Melder und Späher sammelten sich um Leondur. Ein Späher berichtete: "Die Truppen vom Großkahn sind zurück. Geschätzt sind es etwa sechzig bis siebzigtausend Krieger. Sie habe viele Versorgungsgüter dabei. Die Bevölkerung konnte sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Es werden weitere Truppen erwartet. Wie viele ist unbekannt. Schweres Kriegsgerät sahen wir nicht." Ein zweiter Späher berichtete: "Wir haben zehn von den Kriegern mitgebracht und fünfzehn Pferde. Auf fünf Pferden fanden wir Proviant. Diese Krieger besitzen bessere Waffen und Bögen. Offenbar haben sie aus ihrer Niederlage gelernt. Zudem hat jetzt jeder Reiter von denen zwei Wasserschläuche dabei. Einer hatte sogar einen leichten Schild dabei. Kurioserweise fanden wir sogar einige Silbermünzen bei dem Männern. Die Schreiben haben wir auch mitgebracht. Lesen können wir sie nicht, aber ein Einheimischer erklärte uns, dass die Truppen die beiden Festungen am großen See angreifen wollen, damit sie freie Bahn zu den reichen Ländern haben. Ob es stimmt weiß ich nicht."
Lordherzog Lester hob kurz die Augenbrauen, so als wäre er überrascht. "Wenn das stimmt, dann stecken wir mächtig in der Scheiße. Die Festung ist längst noch nicht fertig und wir sind bestenfalls dreitausend Krieger." "Wir haben über viertausend Krieger hier. Nun gut, das Vorwerk steht noch nicht zur Gänze, aber wir haben noch Zeit die Festungen aufzuwerten. Oft hilft sogar schlichtes Blendwerk, um die Gegner zu beeindrucken. Wir werden jetzt drei Tage schuften, um die Mauern zu erhöhen und halbwegs kriegstauglich zu machen. Die Mauern messen erst vier Spannen. Arbeiten wir durchdacht, dann erhöhen wir die Mauern um weitere zwei Spannen. Das muss vorerst reichen, um die Angreifer abzuwehren. Das Torhaus ist fertig und alleine schon durch seine Größe imponierend genug für Steppenkrieger. Achthundert Männer ernten das Grünzeug in einem Umkreis von fünfzehn Meilen ab. Wasser gibt es nicht und daher müssen sie gute Ideen entwickeln, um ihre Pferde zu versorgen. Zweitausend Männer schneiden im Steinbruch Blöcke und dann werden sie auf die Mauern gehoben. Ihr werdet sehen, dass wir die Sieger sein werden. Bei Treidur sieht es noch besser aus, somit besteht derzeit keine Gefahr. General Kromos besetzt in zehn Meilen Entfernung einen Vorposten mit vierzig Kriegern. Der Vorposten dient nur der Beobachtung der Gegner. Als General wird er doch wissen, was zu tun ist. Ich gebe ihm zu Sicherheit einen Offizier von meinen Spähern mit samt neun Kriegern mit. Der General sollte genau zuhören, was mein Offizier ihm sagt." Leondur beauftragte danach die Melder sämtlich Meldungen so rasch wie Möglich zu verbreiten. Danach beorderte er weitere Männer, damit sich die Festung binnen weniger Tage bedeutend veränderte. Sofort begann die Festung sich in einen lebhaften Ort, der einem Ameisenhaufen glich, zu verwandeln. Wagen nach Wagen beförderte Steinblöcke zu den Mauern und mit Flaschenzügen wurde jeder Block rasch an seine Position gehoben und von Männern gesetzt und sofort mit Eisenverbindern fixiert. Tausende Blöcke wurden auf diese Weise rasch verbaut. Noch weit nach der Dämmerung wurden stetig weitere Blöcke verbaut. Leondur beauftragte nun den Lordherzog, seine Männer ebenfalls einzusetzen, die sie sich kaum an den arbeiten an dieser Festung beteiligten. Mit den zusätzlichen Wagen und Männern ließ sich die Errichtung weiter beschleunigen. Weitere Truppen und Waffen wurden an diesem Ort zusammengezogen. Ein Wagenzug brachte Nahrung weitere Gerätschaften. Heuwagen fuhren stetig aus der Bastion, um jeden Grashalm in einem weiten Umkreis zu ernten. Ein kurzer Regenguss hinderte sie nicht ihre Arbeiten unablässig fortzusetzen. Hunderte Fuder Heu wurden täglich eingelagert und oft auch gleich verfüttert. Mehrere Fuder Pferdemist düngten jeden Tag die Felder, die gut bewässert wurden und bereits reiche Erträge erwarten ließen. Lordherzog Lester schien diese Maßnahmen kaum zu bemerken, daher ließ er den hohen Herrn von seinen Männern zu den Feldern kutschieren, damit der Edelmann endlich erkannte, dass diese Festung zugleich noch ein riesiger Wirtschaftsbetrieb war. An einem anderen Ort wurden täglich hunderte bis tausende Pfeile angefertigt, damit genügend Reserven für den Kampf bereit standen.
