„Dani, was ist denn nun? Kommst du?“ fragte einer der drei Frauen, da ihre Freundin, eine 21-jährige mit blonden Haaren, stehengeblieben war.
Die Angesprochene zögerte. „Ich habe meine Jacke vergessen“.
„Ok, wir warten“
„Das ist nicht notwendig“. Daniela, wie sie mir vollem Namen hieß, schüttelte den Kopf. „Fahrt schon mal nach Hause“.
„Ja, der Parkplatz liegt ja direkt hier neben dem Club, da kann ja nichts passieren“ meinte die dritte Frau.
„Dann also bis nächste Woche. Kommt gut heim“.
„Du auch, Daniela. Wir telefonieren, ja?“
„Natürlich“ beruhigte die Freundin, die bereits an der Tür des Gebäudes war. „Bis dann“.
Schwerfällig öffnete sich die Türe und die Frau betrat das Innere.
Suchend schaute sie sich um. Wo war denn ihr Tisch nochmal genau gewesen?
Nach kurzem Überlegen fiel ihr Blick nach links, zum leeren Tisch in der Ecke. Natürlich, das war der Platz. Und da hing auch noch ihre Jacke, über der Stuhllehne.
Erleichtert atmete sie auf und eilte in diese Ecke.
Nach einigen Metern bemerkte sie aus den Augenwinkeln, wie gerade ein neuer Gast die Bar betrat. Er sah attraktiv aus und trug auch hochwertige Kleidung, sofern sie das aus der Entfernung beurteilen konnte. Sie beachtete ihn aber nicht weiter; mit seinen geschätzten Mitte Dreißig war er deutlich zu alt, als dass er ihr Interesse geweckt hätte.
Sie platzierte ihre Handtasche auf dem Tisch, griff nach der Jacke und schlüpfte hinein. Rasch hängte sie sich die Handtasche wieder um die Schulter. Nun wurde es aber Zeit für sie, zu gehen.
Streng genommen spielte es ja keine Rolle. Es war ihre eigene Verantwortung, ob sie die Vorlesung besuchte oder nicht. Aber sie hatte ihr Studium die letzten Wochen etwas schleifen lassen und hatte sich vorgenommen, ab jetzt etwas pflichtbewusster zu sein. Schließlich finanzierten ihre Eltern den Großteil des Studiums und da wollte sie sie nicht enttäuschen. Und sie hatte auf Dauer auch ein schlechtes Gewissen, wenn sie allzu faul war.
Aus diesem Grund war es richtig, nach Hause zu gehen. Davon abgesehen, war sollte sie hier, so ganz alleine?
Sie zwang sich, nicht mehr lange diesen Gedanken nachzuhängen, sondern stattdessen das Lokal zu verlassen. Rasch drehte sie sich um und wäre dabei fast mit dem Mann zusammengestoßen, der dicht hinter ihr stand.
Es war der Kerl, der ihr gerade bereits aufgefallen war und den sie als zu alt abgestempelt hatte.
Wie hatte er sich ihr so schnell nähern können, ohne dass es ihr aufgefallen war? Sie hätte ihn doch hören müssen, oder etwa nicht?
Seine Nasenflügel bebten kurz, beobachtete sie irritiert. Fast wie bei einem Tier, das Witterung aufnahm. Ein plötzliches Gefühl einer Gefahr überkam sie und sie trat rasch einige Schritte zurück, bis sie gegen die Tischkante stieß.
„Guten Abend“, sagte er mit weicher Stimme. Sie war sehr angenehm und umschmeichelte ihr Ohr. Gleichzeitig traf sie sein intensiver Blick. Die grünen Augen glänzten seltsam und trafen auf die ihren. Sie wollte sich davon lösen, konnte es aber nicht, ganz im Gegenteil. Irgendetwas zwang sie, ihn weiter anzustarren.
Ein seltsames, nicht definiertes Gefühl überkam sie, ohne dass sie es sich recht erklären konnte. Eine seltsame Macht, die nach ihr griff und ihren Ursprung in seinen Augen zu haben schien.
