Während sie den Fahrstuhl hinauf zu seiner Wohnung fuhren, musste er an ihren knackigen runden Hintern denken, der durch die enge Jeans deutlich zu erkennen war. Sein Blick hing im Augenblick in ihrem Gesicht.
Verdammt – wer hatte hier eigentlich wen in der Hand?
Sie selbst bekam nichts mehr mit, bemühte sich vergeblich, die Kontrolle zurückzubekommen. Mit aller Kraft unterdrückte sie ein Stöhnen.
Er hatte keine Lust mehr zu warten, er wollte sich endlich an ihr laben und von ihr trinken.
Er dachte gar nicht daran, ihr die Kontrolle zurückzugeben. Er hatte ja selbst fast keine mehr. Er brauchte sie, jetzt gleich, oben in der Wohnung.
Ja, er hatte sich tatsächlich nicht mehr im Griff. So hatte er vorhin doch tatsächlich vergessen, ihr die Illusion von Körperwärme vorzugaukeln und sie hatte die wahre Temperatur- bzw. Kälte – seiner Hände gespürt. Verdammt, unter Menschen musste er das ständig tun und das ging normalerweise automatisch, das musste er nicht weiter darüber nachdenken. Sein gesamter Körper fühlte sich für die anderen warm an. Während all den Jahrzehnten hatte er es nicht ein einziges Mal vergessen, und ausgerechnet bei ihr war ihm dieser Fehler unterlaufen.
Er war ein Amateur.
Ihr Geruch verhöhnte ihn geradezu. Ihr Blut zusammen mit dem Duft der Erregung, eine unwiderstehliche Mischung.
Ein wenig hatte er sie jetzt wieder heruntergekühlt, aber gleich oben in der Wohnung würde sie über ihn herfallen.
Ihm gefiel dieses Spiel. Sie sollte den Eindruck haben, dass sie ihn brauchte, nicht umgekehrt.
Und auch wenn alles nur durch seine Manipulation geschah, würde sie nicht spüren, dass alles künstlich hervorgerufen wurde. Er konnte nicht wirklich dafür sorgen, dass sie sich in ihn verliebte, dazu war er nicht fähig. Was er konnte war, ihren Körper zu beeinflussen. So sorgte er dafür, dass sie ihr Herz pochen hörte, einen flauen Magen bekam und sie sehr erregt war. Die Interpretation dieser Körpersignale hinterließ er ihrem Gehirn.
Und er wusste, dass sie längst überzeugt war, sich in ihn verliebt zu haben. Und es durch die Schlussfolgerung ihrer Synapsen wohl auch war.
Insofern konnte er es dann doch, sie verliebt zu machen.
Ja, er wollte sein Blutmädchen auch glücklich machen. Das war ein geringer Preis dafür, dass er schon sehr bald regelmäßig von ihr trinken würde und sie sich bisweilen danach auch etwas schwach fühlen würde. Wenn man den Lebenssaft raubte, schwächte man vorübergehend seinen Spender, das war nur natürlich.
Um zukünftig öfter trinken zu können, musste er sie jedoch dafür vorbereiten. Dafür blieb noch genügend Zeit, das zu organisieren, schließlich musste er erst abends los.
Verdammt, was machte er sich eigentlich jetzt schon alles für Gedanken?
In diesem Moment stoppten es und die Tür öffnete sich mit dem berühmten Pling. Sie hatten sein Penthouse erreicht.
Er zog die Chipkarte aus dem Geldbeutel und fuhr über das Schloss. Ein Lämpchen leuchtete grün auf, und mit einem leichten Druck auf die massige Türe öffnete er, die junge Frau fest im Schlepptau.
Kaum waren sie beide eingetreten, verriegelte er, obwohl das eigentlich nicht notwendig war. Er sorgte dafür, dass sie sich gegenüber standen und näherte sich ihrem Gesicht, als wollte er sie küssen, verharrte aber.
Nun ließ er sie kommen – Herzklopfen und -flattern, ein flaues Gefühl im Magen und heftiges Pochen ihrer Muschi.
Nicht bis zum Orgasmus, aber kurz davor.