Späher berichteten, dass die Anzahl der Gegner deutlich angestiegen war. Die Truppenstärke des Großkahns wurde nunmehr auf deutlich über siebzigtausend Gegner geschätzt. Die Späher der Gegner wurden mehrfach gestoppt und eingefangen, damit der Großkahn kaum Informationen über den Baufortschritt der Festung erhielt. Im Eiltempo wurden die Blöcke stetig höher aufgetürmt. Der Lordherzog konnte es nicht verstehen, wie eifrig und gut organisierte die Männer rackerten, um die Mauer täglich deutlich zu erhöhen. Die wichtigsten Abschnitte hatten jetzt eine Höhe von über sechs Spannen erreicht. Nun wurden die Konsolen eingebaut, um die Wehrmauer zu ziehen. Lediglich hier verwendeten sie Zement, um der Wehrmauer mehr Stabilität zu geben. Der Zwischenraum zwischen den Mauern hatten sie gut mit Bruchsteinen gefüllt und mit Stahlankern verbunden, damit die Mauer insgesamt stabiler wurde. Mit der Fertigstellung einzelnen Mauerabschnitte wurden Lager und Ställe entlang der Mauern errichtet, um den Pferden genügend Schatten bieten zu können. Darüber entstanden Unterkünfte für die Besatzung. Zwischen den Stallungen lagen die Heulager, damit die Versorgung der Pferde problemlos ablief. Schwere Waffen wurden nun auf die Plattformen bugsiert und für dem Kampf vorbereitet. Über den Wehrgängen wurden zur gleichen Zeit Holzgerüste gebaut, um den Kriegern ausreichend Schatten zu bieten. Die starken runden Wehrtürme näherten sich auch langsam der Fertigstellung. Jeder Turm maß über über zehn Spannen und war mit den schwersten Katapulten und Bliden ausgestattet und es wurden bereits genügend Geschosse aufgetürmt. Von den Feuergeschossen ahnte der Lordherzog nichts, aber mit ein wenig Glück würde er den Einsatz und Nutzen dieser Waffen erkennen, wenn er sich denn in die erste Linie wagte.
Der dritte Graben wurde inzwischen gegraben. Dieser Graben war nur drei Spannen breit und zwei Spannen tief. Davor gruben sie in einem unregelmäßigen Muster Gruben, damit massierte Reiterangriffe erschwert wurden. Erst jetzt wurden Mauern aus luftgetrockneten Ziegelsteine auf dem Wall zwischen den Gräben aufgeschichtet, um die Schützen vor Geschossen zu schützen und das Vorfeld ausreichend mit Pfeilen und Armbrüsten decken zu können. Vor den Toren wurden nun schwere Balkenhindernisse aufgestellt, die gut im Boden verankert wurden. In den Balken steckten alte oder geborstene Klingen. Zusätzlich wurden noch Zinken von Mistgabeln im Holz verankert, damit diese Hindernisse wie boshafte Ungeheuer wirkten. Kein Reiter wollte einem solchen Hindernis zu nahe kommen, um nicht sein Pferd oder sein eigenes Leben zu opfern. Besonders wichtig waren die Mauern, die den Raum vor den Burgtoren weiter einengten und zudem einen Beschuss von den Flanken her ermöglichten. Ein Beschuss von drei Seiten würde jeden Angriff mit ungeschützten Reitern stoppen und dem Gegner hohe Verluste abfordern. Leondur erklärte dem Lordherzog jedes Detail dieser gestaffelten Verteidigungslinien. "Jeder Graben hält die Reiter davon ab sich uns von den Flanken her zu nähern. Wollen sie etwas erreichen, dann müssen sie vorerst die Mauern angreifen. Die verschiedenen Wurfgeräte, Armbrüste und Bogenschützen werden jeden Angriff blutig stoppen. Sie haben keine großen Chancen jemals die Mauern zu erstürmen, weil ihnen dazu derzeit die Mittel fehlen. Mein Wort drauf. Selbst wenn sie schweres Kriegsgerät auffahren, dann können wir diese Waffen mit unseren Waffen vernichten. Und unsere neuen Waffen kennt ihr nicht einmal, die sehr viele Gegner vernichten werden."