Nach wie vor war sie wie gebannt und konnte sich nicht rühren. Das Glitzern seiner Augen veränderte sich und sie meinte, eine Art Gier darin zu erkennen, ehe es verschwand und sein Blick nun ganz normal schien.
Sie drehte den Kopf weg und schüttelte ihn leicht. Verrückt, was sie sich heute einbildete. Erneut wandte sie sich ihm zu. „Guten Abend“, krächzte sie.
Der Mann war für sein Geschlecht nicht allzu groß, vielleicht so 1,70 Meter. Er war blond, glattrasiert und ein angenehmer Geruch umgab ihn, der ihr allerdings unbekannt war.
Er trug eine schwarze Hose und einen gleichfarbigen Sakko, dazu hochwertige Schuhe. Sein gelbes, seidenes Hemd hatte einen angenehmen, dezenten Farbton und passte gut zu seiner Haarfarbe. Seine Haare waren mit Gel irgendwie frech gestylt und lies in fast ein wenig lausbubenhaft wirken. Auffallend waren seine grünen, intensiven Augen, die sie immer noch bannten, auch wenn sie dieses seltsame Glitzern oder Flackern nach wie vor nicht mehr erkennen konnte. Sie waren irgendwie besonders, ohne dass sie es näher definieren konnte. Über ihnen waren feine geschwungene, ebenfalls blonde Augenbrauen. Sein Gesicht war eher länglich und die Haare ragten ein wenig in die Stirn. Eine kleinere Nase und auffallend schöne Lippen schmückten sein Gesicht und verliehen im eine fast zeitlose Schönheit. Er wirkte jedoch ein wenig blass auf sie und sie vermisste die Röte auf den Wangen, die sich sonst auf den Gesichtern anderer Menschen zeigte. Da er sehr vital wirkte vermutete sie eher, dass er sich viel in Gebäuden aufhielt und ihm deshalb das Sonnenlicht fehlte.
Von der Frisur und vom Hauttyp abgesehen, erinnerte er sie fast ein wenig an die Darstellungen von den griechischen Göttern, deren Statuen sie vor einem Jahr in Griechenland bewundert hatte.
Er wirkte auf sie elegant und gepflegt, fast ein wenig vornehm. Unwahrscheinlich attraktiv, wie sie zugeben musste. Mit ihrer ersten Einschätzung hatte sie recht gehabt, er durfte so um die 35 Jahre alt sein.
Sein Alter machte ihn für sie auf einmal sehr interessant und wirkte nicht mehr abschreckend auf sie. Wer wollte so einen Jungspund, wenn man einen erfahrenen und attraktiven Mann haben konnte? Sie schluckte nervös. Dieser Mann wurde für sie immer begehrenswerter, je länger er vor ihr stand.
„Sie wollten gerade gehen?“ wollte er mit samtener Stimme wissen und schaute sie fragend an.
„Äh ja... das heißt nein… ich…“ stammelte sie. Dieser Kerl brachte sie völlig durcheinander.
„Ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt. Darf ich Sie als Entschädigung zu einem Getränk einladen?“
Daniela bekam feuchte Hände. Diese Stimme!
Sie schluckte und musste sich räuspern, ehe sie einen Ton herausbrachte. „Natürlich, warum nicht?“
„Ich war noch nie hier. Wenn wir hier Platz nehmen, kommt dann eine Bedienung, oder müssen wir uns die Getränke selbst holen?“ erkundigte er sich.
„Nein, da kommt jemand“ antwortete sie mit heiser Stimme.
„Wie wäre es dann mit diesem Tisch hier, an dem Sie gerade stehen?“
„Äh... was? Ah ja, natürlich“. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihren Rücken immer noch an die Tischkante presste.
„Wo wollen Sie den sitzen? Eher hinten?“ fragte er neugierig.
Daniela war immer noch verwirrt, daher nickte sie nur. Der Fremde lächelte und war schon am betreffenden Stuhl, den er zurückschob und eine Verbeugung andeutete. „Darf ich bitten?“
‚Ein Gentleman‘ dachte sie erfreut. Gleichzeitig war sie auch etwas verwundert da dieses Verhalten für sie ungewohnt war. Mit unsicheren Händen hängte sie Jacke und Tasche über Lehne und nahm auf der angebotenen Sitzfläche Platz.