Sie stöhnte laut, konnte keinen Widerstand leisten. Ohne weiter nachzudenken, umschlang sie mit ihren Armen seinen Nacken und drückte ihre Lippen auf die seinen.
Sie gehörte ihm. Er beherrschte sie.
Beide öffneten den Mund. Sofort schlängelte seine Zunge in ihren Rachen, umkreiste spielerisch die ihrige. Sie gab irgendwelche undefinierbare Geräusche von sich. Er ließ seine Zunge ein wenig wachsen –in ihrem Zustand merkte sie das sowieso nicht. Trotzdem ging er dezent vor und dehnte sie nur ein wenig aus.
Schon praktisch, dass er als Vampir eine variable Zunge hatte, die er bei Bedarf strecken und damit ein wenig verlängern konnte. Sie war dann zwar nicht so lang wie z.B. bei einem Chamäleon oder einer Schlange, aber manchmal war es einfach praktisch.
Ohne sein Tun zu unterbrechen, ging er leicht in die Hocke und hob sie mit seinen Armen hoch, die er unter ihre Oberschenkel geschoben hatte. Noch immer küssend trug er sie mit Leichtigkeit in sein Schlafzimmer und setzte sie vorsichtig ab. Er löste sein Gesicht, was ihr ein enttäuschtes Wimpern entlockte.
„Zieh dich aus“ drängte er, während er bereits dabei war, den Knopf seiner Hose zu öffnen. Scheiß auf langsames und erotisches Entkleiden, dazu hatte er jetzt wirklich keine Lust.
Michaels Schlafzimmer war großzügig, wenn auch ein wenig düster eingerichtet. Rechts neben dem Fenster – bei welchem übrigens, wie fast immer, der Rollladen heruntergezogen und die schwarzen Vorhänge zugezogen waren – stand ein großes Bett. Es handelte sich hierbei um ein Doppelbett, welches aus zwei Matratzen bestand, jede ein Meter breit und 2,20 Meter lang. Beide Matratzen waren mit schwarzen Spannlaken bezogen. Als Bettwäsche hatte er zwei große Decken in Übergröße, die mit einer edlen Satinbettwäsche bezogen waren – eine Seite dunkelrot, die andere schwarz.
Die Farben hatte er bewusst so gewählt, da sie ihn an seinen Sarg mit dem roten Samtbezug erinnerten. In einem Sarg schlief er schon lange nicht mehr, und hatte ein gespaltenes Verhältnis dazu. Er hatte lange schlecht darin einschlafen können, die erste Zeit hatte er furchtbar Platzangst gehabt. Und umdrehen konnte man sich auch nicht. Davon abgesehen, stieß man sich ständig irgendwo an.
Und das nur, weil die hiesigen vampirischen Ärzte damals meinten, es sei absolut unabdingbar, jegliches Licht würde Vampire sofort verbrennen und somit töten. Des Weiteren würde der totenähnliche Schlaf sie verraten, daher wäre das nächtliche Schlafen in Särgen in der hauseigenen Gruft das beste Versteck. Vampire ohne hauseigene Gruft hatten ihre Särge oft versteckt im Keller, manchmal auch in der Nähe bei einem befreundeten Vampir, wenn dies schwierig war. Ihre Art hatte schon früher einen großen Zusammenhalt gehabt, wenn es um das Vertuschen ihrer Existenz ging.
Die von den Ärzten geschürte Angst hatte sich jahrelang gehalten und so waren beide Thesen lange nicht widerlegt worden. Und unglücklicherweise hatte gerade das Verhalten die Furcht und Aufmerksamkeit der Menschen noch verstärkt, statt zu lindern. Eine zufällige Beobachtung des nächtlichen Umzugs in die Gruft reichte dazu aus.
Erst Jahre später hatte man dann endlich die ganze Geschichte genauer untersucht. Dass er als Vampir wie tot beim Schlaf aussah, war schlicht übertrieben. Sie bewegten sich normalerweise nicht mehr, wenn sie einmal eingeschlafen waren, das war insoweit richtig. Aber wie bleich oder tot sie dabei aussahen, hing von der letzten Blutmahlzeit ab, von nichts anderem. Aber man hatte das lange geglaubt und auch nie nachgeprüft, konnte man ja auch nicht, wenn jeder solo in seinem Sarg lag.