Während Leondur dem Lordherzog diesen Vortrag hielt wurden die Mauern und Gräben immer weiter ausgebaut. Immer mehr Mauerabschnitte und Pferdeställe wurden errichtet. "Ihr wisst hoffentlich, welche Wirkung Lärm und Feuer auf Reiter und Pferde hat. Auch diese Waffen werden wir bei jeder Gelegenheit einsetzen, um die Gegner abzukochen. Bringen sie große Bliden mit, dann müssten sie zuerst die Gräben auffüllen und das wird sie sehr viele Opfer kosten, weil unsere Bogenschützen sie jederzeit treffen können. Natürlich werde ich alle Mittel einsetzen, die ihr euch nicht einmal vorstellen könnt. Warum habe ich eure schwere Infanterie und die leichte Infanterie ausgebildet? Sie spielen eine Schlüsselrolle bei den Gegenstößen. Auch wenn ihr es jetzt noch nicht seht, aber diese Männer werden die Reiter rasch von ihren Rössern holen. Und dann bedenkt, der Gegner glaubt uns mit seiner Masse beeindrucken zu können. Aber an diesem Ort kämpfen wir zu meinen Bedingungen. Und genau das wird die Angreifer zermürben, weil sie ohne Wasser und Weiden recht schnell ermüden werden. Die eine Hälfte von vierzigtausend Männern müssen Wasser und Tierfutter heranschaffen. Ich weiß, dass ihr euch einen Angriff mit so einer Masse an Reitern vorstellt, aber das wird bei dieser Trockenheit zu keinem Zeitpunkt gelingen können. Und bedenkt, dass ich mit nur eintausend Männern selbst Gegner mit siebentausend Kriegern besiegen konnte."
XXX
Die Späher verkündeten erst Tage später, das Anrücken einer größeren Reiterschar der Gegner. Es waren bestenfalls zweitausend Reiter. Recht früh erkannten sie, dass diese Männer nur einen Versorgungsstützpunkt einrichtete. Nach dem Deponieren der Nahrung und dem Aufbau von Pferdetränken und Zelten ritt die Hälfte der Männer wieder zurück. Nur eintausend Männer bewachten das Depot. Nach einiger Zeit kehrten die Reiter mit Wasserschläuchen zurück und befüllten Fässer und große Tonkrüge, die die Wachen im Boden vergraben hatten. Diese Erkenntnisse gelangten auf dem schnellsten Weg zu Leondur. Leondur war erstaunt, dass die Gegner mit mehr Bedacht vorgingen. Einen Tag später fuhren sogar einhundert Wagen mit Heu auf und deponierten auch diese Waren auf dem Areal, welches jetzt dauerhaft von vierhundert Kriegern bewacht wurde. Leondur veranlasste eine verstärkte Aufklärungsmission mit dreihundert Reitern und Bogenschützen, um den Gegner zu zeigen, dass sie dieses Depot entdeckt hatten.Haldur beteiligte sich mit dreißig berittenen Bogenschützen. Der Lordherzog mochte bei dieser heiklen Mission keine Truppen bereitstellen.
Früh brachen sie auf, damit sie in der Nacht einen Angriff wagen konnten. Die Späher führten sie über Umwege ans Ziel, so dass sie zu keiner Zeit von den Gegnern ausgespäht werden konnten. In der Dämmerung erreichten sie ihre Angriffspositionen. Die Bogenschützen sollten den Angriff eröffnen, bevor von zwei Seiten Reiterangriffe erfolgten. Die Späher erklärten recht genau, dass die Gegner ebenfalls flache Gräben ausgehoben hatten. Das Lager besaß somit nur zwei Zuwegungen, die sie leicht erkennen konnten, zumal die Pferde der Gegner an langen Leinen hinter den Zugängen angebunden sind. Die Front zu uns haben die Gegner mit langen Spießen abgesichert. Der Späher ergänzte Trocken. "Die Pferdeherden werden von jeweils zwei bis drei Posten gesichert, die wir vor dem Angriff ausschalten müssen, damit der Angriff den nötigen Erfolg erzielt. Darum kümmern sich meine Männer. Verlasst euch drauf." Leondur nickte nur und fragte trocken nach. "Wie bekommen wir mit, dass ihr Erfolg hattet und der Angriff beginnen kann?" "Ich schicke euch Melder. Anders geht es nicht." Sobald ihr angreift werden die Bogenschützen auch mit ihrem Angriff beginnen. Meine Kameraden erklären es auch der zweiten Reitertruppe und den Bognern." Leondur nickte zustimmend.