Galant rückte er ihren Stuhl zurecht und setzte sich zu ihrer Überraschung direkt neben sie und nicht gegenüber, wie sie es vermutet hätte. Sein Sakko hängte er ebenfalls über die Stuhllehne.
Etwas verlegen griff sie nach der Getränkekarte und studierte sie scheinbar. Sie wusste natürlich, was die Lokalität im Angebot hatte, aber so konnte sie ihre Unsicherheit ein wenig überspielen.
Während sie also erneute umblätterte, hörte sie ihn leise lachen. Sie war sich auch sicher, dass er sie mit diesen geheimnisvollen grünen Augen genau betrachtete.
Offensichtlich durchschaute er sie. Ratlos blickte sie zu ihm hinüber.
„Verzeihen Sie bitte“ begann er. „Ich wollte heute eigentlich ein normales Date. Aber es ist so, Ihr B…“ er pausierte, dann korrigierte er: „Also, Sie riechen so gut, da musste ich einfach…“.
Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden. Eine Kellnerin näherte sich.
Daniela wunderte sich, sie hatte kein Parfum aufgetragen. Auch sonst klang seine Aussage seltsam und sie konnte sich keinen rechten Reim darauf machen. Da die Bedienung sie beide aber ungeduldig musterte, konnte sie diesem Gedanken nicht länger nachgehen und bestellte ihre Cola, während der Mann nur ein stilles Wasser orderte. Ungewöhnlich.
Was die Kellnerin dachte, war nicht zu erkennen. Sie tippte die Getränke in ihren kleinen Computer ein und verschwand sofort wieder.
Er schien ihre Gedanken erraten zu haben und erklärte: „Ich muss noch fahren. Und leider vertrage ich Alkohol nicht so gut“.
„Oh, das tut mir leid“. Das war als Mann sicher nicht einfach.
Ob er unter irgendeiner Unverträglichkeit litt? Er war zwar etwas blass um die Nase, wie sie ja bereits festgestellt hatte, aber er sah doch sehr gesund aus.
„Nicht so schlimm. Man gewöhnt sich daran“. Er blickte ihr wieder ins Gesicht. Seine Augen bekamen wieder diesen intensiven Glanz. Oder bildete sie sich das nur ein?
Er hatte doch vor kurzem noch irgendetwas seltsames gesagt und sie hatte nochmal nachfragen wollen, aber sie konnte sich mit einem Male nicht mehr erinnern, was es gewesen war. Stattdessen starrte sie wie fremdgesteuert auf seine Lippen. Es schien ihr fast so, als sei es nicht ihr eigener Wille, sondern als zwinge etwas sie dazu. Gleichzeitig bemerkte sie, wie sich langsam eine Erregung aufbaute und sich unten etwas tat. Viel zu viel tat. Da konnte sie froh sein, eine Slip Einlage zu tragen.
Das durfte doch nicht wahr sein. So etwas war ihr noch nie passiert.
„Verzeihen Sie bitte. Ich muss dringend auf die Toilette, ich bin gleich wieder da“. Fast fluchtartig stand sie auf, schnappte sich ihre Handtasche und hastete in Richtung des WC- Schildes.
Sie musste sich dringend beruhigen. Hoffentlich hatte der Mann nichts bemerkt. Sie hatten kaum Worte gewechselt, sie wusste noch nicht einmal seinen Namen und sie benahm sich wie eine unreife 16- Jährige, dabei war sie doch eigentlich über das Alter hinaus, oder etwa nicht?
Vielleicht konnte sie sich hier auf dem stillen Örtchen etwas beruhigen.
Sie betrat eine Kabine und setze sich auf die Klobrille.
Peinlich berührt nahm sie einige Lagen Toilettenpapier, um ihre Feuchtigkeit zwischen den Beinen abzuwischen.
„Ganz ruhig. Er ist ein toller Typ, aber kein Grund, hier gleich auszuflippen“ sagte sie sich.
„Komm runter, ganz ruhig“. Diesen Satz wiederholte sie in Gedanken mehrere Male, gleich einem Mantra.
