatte, dass sie Schwanger war. Blumen schmückten nun ihre Räume und lange und teilweise schwere Gespräche begleiteten den Tag. Rediet besuchte sie an jedem Morgen, um mit ihr über die Gefühle von Frauen zu sprechen. Leondur wusste, dass es Asja schmerzte, erneut für lange Wochen allein zu sein, aber ihre kleine Schwester, Rediet und vier junge Damen aus dem Nordland begleiteten sie unentwegt. Asja war sensibler geworden daher fiel ihr der Abschied besonders schwer. Küsse konnten ihre Tränen kaum stoppen. Rediet nahm sie in den Arm und hielt sie zurück, da sie sich nicht trennen mochte.
Entschlossen bestieg er sein Pferd und er wurde sogleich von seiner Eskorte aufgenommen. Zweihundert schere Reiter, fünfzig leichte Reiter, fünfzig Kadetten und junge Offiziere und einem Tross samt Begleitkommando. Ohne Tamtam ritt die Kolonne einfach davon und Asja sah, dass ihr Mann erneut in den Krieg zog. Inständig flehte sie die Götter um Beistand an. Doch es half nichts.
Der Marsch verlief ohne nennenswerte Probleme. Fast alle Männer konnten inzwischen vernünftig reiten. Nur drei Nordmänner und vier Vasken mussten den Umgang mit ihren Pferden noch deutlich verbessern. Auf kürzestem Weg ritten sie zur Alten Festung. Die Kadetten durften sich auch an den Nachtwachen beteiligen, damit sie lernte die Müdigkeit zu überwinden und während des Ritt ein Nickerchen zu machen. Zwei Tugenden, die jeden Reiter auszeichneten. Die Kadetten aus den befreundeten Ländern hatten es schwerer, da sie erst jetzt den richtigen Umgang mit Pferden lernten. Die Kadetten aus Ethymien hatten es bereits als Kinder gelernt und daher konnten sie auf dem Ritt eine bessere Figur abgeben. Hin und wieder wurde auf nützliche und giftige Pflanzen am Wegesrand hingewiesen. Es gab immerhin eine ganze Reihe von Pflanzen, die die Pferde nicht futtern sollten. Das Gefüge zwischen Ross und Reiter gehörte daher ebenso zur Ausbildung, wie das Reiten, das Beobachten, das Erkunden und das überbringen von Meldungen. Mehrfach gab es schallendes Gelächter, als die Kadetten meldeten. "Hauptmann ich habe nichts gesehen." Es war klar, was sie hätten sagen wollen, aber die Antworten waren vernichtend. "Dann mach die Augen auf, damit du was siehst. Oder soll ich das Pferd befragen." Es war nicht böse gemeint, aber jeder Reiter musste durch diese militärische Schule, um den Wert einer vernünftigen Kommunikation zu verstehen. Und wenn sie nur Meldeten, dass in der Umgebung drei Kojoten umherstreiften, dann war das eine wertvollere Meldung, als nichts zu sagen. Im Prinzip mussten sie alle Geländeschwierigkeiten erkunden und melden. Dazu Besonderheiten und natürlich Feinde, wenn sie welche gesehen hatten.
Zur festgelegten Zeit erreichten sie die Alte Festung. Die Kadetten erhielten vor der Festung eine Lektion im Spurenlesen. Zwei Meldereiter schnappen sich die Junker und rasch entschwanden die Reiter aus dem Blickfeld. Das bot Zeit mit dem Kommandanten die erweiterten Befestigungsanlagen zu begutachten. Mit den Pferden ritten sie weit hinaus ins Gelände. Rechts und links von der Festung erhoben sich hohe runde Türme. Oben auf den Felsen befand sich ein weiterer Turm, der einen Ausblick bis zum See bot. Ein fast fertiges Vorwerk schützte das eingefriedete Weideland. Das Haupttor zum Weideland war deutlich erhöht und verstärkt worden. Gräben vor dem Vorwerk und vor dem Weideland schränkten direkte Angriffe ein. Gräben, die weit in das ehemalige Ödland führten schränkten die Bewegungsfreiheit gleichfalls ein. Die Einfriedung hatte kleine Ecktürme erhalten, um die schweren Waffen einsetzen zu können. Zugleich dienten diese Ecktürme einen zweiten Zweck.
Gegner, die das Vorwerk erobert hatten, konnten nicht das Weideland umgehen. Der Abstand von der Mauer der Einfriedung bis zu den Gräben davor verlief weitete sich zur Festung hin, um die neuen Türme mit einzubeziehen. Dort haben wir Zuckerrohr angebaut. Daraus gewinnen wir Zuckersirup, in einem alten Kessel kochen wir den Saft ein, um den Soldaten auch mal süßes Brot mit Rosinen backen zu können. Die Pferde haben den Rest vollkommen abgeweidet. Die Gegner müssen ihr Futter also mitbringen oder täglich weite Ritte unternehmen, um ihre Pferde zu versorgen." Jäh deutete der Obrist einen Berg hinauf. "Da ist unser Adlerhorst. Von dort aus beobachten wir den gesamten Süden. Einzelne Reiter übersieht man zwar, aber nicht die Staubwolken, falls es einmal trocken ist. Nehmen die Gegner das Weideland ein, dann können wir das Land für längere Zeit fluten. Der Boden ist dann matschig und als Lagerplatz eher ungeeignet. Nun zu den drei Hauptlinien, dazu müssen wir zurück in Richtung der Festung reiten."