Sie ruhten abseits vom Lager und mitten in der Nacht informierte sie ein Späher. "Wir haben schon ein paar mehr Gegner ausgeschaltet. Jetzt ist der rechte Zeitpunkt für den Angriff. Ich führe euch und erst dort besteigt ihr eure Rösser. Von dem Punkt aus sind es etwa zwanzig Schritte bis zum Lagerrand. Wir sichern inzwischen die Pferde. Geruhsam folgten sie dem Späher bis an den Lagerrand. Leise bestiegen sie die Pferde und auf ein Zeichen mit der Hand ritten sie an. Die Lanzen fest in der Hand ritten sie auf die Zelte zu und danach begann ein gnadenloser Kampf. Die Bogenschützen unterstützten sie und sofort brach ein Chaos unter den Gegner aus. Die Spieße wirkte fast immer sofort tödlich. Die zweite Reitereinheit sorgte nun für entsetzen, da es kein Entkommen mehr für ihre Gegner gab. Nur wenige Gegner ergaben sich nach dem Kampf, da sie die Sinnlosigkeit ihres Kampfes gegen eine scheinbare Übermacht einsahen. Rasch wurden die lebenden Gegner gebunden und zu den Pferden geführt, damit sie zügig diesen Ort verlassen konnten. Die Beute wurde so zügig, wie möglich eingesammelt und auch die großen Tonkrüge wurden zerschlagen. Die gefallenen Gegner wurden gezählt und neben die Zelte gelegt. Jede Tasche wurde dabei gründlich durchsucht und hunderte Wasserschläuche wurden mitgenommen, um die eigene Truppe und die Pferde damit zu versorgen. Sorgar ihre Pfeile sammelten sie ein, um möglichst wenig Spuren zu hinterlassen. Sogar die langen Seile ,an die die Pferde gebunden waren, nahmen sie mit. Immerhin ließen sich die Pferde damit gut führen. Ebenso leise, wie sie gekommen waren rückten sie wieder ab. Zeit, um die Beute zu sichten war ihnen nicht geblieben, aber es war ein erstes Zeichen an die Gegner, dass sie auf diesem Terrain immer und überall Verluste einfahren würden.
Stunden später in der Festung wurden sie jubelnd von ihren Kriegern in Empfang genommen. Erst jetzt beobachteten sie ein großes Feuer im Osten. Die vier eigenen Verwundeten wurden sofort versorgt und die erbeuteten Pferde zu einer Tränke geführt. Haldur war erstaunt, wie leicht man Gegner überrumpeln konnte. Immerhin hatte er eine weitere Lektion der Taktik gelernt. Zugleich hatte er gelernt, dass gesattelte Pferde relativ leicht zu erbeuten waren. Lordherzog Lester staunte, wie selbstbewusst die Männer so einen Angriff bei Nacht durchführten und wie reich die Beute ausgefallen war. Von den Packpferden luden sie die Waffen und die anderen Beutegüter ab. Mehrere Männer musterten inzwischen die erbeuteten Pferde. Insbesondere die vielen Wasserschläuche ließen den Lordherzog stutzen. Leondur beantwortete knapp die Frage. "Damit können sie ihre Pferde nicht mehr versorgen. Und die Wasservorräte haben wir auch zerstört. Der Gegner erfährt auf diese Weise, dass er sich auf meinem Land befindet. Ein dummer General wird jetzt überhastet angreifen. Ein kluger Heerführer wird nun eine feinere Taktik versuchen, um seine Ziele zu erreichen. Bisher war es nur ein unbedeutende Nadelstich. Aber es wird den Anführer dieser Horde mächtig wurmen, dass wir wie Schatten auftauchen können. Damit untergraben wir deren Moral. Ich habe nur ein erstes Zeichen gesetzt. Sie wissen jetzt, dass wir auch Pferde besitzen und gnadenlos zuschlagen werden, wo immer wir sie finden. Was hättet ihr unternommen? Stellt euch diese Frage. Taktik und Strategie müssen sich ergänzen, dann kehrt man mit Erfolgen und geringe Verlusten zurück."