Ein wenig schien es zu helfen. Vielleicht auch, dass sie ein paar Mal tief ein und ausatmete, ehe sie langsam wieder aufstand.
Gedankenlos betätigte sie die Spülung und öffnete die Kabinentür. Rasch ging sie zu einem der Waschbecken und ließ etwas kaltes Wasser über ihre Arme laufen. Gleichzeitig blickte sie in den Spiegel. Ihr Gesicht war leicht gerötet, obwohl sie nun etwas ruhiger war. Peinlich dachte sie daran, wie rot sie wohl vor ein paar Minuten gewesen sein musste.
Verzweifelt kramte sie in ihrer Handtasche und suchte nach etwas. Schließlich fand sie etwas Gesichtspuder und trug es auf. Ein wenig half es tatsächlich, ihre peinliche Röte zu kaschieren, wenn sie sich auch mehr Erfolg gewünscht hätte.
„Ganz ruhig“ flüsterte sie zu ihrem Spiegelbild.
Nach einigen weiteren Minuten hatte sie den Eindruck sich nun wieder ausreichend unter Kontrolle zu haben. Sie hängte sie sich ihre Tasche wieder um die Schulter und verließ den Raum, fest entschlossen, ab sofort ruhiger zu bleiben. Es war höchste Zeit, zurückzukehren, nachher dachte der Mann noch, sie habe ihn versetzt. Und das er ging, das wollte sie auf keinen Fall.
Mit betont lässigen Schritten kehrte sie an ihren Platz zurück.
„Verzeihen Sie, dass es etwas länger gedauert hat“.
„Kein Problem. Das ist nun mal so bei den Frauentoiletten, dass man da oft warten muss. Da haben wir Männer es dann doch einfacher“.
Sie nickte und fixierte einen Punkt über seine Augen. Er hatte ihr eine perfekte Entschuldigung gegeben und sie vermied es, ihn zu korrigieren – trotzdem gefiel ihr diese Unwahrheit nicht.
„Ich muss mich entschuldigen, ich habe es vielleicht gerade etwas übertrieben“ hörte sie ihn erneut sprechen.
Ein weiterer Satz, den sie nicht verstand, aber in diesem Moment wurde sie etwas ruhiger. Ihr Gesprächspartner schien sie mit einem Mal nicht mehr ganz so sehr zu erregen wie noch vor wenigen Minuten.
Innerlich atmete sie erleichtert auf. So war der Gang zur Toilette doch erfolgreich gewesen.
Da ihre Getränke mittlerweile auf dem Tisch standen, griff sie dankbar mit einigermaßen ruhiger Hand nach ihrem Glas und nahm einen großen Schluck. Wobei Cola sicher nicht das beste Mittel war, ruhig zu werden, vielleicht hätte sie doch auf etwas anderes zurückgreifen sollen, Kamillentee zum Beispiel oder Baldriantropfen, dachte sie sich.
„ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“ ergriff er wieder das Wort. Seine Stimme machte sie noch immer verrückt. „Ich bin Michael“.
„Freut mich. Dani“.
„Dani?“ fragte er etwas verblüfft.
„Naja. Eigentlich Daniela. Meine Freunde nennen mich nur meist so“.
„Ach so, natürlich. Manchmal ist das Verkürzen ja praktisch. Aber mir gefällt Daniela besser“ verriet er. „Was halten Sie davon, wenn wir uns duzen?“
„Ähem... ja, habe ich nichts dagegen“ erwiderte sie nach kurzem Zögern, etwas überrascht über seine schnelle Vorgehensweise, aber nicht abgeneigt. „Freut mich, Michael“.
„Bist du öfters hier, Daniela?“ erkundigt er sich neugierig.
„Ja, eigentlich schon“. Die Frau starrte auf ihr halbleeres Glas. Irgendetwas drängte sie, ihm die volle Wahrheit zu sagen und sie sträubte sich dagegen. Er war immer noch ein Fremder, und sie verstand diesen Impuls nicht, da er nicht zu ihr und ihrem gewöhnlichen Verhalten passte.
„Daniela?“ drang seine sanfte Stimme an ihr Ohr.