Hinter dem eingefriedeten Weideland hielten sie erneut an. "Das ist das erste Vorwerk. Zu beiden Seiten haben wir die Front verbreitert, um den Gegnern eine Annäherung zu erschweren. Die Hindernisse werden noch mit altem Metallschrott gespickt, der Scharf und kantig ist. Reiter sollten diesen Bereich meiden, da sich dazwischen Löcher verbergen, die die Pferde zu Sturz bringen. Die Katapulte und Festungsarmbrüste bestreichen das gesamte Vorfeld. Nimmt man noch sechshundert Bogenschützen, dann werden die Gegner hohe Verluste erleiden. Die Armbrustschützen sollen besonders dreiste Angreifer aussortieren, um auch einen moralischen Effekt zu erzielen, wenn wir deren Anführer aussortieren. Fällt auch diese Linie, dann folgt ein weiterer Graben, der zusätzlich mit spitzen Bambusstäben gespickt ist. Trittfallen und Hindernisse erschweren einen Angriff. Von den beiden Türmen kann man die Gegner zudem von der Rückseite her beschießen. Nun noch eine Feinheit. Hier gibt es noch einen Feuergraben, um die Angreifer in entscheidenden Moment zum Rückzug zu zwingen.“
Kurz wies der Obrist auf die jeweiligen Objekte. „Hierbei setzen wir auch die schwere Infanterie ein, um Pferde und Verwundete zu bergen. Das hat den Zweck, dass sich der Gegner neu formieren muss und wir eine Atempause bekommen. Je nachdem, wie das Wetter ist können wir drei weitere Tage gewinnen. Jedes schwere Wurfgerät in einer Entfernung von dreihundert Spannen können wir mit den Katapulten bekämpfen und in einem Umkreis von zweihundertfünfzig Spannen zerlegen wir mit den schweren Festungsarmbrüsten jede Linie der Gegner und deren schweres Gerät. Dieses gelingt uns, weil wir sie inzwischen so modifiziert haben, dass sie als Brandgeschosse oder explosive Geschosse jedes Gerät zerlegen können. Ich vergaß zu erwähnen, dass in jedem Torhaus Feuerfallen eingebaut wurden, um unseren Rückzug zu erleichtern. Nun zur nächsten Linie" Sie ritten durch das Vorwerk und erblickten nun das Zweite oder Hauptvorwerk. Diese Mauern wurden bereits vollständig verstärkt. Vor der Grundmauer steht eine zweite Mauer, deren Zwischenraum zur Grundmauer mit Sand, Gestein und Erdreich verfüllt wurde. Die Mauerdicke beträgt überall mindestens zwei Spannen. Damit dürfte diese Mauer einem dauerhaften Beschuss mit Steinen gut eine Woche standhalten. Davon ausgehend, dass wir alle schweren Waffen rechtzeitig abziehen konnten, können wir diese Linie etwa eine Woche gegen jede Art von Angriffen von fünfzehntausend Männern verteidigen. Dabei erleiden wir hohe Verluste, aber der Gegner verliert alles. Weil wir darauf bauen, dass ihr im entscheidenden Moment die Gegner von der Flanke oder von Süden her angreift. Ab diesem Moment gibt es nur noch einen Kampf um das eigene Überleben. Alles was wir haben werden wir einsetzen, um jedweden Gegner von dem letzten Verteidigungswall abzuhalten. Es mag antiquiert wirken, aber von dem Moment an kämpfen wir nur noch für unsere Familien, unsere Kinder und das Land. Wenn ihr anderes erwartet, dann bin ich der falsche Mann."