XXX
Erst gegen Mittag betrachtete Leondur sich die Beute. Die Pferde waren höchst unterschiedlich. Die Mehrzahl waren Steppenpferde. Nur fünfzig Pferden waren bedeutsam besser. Neben vielen Kompositbögen fanden sie auch eine größere Anzahl an Kriegsbögen. Die Klingen der Säbel und Kurzschwerter war hingegen besser als alle zuvor erbeuteten Waffen. Die eigenen Soldaten hatten sich bereits um die Pferde gekümmert. Viele kleine Schrammen und Zeckenbisse hatten sie inzwischen behandelt. Auch die Hufe waren versorgt worden. Der Hufschmied würde einiges an Arbeit bekommen, da selbst die Hufe kaum gepflegt wurden. In den Satteltaschen fanden sie Schreiben, die sie nicht lesen konnten, aber eine Karte verriet, was der Großkahn möglicherweise plante. Erst als der Lordherzog zu ihnen trat sah er auch die Beute. "Offenbar hat sich euer kleine Angriff gelohnt." "Ja, es war ein erster Schritt. Wir haben Flagge gezeigt und dem Angreifer den Weg hierher deutlich erschwert. Damit müssen sie jetzt ihre Pferde ständig am See tränken und kommen nur langsamer voran. Ich gebe euch zweihundert Reflexbögen, damit ihr endlich auch über solche Waffen verfügt. Kann nichts schaden, wenn wir eure Männer daran ausbilden. Nachher schaut ihr euch eure Reiter an, sie haben wesentliche Grundzüge gelernt. Jetzt dürften sich eure Verluste zumindest halbieren. In der nächsten Woche werden sie noch besser sein. Dann lernen sie in Gruppen zu dreißig bis fünfzig Männern zu kämpfen. Von den Pferden überlasse ich euch vierzig Pferde, dann könnt ihr in naher Zukunft vierzig leichte Reiter zusätzlich ausbilden lassen. Ich weiß, es sind nicht die besten Pferde, aber für die Ausbildung und erste Erkundungsritte wird es reichen." "Danke, das Geschenk kam unerwartet. Noch eine Frage, was werden die nächsten Tage bringen." Wir werden weiterhin die Gegner beobachten und immer wieder einige Gegner aussortieren. Sie sollen lernen, dass diese Gegend gefährlich für sie ist. Das muss sich in deren gesamter Truppe herumsprechen, dann werden sie wieder anders agieren müssen, um keine weitere Pleite zu erleiden." "Aus eurem Mund klingt es immer so einfach, aber General Talgart möchte euch zukünftig begleiten, damit er mehr lernt. Er hat bisher die Ausbildung der Reiter und Infanteristen beobachtet und fragt sich, warum die Reiter bisher nicht auf diese Weise ausgebildet wurden."
XXX
Drei Tage später tauchten die ersten Späher der Gegner auf. Sie waren mit fünfzig Reitern erschienen. Leondur ließ den Lordherzog rufen, damit er auch einmal ein kleines Gefecht sah. "Habt Geduld, gleich schnappt die Falle zu. Ihr werdet sehen, was meine Männer machen werden. Natürlich lassen wir einen entkommen, damit er von Geisterkriegern berichten kann." Kurze Zeit später purzelten die ersten Gegner von den Pferden, sie wandten sich den Angreifern zu und in diesem Moment wurden sie von einer zweiten Seite beschossen und weitere Gegner starben. Nun teilten sie sich auf und wagten einen Angriff auf die beiden Gruppen. Doch in diesem Augenblick sahen sie noch sehr viel mehr Gegner, die mit Lanzen und Bögen bewaffnet auf sie zu ritten. "Das sind eure Reiter, immerhin brauchen sie eine erste realistische Gefechtserfahrung. Euer General ist auch dabei. Die Gegner stiegen ab und warfen ihre Waffen fort. Einen Krieger der Gegner setzten sie unbewaffnet auf ein Pferd und ließen ihn nach Osten reiten. Alle anderen Männer und auch die verwundeten Gegner wurden eingesammelt und zur Festung begleitet. "Bin gespannt, was eure Männer berichten werden." Leondur schmunzelte. "Das waren meine Männer. Verzeiht, war das nicht zu gefährlich für die Männer?" "Nein, es war kaum mehr als eine realistische Übung. Zudem konnten sie euch zeigen, was sie inzwischen gelernt haben. Ich würde die Junker ordentlich loben, denn sie haben einen ersten kleinen Sieg errungen."
In den folgenden Tagen kreuzten vierhundert Späher auf, die vermutlich sämtliche Baufortschritte beäugten und die drei Gräben. Mit Sicherheit sahen sie auch sehr viele Pferdegatter und einige schwere Waffen. Rasch zogen sich die Reiter zurück. Offenbar hatten sie genug gesehen und würden es ihrem Anführer alsbald berichten. Sie hatten auch gesehen, dass ihre Gegner jeden Grashalm für sich beanspruchten. Am Abend gab es das erste Gewitter. Der Regenguss war heftig und füllte noch einmal ihre großen Wasserbecken auf und der Pegel des großen Sees stieg erstmals seit Tagen wieder an. Zur Sicherheit wurden Späher ausgeschickt, um die Gegner stetig im Auge zu behalten. Ihre Aufgabe war es die Gegner auch zu verunsichern und zu zeigen, dass sie keinen Schritt ohne Begleitung machen konnten. Schade ist jedoch, dass eure Männer nicht greifbar waren, dann hätten sie den nächsten Erfolg einstreichen können. Sie müssen noch einige Feinheiten lernen, aber sie haben das Zeug noch mehr zu lernen. In drei Monaten sind sie so gut, wie meine Männer." "Geht das wirklich so schnell. Ich kann es mir kaum vorstellen, da ich mich bisher nie mit solchen Angelegenheiten näher beschäftigt habe. Dann hat sich meine Entscheidung also doch gelohnt." "Ja, diese Männer werden eure anderen Reiterverbände auf ein höheres Niveau befördern. So war es von mir angedacht. Damit eure Truppen zukünftig standhafter und klüger kämpfen können. Sie werden auch dafür sorgen, dass weitere Einheiten in eurem Land aufgestellt werden. Habt ihr erst einmal viertausend ausgebildete Reiter, dann können alle Leute in eurem Land ruhiger schlafen. Acht eurer Männer bleiben hier zurück, damit wir sie als Späher ausbilden können. Ich weiß, General Kromos hat stetig nur Einwände gegen die Neuerungen. Aber irgendwann müsst ihr diese missliche Lage bereinigen, wenn ihr euren Bruder schützen wollt. Natürlich hoffe ich, dass er in einer Schlacht fällt, dass würde diese unangenehme Situation ebenfalls bereinigen."