Ihr Mund schien auf einmal ein seltsames Eigenleben zu besitzen und ohne, dass sie es verhindern konnte, plapperte sie los: „Ich bin meist mit meinen Freudinnen hier. Naja, eigentlich sind es keine richtigen Freundinnen, eher Bekannte. Ich will mich dann ablenken, auch, weil mir das Studium schwerer fällt als gedacht. Aber vor allem bin ich sehr einsam und hoffe jemanden kennenzulernen, der zu mir passt“.
Sie seufzte erleichtert. Jetzt, da es raus war, fühlte sie sich viel leichter und dieser Zwang war glücklicherweise fort. Sie hatte sich kurz vor dem Geständnis seltsam gefühlt, fast so, als würde sie von etwas gezwungen, sich ihm zu offenbaren.
Eigentlich hätte es ihr peinlich sein sollen, sich einem Unbekannten so weit zu öffnen, aber dieser Gedanken kam ihr nicht.
„Ja, manchmal kann so ein Studium ganz schön stressen“ zeigte er Verständnis. „Ich denke aber, dass du zukünftig kein Bedürfnis mehr hast, jemanden kennenzulernen, oder?“
„Nein, werde ich nicht“. Er hatte recht. Weshalb versuchte sie, an einem solchen Ort jemand passendes zu finden? Diese Vorgehensweise erschien er auf einmal lächerlich.
Wieder schien sie irgendwas davon abzuhalten, weiter nachzudenken. Dann wäre ihr vermutlich aufgefallen, dass sie ja genau das in diesem Moment tat.
„Bist du alleine?“ hörte sie nun seine weiteren Fragen. „Also ich meine, deine Verwandtschaft, hast du viele Freunde?“
„Naja, nur oberflächige Freundschaften, da hält man dann Kontakt, wenn es gerade passt“ gab sie bereitwillig preis. „Mit meinen Verwandten treffe ich mich nicht mehr, außer meinen Eltern, natürlich. Sie finanzieren auch zum größten Teil mein Studium“.
„Das müsste leicht zu schaffen sein“ hörte sie ihn murmeln und weiter irgendetwas von „passt genetisch perfekt“, und „Blutmädchen“, war sich jedoch nicht sicher, ob sie es tatsächlich richtig verstanden hatte. Sie verstand eh nicht immer, was er meinte, aber das war ihr im Augenblick auch nicht wichtig. Er hatte so schöne Augen, diese faszinierten sie am meisten, vor allem, wenn sie immer wieder diesen seltsamen Glanz bekamen. Und seine blonden Haare, die so herrlich frech abstanden. Weshalb hatte sie früher immer dunkelhaarige Männer bevorzugt? Blond war doch viel schöner, sie war es ja schließlich auch.
Am liebsten hätte sie ihre Hände durch sein Haar gestreift, trotz des Haargels. Sie wollte aber nicht zu forsch rangehen.
Sein Blick fiel nun auf die Tanzfläche, die etwas entfernt war. Die Musik war nicht so laut wie sonst in anderen Clubs und auch eher klein geraten. Es war eher eine Gelegenheit etwas zu tanzen, aber sicher nicht die Hauptauslegung dieses Lokals.
„Daniela, möchtest du tanzen?“ erkundigte sich Michael.
„Ach, ich glaube heute nicht mehr. Ich bin doch schon recht müde“ lehnte sie ab.
„Ich denke doch, dass du willst. Fühle in dich rein, Daniela. Du hast gerade große Lust dazu“.
„Ich habe gerade große Lust dazu“ wiederholte sie gedankenlos. Ab dem Augenblick, da er diesen Satz ausgesprochen hatte, hatte sie mit einem Male tatsächlich das Bedürfnis verspürt, genau dies zu tun.
„Dann komm mit“ bat er sie mit einem seltsamen Grinsen und war schon aufgestanden. Fast willenlos stand sie auf und bot ihm seine Hand an. Galant nahm er sie und umfasste sie mit festem Griff.
Bereitwillig ließ sie sich von ihm führen.
Irgendetwas in ihrem Kopf sagte ihr, dass das, was hier gerade geschah, nicht ihrem Willen entsprach. Aber diese Stimme war zu schwach und verstummte, noch bevor sie die Tanzfläche erreicht hatten.