Ebenso, wie viel Licht ihre Art ertrug. Problematisch waren vor allem die Augen, aber dazu gab es ja Sonnenbrillen. Und gegen Verbrennungen half die Kombination „Sonnencreme“ und „Blutüberdosis“ ganz gut, wenn es auch nach wie vor sehr schädlich war, sich in der vollen Mittagssonne aufzuhalten. Aber aus anderen Gründen, wie die Menschen dachten.
Mit den Jahren hatte sich Michael dann dennoch an diese Sarggeschichte gewöhnt und hatte sein „Bett“ auch ein Stück weit in sein Herz geschlossen. Schließlich hatte er ja Jahrzehnte lang seine Tage darin verbracht.
Aus diesem Grund, aus einer sentimentalen Erinnerung, lag Daniela nun auf seinem Bett aus rot und schwarz. Folgsam hatte sie sich ausgezogen und starrte ihn erwartungsvoll an. Ihr Brustkorb hob und senkte sich in schneller Folge. Ihr süßlicher Geruch war betörend und es war ihm auch egal, dass sie gerade etwas auslief und Flecken auf seiner Bettwäsche hinterließ.
Bei Vampiren gehörte das Trinken und Sex idealerweise, wenn auch nicht zwingend, zusammen. Die Aussicht, sich zu nähren erregte sie ebenso wie gute Gerüche ihrer Opfer, sei es Angst, Erregung oder einfach der Geruch des Blutes.
Sie machte ihn an, wie sie da so leicht zitternd auf seinem Bett lag, so dass sein bestes Stück sofort steil nach vorne sprang, nachdem er es aus seinem Gefängnis befreit hatte. Er warf die Boxer Short achtlos neben das Bett auf den Boden, wo bereits der Rest seiner Kleidung lag, und mit einem Hechtsprung war er neben ihr.
Beide begannen sofort, sich gegenseitig mit den Händen zu streicheln. Er achtete darauf, dass sie die Anomalien an seinem Rücken nicht bemerkte. Diese zu verstecken, war er jedoch bereits gewöhnt.
Seine Hände fuhren zärtlich über ihre Junge Haut, geschickt und routiniert. Überall waren seine Hände, wobei er die wirklich interessanten Stellen noch aussparte. Gleichzeitig senkte er seinen Kopf und berührte ihren Hals, um sie dort mit Küssen zu bedecken.
Sie stöhnte und kicherte gleichzeitig. Offensichtlich kitzelte er sie dadurch.
Seine Eckzähne, wie ebenso seine Krallen, wollten sich gerade herausschieben. Mühsam unterdrückte er diesen Reflex und drängte sie mit aller Willenskraft zurück.
Noch nicht.
Er musste dafür sorgen, dass ihre Augen nichts von all dem mitbekommen würden. Sobald er mit dem Trinken angefangen hatte, würde er sie nicht mehr beeinflussen können. Daher musste er aufpassen, dass sie in dieser Situation nicht nur erregt, sondern gedanklich so weit weg war. Sie sollte auch ohne Beeinflussung nicht wirklich mitbekommen, was geschah.
„Warte einen Moment, Kleines“ flüsterte er gepresst und löste sich von ihr. Sie war zu sehr überrascht, um Widerstand zu leisten. Er rollte sich elegant zur Seite, ohne ihren leisen Protest zu beachten. Rasch ging er zu der Beistellkommode und holte einige Utensilien hervor.
„Michael“ jammerte sie, „du kannst doch jetzt nicht…“
„Keine Panik“ beruhigte er. „Rutsche noch ein wenig nach oben, dann können wir rasch wieder weitermachen“.
Zitternd kam sie seiner Aufforderung nach. Misstrauisch betrachtete sie die Dinge, die er mitgebracht hatte. Manschetten, Ketten, Bänder und eine Art Augenbinde. „Ich weiß nicht, ob ich auf so was stehe, Michael. Ich würde lieber…“.