"Er hat mir stets treu gedient und ist fast so etwas, wie ein Freund. Und ohne Beweise werde ich nicht gegen ihn vorgehen." "Ihr solltet besser entschlossen handeln, so wie ich es tue. Aber dieses zögerliche Verhalten von euch ändert nichts an der Gefährdung eures Bruders. Sein Adlatus, ein gewisser Leutnant Brisken verstarb leider heute. Hier übergebe ich die Papiere, die wir bei dem Kerl fanden. Studiert sie sorgsam, dann erfahrt ihr was die Hurensöhne planen. Brisken starb ohne unser Zutun. Die Chance nutzten wir, um seine Sachen zu untersuchen. Die Giftampullen haben wir auch sichergestellt. Spätestens in diesem Moment wird der General in Panik geraten, da er das Fehlen der Schreiben und von dem Gift bemerken wird. Meine Männer beobachten ihn und ich bin ehrlich gesagt gespannt, was er jetzt unternehmen wird. Wir werden nicht zulassen, dass er die Beweismittel vernichtet. das kann ich euch vorab zusagen." "In diesem Moment seid ihr wieder der Rote Teufel. Wie könnt ihr nur so kalt agieren?"
Der General näherte sich ihnen. Leondur wusste, was folgen würde. Wenn schon der Mord an dem König in unerreichbare Ferne gerückt war, so wollte er zumindest den Lordherzog beseitigen. Leondur warnte den Lordherzog knapp vor. "Er hat eine vergiftete Klinge dabei. Sobald er die Klinge zieht, stirbt er. Verlasst euch auf mich." Erbost stampfte der General auf sie zu. "Leutnant Brisken wurde ermordet. Obwohl alle behaupten, dass er von einem Baugerüst gestürzt sei. Ich glaube es nicht und vermute eine Mörderbande an diesem Ort, die von dem König aus Ethymien angeführt wird." Leondur grätschte kalt dazwischen. "Euer Lordherzog ist jetzt im Besitz der Beweismittel und darin steht auch euer Auftrag. Leutnant Brisken ist durch einen Unfall gestorben. Wenn ihr anderes behauptet, dann bezeichnet ihr mich als Lügner und gebt mit das Recht auf einen Händel. So sehen es die Gesetze vor." Erschrocken wich der Lordherzog zurück. "Ihr wollt ein Duell mit meinem General. Das mag ich nicht glauben." Leondur lächelte nur eiskalt. "Ja, dieses Recht habe ich, da mich ein Kerl rüde als Lügner bezeichnet hat. Der General darf seine Klinge ziehen und danach beginnt der Kampf. So sehen es die Gesetze vor." Der Lordherzog drehte sich zu seinem General. "Ich hoffe, dass ihr euch demütig entschuldigt, General." In diesem Moment zog der General seinen Dolch. Mit einem Schritt näherte er sich dem Lordherzog doch die Klinge von Leondur war bedeutend schneller. Mit einem langen Dolch ging er dazwischen und blickte den General nur an. "Das ist euer Ende, General vom Syndikat. Lasst einfach die Klinge fallen, dann dürft ihr hier als Sklave euer Leben fristen. Andernfalls sterbt ihr. Vergesst bitte nicht, dass ich ein richtiger Krieger bin." Rasch ließ der General die Klinge vorzucken. Jäh hielt er an. Da seine Hand vom Dolch durchbohrt wurde. "Ihr seht, dass ihr keine Chance besitzt diesen Kampf zu gewinnen. Springt meinethalben von der Mauer oder richtet euch selbst." Der General nahm die Klinge in die linke Hand und stach sich die Klinge ins Herz. "Kluge Entscheidung. Ihr seid einer der wenigen Syndikatsmänner, die Mut besitzen." Rasch knickte der General ein und verstarb. "So, jetzt ist diese untragbare Lage bereinigt. Geht jetzt bitte in die Kammer des Generals, dort werdet ihr sicher alle Beweise finden, die den Mistkerl belasten. Handelt bitte klug, indem ihr euren Bruder über das Ableben zweier Mörder vom Syndikat berichtet. Wir haben zufälligerweise vier Junker zu Meldereitern ausgebildet. Gebt einen Teil der Beweise mit und beauftragt einen Vertrauten, die restlichen Maden in eurem Land einsperren zu lassen. Damit wäre auch dieses Kapitel vom Syndikat abgeschlossen." Leondur entfernte sich, zuvor hatte er jedoch den Dolch an der Kleidung des Generals abgewischt."Locker entließ Leondur. "Beide Kerle werden alsbald abseits im Dreck verscharrt. Eine reguläre Bestattung haben sie als Verbrecher nicht verdient." Der Lordherzog blieb geschockt zurück. Der König löste offenbar alle Probleme auf eine recht gradlinige Weise. Offenbar zögerte der König niemals und schlug schneller als eine Klapperschlange zu.