Diese nüchterne Betrachtung musste Leondur reflektieren. "Es entspricht zwar nicht vollkommen meiner Überzeugung, aber ihr zeigt mir, dass ihr genau der richtige Mann an dieser Stelle seid. Durchdringt ein Gegner diese Linie, dann sind wir alle verloren. Es ehrt euch, dass ihr auch diesen finalen Punkt mit in euer Kalkül einbezogen habt. Aber ruft vorher bitte um Beistand, dann ist dieses Opfer nicht nötig. Wenn wir alle zusammenstehen, dann werden wir siegen. So betrachte ich diesen Kampf. Ihr habt mir gezeigt, dass ihr an alles gedacht habt und solche Männer dürfen in der Zukunft nicht fehlen, weil das Land und das Volk solche aufrechten Männer braucht. Bedenkt auch, in der Nähe stehen achthundert Männer, die auch ihre Heimat verteidigen. Es sind Bogenschützen und schwere Infanterie. Und dann verfügen wir noch über dreitausend schwere Reiter und fast zweitausend leichte Reiter. Und danach gibt es noch weitere Reserven. Ihr steht somit zu keinem Zeitpunkt allein. Das alles liegt in meiner Verantwortung. Denkt bitte jederzeit daran. Nur vereint sind wir stark. Das muss für mich, für euch und jeden anderen Mann gelten. Nur so überleben wir diese Zeit." Der Obrist verneigte sich. "Erst ihr habt all das erschaffen und dafür danke ich euch. Egal, ob wir eine Niederlage kassieren oder einen Sieg einfahren. Nur gemeinsam sind wir stark. Diesen Spruch schreibe ich mir auf, weil wir alle an euch glauben. Ich bedanke mich." Leondur grüßte den Mann ab. "Ich hätte es mir anders gewünscht, aber ich weiß, dass er hier überall richtige Männer mit Charakter gibt, die genauso verbissen an den Frieden glauben, wie ich. Lasst uns nun gemeinsam mit den Offizieren essen. Ich denke, ich kann auf euch, eure Erfahrung und euer Geschick bauen. Danke für die Erklärungen und euer taktisches Gespür."
Der Ritt zurück dauerte nur Momente. Insgeheim dachte Leondur, dass der Mann sicher einen besseren General abgeben würde, als viele, die diesen Rang tatsächlich einnahmen. Im Speisesaal angekommen warteten die Offiziere auf sie. Leondur grüßte alle Männer. Er wusste, dass diese Männer jederzeit alles unternahmen, um das Land zu verteidigen. "Ich habe Gebäck aus meiner Heimat mitgebracht, um ihnen eine kleine Abwechslung zu bescheren. Verteilen sie das Gebäck bitte gerecht unter den Männern. Dazu gibt es noch Obst und sehr viel süße Sachen, die die Frauen in der Heimat Tag und Nacht für alle Männer zubereitet haben. Sagen sie das bitte auch allen Männern. Ich weiß, sie vermissen ihre Familien und ihre Heimat, aber die Zeit macht diese Handlungen erforderlich. Nun zu positiven Dingen. Es gibt inzwischen genügend Reserveeinheiten in ihrer Nähe. Und bitte vergessen sie nicht die zweite Reserve von fünftausend Reitern und die dritte Reserve, die etwas weiter entfernt auf ihren Einsatz wartet. Ich hoffe, dass ich alles gut organisiert habe. Und ich weiß auch, dass manches Detail möglicherweise übersehen wurde. Und hinterher sagen die Schreiber möglicherweise, dass man es hätte besser machen können. Das ist richtig, aber ich bin überzeugt, dass sie alle ihr Bestes gaben. Danke dafür und nun lassen sie uns das Mahl genießen. Bedenken sie bitte auch, ich bin in diesem Moment nicht der König, sondern nur ein einfacher Offizier."
Das Mahl wurde in Ruhe genossen, lediglich das Klappern der Bestecke war zu hören. Erst danach berichteten die Melder. "Die Gegner sind abmarschiert. Das Ziel ist noch unbekannt." Der zweite Melder berichtete ähnliches und die folgenden auch. Leondur bat die Melder Platz zu nehmen und sich auch einen Teller mit Speisen zu gönnen. "Bitte gönnen sie sich auch etwas vom Gebäck. Frauen in der Heimat haben es für alle Männer gebacken." Die Männer folgten seiner Anweisung und hockten sich in eine Ecke. Dankbar hatten sie diese Einladung angenommen. Leondur erhob sich nach dem Essen. "Es liegen diverse Meldungen vor. Der Großkahn will das Rote Tor und einen zweiten Stützpunkt angreifen. Ich halte diese Meldung für eine Finte. Ich habe nach gründlicher Überlegung folgende Idee. Der Großkahn wird diese Bastion und die Festung in Ranack angreifen, wenn er gute Späher besitzt. Der begrenzende Faktor für den Gegner ist das Trinkwasser. Noch gibt es Pfützen, aber in zwei Tagen sind auch diese verdunstet. Wasser gibt es nur hier und vor Ranak. Ohne Futter für die Pferde und Krieger, wird der Großkahn hier keinen Sieg erringen. Zudem muss er jedes Stück Nahrung mit acht Tagesmärschen hierher schaffen. Ich glaube nicht, dass die Gegner in gleicher Weise gut versorgt sind und ich vertraue auf meinen Instinkt, dass hungernde und dürstende Pferde nicht zu einem Sieg beitragen können. Und die Männer werden sicher nicht länger durchhalten, als die Pferde. Nun kennen sie meine Einschätzung. Bis zum Angriff kann sie falsch oder richtig sein. Immerhin bestimmt der Angreifer die Kriegsschauplätze. Ich wünsche allen eine erfolgreiche Verteidigung, aber mehr noch baue ich darauf, dass wir einen Sieg erringen. Danke für ihr Gehör."