Er grinste. Er wusste genau, was in ihr vorging. Sie hatte Angst, gleichzeitig würde sie es nicht mehr lange aushalten können.
„Wir probieren es einfach aus. Wenn es dir nicht gefällt, mache ich dich sofort wieder los. Lässt du mich die Bettdecke wegnehmen?“
Sie seufzte und suchte seinen Blickkontakt. Augenblicklich wurde sie ruhiger und nickte. Sie legten die Decke beiseite und sie robbte noch ein Stück nach oben.
„Genügt schon, Daniela“ antwortete er und griff nach den Manschetten. Behutsam schnallte er sie um ihre Handgelenke. Mit seinem Zeigefinger überprüfte er, dass sie nicht zu fest saßen, schließlich sollte sie sich nicht verletzen.
„In Ordnung?“ fragte er besorgt.
„Ja, mir geht es gut“.
Er hatte dafür gesorgt, dass sie sich leicht beruhigte. Im Übrigen waren die Manschetten weich gepolstert und waren notfalls auch schnell wieder mit dem Klettverschluss geöffnet. An beiden waren Karabiner angebracht, an der er jetzt jeweils eine kurze Kette anbrachte, die wieder mit einem Karabiner abschloss. Er verband beide mit dem Bettgestell am oberen schmalen Ende. Er bemühte sie so zu fesseln, dass sie nicht zu viel Spiel mit ihren Armen hatte, es aber auch nicht zu unbequem für sie war.
Erleichtert stellte er fest, dass es ausreichte, sie nur gering zu beeinflussen. Offensichtlich war sie der Fesselung nicht abgeneigt, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Das war ihm wichtig – er wollte sie nicht ständig manipulieren, vor allem beim Sex und erotisches Spielen. Er hoffte inständig, dass sie ihn eines Tages auch ohne seine Beeinflussung begehren würde. Er würde sich dafür auf jeden Fall alle Mühe geben.
Er wollte kein Püppchen, dass nur das machte, was er sagte. Das war nicht sein Ding. Er hoffte, vielleicht irgendwann komplett auf diese Gedankenkontrolle verzichten zu können. Die Vorstellung, ihr jedes Mal die Erinnerung nach dem Sex zu verändern oder zu löschen, damit sie den Biss vergaß, war ihm weiter ein Greul.
So leistete sie auch ohne sein Eingreifen keinen Widerstand, als er ihre Beine spreizte und sie mit den Bändern fixierte. Für solche Fälle hatte er schon vor längerer Zeit einige Ösen und Haken an den Längsseiten des Bettes unten dezent angebracht, auch unten im schmalen Raum zwischen den Matratzen.
Nun kam die Hauptsache, weshalb er das alles überhaupt veranstaltete.
„Ich möchte dich gerne verwöhnen“ sagte er mit rauer Stimme. „Ich würde dir dazu gerne die Augen verbinden. Dann kannst du alles viel intensiver spüren“.
Sie nickte. Er spürte, wie ungeduldig sie war. Ja, leicht machte er es ihr gerade nicht.
Behutsam platzierte er die Augenpads, ehe er ihr das Tuch umband.
„Hab keine Angst, ich bin bei dir. Dir passiert nichts“ flüsterte er und strich zärtlich über die Wange. „Genieße es einfach, was ich mit dir anstellen werde“.
Als Antwort lächelte sie ein wenig gezwungen. Ihr ging das alles ganz offensichtlich viel zu lange. „Nun fang schon endlich an, Michael“.
Er grinste spöttisch. Seiner Stimme war jedoch nichts davon anzumerken.
„Ja, das werde ich. Keine Sorge. Du wirst Dinge erfahren, die du noch nie zuvor erlebt hast“.
Kaum hatte er seinen Satz beendet, war das ein anderer Mann, der sich über sie beugte.
Eine Gestalt mit vier Reißzähnen und Hände mit langen Krallen. Eine Kreatur, dessen Augen nicht mehr grün, sondern nun rot war und leicht schimmerten.