In der Kammer des Generals fand der Lordherzog genügend Beweise und weitere Namen von Syndikatsmitgliedern in seinem Land. Aus seinen Studien wurde der Lordherzog gerissen als er ein durchdringendes Hornsignal hörte. irritiert ging er vor die Tür und fragte einen Junker, was das Signal zu bedeuten hatte. "Mein Herr, der Feind zieht auf unsere Festung zu. Somit gibt es Krieg und Menschen sterben. Ich muss jetzt auf meinen Posten immerhin bin dafür zuständig die Bogenschützen auf den Wehrgängen mit Wasser und Nahrung zu versorgen." "Erstaunt blickte der Lordherzog zu den Junker, der offenbar seine Pflicht recht genau kannte und keinerlei Furcht vor dem Krieg zeigte. Rasch ging der Lordherzog wieder in die Kammer und sammelte sämtliche Schreiben und Wertgegenstände des verstorbenen Generals ein.
Im Osten sah man eine Armee anrücken. Es waren vermutlich mehr als dreißigtausend Gegner, die sich ihnen im lockeren Trab näherten. Leondur stand auf dem Vorwerk um die Gegner mit eigenen Augen zu betrachten. Es waren nur Reiter und schwere Waffen fehlten. Die Gegner hatten offenbar nicht damit gerechnet, dass sie dieses Bauwerk nicht so schnell kampfbereit machen konnten. Späher umrundeten in einem respektvollen Abstand das riesige Vorwerk. Sie beäugten die Gräben und die Mauern und die Türme. So sehr sie auch suchten, einen einfachen Zugang zu der Festung fanden sie nicht. in größeren Gruppen ritten sie danach zu ihrem Anführer und erstatteten offenbar Bericht. Gut eine Meile vor der Festung versammelte sich die Armee neben einem kleinen Tümpel. Sämtliche Mauerabschnitte waren inzwischen bemannt. Die Männer zeigten sich jedoch nicht.
Nach längerer Beratung schickten die Gegner einen Unterhändler vor die Tore. Laut verkündete der Mann. "Mein Herr der General Lui Tschadis fordert sie zur Übergabe dieser Festung auf, dann verschonen wir euer Leben. Andernfalls greifen wir die Festung an und töten euch alle. Also, welche Antwort darf ich meinem Herren überbringen. Leondur rief noch lauter zurück. "Verzeiht wir vertrauen keinen wortbrüchigen Mördern. Noch könnt ihr abziehen, aber wenn es zum Kampf kommt, dann soll es so sein, denn das hier ist mein Land, welches ich weder einem Großkahn noch anderen Wegelageren übergeben werde. Verzeiht, im Gegensatz zu euch sind wir Männer und die stehen jederzeit zu ihrem Wort. Und nun tragt meine Antwort bitte eurem Herrn zu. Ach und bedenkt, dass wir mehrere Armeen haben, somit können wir euch jederzeit von allen Seiten angreifen. Und unsere Verbündeten werden euch auch zur Strecke bringen. Vergesst nicht, dass ich der erste sein möchte, der mehr als fünfzigtausend von euch Maden töten will."
"Wenn ich das meinem General berichte, dann wird er euch alle ohne Unterschied töten. Ihr habt es so gewollt." "Ja, genauso haben wir es gewollt, weil unsere Verbündeten unerbittlich Gegner sind. Die ihr niemals mit euren lächerlichen Waffen besiegen könnt. Wenn ihr am Horizont demnächst Staubwolken erblickt, dann greifen euch diese Armee an." Unverrichteter Dinge zog der Unterhändler ab. Mehrfach blickte sich der Kerl um, da ihn offenbar das Gefühl der Hilflosigkeit beschlich. Bei seinem General angekommen gab er Bericht. Kurz darauf löste sich eine große Menge an Reitern von der Armee und ritt gemächlich auf sie zu . Leondur wartete ab, bis die Reiter sich genähert hatten. Er schätzte die Abteilung auf etwa viertausend Männer, die nur mit Bögen bewaffnet waren. Erst sehr spät spornten die Reiter ihre Pferde an und ritten im Galopp vor das riesige Torhaus. Unablässig entließen sie Pfeile auf die Mauern, ohne den geringsten Erfolg zu erzielen. Mit einem Handzeichen löste er den Beschuss von den Mauern aus. Rasant wurden die Reihen der Gegner dezimiert. Als auch noch die Bogner von den Flanken aus wirkten beschleunigte sich das Sterben der Angreifer dramatisch. Nach kurzer Zeit lag über die Hälfte der Angreifer auf dem Boden und nur Augenblicke später zogen sich die Gegner geschlagen und blutend zurück. Erst als sie bei ihrer Armee eintrafen öffneten sie die Tore und fingen die Pferde der Steppenreiter ein. Nebenher bargen sie die eigenen Pfeile und wertvollen Waffen und den Silberschmuck der Angreifer. Auf Wagen verluden sie die Gefallenen und karrten sie fort. Auch leicht verwundete Pferde konnten sie noch bergen, bevor der General einen zweiten Angriff befahl.
Im Trab näherten sich sehr viele Reiter. Dies bot Zeit, um die Tore wieder zu verschließen und das Fallgatter zu verriegeln. Die schweren Waffen würden dieses Mal ein Wörtchen mitreden. Sie warteten und als die Truppe vor dem Tor versammelt war, entließen die Katapulte und anderen schweren Waffen ihre Geschosse. Tausende Steine prasselten auf die Angreifer nieder und rissen erste große Lücken in die Reihen der Reiter. Unnütz starben Männer, die offenbar glaubten diese Festung mit Pfeilen besiegen zu können. Erst jetzt schalteten sich die Bogner ein und schossen weitere Reiter von ihren Pferden. Als die Hälfte der Angreifer gefallen war zogen die Angreifer sich erneut geschlagen zurück. Offenbar wusste der General jetzt, dass man sie selbst durch einen massiven Reiterangriff nicht einschüchtern konnte. Erneut rückten die Männer aus, um die Beute einzusammeln. Pferde, Silber und Waffen wurden ebenso eingesammelt, wie verwundete Gegner. Alles ging zügig von statten, um genügend Beute einzubringen. Bei so vielen Opfern dauert das Aufräumen länger, aber der General schritt nicht ein. Offenbar musste er nachdenken, bevor er weitere Männer opferte. Gespanne rückten aus um die Toten Pferde zu beseitigen. Zugleich wurden die Gegner auf Wagen verladen, um sie andernorts begraben zu können. Sorgsam wurden die Opfer und gefangenen Gegner gezählt, um einen Überblick über die Verluste der Gegner zu erhalten. Leondur stand weiterhin auf der Mauer und beäugte die Gegner. Erst jetzt sah er Bewegung bei den Gegnern, die geruhsam nach Osten abzogen. Der General hatte offenbar erkannt, dass er eine bessere Taktik anwenden musste, um diese Festung irgendwie zu bezwingen.
Leondur verließ seinen Logenplatz, um sich endlich ein Mahl zu gönnen. Die Melder würden ihm jedes Detail zutragen, was von Wichtigkeit war. Entspannt gönnte er sich einen Teller Suppe und Brot. Erst etwas später gesellte sich der Lordherzog zu ihm. "Alle eure Angaben trafen zu. Ich mag es immer noch nicht glauben, dass ich einen Mörder in die Nähe meines Bruders ließ.Woher nehmt ihr immer die Gewissheit, dass eure Entscheidungen richtig sind. Ich würde solche Einsätze und Aussagen niemals wagen." "Ihr vergesst immer wieder, dass ich unzählige Gefechte überlebte, bestens in Taktik und Strategie ausgebildet wurde und jeden einzelnen Truppenteil in meiner Armee kenne. Somit habe ich einen Erfahrungsschatz, der euch und euren Offizieren fehlt. Mehr ist es nicht. Noch einen Rat. Macht General Talgart zu einem General in der Verwaltung. Er ist klug und umsichtig und an anderer Stelle kann er besser wirken. Er bekommt von uns Bücher, um eine strikte Ausbildungsanleitung für eure Truppen zu verfassen. Damit ist eurem Land und euch mehr gedient. Leider fehlt ihm der nötige Mut, um in zum rechten Zeitpunkt taktisch abgebrüht zu handeln."